Als ich hörte, Patent Ochsner würde als erste Band der Schweiz ein MTV Unplugged Konzert aufnehmen dürfen, war klar: Da muss ich dabei sein. Das hatten sich noch ein paar andere Leute gedacht: Innert 30 Sekunden sollen die beiden Abende im Casino Bern ausverkauft gewesen sein. Ich hatte mir tatsächlich ein einzelnes Ticket sicher können. 25 Jahre nach meinem ersten Ochsner-Konzert war das wohl eins der speziellsten. Auch, weil ich alleine da war.
Die Erwartungen
Im Gegensatz zu Nirvana, Die Toten Hosen oder selbst Herbert Grönemeyer ist Patent Ochsner schon im Normalzustand nicht besonders «plugged». Wie also kriegt man einen anderen, einen besonderen Sound hin? Haben Bünes Geschichten Platz zwischen den Songs oder ist alles durchgetaktet? Wie wird sich das Publikum verhalten? So ein bisschen fürchte ich mich vor einer zwar musikalisch perfekten aber sterilen Vorstellung.
Die Songauswahl
Überraschenderweise gab es gleich zu Beginn mit Honigmelonemond und Juanita la luna Songs vom Soloalbum von Büne Huber. Ich mag diese zwar sehr, trotzdem hat mich die Platzierung im Programm etwas irritiert. Klassiker wie Ludmilla, Bälpmoos, W.Nuss vo Bümpliz, Fischer, Trybguet wurden durch seltener live gesungene Lieder wie Hotelsong oder November ergänzt. Aus dem üblichen Repertoire kamen Guet Nacht Elisabeth, Aus klar und der anscheinend unvermeidliche Gummiboum dazu. Ebenfalls dabei und mein persönliches: Der wunderbare Balkon. Nicht fehlen durften natürlich Scharlachrot und Für immer uf di. Als Ganzes betrachtet eine wirklich tolle Auswahl.
Die Gäste
Bei MTV Unplugged kommen nicht selten Gäste dazu, so war es auch bei Patent Ochsner. Neben Heidi Happy und Sophie Hunger war auch Andreas Schaerer zu hören, der mit seiner Beatbox-Technik das Publikum in den Bann zog. (Ebenfalls dabei war ein italienischsprachiger Sänger, an dessen Namen ich mich gerade nicht erinnere.) Highlights waren hier klar die wunderbare Stimme von Daniela Sarda bei Bruscolo di Terra und der Gesang von Ricky aus Madagaskar bei Guet & Gärn. Lowlight war vielleicht der textliche Stolperer von Sophie Hunger in Hotelsong.
Das Publikum
Ich hätte mehr erwartet, Bern. Aber vielleicht hat es nicht geholfen, dass SRF3 gross über den Unplugged Event berichtet hat. Es schien fast so, als habe es mehr «W.Nuss-und-Gommiboum-Fans» dabei als sonst. Gerade bei älteren Songs wurde nicht gross mitgesungen, ausser es handelte sich um die sehr bekannten Klassiker. Man darf gespannt sein, wie die Stimmung beim im Februar erscheinenden Album rüberkommt.
Der Sound
Tatsächlich war der Unterschied zu einem normalen Patent Ochsner Konzert für mich als Laien nicht so gross. Natürlich spielte Gmünder keine E-Gitarren (und seine Soli fehlten mir tatsächlich), ansonsten klang das aber recht ähnlich. Einzelne Songs erhielten andere Intros (W.Nuss), aber nur Voruss wurde so stark verändert, dass es im Prinzip etwas völlig Anderes war. Gefühlt war alles noch etwas präziser als sonst. Musikalisch war es damit vielleicht das beste Ochsner-Konzert für mich.
Und wahrscheinlich war genau das das Problem. Ein toller Abend mit sensationeller Musik, keine Frage, aber etwas mehr Improvisation, Geschichten und dazu noch ein bisschen mehr Einsatz vom Publikum wären schön gewesen. Ich lag mit meiner Befürchtung also nicht ganz falsch. Trotzdem darf man sich auf die Veröffentlichung freuen, schliesslich ist dieser Text hier Jammern auf sehr hohem Niveau.
P.S. Die Videos und Bilder
Tja, die gibt’s leider nicht. Das Nicht-knipsen-nicht-aufnehmen-Regime war sehr hart.