Wie kannst Du es wagen, Gianni?!

For what we Europeans have been doing around the world in the last 3,000 years we should be apologising for the next 3,000 years before starting to give moral lessons to people.

FIFA-Präsident Gianni Infantino zwei Tage vor dem Start der WM 2022 in Katar

Im Vorfeld der diesjährigen Fussball Weltmeisterschaft in Katar wurde viel Kritik laut. Der Grossteil davon kam zwar spät, war aber trotzdem sehr berechtigt. Wer etwas über die sehr fragwürdige Vergabe des Turniers an den Wüstenstaat erfahren möchte, dem sei die SRF-DOK FIFA – Das Monster empfohlen. So oder so wichtig fürs Verständnis: Abgesehen vom Exekutiv-Komitee der FIFA hat niemand endgültigen Einfluss auf die Wahl der Austragungsorte. Die Menschrechtsverletzungen im Rahmen des Aufbaus der Infrastruktur sind nicht von der Hand zu weisen und sie gingen auch bis kurz vor dem Start weiter, trotz anhaltender Kritik.

Gestern dann die total irritierende Rede des FIFA-Präsidenten Gianni Infantino. Der hat inzwischen seinen offiziellen Wohnsitz nach Katar verlegt, weil er damit näher an der WM dran sei. Das hat in der Geschichte der FIFA noch kein Präsident gemacht. Nun kritisiert er die Kritiker. Und natürlich ist mehr als eine Prise Wahrheit mit drin in seiner Aussage. Europa blickt zurück auf eine Geschichte, die auch geprägt ist von Kolonialismus, Kreuzzügen, Sklavenhandel und Krieg. Aber: Man blickt eben zurück und hat seine Lehren für heute daraus gezogen. Und wenn in Europa heute ein Grossanlass ausgerichtet wird, dann muss man wohl schon fast mit der Lupe suchen, wenn man auch nur Spuren von Menschenrechtsverletzungen finden will. In Katar schaut es diesbezüglich etwas anders aus. Verlässliche Zahlen gibt es keine, die 15’000 Toten, die öfters genannt wurden, dürften nicht stimmen, die 3 Toten, die vom offiziellen Katar genannt werden aber bestimmt auch nicht.

Dass die sogenannten Arbeitsmigranten in den Golfstaaten unter miserablen Bedingungen arbeiten müssen und wie Menschen zweiter Klasse behandelt werden, ist nicht neu. Dass Infantino jetzt die Kritik dieses Umstandes mit einem Heucheleivorwurf de facto verbieten will, entlarvt ihn selbst als Heuchler erster Güte. Doch es geht noch krasser, wie ein weiterer, bereits vielzitierter, Auszug aus seiner Rede zeigt:

Today I have strong feelings. Today I feel Qatari, I feel Arab, I feel African, I feel gay, I feel disabled, I feel a migrant worker.

Gianni Infantino, überprivilegierter Walliser mit Wohnsitz Katar

Wenn man dann so etwas liest, kann es zu leichter Übelkeit kommen, ich weiss. Infantinos Gehalt wird auf 2,7 Millionen geschätzt, sein Vermögen auf gut 20 Millionen. Ok, mit einer gehörigen Portion Sarkasmus könnte man noch sagen, er sei ein Arbeitsmigrant. Und vor dem Hintergrund, dass die arabische Welt so ein kleines bisschen schockiert ist ab der Kritik, die aus dem Westen auf sie einprasselt, kann man seine Solidaritätsbekundungen vielleicht besser einordnen.

Doch es wird nicht besser. Nur die FIFA ist für die Vergabe in dieses Land verantwortlich. Klar, die Länderverbände hätten danach mit dem Boykottieren des Turniers eine Möglichkeit gehabt, doch hat sich leider kein Land getraut, sein Team nicht an die WM zu schicken. Die WM ist halt trotz allem die WM. Niemals hätte man sie in dieses Land vergeben dürfen. In ein Land, das von Gleichberechtigung und Mindeststandards in Sachen Menschenrechten soweit entfernt ist wie die Erde vom Mond. Ein Land, in dem Homosexuelle als geisteskrank betrachtet werden. Es ist sogar so, dass ihnen Konsequenzen für ihre sexuelle Ausrichtung drohen, so diese erkannt werden sollte.

Es ist lächerlich, peinlich und einfach nur eine bodenlose Frechheit, dass Gianni Infantino uns nun auch noch verbieten will, diese Umstände zu kritisieren.

P.S. Die Netflix-Dokuserie FIFA Uncovered habe ich noch nicht geschaut. Gut möglich, dass da auch noch spannende Fakten mit dabei sind.

Zweifel an der Elektromobilität

Am Mittwoch 8. Juni 2022 war ein denkwürdiges Datum. Das EU-Parlament hat beschlossen, ab 2035 keine Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen mehr zuzulassen, die Treibhausgase emittieren. In 13 Jahren dürfte es dann auch in der Schweiz schwierig werden mit den Verbrennern. Denn es ist nicht anzunehmen, dass die Hersteller für unser kleines Land inmitten von Europa noch Verbrenner liefern werden. Der Trend geht ja sowieso seit Jahren in Richtung Elektro. Trotzdem erlebe ich in Gesprächen immer wieder massive Zweifel an der Elektromobilität. Lasst uns die Argumente, Fragen und Antworten anschauen.

Stellvertretend hier ein Leserbrief aus der AutoBild vom 2.6.2022:

Die Entwicklung ist in den Kinderschuhen

Das würde ich aus verschiedenen Gründen bestreiten. Das Elektroauto war schon vor 100 Jahren sehr verbreitet. Erst danach begann der grosse Siegeszug der Verbrenner, der bis heute andauert. Momentan schwächt er sich ab, aber noch immer machen Elektroautos nur knapp 20% an den Verkäufen in der Schweiz aus. Das Angebot wächst stetig, was für eine weitere Verbreitung wichtig ist. Es gibt noch Segmente, die praktisch unbesetzt sind. So gibt es gerade einen einzigen Hersteller, der einen Kombi anbietet. Das ist die früher englische und heute chinesische Marke MG.

Die Entwicklung schreitet voran, Reichweiten und Ladegeschwindigkeiten wachsen. Das Gewicht der Batterien soll in den kommenden Jahren weiter sinken. Trotzdem sind auch die heute angebotenen Fahrzeuge schon auf einem sehr hohen und durchaus empfehlenswerten Entwicklungsstand. Das durfte ich bei meinem Test des Cupra Born einmal mehr feststellen. Der schaut nicht nur gut aus, er funktioniert auch im Alltag und bietet genügend Platz. Ähnliches gilt für den Renault Megane Electric, dessen Test noch aussteht.

Die Verbrauch an Grauer Energie ist höher als bei einem Verbrenner

Das Spannenste an diesem Argument ist für mich die Gegenfrage: Warum haben wir über Jahrzehnte nie über die Graue Energie in «normalen» Autos gesprochen? Natürlich steckt auch in einem Verbrenner ganz schön viel davon. Je nach Berechnung schneidet das Elektroauto ein bisschen oder sehr viel schlechter als ein Verbrenner ab. Dieser Nachteil wird über die Jahre des Gebrauches wieder ausgeglichen. Die Dauer ist dann abhängig von verschiedenen Faktoren, hauptsächlich natürlich von der Art, wie der verwendete Strom hergestellt wird.

Die Akkus können auch rezykliert werden. Sie bekommen ein zweites Leben als «Hausbatterie» oder als Pufferbatterie zum Ausgleich von Laststpitzen. Kyburz zeigt auf seiner Website schön auf, wie das Recycling vonstatten geht und was wofür verwendet werden kann.

Wie ist die Ökobilanz von E-Fahrzeugen? - Faktencheck Energiewende
Quelle: https://faktencheck-energiewende.at/fakt/wie-ist-die-oekobilanz-von-e-fahrzeugen/

Was ist denn mit den E-Fuels?

