endlich wird das verbot von rundstreckenrennen aufgehoben

nun endlich mein lange versprochener beitrag zu diesem thema, das erstaunlichen anklang in der medienöffentlichkeit fand. ich ordne ihm mal untersports ein, auch wenn er vielleicht genausogut in den bereichpolitics passen würde.


1955: ein mercedes slr springt über einen austin healey 100s, die tragödie nimmt ihren lauf

richtig, von formel 1 steht im titel noch kein wort. das war meiner meinung auch der grösste fehler in giezendanners kampagne für die aufhebung des veralteten verbots. wie wir inzwischen alle wissen, wurde 1954 zum letzten mal ein grand prix in der schweiz durchgeführt. dann kam es 1955 zur katastrophe von le mans, wo über 80 menschen den tod fanden. als folge davon verbot man in der schweiz sämtliche rundstreckenrennen. dieses verbot hielt sich bis ins jahr 2007. weiterhin erlaubt blieben bergrennen und slaloms, die allerdings einzeln auf zeit gefahren werden. warum motocross- und supermotardrennen weiterhin legal waren, ist mir nicht klar. auch diese werden auf – wenn auch nur temporär aufgebauten – rundstrecken gefahren.

doch zurück zu giezendanner. seine vision vom formel-1-rennen in der schweiz brachte ihm zwar viel aufmerksamkeit, aber auch sehr viel gegenwind. dabei wäre das gar nicht nötig gewesen, da auch nach der aufhebung des verbots ein formel-1-rennen in der schweiz noch in weiter ferne liegt.


1-5-1994: ayrton senna da silva stirbt nach einem abflug in der tamburellokurve von imola. seither ist kein fahrer mehr durch einen unfall ums leben gekommen

*sicherheit*
mit dem argument der sicherheit verbot man damals die rennen. zu dieser zeit wahrscheinlich ein sinnvoller entscheid, wenn man daran denkt, dass die fahrer nicht angeschnallt waren und die zuschauer kaum geschützt vor den boliden die rennen beobachteten. heute ist alles anders. die autos haben in einem enormen mass an sicherheit hinzugewonnen. moderne rennstrecken verfügen über grosszügige auslaufzonen, die in einem ersten teil asphaltiert sind, damit die piloten unbeschadet den weg zurück auf die strecke finden. danach werden sie von verschiedenen sand- und kiesbetten abgebremst um im extremfall in reifenstapeln zu enden. erst dahinter beginnt die leitplanke und der darüber gespannte zaun, der die zuschauer schützt. skurilerweise sind die über die ganze zeit erlaubten bergrennen um einiges gefährlicher. die zuschauer wagen sich teilweise gefährlich nahe an die strecke. vielerorts sind gefährliche stellen nur mit einzelnen strohballen gesichert. noch prekärer sieht die situation bei den populären supermotard-rennen aus. mit viel tempo schiesst das starterfeld ellbogen an ellbogen auf die erste kurve zu. nicht auszudenken, wenn einige der motorräder stattdessen geradeaus fahren. dort stehen meist viele zuschauer…


2007: die lackierung des honda f1 ist erst der anfang, die formel 1 wird sich in zukunft verstärk in richtung umweltschutz bewegen

*umweltschutz*
eine rennstrecke sei einerseits ein schlechtes signal in sachen umweltpolitik und auf der anderen seite würden diese rennmaschinen wahnsinnig viel umweltverschmutzung verursachen. das sind zwei vorwürfe, die man in den letzten wochen häufig hören musste. ok, das mit dem falschen signal sehe ich. momentan ist es einfach noch nicht /cool,/ sparsam zu fahren. das könnte sich aber spätestens dann ändern, wenn die königsklasse des motorsports, die formel 1, auf hybridantrieb wechselt. das zweite argument dagegen ist viel löchriger. natürlich verursachen die autos auf der strecke eine gewisse verschmutzung. doch der grossteil der umweltverschmutzung resultiert aus dem anreiseverkehr. im ausland gibt es bei den meisten rennstreckend das problem, dass sie nicht mit öffentlichen verkehrsmitteln erreicht werden können. ich bin davon überzeugt, dass man das in der schweiz besser lösen könnte und würde. doch selbst dann dürften die verbleibenden leute, die mit autos anreisen, für mehr umweltverschmutzung verantwortlich sein, als es die rennautos sind. das ist auch der grund, dass ich annehme, das jeder grossanlass, der über 100’000 menschen anzieht, ähnlich umweltverschmutzend sein dürfte. ich habe dazu kein zahlenmaterial gefunden, muss es also bei meinen annahmen belassen.


