Streng wissenschaftlich: Wie «heiss» sind wir?

How hot...?Nein, man muss nicht zwingen so gestochen drein schauen, das Programm sollte mit Hilfe seiner künstlichen Intelligenz auch so rausfinden, wie «heiss» man ist. Das Alter soll auch gleich erraten werden. Immerhin Zweiteres ist ja nicht sooo weit daneben. Obwohl von der ETH mitgetragen, wird schon auf der Website darauf hingewiesen, man solle die Resultate not too seriously nehmen… 😉

Hört auf zu beten – Paris is about life

Schon vor eineinhalb Jahren habe ich hier geschrieben, dass beten jetzt das falsche Mittel sei. Damals ging es um die Krise in Israel. Heute liegt der Herd des Terrors viel näher. Manche mögen die Anschläge von gestern Nacht als eine Art Fortsetzung des Angriffs auf Charlie Hebdo verstehen. Doch anders als damals richteten sich die Aktionen nicht gegen spezielle Akteuere, sondern gegen Zivilisten und im Endeffekt gegen unseren Lebensstil.

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Doch genau jener Lebensstil hat mit Beten nun so gar nichts zu tun. Er beruht auf den Werten der Aufklärung. Immer wieder wurden die religiös begründeten Regeln zugunsten von mehr persönlicher Freiheit beschnitten. Darum wäre es nun auch völlig falsch, mit mehr Einschränkungen zu reagieren. Wir brauchen noch mehr Demokratie, Empathie, Freiheit. Und zwar für alle in gleichem Masse. Unabhängig von Religion oder Herkunft.

Begehen wir nicht den Fehler, die Ereignisse als Angriff der einen Religion auf die andere zu verstehen. Ebenfalls sollte man nicht dem Irrtum unterliegen, die Flüchtlinge für solches Tun verantwortlich zu machen. Denn, guess what: Genau vor so einer Scheisse flüchten die ja hierher.

Was die Menschen in Paris erleben mussten, geht uns alle an, denn: This was an attack on all of humanity and the universal values we share. Ich sehe das genau gleich, wie Präsident Obama.

In diesem Zusammenhang muss ich einmal mehr Jens Stoltenberg zitieren:

The Norwegian response to violence is more democracy, more openness and greater political participation.

Dieser und nur dieser Weg muss eingeschlagen werden, wenn wir «gewinnen» möchten.

Mein Editorial

watson.ch hat die User aufgerufen, ein Editorial zu schreiben. Nicht für sich, sondern für 20 Minuten. Dies als Reaktion auf eine als Editorial getarnte Anzeige der SVP, die die ganze Frontseite des Gratismagazins einnahm. Natürlich konnte ich dann nicht anders als selbst in die Tasten zu hauen. Voilà:

Alle vier Jahre haben wir die Gelegenheit, die Zukunft unseres Landes entscheidend mitzuprägen. Das ist ein enormes Privileg, auf das wir ruhig ein wenig stolz sein dürfen. Ich sage „ein wenig“, weil Hochmut bekanntlich vor dem Fall kommt. Und fallen möchten wir ja nicht, oder? Viel zu schön ist es hier, wo man sich fast alles leisten kann, obwohl die Preise im internationalen Vergleich ein hohes Niveau aufweisen. Wir haben uns diesen Lebensstandard erarbeitet. Mit einer innovativen Wirtschaft, die nur mit wenigen Schranken zu kämpfen hat und darum zu denn wettbwerbsfähigsten weltweit gehört. Aber auch mit einem gut funktionierenden sozialen Netz, das einen auffängt, wenn es dann mal eben doch nicht so richtig gut läuft. Dazu kommen hervorragende Möglichkeiten, sich aus- und weiterzubilden. Und auch wenn man uns ständig etwas Anderes beibringen möchte: Wir sind richtig gut in Sachen Integration. Wann hast Du die letzte Pizza gegessen, wann den letzten Döner? Schmeckt das Curry beim Thai um die Ecke?

Dies waren und sind die Erfolgsgaranten der Schweiz. Setzen wir uns dafür ein, dass wir sie nicht selber aus einer unbegründeten Angst heraus abbauen. Weiter sollten wir dafür kämpfen, ein offenes Land zu bleiben, das die Stärke der Vielfalt der Bevölkerung zum eigenen Vorteil nutzen kann. Denn wie steht es in der Kuppel des Bundeshauses? Unus pro omnibus, omnes pro uno – Einer für alle, alle für einen.