Tja, E-Fuels sind von der EU-Massnahme ebenfalls betroffen. Mir scheinen diese künstlich hergestellten Treibstoffe wie der letzte Hoffnungsschimmer der unverbesserlichen Petrolheads, doch noch Benzin verbrennen zu können. Klingt zu gut um wahr zu sein? Ist es auch. Focus hat es in einem Artikel in einem kleinen Abschnitt perfekt gesagt:

Momentan sind diese Treibstoffe noch so teuer, dass sie nicht mit den Fossilen mithalten können. Und ja, bei der Verbrennung von E-Fuels fallen nun mal die gleichen Emissionen an, wie das bei konventionellem Benzin der Fall ist. Dazu kommt dann noch der im Vergleich um Elektromotor schlechte Wirkungsgrad des Verbrennungsmotors…. Insofern können E-Fuels für das eigentliche Problem unmöglich die Lösung sein.

Elektroautos sind hässliche Verzichtsmobile

Das mag zu Zeiten des City-EL oder des Twike gestimmt haben, aber heute? Und ja, Tesla ist jetzt rein optisch auch nicht so meins. Aber… schon mal einen Porsche Taycan oder einen Audi e-tron GT gesehen? Oder was ist mit dem Hyundai Ioniq 5, dem Genesis GV60 oder dem Kia EV-6? Auch ein Audi Q4 e-tron oder ein Cupra Born schaut doch recht anständig aus. Bei den Limousinen gibt es den Lucid Air bald auch bei uns. Bis dahin muss man sich mit dem EQS von Mercedes begnügen.

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Lucid Air

Die Reichweite reicht nicht

Das mag stimmen, wenn man täglich von hier nach Rom und zurück fahren möchte. Aber wer macht das? Richtig: Niemand. Im Alltag reichen die Reichweiten von Elektroautos schon jetzt gut, wenn man zuhause aufladen kann. Denn dann hat man jeden Morgen 250 – 450 Kilometer zur Verfügung, natürlich abhängig von der Batteriegrösse und vom eigenen Fahrstil. Durchschnittlich legen wir täglich 37 Kilometer zurück. Natürlich führt auch mal eine Fahrt in die Berge oder ans Meer. Die Ladeinfrastruktur in der Schweiz ist inzwischen aber schon so gut, dass man längere Trips im Inland absolut bedenkenlos mit dem Elektroauto angehen kann. Wer Auslandreise plant, sollte sich die entsprechenden Lademöglichkeiten anschauen.

Meine Erfahrungen mit den Testwagen: Mit dem Cupra Born kam ich über 300 Kilometer weit, mit dem Kia EV-6 370 Kilometer und mit dem Ford Mustang Mach-E sogar 470 Kilometer. Auch der inzwischen in die Jahre gekommene Jaguar I-Pace kam auf über 300 Kilometer.

Cupra Born

Rohstoffe werden unter schlimmen Bedingungen abgebaut

Das hat zumindest teilweise gestimmt, insbesondere für Kobalt. Doch bereits jetzt gibt es Hersteller, die gänzlich auf Kobalt verzichten. Und auch hier sei eine «Whataboutism»-Gegenfrage erlaubt: Schon mal ein Ölfeld gesehen? Die Arbeitsbedingungen und vor allem die Schäden an der Landschaft scheinen mir auch nicht besonders positive Aspekte zu sein. Doch auch hier: Man spricht solche Dinge nur beim Elektroauto an. Der althergebrachte Verbrenner wird nicht hinterfragt.

Der oben gezeigte Leserbrief bringt in diesem Zusammenhang noch eine weitere Komponente mit ein: Es wird unterstellt, «die Politik» verschweige absichtlich, wie die Rohstoffe abgebaut würden. Spätestens seit Corona wissen wir, dass tatsächlich hinter jedem Baum ein Verschwörungstheoretiker steckt. Das geht natürlich auch in die andere Richtung. Denn was die Öllobby gegen das Aufkommen der Elektroautos unternommen haben mag, wird beispielsweise im Film Who killed the electric Car pointiert dargestellt.

Prime Video: Who Killed The Electric Car?

Warum fährst Du kein Elektroauto?

Gute Frage. 😉 Momentan sind es vor allem zwei Gründe, weshalb ich noch «klassisch» unterwegs bin. Ich kann in der heimischen Garage nicht laden. Den Vermieter habe ich vor 1,5 Jahren angefragt, ob man eine Wallbox installieren konnte. Bis jetzt ist noch nichts passiert. Der zweite Grund hat damit zu tun, dass ich gerne ein kleines Auto fahre, weil ich die allermeiste Zeit alleine drin sitze. Gleichzeitig möchte ich aber ein Fahrzeug, das mir Spass bereitet. Diese Kombination scheint es mir momentan noch nicht zu geben. Allenfalls wären der Honda e oder der BMW i3s mögliche Varianten, doch die haben beide tatsächlich eine sehr kleine Reichweite. Sie liegt bei etwa 150 – 200 Kilometer.

Ein Punkt, der mir tatsächlich zu denken gibt: Die drohende Stromlücke und die parallel dazu nur begrenzt vorhandene Bereitschaft, die nicht fossile Stromherstellung massiv auszubauen. (Die Energie-Experten sehen hier allerdings kein grosses Problem)

Patent Ochsner – MTV Unplugged

Als ich hörte, Patent Ochsner würde als erste Band der Schweiz ein MTV Unplugged Konzert aufnehmen dürfen, war klar: Da muss ich dabei sein. Das hatten sich noch ein paar andere Leute gedacht: Innert 30 Sekunden sollen die beiden Abende im Casino Bern ausverkauft gewesen sein. Ich hatte mir tatsächlich ein einzelnes Ticket sicher können. 25 Jahre nach meinem ersten Ochsner-Konzert war das wohl eins der speziellsten. Auch, weil ich alleine da war.

Die Erwartungen

Im Gegensatz zu Nirvana, Die Toten Hosen oder selbst Herbert Grönemeyer ist Patent Ochsner schon im Normalzustand nicht besonders «plugged». Wie also kriegt man einen anderen, einen besonderen Sound hin? Haben Bünes Geschichten Platz zwischen den Songs oder ist alles durchgetaktet? Wie wird sich das Publikum verhalten? So ein bisschen fürchte ich mich vor einer zwar musikalisch perfekten aber sterilen Vorstellung.

Die Songauswahl

Überraschenderweise gab es gleich zu Beginn mit Honigmelonemond und Juanita la luna Songs vom Soloalbum von Büne Huber. Ich mag diese zwar sehr, trotzdem hat mich die Platzierung im Programm etwas irritiert. Klassiker wie Ludmilla, Bälpmoos, W.Nuss vo Bümpliz, Fischer, Trybguet wurden durch seltener live gesungene Lieder wie Hotelsong oder November ergänzt. Aus dem üblichen Repertoire kamen Guet Nacht Elisabeth, Aus klar und der anscheinend unvermeidliche Gummiboum dazu. Ebenfalls dabei und mein persönliches: Der wunderbare Balkon. Nicht fehlen durften natürlich Scharlachrot und Für immer uf di. Als Ganzes betrachtet eine wirklich tolle Auswahl.

Die Gäste

Bei MTV Unplugged kommen nicht selten Gäste dazu, so war es auch bei Patent Ochsner. Neben Heidi Happy und Sophie Hunger war auch Andreas Schaerer zu hören, der mit seiner Beatbox-Technik das Publikum in den Bann zog. (Ebenfalls dabei war ein italienischsprachiger Sänger, an dessen Namen ich mich gerade nicht erinnere.) Highlights waren hier klar die wunderbare Stimme von Daniela Sarda bei Bruscolo di Terra und der Gesang von Ricky aus Madagaskar bei Guet & Gärn. Lowlight war vielleicht der textliche Stolperer von Sophie Hunger in Hotelsong.

Das Publikum

Ich hätte mehr erwartet, Bern. Aber vielleicht hat es nicht geholfen, dass SRF3 gross über den Unplugged Event berichtet hat. Es schien fast so, als habe es mehr «W.Nuss-und-Gommiboum-Fans» dabei als sonst. Gerade bei älteren Songs wurde nicht gross mitgesungen, ausser es handelte sich um die sehr bekannten Klassiker. Man darf gespannt sein, wie die Stimmung beim im Februar erscheinenden Album rüberkommt.