auch die motogp oder andere serien könnten die kapazität einer strecke auslasten

*rentabilität*
ein weiteres gegenargument war die mangelnde rentabilität, wie sie sich momentan z.b. beim hockenheimring zeigt. in der tat ist das ein problem. nur ist es schlussendlich das problem der investoren und nicht jenes der öffentlichen hand. ich glaube, dass ein rundkurs in der schweiz sehr wohl profitabel sein könnte. ganz ohne formel 1.

peter wyss, intimer kenne der rennsportszene und redakteur der automobilrevue, hat dahingehend interessante ansichten: «es gibt zahlreiche meisterschaften, die in den ländern ohne grossen motorsport, zu denen die schweiz zu zählen ist, ein oder zwei mal pro jahr das grosse publikum anziehen.» [ich denke, er meint hier die wtcc, die dtm, aber auch die truck wm, motogp oder superbike] «für den rest der saison deint eine anlage für nationale rennen, clubsport, ausbildung und für die industrie» ich teile peters meinung voll und ganz.

12 Antworten auf „endlich wird das verbot von rundstreckenrennen aufgehoben“

  1. jup
    ich glaube, du hast mich überzeugt. dass die rennen wieder erlaubt sind würde ich vielleicht nicht gerade eine positive entwicklung nennen, aber wirklich schlecht ists wohl auch nicht.

  2. wow
    jetzt wissen wir’s 7245 zeichen braucht es, um lkm von etwas zu überzeugen. 😉

    spass beiseite.

    aber wirklich schlecht ists wohl auch nicht.

    das trifft den nagel auf den kopf.

  3. immerhin
    eine ausführliche Argumentesammlung der sachlichen Art!

    Bzgl. Anreiseverkehr und Umweltschutz kannst Du ja das in 4 Wochen stattfindende RB Air Race zum Vergleich beiziehen. Die Regel, dass ein PW mit 4 Personen und ein Motorrad mit 2 Personen besetzt sein muss, um eine Parkerlaubnis zu kriegen, finde ich aus Kundensicht happig, aber aus Veranstaltersicht i.O. Zudem unternimmt der öffentliche Verkehr enorme Anstrengungen, die Leute abzuholen und zu transportieren. Die SBB wären nicht an vorderster Front mit dabei, wenn das Konzept nicht Erfolg versprechen würde.
    Das Sicherheitsargument ist für mich nicht wirklich ein Thema, Du hast die baulichen Massnahmen beschrieben. Der normale Strassenverkehr ist viel gefährlicher und die mit dem Individualverkehr anreisende Zuschauerin setzt sich während der Anreise wohl statistisch einem höheren Risiko aus, als danach hinter dem Zaun.
    Die Auslastung ist Sache des Betreibers. Scheitert er, habe ich kein Mitleid. Natürlich müsste die Sache vollständig privat finanziert werden.
    Probleme sehe ich beim Umweltschutz und regionalpolitischem Geplänkel bezüglich des Standortentscheids.
    Ich lasse die Entscheid- und Bedenkenträger mal machen. Mir ists heute noch im Grundsatz wurscht, was passiert. Es ging 50 Jahre ohne, wenn jemand den Versuch sponsert, können wir sehen, obs mit auch geht. Und damit gehe ich zurück in die Box.

  4. merci
    eine ausführliche Argumentesammlung der sachlichen Art!
    dankeschön. hat zwar lange gedauert, aber ich denke auch, dass mir eine relativ sachliche übersicht zu diesem thema gelungen ist.

