Machen wir’s kurz: Ja. Do it! Merci.
Lust auf die Langversion? Ok, auch das geht natürlich. Bei mir ist der Entscheid für die Impfung vor gut einem Jahr gefallen, etwa im August 2020. Was? Da gab es ja noch gar keine Impfung! Richtig. Aber: Bereits da war für mich klar, dass wir nur mit einer Impfung aus dem ganzen Schlamassel rauskommen würden. Und ich fasste für mich den Entschluss, sofort bei der allerersten Möglichkeit eine solche Impfung holen zu wollen. Manche würden das als Dränglerei sehen, I don’t care. Wegen meines noch jungen Alters (*hust*) ging es dann halt doch einen Moment, doch per Mitte Juni hatte ich beide Impfungen in meinem linken Arm.
Yep, ich hatte ein bisschen von dem, was man im Volksmund Nebenwirkungen nennt. Ein starkes Kopfweh und eine relativ ausgeprägte Müdigkeit einen Tag nach der ersten Impfung. Den Arm spürte ich nach beiden Impfungen noch etwa zwei Wochen später. Aber: Seither bin ich ziemlich gut vor Covid-19 geschützt, was ja der Sinn der Sache ist. Nun gibt es ja einige Einwände, die ich immer wieder höre:
Ich bin ja gesund, warum soll ich mich impfen?
Keine Ahnung, wer mit diesem Stuss kam, aber ich höre es echt immer wieder. Natürlich impft man sich, wenn man gesund ist. Als Schutz vor der eigentlichen Krankheit. Es ist für mich das schwächste, weil total unlogische Argument gegen eine Impfung.
Ich habe keine Angst vor Covid-19, darum impfe ich mich nicht
Nun, es gibt inzwischen zahlreiche junge, fitte, gesunde Menschen, die heftig von «Corona» erfasst wurden. Klar ist die Chance, tatsächlich betroffen zu sein, sehr klein. Aber sie ist durchaus vorhanden. Doch ist das nicht mein Hauptargument gegen diese Aussage. Vielmehr sollte man sich vor Augen halten, dass die Impfung nur ihren eigentlichen Zweck erreichen kann, wenn ein grosser Teil der Population sich impfen lässt. Sich impfen zu lassen ist zu einem grossen Teil ein sozialer Akt. Denn man schützt damit jene, die sich aus welchen Gründen auch immer nicht impfen lassen können. Umgekehrt ist es egoistisch, es nicht zu tun.
Die Impfung schützt ja gar nicht 100%ig
Das ist natürlich korrekt. Und wie sich aktuell gerade zeigt, nimmt der Schutz mit Distanz zum Impftermin stetig ab. Nur: Ein Kondom schützt nicht 100%, ein Airbag oder ein Helm auch nicht. Sicherheitsmassnahmen haben das halt so an sich. Darauf verzichten ist aber trotzdem in vielen Fällen mindestens nicht ratsam, in manchen sogar grob fahrlässig. Der Schutz der in der Schweiz angebotenen Impfungen ist sehr gut. Daher ist es sinnvoll, sich zu impfen.
Ich weiss nicht, was in der Impfung drin ist
Ich auch nicht. Und ehrlich gesagt, hat sie das wohl mit einem Big Mac gemeinsam. Oder mit dem Drink, den ich mir in meiner Lieblingsbar genehmige. Oder vielleicht mit der Farbe, mit der gerade Dein neuestes Tattoo gestochen wurde. Was wir uns so alles gedankenlos reinhauen, das kann schon nachdenklich machen. Im Falle der Impfung hatte ich deswegen aber keinerlei Sorgen. Sie wurde nicht nur getestet, sondern hat sich inzwischen millionenfach bewährt. Und jetzt einen Big Mac? En Guete!
Da ist ein Chip drin, mit dem sie uns kontrollieren können
Es ist tatsächlich ein Chip drin. Und zwar in Deinem Handy. Der reicht locker aus, um einiges über Dich (und mich, I know) herauszufinden. Hast Du Facebook, Insta, Snapchat, einen Google Account? Tja. In der Impfung ist ganz sicher kein Chip mit drin, die sind ja momentan sowieso weltweit Mangelware. 😉 Und ja, hier fällt es mir zugegebenermassen schwer, ernst zu bleiben, weil es einfach zu absurd ist.