Der Sound

Tatsächlich war der Unterschied zu einem normalen Patent Ochsner Konzert für mich als Laien nicht so gross. Natürlich spielte Gmünder keine E-Gitarren (und seine Soli fehlten mir tatsächlich), ansonsten klang das aber recht ähnlich. Einzelne Songs erhielten andere Intros (W.Nuss), aber nur Voruss wurde so stark verändert, dass es im Prinzip etwas völlig Anderes war. Gefühlt war alles noch etwas präziser als sonst. Musikalisch war es damit vielleicht das beste Ochsner-Konzert für mich.

Und wahrscheinlich war genau das das Problem. Ein toller Abend mit sensationeller Musik, keine Frage, aber etwas mehr Improvisation, Geschichten und dazu noch ein bisschen mehr Einsatz vom Publikum wären schön gewesen. Ich lag mit meiner Befürchtung also nicht ganz falsch. Trotzdem darf man sich auf die Veröffentlichung freuen, schliesslich ist dieser Text hier Jammern auf sehr hohem Niveau.

P.S. Die Videos und Bilder

Tja, die gibt’s leider nicht. Das Nicht-knipsen-nicht-aufnehmen-Regime war sehr hart.

Von Eigenverantwortung und Freiheit

Ich hab’s nicht so mit Daten und sie sind für diesen Beitrag auch nicht wichtig, aber irgendwann im Anfang 2020 kam die Corona-Pandemie in der Schweiz an. Von Beginn an wählte unsere Regierung einen eigenen Weg. Verglichen mit den umliegenden Staaten waren die Massnahmen stets schwächer, die Einschränkungen kleiner. In der Folge waren die Fallzahlen in der Schweiz teilweise deutlich über jenen der anderen europäischen Staaten. Die ganze Chose lief immer unter ein und demselben Motto: Eigenverantwortung.

Ein schönes Konzept. Jeder schaut für sich und am Ende sinkt das Risiko für alle. In der Theorie. In der Praxis zeigte sich schnell, dass Eigenverantwortung nur beschränkt oder nicht funktionieren würde. Doch man bliebt auf jenem Pfad und bei der zweiten und dritten Welle mutete man den Menschen nicht etwa weniger, sondern eher noch mehr Eigenverantwortung zu. So weit, so schlecht.

Immer begleitet waren die drei Wellen der Pandemie von Leuten, die laut «Dikatatur!» schrien und nach «Freiheit!» verlangten. Man fand abwechselnd, die Regierung handle wie jene der DDR, Nazi-Deutschlands oder Chinas. Es braucht nur einen Hauch von Geschichtsverständnis, um die Absurdität solcher Vergleiche zu begreifen. Nun hat sich die Situation abermals verschärft, weil die Impfung in Form von Pfizer-Biontech- und Moderna-Impfstoffen in der Schweiz verfügbar wurde. Wie ich zur Impfung an sich stehe, habe ich ja hier bereits festgehalten.

Irgendwann kam zur Impfung noch das Werkzeug des Covid-Zertifikats hinzu. Also ein Zertifikat, das zeigt, dass man geimpft, genesen oder frisch negativ getestet wurde. Zunächst fand es nur an wenigen Orten Anwendung, beispielsweise in Nachtclubs, in denen getanzt wird. Da nun aber die Zahlen immer stärker verdeutlichten, dass a) die Impfung wirkt und b) die schweren Fälle praktisch ausnahmslos ungeimpfte Menschen betreffen, wird die Zertifikatspflicht per Montag 13. September 2021 ausgeweitet. Danach kommt man nur noch mit einem Covid-Zertifikat ins Restaurant.

Wieder sind die Aufschreie zu hören: «Apartheid» heisst es nun. Naja, meines Wissens war das damals in Südafrika etwas anders, aber ja, wir wären da wieder beim Geschichtsverständnis. Ich sehe es eher als Resultat der «Eigenverantwortungsstrategie». Denn nur weil sehr viele Leute in der Schweiz ihre Verantwortung gegenüber der Gesellschaft nicht wahrgenommen haben und sich nicht haben impfen lassen, haben wir jetzt diesen Salat. Salade quatrième vague, sozusagen. Und genau deshalb wird die Freiheit, nach der schon seit Beginn geschrien wird, weiter eingeschränkt.

Es sind also genau jene Leute, die von Dikatur fantasieren, die den Bundesrat letztlich zu diesen Massnahmen gezwungen haben. Denn diese Leute interpretieren Freiheit so, dass jeder tun und lassen kann, was er will. Das ist jedoch nicht die Definition von Freiheit, sondern die von Anarchie. Wenn man Kants kategorischen Imperativ salopp übersetzt, sagt er: Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt. Und genau darum hat man zwar die Freiheit, sich selbst mit Corona infizieren (was nicht sonderlich schlau ist), aber eben nicht jene Freiheit, andere Menschen anzustecken.

Es ist relativ einfach: Shut up, lasst Euch impfen, übernehmt Verantwortung. Denn momentan habt ihr nur eine Wahl: Entweder man impft sich oder man wird infiziert. Wo die Risiken kleiner sind, ist sonnenklar.

Soll ich mich impfen?

Machen wir’s kurz: Ja. Do it! Merci.

Lust auf die Langversion? Ok, auch das geht natürlich. Bei mir ist der Entscheid für die Impfung vor gut einem Jahr gefallen, etwa im August 2020. Was? Da gab es ja noch gar keine Impfung! Richtig. Aber: Bereits da war für mich klar, dass wir nur mit einer Impfung aus dem ganzen Schlamassel rauskommen würden. Und ich fasste für mich den Entschluss, sofort bei der allerersten Möglichkeit eine solche Impfung holen zu wollen. Manche würden das als Dränglerei sehen, I don’t care. Wegen meines noch jungen Alters (*hust*) ging es dann halt doch einen Moment, doch per Mitte Juni hatte ich beide Impfungen in meinem linken Arm.

Yep, ich hatte ein bisschen von dem, was man im Volksmund Nebenwirkungen nennt. Ein starkes Kopfweh und eine relativ ausgeprägte Müdigkeit einen Tag nach der ersten Impfung. Den Arm spürte ich nach beiden Impfungen noch etwa zwei Wochen später. Aber: Seither bin ich ziemlich gut vor Covid-19 geschützt, was ja der Sinn der Sache ist. Nun gibt es ja einige Einwände, die ich immer wieder höre:

Ich bin ja gesund, warum soll ich mich impfen?

Keine Ahnung, wer mit diesem Stuss kam, aber ich höre es echt immer wieder. Natürlich impft man sich, wenn man gesund ist. Als Schutz vor der eigentlichen Krankheit. Es ist für mich das schwächste, weil total unlogische Argument gegen eine Impfung.

Ich habe keine Angst vor Covid-19, darum impfe ich mich nicht

Nun, es gibt inzwischen zahlreiche junge, fitte, gesunde Menschen, die heftig von «Corona» erfasst wurden. Klar ist die Chance, tatsächlich betroffen zu sein, sehr klein. Aber sie ist durchaus vorhanden. Doch ist das nicht mein Hauptargument gegen diese Aussage. Vielmehr sollte man sich vor Augen halten, dass die Impfung nur ihren eigentlichen Zweck erreichen kann, wenn ein grosser Teil der Population sich impfen lässt. Sich impfen zu lassen ist zu einem grossen Teil ein sozialer Akt. Denn man schützt damit jene, die sich aus welchen Gründen auch immer nicht impfen lassen können. Umgekehrt ist es egoistisch, es nicht zu tun.

Die Impfung schützt ja gar nicht 100%ig

Das ist natürlich korrekt. Und wie sich aktuell gerade zeigt, nimmt der Schutz mit Distanz zum Impftermin stetig ab. Nur: Ein Kondom schützt nicht 100%, ein Airbag oder ein Helm auch nicht. Sicherheitsmassnahmen haben das halt so an sich. Darauf verzichten ist aber trotzdem in vielen Fällen mindestens nicht ratsam, in manchen sogar grob fahrlässig. Der Schutz der in der Schweiz angebotenen Impfungen ist sehr gut. Daher ist es sinnvoll, sich zu impfen.

