robert kubicas pole position

damit wir diesen historischen bmw-sauber-tag nie vergessen: gestern, am 6-4-2008, startete erstmals ein formel 1 auto aus hinwil von der pole position. der pole (die sonntagszeitung liess sich zum nahe liegenden wortspiel hinreissen) robert kubica fuhr die schnellste zeit im qualifying von bahrain und landete im rennen hinter den beiden ferrari von raikkönen und massa auf dem dritten platz. nick heidfeld komplettierte mit dem vierten platz das hervorragende deutsch-schweizer-wochenende.

endlich wird das verbot von rundstreckenrennen aufgehoben

nun endlich mein lange versprochener beitrag zu diesem thema, das erstaunlichen anklang in der medienöffentlichkeit fand. ich ordne ihm mal untersports ein, auch wenn er vielleicht genausogut in den bereichpolitics passen würde.


1955: ein mercedes slr springt über einen austin healey 100s, die tragödie nimmt ihren lauf

richtig, von formel 1 steht im titel noch kein wort. das war meiner meinung auch der grösste fehler in giezendanners kampagne für die aufhebung des veralteten verbots. wie wir inzwischen alle wissen, wurde 1954 zum letzten mal ein grand prix in der schweiz durchgeführt. dann kam es 1955 zur katastrophe von le mans, wo über 80 menschen den tod fanden. als folge davon verbot man in der schweiz sämtliche rundstreckenrennen. dieses verbot hielt sich bis ins jahr 2007. weiterhin erlaubt blieben bergrennen und slaloms, die allerdings einzeln auf zeit gefahren werden. warum motocross- und supermotardrennen weiterhin legal waren, ist mir nicht klar. auch diese werden auf – wenn auch nur temporär aufgebauten – rundstrecken gefahren.

doch zurück zu giezendanner. seine vision vom formel-1-rennen in der schweiz brachte ihm zwar viel aufmerksamkeit, aber auch sehr viel gegenwind. dabei wäre das gar nicht nötig gewesen, da auch nach der aufhebung des verbots ein formel-1-rennen in der schweiz noch in weiter ferne liegt.


1-5-1994: ayrton senna da silva stirbt nach einem abflug in der tamburellokurve von imola. seither ist kein fahrer mehr durch einen unfall ums leben gekommen

*sicherheit*
mit dem argument der sicherheit verbot man damals die rennen. zu dieser zeit wahrscheinlich ein sinnvoller entscheid, wenn man daran denkt, dass die fahrer nicht angeschnallt waren und die zuschauer kaum geschützt vor den boliden die rennen beobachteten. heute ist alles anders. die autos haben in einem enormen mass an sicherheit hinzugewonnen. moderne rennstrecken verfügen über grosszügige auslaufzonen, die in einem ersten teil asphaltiert sind, damit die piloten unbeschadet den weg zurück auf die strecke finden. danach werden sie von verschiedenen sand- und kiesbetten abgebremst um im extremfall in reifenstapeln zu enden. erst dahinter beginnt die leitplanke und der darüber gespannte zaun, der die zuschauer schützt. skurilerweise sind die über die ganze zeit erlaubten bergrennen um einiges gefährlicher. die zuschauer wagen sich teilweise gefährlich nahe an die strecke. vielerorts sind gefährliche stellen nur mit einzelnen strohballen gesichert. noch prekärer sieht die situation bei den populären supermotard-rennen aus. mit viel tempo schiesst das starterfeld ellbogen an ellbogen auf die erste kurve zu. nicht auszudenken, wenn einige der motorräder stattdessen geradeaus fahren. dort stehen meist viele zuschauer…


2007: die lackierung des honda f1 ist erst der anfang, die formel 1 wird sich in zukunft verstärk in richtung umweltschutz bewegen