Ich habe Angst vor den Nebenwirkungen der Impfung oder gar Impfschäden
Nebenwirkungen der Impfung (die streng genommen Wirkungen sind), lassen sich nicht ausschliessen. Auch ich habe ein bisschen was in der Richtung erlebt. Tatsache ist aber, dass die allermeisten Personen einen oder zwei Tage flach liegen, was im Vergleich zu einer schlimmen Infektion doch sehr im Rahmen ist. Einen spannenden und neutralen Artikel zum Thema gibt es auf dem Wissenschaftsnewsportal higgs. Es schaut also aktuell so aus, dass es keine begründeten Zweifel an der Sicherheit der Impfstoffe gibt, aufgrund derer man nun extrem vorsichtig zu sein bräuchte.
Man weiss nicht, ob die Impfung langfristig Schaden anrichtet
Ok, fast dasselbe wie oben. Aber hier muss man zugeben, dass man aufgrund der noch kurzen Zeit nicht wissen kann, ob es langfristig negative Wirkungen geben könnte. Bereits jetzt gibt es aber Menschen, die an dem, was man momentan LongCovid nennt leiden. Und da scheint mir die Abwägung einfach.
Welche Argumente habe ich vergessen? Sag’s mir!
Man sieht, dass ich keine echten Argumente gegen eine Impfung sehe. Und darum werde ich langsam auch ein bisschen ungehalten gegenüber jenen Menschen, die immer noch «warten» möchten oder tatsächlich absichtlich auf die Impfung verzichten, obwohl sie sich impfen lassen dürften. Und so scheint es auch unserer Regierung zu gehen, die sich derzeit überlegt, die Zertifikatspflicht auf Restaurants und andere Bereiche auszudenen und dazu die dafür notwendigen Tests für Ungeimpfte nur noch gegen Kostenübernahme anzubieten. Nun heisst es aus der Richtung der «Massnahmenkritiker», wie Corona-Leugner gerne genannt werden, man spalte die Gesellschaft. Ich sehe es eher so: Die Gesellschaft ist bereits gespalten. Auf der eine Seite sehe ich jene, die sich sozial verhalten haben und sich zur Überwindung dieser Krise und zum Schutz der Gefährdeten haben impfen lassen. Auf der anderen Seite jene, die sich trotz zahlreichen Angeboten absichtlich aus reinem Egoismus nicht haben impfen lassen. Das sind aktuell immer noch über 40% der erwachsenen Bevölkerung. Und sorry, dafür habe ich kein Verständnis.
Da gibts nichs weiter zu sagen dazu. Danke.
Zuerst sei vorausgeschickt, dass ich bezüglich der Frage, ob man sich Impfen lassen soll oder nicht, voll und ganz auf deiner Linie bin. Trotzdem habe ich im erweiterten Impf-Context Fragen.
Ausweitung der Zertifikatspflicht:
Ist es, ausgehend von der Tatsache, dass auch Impflinge weiterhin ansteckend sind, sinnvoll, Anlässe (vor allem indoor) mit vielen Menschen zu erlauben, sofern nur Covid-Zertifizierte eingelassen werden? An solchen Events kann doch das Virus sehr gut zirkulieren und die Teilnehmenden tragen es dann von dort wieder weiter nach Hause, an den Arbeitsplatz, in den ÖV, etc. Die Geimpften werden zwar mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht ernsthaft erkranken, können aber nur durch die Teilnahme die Pandemie weiter anheizen oder am Laufen halten. Oder sehe ich das falsch?
Zudem bin ich skeptisch gegenüber dem 3G-Zertifikat, wie aussagekräftig es überhaupt ist. Besonders beim G für Getestet. Trotz negativem Test kann man das Virus in sich tragen und weiterverbreiten. Hat das Zertifikat so, besonders bezüglich einem nur für wenige Stunden gültigen negativen Testresultat, überhaupt einen Sinn?