Ich weiss nicht, was in der Impfung drin ist

Ich auch nicht. Und ehrlich gesagt, hat sie das wohl mit einem Big Mac gemeinsam. Oder mit dem Drink, den ich mir in meiner Lieblingsbar genehmige. Oder vielleicht mit der Farbe, mit der gerade Dein neuestes Tattoo gestochen wurde. Was wir uns so alles gedankenlos reinhauen, das kann schon nachdenklich machen. Im Falle der Impfung hatte ich deswegen aber keinerlei Sorgen. Sie wurde nicht nur getestet, sondern hat sich inzwischen millionenfach bewährt. Und jetzt einen Big Mac? En Guete!

Da ist ein Chip drin, mit dem sie uns kontrollieren können

Es ist tatsächlich ein Chip drin. Und zwar in Deinem Handy. Der reicht locker aus, um einiges über Dich (und mich, I know) herauszufinden. Hast Du Facebook, Insta, Snapchat, einen Google Account? Tja. In der Impfung ist ganz sicher kein Chip mit drin, die sind ja momentan sowieso weltweit Mangelware. 😉 Und ja, hier fällt es mir zugegebenermassen schwer, ernst zu bleiben, weil es einfach zu absurd ist.

Ich habe Angst vor den Nebenwirkungen der Impfung oder gar Impfschäden

Nebenwirkungen der Impfung (die streng genommen Wirkungen sind), lassen sich nicht ausschliessen. Auch ich habe ein bisschen was in der Richtung erlebt. Tatsache ist aber, dass die allermeisten Personen einen oder zwei Tage flach liegen, was im Vergleich zu einer schlimmen Infektion doch sehr im Rahmen ist. Einen spannenden und neutralen Artikel zum Thema gibt es auf dem Wissenschaftsnewsportal higgs. Es schaut also aktuell so aus, dass es keine begründeten Zweifel an der Sicherheit der Impfstoffe gibt, aufgrund derer man nun extrem vorsichtig zu sein bräuchte.

Man weiss nicht, ob die Impfung langfristig Schaden anrichtet

Ok, fast dasselbe wie oben. Aber hier muss man zugeben, dass man aufgrund der noch kurzen Zeit nicht wissen kann, ob es langfristig negative Wirkungen geben könnte. Bereits jetzt gibt es aber Menschen, die an dem, was man momentan LongCovid nennt leiden. Und da scheint mir die Abwägung einfach.

Welche Argumente habe ich vergessen? Sag’s mir!

Man sieht, dass ich keine echten Argumente gegen eine Impfung sehe. Und darum werde ich langsam auch ein bisschen ungehalten gegenüber jenen Menschen, die immer noch «warten» möchten oder tatsächlich absichtlich auf die Impfung verzichten, obwohl sie sich impfen lassen dürften. Und so scheint es auch unserer Regierung zu gehen, die sich derzeit überlegt, die Zertifikatspflicht auf Restaurants und andere Bereiche auszudenen und dazu die dafür notwendigen Tests für Ungeimpfte nur noch gegen Kostenübernahme anzubieten. Nun heisst es aus der Richtung der «Massnahmenkritiker», wie Corona-Leugner gerne genannt werden, man spalte die Gesellschaft. Ich sehe es eher so: Die Gesellschaft ist bereits gespalten. Auf der eine Seite sehe ich jene, die sich sozial verhalten haben und sich zur Überwindung dieser Krise und zum Schutz der Gefährdeten haben impfen lassen. Auf der anderen Seite jene, die sich trotz zahlreichen Angeboten absichtlich aus reinem Egoismus nicht haben impfen lassen. Das sind aktuell immer noch über 40% der erwachsenen Bevölkerung. Und sorry, dafür habe ich kein Verständnis.

Euro 2020 im Jahr 2021

51 Spiele. Das sollen wirklich 51 Spiele gewesen sein? Im Nachhinein vergeht so ein Turnier immer schnell. So auch dieses Mal. Hier ein paar Gedanken zu Themen, die mich bewegt haben.

VAR

Tja, leider müssen wir auch 2021 noch immer über den VAR diskutieren. Er brachte sich einige Male ein und hat dabei nicht unbedingt zur Verbesserung der Entscheidung beigetragen. Unstrittig ist wohl sein Einsatz bei Offside-Vergehen. Nur, dass dadurch nur skurille Situationen enstehen können, weil die Schiedsrichterassistenten auch bei klaren Abseitspositionen die Fahne nicht heben (dürfen) und weitergespielt wird, bis die Spielsituation zuende ist. Dann war da aus Schweizer Sicht natürlich diese entscheidende rote Karte gegen Remo Freuler, die vom VAR nicht zurückgenommen wurde, weil der Ausschluss eben kein klarer Fehlentscheid war. So richtig richtig war er aber auch nicht, vor allem weil der Schiedsrichter dadurch ohne Not ein Spiel mitentschied. Dann war da natürlich Sterlings fast-nicht-Penalty, der eben einer wurde oder auch das total unsportliche aber mangels Eingriffmöglichkeit ungestrafte Simulieren von Immobile. Dazu kommt eine meistens sehr lange Zeit der Checks, die den Spielfluss bremsen.

Ich bin der Überzeugung, dass es den VAR braucht, aber er ist stark verbesserungwürdig.

Favoriten patzen

Praktisch alle Favoriten – die «Grossen» – haben im Verlauf des Turniers oder sogar schon in der Gruppenphase richtig schlecht Spiele gezeigt. Ausnahme: Italien.

Es mag ein bisschen enttäuschend sein, dass es diese Überfliegerteams früherer Turniere nicht mehr gibt. Die andere Seite der Medaille ist natürlich, dass inzwischen unglaublich viele Teams eine Chance hatten und auch in Zukunft haben werden, so ein Turnier zu gewinnen. Und ja, das gilt auch für die Schweiz.

Das Abschneiden der Schweizer Nati

«Wir können ja froh sein, dass wir überhaupt dabei sind» heisst es gerne aus dem Volksmund. Das ist inzwischen seit einiger Zeit falsch. Mit der Qualität, die unsere Nati hat muss sie an einer Europameisterschaft dabei sein. Und sie muss die Vorrunde überstehen. Auch das Achtelfinale sollte man nicht als Ziel aller Träume sehen. Granit Xhaka ist nicht nur professionell, wenn er den Koffer für die Zeit bis zum Final packt, er ist einfach realistisch. Gerade wenn man das Finale gesehen hat, muss einem klar geworden sein, dass man auch gegen diese beiden Teams nicht zwingend hätte untergehen müssen.

Wir haben einige tolle Momente erlebt. Und wir haben gesehen, dass Vladimir Petkovic eine echte Mannschaft geformt hat, in der jeder für jeden geht. Wenn ich mir etwas wünschen dürfte, wäre es noch ein bisschen mehr offensiver Mut. Und natürlich, dass man in einem Spiel gegen Wales nicht nach einem 1:0 aufhört, zu spielen. Vor allem im Achtelfinale gegen den amtierenden Weltmeister Frankreich hat man gesehen, was in dieser Mannschaft steckt. Die Sympathien sind uns aus ganz Europa entgegenflogen. Well done!

Das Team des Turniers

Das kann eigentlich nur Dänemark sein, oder? Diese unglaubliche Geschichte mit dem Zusammenbruch Eriksens und dem erfolgreichen Voranpreschen bis in den Halbfinal. Wahnsinn. Was für ein Team.

Der Spieler des Turniers

Ich weiss, alle sprechen von Chiellini. Der ist ja auch gut. Der beste des Turniers war für mich aber eindeutig Federico Chiesa. Wie er aus jeder Situation eine mögliche Torchance kreierte, war supereindrücklich. Dieser Zug aufs Tor ohne die Mitspieler dabei zu vergessen, sein unbändiger Einsatz, sein Verzicht auf Fall-Showeinlagen und seine schnörkellose Technik machen ihn für mich zum Spieler des Turniers.

Der Shooting Star des Turniers

Das muss natürlich Pedri vom FC Barcelona sein. Der hat zwar im Club schon dutzendfach angedeutet, zu was er fähig ist. Auf internationalem Parkett konnte er jetzt aber zum ersten Mal dem ganz grossen Publikum zeigen, was da in Barcelona heranwächst.