    Probleme sehe ich beim Umweltschutz und regionalpolitischem Geplänkel bezüglich des Standortentscheids.

    ja, besonders zweiteres ist in der schweiz immer schwer, siehe atommüllagerung. aber ich glaube schon, dass es regionen gibt, die sich um eine rennstrecke reissen werden.

    Mir ists heute noch im Grundsatz wurscht, was passiert.

    spätestens, wenn Du mit Deiner cbf für einen kurs an die schweizer rennstrecke fährst, ist es Dir nicht mehr wurscht. 😉

    amade.ch:jetzt wissen wir’s 7245 zeichen braucht es, um lkm von etwas zu überzeugen. 😉

    lkm: keine zeichen, nur ein logisches argument

    das ist, glaube ich, ein grosses kompliment vom watashi.chef. 🙂 merci.

  5. unnötig
    spätestens, wenn Du mit Deiner cbf für einen kurs an die schweizer rennstrecke fährst, ist es Dir nicht mehr wurscht.
    So lange werde ich das Teil garantiert nicht mehr haben (entweder Motorradoder Fliegen, aber nicht beides). Zudem steht «der Kurs» in zwei Wochen an 😉 (heisst nicht, dass danach keiner mehr nötig sein könnte), und auf eine Rennstrecke würde ich höchstens mit 4 Rädern wollen – aber isch ‹abe doch gar keine Auto…. Also für mich persönlich ist die Strecke somit unnötig 😛

  6. isch ‹abe doch gar keine Auto….
    ist nicht schlimm. das wird in den nächsten 10 jahren auch noch nicht aktuell. und irgendwann hast Du bestimmt wieder ein auto. vielleicht sogar eines, das spass macht. 😉

  7. flugauto
    amade.ch: irgendwann hast Du bestimmt wieder ein auto

    mirko: Vielleicht sogar eines, das fliegen kann? 😀

    das wäre ja nichts neues, ist mit dem moller skycar fast schon jetzt realität. allerdings ist gerade der bodenkontakt das faszinierende am autofahren.

  8. Mehr Abgehobenes
    Krass!

    Schon in den Anfängen der Luftfahrt wurde über ein Verquickung nachgedacht….

    In 1949, Moulton «Molt» B. Taylor created perhaps the most well-known and most successful flying car to date. The Aerocar was designed to drive, fly and then drive again without interruption. Taylor covered his car with a fiberglass shell. A 10-foot-long (3-meter) drive shaft connected the engine to a pusher propeller. It cruised at 120 mph (193 kph) in the air and was the second and last roadable aircraft to receive FAA approval. In 1970, Ford Motor Co. even considered marketing the vehicle, but the decade’s oil crisis dashed those plans.

    Aerocar im neuen Jahrtausend (damit könnte ich mich auch anfreunden 😉 )

    Mit der Elise als Basis schaffen wir sogar den Schwenk zurück zum Thema 😀

  9. nie.
    fliegende autos wurden uns in den letzten 100 jahren immer «in den nächsten 20 jahren» versprochen. das wird nie passieren: die meisten leute sind schon zu blöd, um auf einer 2D-fläche zu navigieren. ich möchte diese deppen nicht unbedingt über meinem kopf rumschwirren sehen.

    und von wegen

    irgendwann hast Du bestimmt wieder ein auto

    wofür? so bestimmt ist das vielleicht gar nicht. zumindest bei mir nicht. ausser, ich brauche so ein teil als statussymbol, womit wir wieder bei der elise (oder lieber exige?) wären 🙂

  10. auto und mirko
    amade.ch: irgendwann hast Du bestimmt wieder ein auto

    lkm: wofür? so bestimmt ist das vielleicht gar nicht. zumindest bei mir nicht. ausser, ich brauche so ein teil als statussymbol, womit wir wieder bei der elise (oder lieber exige?) wären 🙂

    nein, die aussage war explizit auf mirko gemünzt. defintiv lieber exige, den gibt’s jetzt auch als cabrio und er ist einfach böser. und wenn man dann mal auf die rennstrecke will, einfach einene satz neue yokohama advan aufziehen, und los geht’s!

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