*umweltschutz*
eine rennstrecke sei einerseits ein schlechtes signal in sachen umweltpolitik und auf der anderen seite würden diese rennmaschinen wahnsinnig viel umweltverschmutzung verursachen. das sind zwei vorwürfe, die man in den letzten wochen häufig hören musste. ok, das mit dem falschen signal sehe ich. momentan ist es einfach noch nicht /cool,/ sparsam zu fahren. das könnte sich aber spätestens dann ändern, wenn die königsklasse des motorsports, die formel 1, auf hybridantrieb wechselt. das zweite argument dagegen ist viel löchriger. natürlich verursachen die autos auf der strecke eine gewisse verschmutzung. doch der grossteil der umweltverschmutzung resultiert aus dem anreiseverkehr. im ausland gibt es bei den meisten rennstreckend das problem, dass sie nicht mit öffentlichen verkehrsmitteln erreicht werden können. ich bin davon überzeugt, dass man das in der schweiz besser lösen könnte und würde. doch selbst dann dürften die verbleibenden leute, die mit autos anreisen, für mehr umweltverschmutzung verantwortlich sein, als es die rennautos sind. das ist auch der grund, dass ich annehme, das jeder grossanlass, der über 100’000 menschen anzieht, ähnlich umweltverschmutzend sein dürfte. ich habe dazu kein zahlenmaterial gefunden, muss es also bei meinen annahmen belassen.


auch die motogp oder andere serien könnten die kapazität einer strecke auslasten

*rentabilität*
ein weiteres gegenargument war die mangelnde rentabilität, wie sie sich momentan z.b. beim hockenheimring zeigt. in der tat ist das ein problem. nur ist es schlussendlich das problem der investoren und nicht jenes der öffentlichen hand. ich glaube, dass ein rundkurs in der schweiz sehr wohl profitabel sein könnte. ganz ohne formel 1.

peter wyss, intimer kenne der rennsportszene und redakteur der automobilrevue, hat dahingehend interessante ansichten: «es gibt zahlreiche meisterschaften, die in den ländern ohne grossen motorsport, zu denen die schweiz zu zählen ist, ein oder zwei mal pro jahr das grosse publikum anziehen.» [ich denke, er meint hier die wtcc, die dtm, aber auch die truck wm, motogp oder superbike] «für den rest der saison deint eine anlage für nationale rennen, clubsport, ausbildung und für die industrie» ich teile peters meinung voll und ganz.

kubica übersteht crash nahezu unverletzt

normalerweise poste ich keine unfallbilder. sie sind nicht der grund, dass ich die formel 1 so mag. zum glück sind solch krasse unfälle auch eine seltenheit geworden. ich dürfte nicht der einzige gewesen sein, der sofort an ayrton senna denken musste, als robert kubica gestern mit weit über 200 km/h praktisch frontal in eine mauer knallte. zuvor hatte er toyota-pilot jarno trulli leicht touchiert, was sein eigenes fahrzeug aus der balance brachte. der bmw-sauber verlor sämtliche räder und flügel, nur der torso, das sogenannte monocoque blieb übrig. darin hing ein bewusstloser robert kubica. auch das erinnerte an den brasilianischen superkönner, der 1994 sein leben in der tamburellokurve in imola (san marino) verlor. seither wurden in der formel 1 enorme anstrengungen unternommen, um die autos und auch die strecken sicherer zu machen. in montréal fährt man auf einer insel, die das ganze jahr über ein naturschutzgebiet ist. nur für das rennwochenende wird die strecke geöffnet. das musste auch trullis teamkollege ralf schumacher bemerken, als am freitag ein extrem mutiges murmeltier nur ganz knapp nicht von ihm überfahren wurde. zurück zu robert kubica: der pole überstand den highspeed-unfall praktisch unverletzt. der zunächst vermutete knöchelbruch ist nur eine verstauchung. zudem soll er eine leichte gehirnerschütterung erlitten haben. kein wunder, wenn man die bilder des crashs noch im kopf hat.

wie immer ist des einen freud des anderen leid. ich nehme mal an, dass der pole beim nächsten rennen in indianapolis pausieren wird, zumal es schon in einer woche stattfindet. bei bmw-sauber warten gleich zwei deutsche auf einen einsatz: timo glock und sebastian vettel. ich würde gerne vettel an der seite vonquick nick heidfeld sehen, da ich sein talent noch ein bisschen höher einschätze. robert kubica wünsche ich natürlich weiterhin gute besserung und dass er die bilder des unfalls möglichst schnell vergessen kann.


[picture copyright: reuters]

übrigens: wenn jemand ein bild von ralf schumacher und dem todesmutigen murmeltier findet: bitte melden.