Elfmeterschiessen

Ich weiss, irgendwie müssen die Spiele in der K.O.-Phase entschieden werden. Aber was das nicht ein wenig unbefriedigend? Dass 4 Partien im Penaltyschiessen eher durch Glück denn wirkliche Leistung auf dem Platz entschieden werden mussten… schade. Während die Schweiz gegen Spanien «gefühlt» besser war, war für mich das Gleiche mit Spanien gegen Italien der Fall. Auch der Sieg der Italiener im Final wäre doch noch schöner gewesen, hätte er nicht über das Elfmeterschiessen erreicht werden müssen, oder? Ich habe keine bessere Idee, aber so richtig gefällt mir das nicht.

Rassismus

Wenn für England drei dunkelhäutige Spieler ihren Penalty verschiessen, sollen sie zurück ins «Heimatland» geschickt werden. Und wir hacken zufälliigerweise auf genau jenen rum, deren Wurzeln im Balkan liegen. Unter dem Vorwand, dass Lamborghinis und eingeflogene Coiffeure nicht der Vorbildrolle entsprechen. Rassismus ist noch immer verbreitet, auch wenn er bei uns vielleicht vom grobschlächtigen Stammtischniveau weggekommen ist. Er ist da und wir müssen uns dagegen wehren.

UEFA

Tja, ein paar Worte muss ich doch noch zur Organisatorin loswerden. Es war äusserst unsympathisch, wie man England dazu gedrängt hat, mehr Leute ins Stadion zu lassen. Genau in jenem Land, in welchem die Deltavariante des Coronavirus am stärksten tobt. Dass man die Ukraine nötiigt, ihr Trikot zu ändern, auf den Wunsch Russlands, gibt ebenfalls zu denken. Dass man dann aber sagt, man sei politisch neutral und könne deswegen die regenbogenfarbene Beleuchtung des Stadions in München nicht zulassen, nur um sein eigenes Logo selbst in jene Farben zu tauchen, war richtig übel. Equal Game als Motto zählt für die UEFA nur dann, wenn es um Lippenbekenntnisse geht.

10 Schweizer Songs – Melanie Birchers Top 10

Radio SRF3 hat für den letzten Freitag der Schweizer Musik um Listen gebeten. Man sollte sein Top 10 von Schweizer Künstler:innen einreichen. Drei von ihnen würden dann Platz im offiziellen Programm finden, zusammen mit der einreichenden Person und deren Begründung für die Auswahl. Da ich davon ausging, dass meine Liste und jene von anderen Twitterbekanntschaften es sowieso nicht ins Programm schaffen würden, habe ich einen kleinen Aufruf gemacht. Nun poste ich die Listen von jenen, die sich getraut haben hier auf meinem Blog. Enjoy!

Ich möchte betonen, dass dies eine Momentaufnahme ist. Es gibt so viele verschiedene tolle CH-Musik, da ist es unmöglich «nur» 10 rauszupicken. Ein klarer Fall für mich ist, dass Zueri West und Patent Ochsner dabei sein muss! Ausnahmslos. Für mich hat Musik eine grosse Bedeutung, ich kann nicht ohne!

LUNIK: trough your Eyes:

Lunik ist Liebe. Für mich hat Jael eine unverwechselbare Stimme, eine perfektes Englisch und sie hat die Gabe, mich gedanklich in eine andere Sphäre zu entführen. Ich habe Sie mehrere Male live gesehen und sie haut einen um. Sie singt grandios und wirkt sehr sympathisch. Lunik höre ich nicht mehr im Alltag, vor Jahren hörte ich Ihre Alben rauf und runter…

Zueri West: dass es immer no schneit

Bei ZW, wollte ich einen Song, der älter ist und kaum im Radio läuft. Der erste Satz und der Song hatte mich gehabt! Ich konnte nicht mehr weghören. Den Text finde ich grossartig und die Gitarren-Sounds, Hammer!!! Eifach e geile Song!

Patent Ochsner: Näbe de Gleis

Ebenfalls hier ein älterer Song, welcher kaum im Radio läuft. Die besten Konzerte früher im Gaskesssel oder in der Dampfzentale in Bern. Der Song ging mir gleich unter die Haut, toller Text, geile Musik, schöne Steigerung im Lied, super Refrain!

Der Song ist traurig, ehrlich und musikalisch mega!

Pablo Nouvelle: Ice

Ich bin ein Techno Kind. Diese Zeit prägte mich, ich liebe Elektronische Musik. Ich hörte ihn öfters auf SRF3 und bin Fan von erster Stunde. Die Beats, einfach geil und zeitlos. Die Musik finde ich riesig und international! Pablo Nouvelle geht immer, laut oder auch im Hintergrund.

Phenomden: steinig

«What? Er hett kei Rastas….. fuck singt de guet und hett Reaggae voll im Blut.» Das dachte ich, Vorurteile über Vorurteile.

Bääähm er hatte auch mich. Der sympha Typ aus Wetzikon. Er lebt seinen Traum und wohnt auf Jamaica, wie geil ist das denn! Ich gönn ihm das von Herzen! Mich fasziniert seine Texte. Seine Musik bringt gute Laune.

BASCHI: es rägnet Gold

Ich verfolgte Baschi bei Music Star. Ich war erstaunt, als er ausgeschieden ist. Ich war mir sicher, der Typ, der kommt wieder, irgendwann….

Er kam, sah und siegte…

Ich habe jedes Album von Ihm. Mich fasziniert seine freche und direkte Art in den Liedtexten, seine rauchige Stimme finde ich toll. Ich bewundere ihn, für den Weg, den er gemacht hat… Er war sehr jung, als alles anfing, das imponiert mir.

Dieses Lied ist grosses Kino! Für mich eines der schönsten Liebeslieder. Auge zu und Lied anhören.

Bastian Baker: tomorow may not be better

Die «alten» Baker Songs finde ich alle viel besser als seine aktuelleren Lieder. Live ist er toll und gibt alles, ein Vollblut-Musiker. Sein Erfolg ist gewaltig, er füllte in den USA Stadien mit Shania Twain, wow, Chapeau Bastian!

Dieses Lied gefällt mir immer noch am besten, trauriger Text, geile Melodie, den Song muss ich LAUT hören.

Polo Hofer: Wyssebuehl 

Dr Polo muss drauf, ganz klar für mich. Er hat gelebt, das Leben genossen, seine Musik bleibt für immer zum Glück!

Wyssebüehl ist ein grosser Hit von Ihm, eine Hymne, wenn man mich fragt. Dieser Song geht immer. Ich habe schon beim Intro Hühnerhaut!

Stereo Luchs: Ziitreis

Dr Luchs muss drauf, ich liebe seine Musik und vor allem seine tollen Texte. Er holt mich emotional ab, ich höre ihn sehr sehr gerne und oft! Ich habe ihm leider noch nicht live gesehen.

Sens Unik: laisse toi aller

Sens Unik  musste auf meine Liste. Französisch ist eine meiner Lieblingssprache. Carlos Leal, was für ein grandioser Sänger.  Die Musik geht immer, zeiltos und genial. Schade, habe ich die Band nie live gesehen.

Das ist eine Momentaufnahme, es war sehr schwierig mich zu entscheiden, welche drauf kommen und welche nicht….. Folgende hätten es auch fast geschafft:

Crimer, Manillio, Greis, Jeans4jesus, Kadebostany, Faber, DAbu Fantastic, Hecht…..  

Lasst uns den Gender-Wahnsinn stoppen

Ok, ein bisschen Clickbait, ich geb’s ja zu. Wer nur des Titels wegen hier gelandet ist, scrollt am besten zum allerletzten Abschnitt dieses Beitrags. Für alle anderen gibt’s zu Beginn etwas Einbettung: In den letzten Wochen kamen mir immer mal wieder Genderthemen unter. Und wie das so ist, wenn mich ein Thema umtreibt, „muss“ ich irgendwann darüber bloggen. Gerade auch, weil mich Sprache schon immer fasziniert hat. Der Aufhänger dafür ist mitunter mein eigener Tweet:

Tatsächlich gibt es Worte wie «das Mitglied», wo ich selbst nicht genau verstehe, weshalb man eine weibliche Form zu konstruieren versucht. Doch hier soll es nicht um solche Auswüchse, sondern um den wirklich drängenden Part der Gendersprache gehen.