Umgang mit Nicht-Geimpften:
Ist es klug, Impfverweigerer, Verschwörungstheoretiker oder solche mit Tendenzen dazu, zu beleidigen und zu beschimpfen? Ist diese Taktik nicht eher kontraproduktiv, indem man diese Leute noch mehr in die Defensive drängt? Wäre es nicht besser, zunächst einen Aufklärungsversuch zu lancieren und, falls sie nicht darauf eingehen, sie zu ignorieren und nicht weiter auf die merkwürdigen Argumente einzugehen?
«Ist es, ausgehend von der Tatsache, dass auch Impflinge weiterhin ansteckend sind, sinnvoll, Anlässe (vor allem indoor) mit vielen Menschen zu erlauben, sofern nur Covid-Zertifizierte eingelassen werden?»
Hier hast du natürlich recht, Indoor-Anlässe mit vielen Menschen sind nach wie vor eine schlechte Idee, mit oder ohne Zertifikat. Da wurde wohl eine Güterabwägung gemacht und entschieden, dass die negative Auswirkung dieser Anlässe auf die Pandemie klein genug ist, und die Vorteile überwiegen. Ob das nun die korrekte Entscheidung war, kann man hinterfragen.
Fakt ist aber auch, dass der Kampf gegen eine Pandemie eine Statistik-Aufgabe ist. Es ist per se irrelevant, ob geimpfte ansteckend sein können. Die Impfung gegen Kinderlähmung ist nicht perfekt, trotzdem war sie extrem effektiv darin, die Kinderlähmung auszurotten. Die Frage ist nicht, ob Geimpfte ansteckend sind, sondern wie viele Geimpfte wie ansteckend sind. Es kann also durchaus sein, dass Grossanlässe für Geimpfte keinen relevanten negativen Einfluss auf die Pandemie haben, obwohl die Impfung nicht perfekt ist.
Und natürlich muss man hier auch indirekte Folgen dieser Entscheidung beachten: möglicherweise motiviert sie mehr Menschen dazu, sich zu impfen, was am Ende mehr wiegen könnte als die potentiellen negativen Folgen der Anlässe.
Aber das sind alles komplexe statistische Probleme, auf die man nicht so einfach eine konkrete Antwort findet.
«Hat das Zertifikat so, besonders bezüglich einem nur für wenige Stunden gültigen negativen Testresultat, überhaupt einen Sinn?»
Das Ziel des Zertifikats ist Schadensverminderung, nicht Schadensverhinderung. Das ist ein Zugeständnis an Impfgegner, was durchaus sinnvoll sein kann. Wie du selber sagst kann es kontraproduktiv sein, Impfgegner in die Defensive zu drängen. Dass im Zertifikat Tests akzeptiert werden ist für sich alleine betrachtet vielleicht keine so gute Idee, aber wenn es (als Beispiel) einen Impfgegner dazu bringt, sich wenigstens testen zu lassen statt ein Impfzeugnis zu fälschen, dann kann es trotzdem am Ende einen positiven Effekt auf den Pandemieverlauf haben.
Selbstverantwortung funktioniert nur, wenn es Anreize gibt, auch tatsächlich selbst Verantwortung zu übernehmen. Ohne diese Anreize ist Selbstverantwortung nur eine Einladung dafür, selbst keinerlei Verantwortung zu übernehmen.
«Wäre es nicht besser, zunächst einen Aufklärungsversuch zu lancieren »
Ich glaube nicht, dass man den Vorwurf machen kann, dass das nicht versucht wurde.
«sie zu ignorieren und nicht weiter auf die merkwürdigen Argumente einzugehen?»
Das ist eine schwierige Frage. Prinzipiell ist es korrekt, dass es besser ist, eindeutig falsche Argumente von Querulanten so gut es geht aus dem öffentlichen Diskurs auszuschliessen. Je mehr man ein Argument hört, desto plausibler erscheint dieses Argument (das ist die Verfügbarkeitsheuristik, die unser Hirn verwendet, um spontane, intuitive Urteile zu fällen).