Selbstverständlich war der Text zu lang. Nur gerade 790 Zeichen waren nämlich zugelassen. Das mag für ein paar markige Worte aus einer extremen politischen Ecke langen, für mich eher nicht. Trotzdem habe ich das Ding dann so weit gekürzt, dass es doch noch auf watson.ch publiziert werden konnte. Hier nämlich.

Wenn ich de chönnt bhalte..

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Als wir den schwarzen Aventador in Zürichs Ausgangsviertel erblickten, ging es nur Sekunden und schon standen fünf weitere Leute um den Supersportwagen herum. Ein kleiner (vielleicht so 11 Jahre alt) Fan frage mich, ob es meiner sein. Ich musste verneinen. Er ging weg und kam gleich wieder, um ein Handybild zu schiessen. Und dann sagte er:

Aso wenn ich de chönnt bhalte… würd ich de bhalte.

 

EXPO 2015 am Weekend – ein paar Tipps

Die EXPO 2015 läuft nur noch bis Ende Oktober. Aber vielleicht gibt es doch noch Leute, die sich überlegen nach Milano zu fahren. Denn: Lohnen tut es sich allemal. Wenn man kann, sollte man auf jeden Fall unter der Woche hingehen. Wir konnten nicht. Das hiess dann neben überteuerten Hotelpreisen auch noch ziemlich lange Schlangen vor so ziemlich allem. Warum es sich trotzdem lohnt, hinzugehen?

  • Alleine die Architektur der Pavillons ist sehr spannend.
  • Die Qualität der einzelnen Pavillons schwankt zwar stark, dennoch ist es interessant zu sehen, wie sich die einzelnen Länder selbst darstellen.
  • Das Essen (vor allem in oder an den Pavillons selbst) ist sehr vielseitig und häufig auch richtig lecker.
  • Ich bezweifle, dass es in naher Zukunft wieder eine Weltausstellung geben wird, die so schnell erreicht werden kann.
  • Am Wochenende sind die Menschenmassen an sich schon recht beeindruckend, die Grösse des Geländes ist es sowieso.

Also… an den Wochenenden hat es wirklich unglaublich viele Leute. Wie viele genau? Am Samstag 19. September waren es zum Beispiel 241,934 und wir vier. Auch wenn das Gelände 1,1 Quadratkilometer gross ist – das ist wirklich eine enorme Masse. Darum gibt es auch wirklich vor allem lange Schlangen. Schon am Morgen kann es sein, dass man einfach mal eine Stunde ansteht, um überhaupt auf das Gelände zu kommen. Was wären also die Tipps?

  • Wer anstehen nicht so mag (und mal ehrlich, wer mag es schon?), kann sich die kleineren in Cluster organisierten Stände ansehen. Die sind zwar ziemlich rudimentär, bieten aber einige Abwechslung und scheinen mir auch sehr authentisch zu sein. Von spartanisch (Griechenland), über einen Raum voller kaufbaren Holzfiguren (Ghana) und einen Raum voller unkaufbarer Dinge (Sri Lanka) ist so ziemlich alles dabei.
  • Es geht ja ums Essen. Also will man auch gut futtern. Aber wo? Einige Pavillons bieten die Möglichkeit, gleich im Anschluss an die Ausstellung zu essen. Nur einer hat uns aber richtig überzeugt: Israel. Es gibt Hummus, Falafel und Shakshuka in hervorragender Qualität, frisch gemacht und dazu noch gar nicht mal so teuer. Ausserdem ist der Essensstand auch ohne Besuch der Ausstellung zugänglich. Und: Es gibt praktisch keine Schlangen. Fazit: Unbedingt dort essen.
  • Von den grossen Pavillons haben uns zwei besonders gefallen: Iran und Polen. Beide zeigen eine schöne Ausstellung, die das Thema gut aufgreifen. Ausserdem waren die Anstehzeiten bei beiden sehr erträglich.
  • Wenn es warm ist (bei uns ca. 28 Grad) ist man froh, dass es an einigen Orten Wasserstellen hat, die sogar Wasser mit Kohlensäure speien. Es ist also eine gute Idee, eine PET- oder andere Flasche im Gepäck zu haben, die man immer wieder neu auffüllt.
  • Das Essen in den Restaurants würden wir nicht empfehlen. Zum einen ist die Organisation sehr italienisch, zum anderen sind die Preise vielerorts deutlich zu hoch für das Gebotene. Kommt dazu, dass man auch dort häufig länger ansteht. Auch für die Pizza gleich beim riesigen Pavillon Italiens steht man lange an. Die ist allerdings ziemlich lecker. Bestellen tut man übrigens an der Kaffeebar auf der anderen Gebäudeseite (logisch, oder?).
  • Wie es sich mit den Parkplätzen verhält, weiss ich nicht. Aber einige von ihnen sind auf jeden Fall ganz schön weit vom Gelände entfernt. Wir hatten unser Hotel (Italiana Hotels – eher überteuert) im nahen Rho, das mit dem Zug nur eine Haltestelle von Milano Fiera entfernt ist. Die Züge fahren zwar … ähm italienisch. Aber wenn sie dann kommen, sind sie modern, schnell, sauber und auch nicht zu überfüllt.