Neue Argumentationslinie

Insbesondere von rechter Seite wird Stimmung gegen das Gendern gemacht. Sind das etwa schon Vorboten für die Abstimmung über die Ehe für alle? Vor allem ist mir aufgefallen, dass man auf der Verweigerungsseite eine neue Argumentationslinie fährt.

Es wird also so getan, als ob man ja eigentlich wirklich alle in der Sprache integrieren möchte. Und das möchte man (oh Wunder) mit dem in der deutschen Sprache verbreiteten generischen Maskulinum erreichen. Sprich: Man nennt Lehrer, Studenten, Ärzte und meint die weiblichen Vertreter mit. Von anderen Geschlechtern schreibe ich hier absichtlich nicht, denn denen wird von jener Fraktion meist jegliche Existenz abgesprochen.

Mich erinnert das immer ein wenig an die Geschichte der Demokratie. Natürlich mit spezifischem Bezug auf die Geschlechterrollen. Und darum muss ich an dieser Stelle ein wenig ausholen. Ok, nicht nur ein wenig.

Die Geschichte der Demokratie

Welches ist die älteste Demokratie der Welt? Richtig, Griechenland. Man mag sich das heute malerisch vorstellen: Alle Griechinnen und Griechen einer Polis auf einem grossen Platz und gemeinsam wird bestimmt, wie man welche Probleme löst. Die Realität sah ganz anders aus. Natürlich waren Frauen komplett von der Entscheidfindung ausgeschlossen, so aber auch Sklaven und Arbeiter. Nur „Bürger“ waren überhaupt zugelassen. Nun mag man einwenden, ok, das war vor 2000 Jahren.

Wer sich in der Geschichte der Schweiz nur ein kleines Bisschen auskennt, weiss natürlich, dass wir bereits 1893 über die erste Volksinitiative – nämlich das Schächtverbot – abgestimmt haben. Seit der Teilrevision der Verfassung von 1848 im Jahre 1891 ist dies überhaupt möglich. Und wer hat darüber abgestimmt? Richtig, die Männer. Das war noch bis 1971 so, als endlich durchkam, was 1959 noch mit zwei Drittel der Stimmen abgelehnt wurde. Das Frauenstimmrecht.

Schon damals hiess es, das brauche es doch nicht, teilweise sogar von Seiten der Frauen. Würden wir das heute immer noch sagen? Wohl eher nicht. Weil wir uns entwickeln und mit uns die Sprache.

Und was soll dieser Ausflug nun? Meine Ansicht: Genau wie die Bürger der Polis nicht die ganze Polis vertraten und so wie die männliche Bevölkerung im mündigen Alter nicht das Schweizer Volk vertreten hat, genausowenig meint man eben Ärztinnen mit, wenn man Ärzte schreibt. Und selbst wenn man es meinen würde, dürften sich jene nicht angesprochen fühlen.

Die Idee dahinter

Es geht also genau nicht darum, zu segmentieren oder auszuschliessen. Die Inklusion und das Ansprechen aller Geschlechter ist das Ziel. Die Sendung 10 vor 10 vom 6. Mai 2021 hat dem Thema einen Beitrag gewidmet, in dem mir eine Aussage besonders aufgefallen ist. Hier der ganze Beitrag (der betreffende Ausschnitt findet sich ca. bei 14:30):

Die freie Journalistin Claudia Wirz, die für die NZZ und den Nebelspalter schreibt, sagt dort folgendes:

„Die gendergerechte Sprache ist nicht nur einfach eine Form von Sprache, sondern dahinter streckt auch eine Ideologie. Und gerade an den Universitäten sollte man keine Ideologie betreiben.“

Claudia Wirz, freie Journalistin

Sie sagt ausserdem, dass sie sich auch durch das generische Maskulinum angesprochen fühle. Es war schon immer so, dass an Universitäten neue Dinge gedacht, Ideen entwickelt und neue Normen gestaltet wurden. Zudem sind gerade in wissenschafltichen Arbeiten die formalen Regeln schon seit langer Zeit ein mitbestimmendes Element des Genres. Wer sich schon einmal in einem Methodenseminar die Zähne daran ausgebissen hat, weiss, was ich meine. Dazu kommt: In einer sich entwickelnden Gesellschaft, entwickelt sich auch die Sprache. Oder hätte man vor 10 Jahren verstanden, was „on fleek“ meint? Eben.

Und weil sich langsam die Ansicht verbreitet, dass es neben Männern und Frauen noch andere Geschlechter gibt (was wissenschaftlich nicht wirklich umstritten ist [spektrum.de]), ist es nur logisch, dass dem auch in der Sprache der nötige Platz eingeräumt wird. Und das tun wir dann mit dem Gendersternchen. Oder?

Sternchen, Binnen-i und die Lesehygiene

Tatsächlich hat sich das Sternchen bei jenen Leuten weitgehend durchgesetzt, die auf gendergerechte Sprache zu achten versuchen. Daneben gibt es den Gendergap (also eine Lücke, die mit einem Unterstrich sichtbar gemacht wird) und neuerdings vielerorts den Doppelpunkt jeweils vor der weiblichen Form des Wortes. Also beispielsweise Anwält*innen, Anwält_innen oder Anwält:innen. Liest man dieses Wort laut, wird eine kurze Pause vor der weiblichen Endung gemacht, um das Gendersonderzeichen quasi hörbar zu machen. Das grosse i zwischen drin (AnwältInnen) integriert die nonbinären Menschen nicht, weshalb es hier als „veraltet“ bezeichnet werden muss. Mancherorts liest man, dass der Doppelpunkt besser computerlesbar sei als das Sternchen, womit er eher als barrierefrei bezeichnet werden könnte.

Und was ist nun mit der Lesehygiene? Ja, richtig, so ein Doppelpunkt in der Mitte eines Wortes fällt auf. Man stolpert darüber. Und es scheint (jedenfalls aus heutiger Warte) kaum denkbar, dass beispielsweise Songtexte, Gedichte oder Filmdialoge durchgegendert werden. Aber darum geht es auch gar nicht. Es geht vielmehr darum, dass im Arbeitsalltag, im Umgang mit Behörden oder in Nachrichten darauf geachtet wird, gendergerechte Sprache zu verwenden.

Das tut nicht weh. Echt nicht. Zeichen wie # und @ sind heute auch Teil von Texten und stören uns schon lange nicht mehr. Aber es scheint mir ähnlich, wie bei der Schokosüssigkeit von Dubler: Viele wollen vielleicht sogar Veränderung, sich selbst ein wenig anzupassen ist aber keine Option. Meistens hört man dann den Satz «also an diesem Sternchen, Wort oder wasauchimmer wird es ja nicht liegen». Die meisten Leute ändern sich nur äusserst ungern. Vor allem dann, wenn man ihnen sagt, sie sollen sich doch bitte verändern.

Muss ich das jetzt wirklich auch machen?

Naja, ich kann Dich nicht zwingen. Aber wenn Du lieber Teil der Lösung als des Problems bist, dann würde ich sagen: Give it a try! Und ja, ich scheitere auch noch daran, es wirklich durchzuziehen. Wahrscheinlich findet man sogar in diesem Text, ganz sicher aber in anderen auf meinem Blog Beispiele, in denen ich es nicht korrekt umgesetzt habe.

Und noch ein Tipp: Dass gerade jene Leute, die im alten Griechenland wahrscheinlich gedacht haben, es sei fair, nur Bürger teilnehmen zu lassen und die dann später auch gegen die Einführung des Frauenstimmrechts waren und die uns nun vorgaukeln wollen, sie würden mit der männlichen Form eben alle „mitmeinen“, sollte einen nachdenklich stimmen.

Darum würde ich wirklich sagen: Genderwahnsinn ist nicht, wenn man versucht möglichst alle in der Sprache miteinzubeziehen. Wahnsinn ist, wenn man es nicht tut.