Andererseits ist es dank Social Media nicht einfach, Querulanten zu ignorieren, weil Social Media dazu führt, dass diese Argumente effektiv verbreitet werden. Da bleibt oft nichts anderes übrig, als wenigstens auf die Argumente zu antworten, statt sie einfach unangefochten stehen zu lassen.
Und weil viele dieser Argumente wirklich sehr realitätsfremd sind, ist es auch nicht einfach, auf die Argumente zu antworten, ohne die Argumentierenden zumindest indirekt zu beleidigen. Wenn du deine Persönlichkeit darüber definierst, dass du geheimes Wissen hast, dass die Medien, Wissenschaftler, Regierungen, etc. sich gegen dich verschworen haben, und dass andere Leute Schafe sind, dann reagierst du nicht gut darauf, wenn die Schafe dir sagen, dass du falsch liegst. Das ist dann automatisch ein persönlicher Angriff gegen dich.
Dritterseits besteht hier das Problem, dass das Antworten auf Impfgegner auf Social Media «Engagement» produziert. Facebook liebt es, wenn Menschen streiten, weil streitende Menschen immer wieder zurückkommen und mehr schreiben, und man ihnen dann Werbung zeigen kann, und Geld verdient. Je hässiger die Leute sind, desto mehr Geld verdient Facebook. Deshalb werden kontroverse Meinungen, die viel Engagement produzieren, von Facebook (und anderen Social-Media-Plattformen) gerne gefördert. Wer mit Impfgegnern argumentiert, trägt also perverserweise dazu bei, dass diese Impfgegner mit ihren Ideen mehr Menschen erreichen.
Fakt ist, dass dieses Problem für freie Demokratien unlösbar ist, solange Social-Media-Plattformen nicht mehr Verantwortung für die Effekte ihres Verhaltens übernehmen. Ich meinerseits werde nun Chinesisch lernen. Wenn die Pandemie eines gezeigt hat, dann das: extremistischer Liberalismus, der die Freiheit des Einzelnen unendlich höher wertet als das Wohlergehen der Gesellschaft, gepaart mit moderner Technologie, wird unsere liberalen Gesellschaften am Ende zerstören.
Wenn wir nicht mal dieses eigentlich einfache Problem lösen können, dann haben wir absolut keine Chance gegen Probleme, die tatsächlich schwierig zu lösen sind. Und diese Probleme kommen sehr bald auf uns zu.
Gut. Das beruhigt mich ehrlich gesagt, dass du das so beurteilst. Denn für einen wie mich, der nicht viel von Statistik versteht, ist das Ganze oft sehr undurchsichtig.
Indirekte Beleidigungen finde ich nicht mal problematisch. Indirekte Beleidigungen werden oftmals von den Beleidigten gar nicht als solche erkannt. Mir geht es mehr um die offenen, direkten und aktiven Beschimpfungen.
Ich glaube, man muss sich auf diejenigen Menschen konzentrieren, die bezüglich der Impfung ängstlich oder unsicher sind. Dort gibt es gute Chancen, um sie mit Argumenten für eine Impfung zu überzeugen.
Bei den anderen, die aus Prinzip gegen die Impfung sind, ist so oder so nichts mehr zu holen. Wenn man dieser Gruppe aber mit Beleidigungen begegnet, kann das einen negativen Einfluss auf diejenigen haben, bei dennen noch Chancen bestünden. Zudem werden sie durch die verbalen Angriffe in ihrer Haltung bestärkt. Deshalb sollte man auf Beleidigungen verzichten. Meine ich.
Für mich persönlich habe ich entschieden, auf SocialMedia nicht mehr auf Schwurbler-Posts einzugehen. Somit geht zumindest von mir kein Engagement mehr aus. Bringt zwar nix, aber egal. Wenn ich im privaten Umfeld auf kritische, ängstliche oder esoterische Äusserungen treffe, versuche ich es mit Argumenten. Wenn die nicht ankommen, und das merkt man schnell, beende ich das Thema relativ schnell und gehe bei dieser Person auch künftig nicht mehr darauf ein.
Keine Ahnung, ob diese Strategie sinnvoll ist. Aber ich glaube, sie ist sinnvoller als Beleidigungen zu verteilen.