 Expo 2015 Milano

Premiere der Formel 1 in Istanbul – 10 Jahre

Yep, das ist schon 10 Jahre her. Inzwischen ist die Formel 1-Strecke Istanbul Park leider nicht mehr Teil des Rennkalenders. Dies, obwohl der Circuit einer der schönsten überhaupt ist und er auch technisch einige Herausforderungen für die Fahrer bereithält. Damals sah es so aus, als wäre die Türkei mit Volldampf in Richtung Europa unterwegs. Die Zeiten ändern sich manchmal ziemlich schnell. Vier Fahrer sind allerdings immer noch mit dabei in der heutigen Weltmeisterschaft.

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Fahren im Stau

Eigentlich wollte ich schon ewig was zu dem Thema schreiben, kam aber irgendwie nie dazu. Ein Erlebnis im Gubristtunnel hat mir das wieder in Erinnerung gerufen. Als ich im Stau nicht sofort wieder aufschloss, wurde ich von einer SUV-Fahrerin rechts überholt und mit wilden Handzeichen eingedeckt. Danke dafür, Du hast gar nichts begriffen. Weiter vorne wechselte sie dann auf die linke Spur.

Es dauert noch ein paar Jahre, bis auf den Autobahnen alles automatisch läuft. Bis dahin wird der Verkehr aber weiter zunehmen und mit ihm die Staukilometer. Es wäre also gut, wenn wir uns überlegten, wie wir das am besten bewerkstelligen. Hier ein paar Fragen und vor allem die Antworten darauf.

Aufschliessen oder nicht?

Ja, wir sind ja alle schampar im Stress, und darum müssen wir die Lücken, die sich im Stau ergeben, sofort wieder füllen. Das tun wir, indem wir so stark wie möglich beschleunigen, um möglichst schnell wieder am Heck des Vordermannes zu sein. In der Stadt könnte dieses Verhalten sogar noch sinnvoll sein, weil man damit Kreuzungsbereiche schneller leert. Auf der Autobahn bringt es sogar noch mehr Stau. Durch das starke Beschleunigen muss man dann wieder bremsen, das folgende Fahrzeug ebenfalls und so weiter. Der Ziehharmonikaeffekt kommt voll zum Tragen und der Stau dauert länger, als er müsste. Zudem wird er auch physisch länger.

Richtig: Gibt es eine Lücke vor dem eigenen Fahrzeug, soll diese langsam wieder geschlossen werden. Im Idealfall beschleunigt  man auf ein Tempo, das es ermöglicht, ohne zu bremsen kontinuierlich voranzukommen. Die Hinterherfahrenden können (in der Theorie) das gleiche Tempo annehmen und sorgen somit für eine kontinuierliche Fortbewegung anstelle des steten Stop-and-Go. Weniger anfahren und bremsen ist auch für das Material angenehmer.

Die Wichtigkeit der Bremsleuchten

Immer häufiger sind unsere Fahrzeuge automatisch geschaltet, was zur Folge hat, dass wir die Bremse betätigen, wenn wir langsamer fahren möchten. Im Kolonnenverkehr hat das den unschönen Nebeneffekt, dass durch die dritte Bremsleuchte oben das Signal bis weit hinter das eigene Auto transportiert wird. Das wiederum bewirkt, dass ein kleiner Bremsimpuls dazu führen kann, dass eine ganze Kolonne bremst, obwohl das vielleicht gar nicht nötig wäre. Natürlich soll man nicht in das vorausfahrende Auto reinknallen. Aber: Im Sinne eines verbeserten Verkehrsflusses hilft es, wenn wir es einfach etwas rollen lassen und die Bremse im Stau nur betätigen, wenn es nicht anders geht. Da wären wir eigentlich gleich wieder beim ersten Punkt, dass der Abstand nicht auf Teufel-komm-raus minimiert werden sollte. Vielmehr kann man mit dem Abstand «arbeiten» und ihn dann konsumieren, wenn die ganze Schlange wieder verlangsamt.