Corona und kein Ende

Einerseits ist die Zeit seit März wie im Fluge vergangen, andererseits habe ich das Gefühl, wir seien schon ewig in dieser Pandemie. So oder so haben sich in meinem Kopf einige Themen angestaut, zu denen ich gerne etwas loswerden möchte. Wenig erstaunlich haben sie alle irgendwie mit «Corona» zu tun.

Versagen in der zweiten Welle

Es war für mich unglaublich, wie unterschiedlich man in der Schweiz auf die zweite Welle verglichen mit der ersten reagiert hat. War in der ersten noch wenig über das Virus bekannt, so waren die Massnahmen doch klar und griffig. Der Lockdown war nicht lustig, hatte aber dazu geführt, dass wir relativ «schlank» durch die erste Welle kamen. Mir schien es, das Risiko wurde nicht nur von der Bevölkerung, sondern vor allem von Bundesrat und Parlament katastrophal unterschätzt. Dementsprechend kamen wir unter die Räder. 100 Tote pro Tag hatten wir über einen langen Zeitraum zu beklagen. Einhundert. Ein Wahnsinn. Zumal ein Wahnsinn, der zumindest in diesem Ausmass zu verhindern gewesen wäre. Aber nein, der Bundesrat übergab das Zepter an die Kantone:

Föderalismus in der Krise

Ein doppeldeutiger Titel, bemerkt? Zum einen hat sich gezeigt, dass in der Krise die falsche Zeit ist, um auf Föderalismus zu setzen. Zum anderen würde ich sagen, dass auch die Abstimmung unter den Kantonen mangelhaft war und sich diesbezüglich auch für die Zukunft gewisse Fragen stellen.

Es war ein spezieller Zufall, dass genau in jener Phase auch noch eine Abstimmung aufgrund des Ständemehrs entschieden wurde. Ich glaube weiter an den Minderheitenschutz und stehe hinter der Idee dieses Instruments. Trotzdem muss man die Entwicklung im Auge behalten.

Im Restaurant essen?

Im Lockdown war alles klar. Die Restaurants waren zu. In der zweiten Welle blieben sie offen, gleichzeitig galt aber die Empfehlung des Bundesrates, besser zuhause zu bleiben. Warum dieser Widerspruch nicht mehr Entsetzen ausgelöst hat, ist mir nicht ganz klar. Ich bin der Meinung, dass man die Restaurants unterstützen muss, solange es keine verordnete Schliessung und damit Ausgleichszahlungen gibt.

Warum sehe ich nur noch Verschwörungstheoretiker*innen?

Ging es Euch in diesem Jahr auch so? Gefühlt die Hälfte der online vertretenen Kontakte verbreitete irgendwelche kruden Ansichten. Lange habe ich mich gefragt, wie es zu dieser Häufung kommen konnte. Irgendwann kam ich zur überraschend einfachen Antwort.

Der ernüchternde Part: Diese Leute haben schon immer geglaubt, 9/11 sei ein Inside Job gewesen oder Bill Gates wolle uns alle chippen. Vielleicht haben wir das nicht bemerkt, weil bis dato keine Themen zur Sprache kamen, wo sich solche Theorien offenbart hätten. Nun gibt es dieses Jahr halt eben nur ein Thema und das ist nunmal Corona. Darum überschneiden sich nun deren abstruse Gedankengänge mit «unseren» Interessen. As simple as that.

Brauchen wir eine Impfpflicht?

Hätte man mir diese Frage vor einem Jahr gestellt, hätte ich sie mit einem deutlichen Nein beantwortet. Wie kann man nur auf eine solche Idee kommen? Inzwischen sehe ich, wie die Bereitschaft, sich zu impfen seit März um etwa 10 Prozentpunkte abgenommen hat. Und ich höre von vielen Leuten, dass sie sich sicher nicht impfen lassen würden. Klar, das ist nur meine Bubble, aber trotzdem. Ohne einen grossen Anteil von Geimpften in der Bevölkerung, werden wir kaum ein baldiges Ende der Corona-Massnahhmen erleben. Demnach würde es also eine Impfpflicht brauchen.

Aber: Ich glaube nicht, dass diese in der Schweiz eine Chance hat. Nur schon die stete Betonung der «Eigenverantwortung» in den vergangenen Monaten hat gezeigt, dass man möglichst nicht auf die Karte Zwang setzt, was ja im Prinzip erfreulich ist. Ein indirekter Zwang wird mit hoher Wahrscheinlichkeit durch die Fluggesellschaften kommen. Sehr gut möglich, dass man nur mit bestätigter Impfung ins Flugzeug steigen darf. Ähnliches wäre theoretisch auch für Konzerte oder Sportveranstaltungen möglich. Der dadurch erzeugte soziale Druck mag nicht angenehm sein, anders werden wir aber die benötigte Impfquote kaum erreichen.

Und ja, ich persönlich werde mir den Shot sobald wie möglich holen.

Ueli Maurer

Der Zürcher Oberländer hat sich hier einen eigenen Abschnitt verdient. Kein anderer Bundesrat hat sich in diesem Jahr dermassen unkollegial und asozial verhalten. Er wollte die SwissCovid App nicht benutzen, weil er keine Ahnung von solchem Zeug habe. Er hat Covid-19 wiederholt als Grippe bezeichnet, obwohl längst klar ist, dass es sich eben nicht um eine konventionelle Grippe handelt. Er hat gesagt, man habe in der zweiten Welle eine Güterabwägung gemacht. Klingt harmlos. Die Aussage dahinter: Die über 100 Toten pro Tag seien in Kauf zu nehmen, damiit die Wirtschaft normal weiterlaufen könne. Solches Verhalten ist einem Bundesrat nicht würdig, weshalb ich finde, Ueli Maurer sollte zurücktreten. Dass an seinem 70. Geburtstag dann noch ein stehendes Geburtstagslied im Parlamant angestimmt wurde, wobei viele keine Maske trugen, passt leider nur zu gut zu ihm.

Angela Merkel

Sie ist so etwas wie der Gegenentwurf zu Ueli Maurer. Führungsstark, intelligent, empathisch. Sie zeigt dieser Tage, warum man sie in den kommenden Jahren wohl noch sehr vermissen wird. Mit ihrem Background weiss sie, wie man Statistiken interpretiert. Etwas, das man von unserem Bundesrat leider nicht behaupten kann. Sie knickt zudem nicht vor den Lobbies ein, die in Deutschland bestimmt nicht schwächer sind als in der Schweiz. Und sie ist sich nicht zu schade, auch einmal einen etwas emotionaleren Ton zu wählen. Letzendlich vertraut sie der Wissenschaft, was sie gerade heute gegenüber dem intellektuell am stärksten benachteiligten Teil der deutschen Politik einmal mehr deutlich mitgeteilt hat.

Ähnliches lässt sich auch über Neuseelands Jacinda Adern oder Finnlands Sanna Marin sagen. Frage mich gerade, welche andere Gemeinsamkeit diese drei Personen teilen… 😉

Sonderbehandlung der Kirchen

Dass Kirchen 2020 immer noch eine Spezialbehandlung geniessen, ist eine Beleidigung für alle, die im Kultur- oder Gastrobereich mit grossen Einschränkungen umgehen müssen. Konkret hiess es gestern:

Öffentliche Veranstaltungen werden mit Ausnahme von religiösen Feiern sowie Versammlungen von Legislativen verboten.

BZ

Gerade die Sportclubs haben aufwändige Schutzkonzepte erarbeitet (und für eine sehr kurze Zeit auch umgesetzt). Sie dürfen anders als Kirchen weiterhin keine Zuschauer in ihre Stadien lassen.

Das Bild

Daniel Probst alias @skepteis auf Twitter hat nicht nur die tolle Informationsseite corona-data.ch zu verantworten, er hat auch diese imposante Grafik erstellt:

Es handelt sich um rote Quader. 5593 rote Quader. 60 x 60 x 200 cm pro Stück.

Bleibt gesund!

Antworten auf Peter Achtens Text

Das ganze Rassismusthema lässt mich nicht mehr los. Einerseits freue ich mich, dass wir darüber sprechen. Andererseits stelle ich schon fest, auf wie wenig Verständnis man teilweise trifft. Und vor allem auch: Auf wie wenig Willen, gewisse Dinge zu ändern. Ziemlich erschreckt hat mich der Artikel von Peter Achten auf journal21. Ich kann ihn einfach nicht unkommentiert lassen. Blau hinterlegt jeweils der Teil aus Achtens Artikel, darunter meine zugehörige Antwort.

Schon der Einstieg ist natürlich falsch. Niemand behauptet, Schweizer, Europäer und Amerikaner seien ausnahmslos Rassisten. Aber: Es gibt Rassismus. Überall. Schon der Einstieg zeigt mir aber, dass sich Achten offensichtlich getroffen fühlt. Ein Faktor, der nicht seine besten Fähigkeiten zum Vorschein bringt.

Der Begriff der «Mainstream-Medien» wird meistens von Leuten benutzt, die eine Verschwörung hinter den Medienanstalten vermuten. Das möchte ich Achten zwar nicht unterstellen, trotzdem verwundert mich der Ausdruck bei einem Experten wie ihm. Und ja, ich habe die Medien in den letzten Wochen mit Fokus auf dieses Thema beobachtet. Ich habe nicht den Eindruck gewonnen, dass irgendwer geäussert hätte, die Schweiz sei voller Rassismus.

Meine Schulzeit ist deutlich weniger lange her. Vielleicht hat Peter Achten ein speziell gutes Gedächtnis. Mir ist aus dem Geschichtsunterricht nicht geblieben, dass die Abgründe der Sklaverei ausführlich beleuchtet worden wären.

Der erste Teil dieses Abschnitts klingt für mich nach «ich habe nicht und er hat im Fall auch!». Es ist klar, dass Sklaverei keine rein europäische Idee war.

Zu sagen, die BLM-Bewegung habe in Afrika nichts ausgelöst, ist sicher falsch. Denn es gab auch in Südafrika Demonstrationen unter diesem Motto. Der Grundfehler passiert aber schon dann, wenn man «Afrika» als quasi ein einziges Land betrachtet, was ich Achten generell nicht unterstellen würde. Hier tut er es aber für seinen (falschen) Punkt dennoch.

Dann das Ruanda-Argument. Es ist der Hauptgrund für meine Auseinandersetzung mit dem Artikel. Achten verwendet es, um zu beweisen, dass es auch unter Schwarzer Rassismus gibt. Schon ein kurzer Blick auf den entsprechenden Eintrag bei Wikipedia zeigt, dass dies deutlich zu kurz greift. Wenn man es überspitzt ausdrücken möchte, waren es die Kolonialmächte, die gesellschaftliche Strukturen für sich zu nutzen wussten, indem sie die eine Gruppe extrem bevorteilten. Ich bin sicher, Achten weiss das, darum enttäuscht es umso mehr, dass er dies so unkommentiert einfliessen lässt.

Dann nochmals ein Blick in unsere Schulzeit. Ich bin mir ziemlich sicher, in keiner einzigen Geschichtsstunde je über die Verstrickungen der Schweiz mit dem Thema Sklaverei gehört zu haben.

Und es gibt ihn doch, den Punkt, bei dem ich Achten beipflichten muss. Ich halte wenig davon, sämtliche Statuen von den Sockeln zu reissen. Ein aktiver Diskurs soll aber stattfinden. Und statt purer Verherrlichung ist eine kritische Auseinandersetzung mit den (praktisch ausnahmslos) männlichen Statuen sicher angebracht.

Der erste Teil des Abschnittes geht in Ordnung. Dass die Frage auf Schwarz und Weiss reduziert wird, stimmt selbstverständlich nicht. Und die Arena Nummer 2 («Jetzt sitzen wir an einen runden Tisch») zum Thema war natürlich nicht rassistisch zusammengesetzt. Erstens waren mehrere Menschen mit asiatischem Background mit dabei (darunter mit Ganga Jey Aratnam ein Mann, der mit seinen Voten jeweils viel Expertise beisteuerte) und zweitens war die Sendung eine Antwort auf die erste, wo Dunkelhäutige entgegen dem Titel unterrepräsentiert waren. (Link zur ersten Arena «Jetzt reden wir Schwarzen») Weiter kam das Thema ja wegen der BlackLivesMatter-Proteste in den USA überhaupt erst auf die Agenda. Zu keinem Zeitpunkt wurde der Eindruck erweckt, die dunkelhäutige Community hätte irgendeinen Exklusivheitsanspruch, was das Thema betrifft. Dass Achten hier derart undifferenziert argumentiert, ist sehr enttäuschend.

Hier ist Achten etwas auf der Spur. Solange wir uns im «Westen» als allen anderen Erdteilen überlegen betrachten, wird sich auch das entsprechende Verhalten gegenüber den von dort stammenden Menschen nicht gross verändern. COVID19 als «chinesische Krankheit» zu verstehen ist so offensichtlich falsch, wie damals die Bezeichnung «spanische Grippe».

Was Peter Achten mit diesem Abschnitt sagen will, ist mir ein bisschen rätselhaft. Er zeigt deutlich auf, dass es in China strukturellen Rassismus u.a. gegenüber dunkelhäutigen Menschen gibt.

Auch dieser Abschnitt zeigt deutlich, dass es in China strukturellen Rassismus insbesondere gegenüber Menschen vom afrikanischen Kontinent mit dunkler Hautfarbe gibt.

Dass es dort, wo es wenige Fremde gibt, am meisten Fremdenhass gibt ist keineswegs ein exklusives Phänomen. Das kennen wir in der Schweiz sehr gut, das stellt jeder fest, der sich mit entsprechenden Abstimmungen auseinandersetzt. Warum Achten nur von jenen ChinesInnen spricht, die es an die Universität schaffen und dort die «Überflieger» seien, bleibt sein Geheimnis. Ohne es genau zu wissen würde ich mal behaupten, dass längst nicht alle Auswanderer eine universitäre Karriere hinlegen, der Anteil dürfte im Gegenteil eher klein sein.

Wie gesagt, die einseitige Schwarz-Weiss-Polemik gibt es nicht. Sie wird aber vor allem von jenen Kräften immer wieder betont, die ein generelles Problem mit Political Correctness haben.

Dann macht Achten einen Denkfehler, der einem Mann wie ihm definitiv nicht passieren dürfte. Er meint, es brauche persönliche Erlebnisse, um zu begreifen, dass das Fremde nicht zwingend böse ist. Er schreibt es nicht ganz so, aber das ist der Hintergedanke. In einer aufgeklärten Welt ist diese Herangehensweise einigermassen anarchisch. Müssen wir auf dem Mond gewesen sein, um zu wissen, dass wir dort nicht atmen können? Müssen wir LSD konsumieren, um zu wissen, dass diese Droge unsere Sinneswahrnehmung massiv beeinflusst? Der lustigen Beispiele liessen sich noch viele finden, aber ich denke, die Aussage ist klar, oder? Es gibt Dinge, die man durchaus rational herleiten kann, ohne sie zuerst erleben zu müssen.

Fruchtlos? Dummdreist? Oder doch eher: Längst fällig? Ja, genau. Und, lieber Peter Achten, es ist nicht verboten, schlauer zu werden. Nur weil wir jahrzehntelang rassistische Begriffe in der Alltagssprache verwendet haben, heisst das nicht, dass wir diese nicht anpassen können. Im Gegenteil ist es ein schwaches Argument, etwas nur deshalb zu tun, weil man es ja schon immer so getan hat. Zudem sollte man dazu unbedingt das Interview mit Bernhard C. Schär lesen.

Dass alle Leben zählen, ist selbstverständlich. Dass es aber weltweit viele Orte gibt, wo man mit dunkler Hautfarbe schlechter behandelt wird, ist aber leider ebenfalls eine Tatsache. Und genau deshalb braucht es die #BlackLivesMatter-Bewegung.

Bitte geben Sie sich beim nächsten Text etwas mehr Mühe, sonst muss ich wieder so eine mühsame Sammlung von Antworten schreiben. Ok? Merci.