Einspuren beim Reissverschluss – früh oder spät?

Immer mal wieder wird in der Schweiz von drei auf zwei oder von zwei auf eine Fahrspur verengt. Meist sind Baustellen die Ursache dafür, aber auch Unfälle oder Reinigungsarbeiten. Da gibt es dann jeweils zwei Typen von Lenkern. Die einen wechseln auf die verbleibende Spur, sobald sie merken, dass dies nötig werden wird. Die anderen lassen sich Zeit, fahren bis man es dann nicht mehr darf und würgen dort rein. Ich schreibe absichtlich «würgen», weil es von den meisten so interpretiert wird. Tatsache ist: Die Würger machen es genau richtig. Die Fahrspuren können besser genutzt werden, wenn es nur ganz vorne ein Einfädeln gibt, statt das über einen Kilometer hinzuziehen. Der Verkehr würde flüssiger werden, würden alle Einfädler bis ganz nach vorne fahren. Bedingung ist natürlich, dass sie dort dann auch reingelassen werden.

Auf die schnellere Spur wechseln oder nicht?

Die andere Spur ist immer schneller. Jeder hat sich das im Stau schon mal gedacht. Und was ist die Folge dieses Gedankens? Richtig, man wechselt bei jeder Gelegenheit auf jene Spur, die einem schneller erscheint. Tatsächlich mag das für einzelne Fahrer und ihre Autos sogar funktionieren. Der Effekt für den ganzen Stau ist aber ein anderer. Durch die Spurwechsel ergeben sich hinter dem Einspurenden automatisch Bremsmanöver. Schliesslich will man einen gewissen Mindestabstand zum Vordermann haben. Das Ziehharmonikaphänomen wird also noch zusätzlich verstärkt.

Motorräder durchlassen oder nicht?

Wenn die Kolonnen stehen, geht es meist nicht lange und die ersten Biker schleichen in der Mitte nach vorne. Ich habe schon erlebt, dass Fahrzeuge dann absichtlich dicht gemacht haben, damit die Motorräder nicht durchkommen. Das mag sogar im Sinne der Gesetzgebung sein, ist aber trotzdem total dämlich. Neben der offensichtlichen Gefahr für die herannahenden Töfffahrer schliesst man auch gleich die Rettungsgasse in der Mitte, die man im Stau immer offen lassen sollte.

Warum langsam fahren, wenn es doch wenig Verkehr hat?

Das hat nur indirekt mit dem Thema zu tun. In der Schweiz werden immer mehr Autobahnteilstücke mit variablen Tempolimits ausgestattet. Nimmt das Verkehrsvolumen zu, wird die Geschwindigkeit automatisch abgesenkt. Am besten wäre der Fluss, wenn alle gleich schnell fahren würden. So kann es nun sein, dass Tempo 100 signalisiert ist, obwohl 120 noch gut «ginge». Würen nun aber alle verlangsamen, liesse sich der sonst bald folgende Stau eventuell verhindern, weil mit dem langsameren Tempo eben mehr Verkehr über die entsprechende Strasse geführt werden kann. Klingt komisch, ist aber so. Darum ist bekanntlich auch die Geschichte mit Tempo 140 ein absoluter Blödsinn. Also sollte man diese temporären Angaben ernst nehmen und damit helfen, den Verkehrsfluss aufrecht zu erhalten.

Und sonst so?

Generell braucht es einfach mehr Gelassenheit und Toleranz auf der Strasse. Nein, ich nehme mich da selbst gar nicht aus. Dann überholt der Lastwagen halt einen anderen, schliesslich muss der noch nach Italien. Den lichthupenden Audi einfach mal durchlassen, den Grund für die Eile kennt man ja nicht. Wer in der Schweiz über längere Strecken massiv zu schnell unterwegs ist, wird sowieso geblitzt… 😉

Übrigens: Wer sich für solches Zeug interessiert, dem sei Tom Vanderbilts Auto empfohlen.