Alex Baur, George Floyd und die Fairness

Alex Baur ist ein intelligenter Mensch. Bestimmt intelligenter als ich. Trotzdem schreibt er für die Weltwoche. 😉 Aber wir wollen fair bleiben, denn darum soll es in diesem Beitrag ja gehen. Und darum sollten wir vielleicht zuerst anschauen, was Fairness überhaupt bedeutet. Gibt man „Fairness Definition“ bei Google ein, erscheint folgendes Resultat:

Substantiv, feminin [die] 1. anständiges Verhalten; gerechte, ehrliche Haltung andern gegenüber 2. Sport den [Spiel]regeln entsprechendes, anständiges und kameradschaftliches Verhalten beim Spiel, Wettkampf o. Ä.

Die online Version des Cambridge Dictionary meint:

the quality of treating people equally or in a way that is right or reasonable.

Mir ist diese Version näher. Es mag aber bezeichnend sein, dass es keine vorherrschende Definition des Begriffs gibt. So bastelt so mancher sich seine eigene Version.

Nun zu George Floyd. Er war definitiv kein Heiliger. Es ist relativ mühsam, sich über ihn zu informieren, weil die meisten Quellen in die eine oder andere Richtung gefärbt zu sein scheinen. Mein Punkt ist aber ein ganz anderer: Unabhängig davon, wie jemand aussieht, wie er sich verhält, die Staatsgewalt soll ihn verhältnissmässig und fair behandeln. Vor dem Gesetz sind wir alle gleich. Ansonsten können wir uns nicht auf den Staat und seine ausführenden Kräfte verlassen. Das stiftet Unsicherheit, Angst und ein Klima, in dem das Verfolgen persönlicher Ziele schwer bis unmöglich zu drohen wird. Es schwächt die Gesellschaft als Ganzes.

Nun gibt es Hinweise (The Guardian, CNN, CNBC) darauf, dass die Polizei in den USA dunkelhäutige Menschen generell schlechter behandelt und sogenanntes Racial Profiling betrieben wird. Im speziellen Fall von George Floyd ist bekannt, dass dieser minutenlang ein Knie auf seinem Hals erdulden musste. Obwohl er wiederholt geäussert hatte, er könne so nicht atmen, wurde das Knie nicht gehoben. George Floyd ist gestorben. Die Black-Lives-Matter-Bewegung wurde geboren. Auch sie hat nicht nur Gutes getan. Doch ihr Ruf nach Gleichberechtigung und Gleichbehandlung dunkelhäutiger Menschen, speziell in den USA aber auch weltweit, wurde gehört. Er war und bleibt leider berechtigt.

Als vorgestern verkündet wurde, der fragliche Polizist werde tatsächlich für die Tötung Floyds zur Rechenschaft gezogen, gab es Leute, die gejubelt haben. Ich gehörte nicht dazu. Gestern habe ich getweetet, das heute und immer #BlackLivesMatter gelte.

Doch mir war klar, unter welchem enormen Druck die Verantwortlichen bei diesem Prozess gestanden haben mussten. Alex Baur nennt es als Zitat von Candace Owens „Mob Justice“. Das ist natürlich falsch. Denn hier wurde niemand durch die Gassen getrieben, aufgehenkt, gevierteilt oder verbrannt. Dessen ist sich Alex Baur natürlich auch bewusst. Nicht weiter zu differenzieren ist aber halt billig, unfair und falsch. Dass er sogar noch vorausschickt, das sei alles, was es zum Prozess zu sagen gebe, macht es noch ein wenig lächerlicher. Es gäbe so viel mehr zu sagen.

So bin ich selbst auch fest davon überzeugt, dass dieser Polizist keinen fairen Prozess erhalten hat. Das war unter diesen Umständen einfach praktisch unmöglich. Der Umkehrschluss, dass hier ein Unschuldiger zu langer Haft verurteilt werden könnte, dürfte aber ebenfalls falsch sein.

[Hier der Link zum Tweet]

Und jetzt kommen wir zu Alex Baur. Er wirft mir plakativ und auch etwas unkreativ vor, ich sei ein „fieser Fries“. Solche wie mich gebe es noch viel auf dieser Welt. Es ist etwas enttäuschend, dass er sich nicht mehr Mühe mit der Beschimpfung gibt. Aber was soll’s, vielleicht fällt ihm für den nächsten Kontertweet etwas Besseres ein. Vielleicht ja sogar ein echtes Argument. Problematisch ist, dass er nun auf Basis dieses einen Prozesses mithilfe der höchst parteiischen Fox-Berichterstattung meint, er habe das Problem geortet. Das ist einseitig und mangels Einbettung in einen grösseren Kontext eines Journalisten unwürdig. Es mag ein bisschen nach Whataboutism klingen, doch es kann und darf an dieser Stelle einfach nicht unerwähnt bleiben, dass in den USA nun über Jahre immer wieder Polizeigewalt gegen Dunkelhäutige praktisch ungestraft blieb. Das war unfair, ungerecht und dies systematisch. Logisch macht dies den unfairen Prozess gegen den Polizisten Chauvin nicht ungeschehen und auch nicht besser. Aber es kann als Erklärung für den Druck dienen, unter dem nun die Justiz nun stand. Und was brauchen wir nun, damit dieser Druck nachlässt? Das ist zum Glück sehr einfach. Es braucht Fairness.

Mir scheint es generelles Kalkül Alex Baurs zu sein, lieber die Ausnahme en detail zu besprechen, als über die grösseren Zusammenhänge nachzudenken. Das wäre an sich nicht tragisch. Doch in aller Regel versucht er dann, vom einen Spezialfall einen generellen Trend abzuleiten, was halt einfach ein Fehlschluss ist. Gerade weil er wahrscheinlich weiss, dass dem so ist, handelt es sich dann nicht um Unvermögen, sondern um absichtlich gelebte Unfairness. Vielleicht ist es falsch von mir, von jemandem, der für ein politisches Magazin wie die Weltwoche schreibt, Fairness zu erwarten. Aber so ganz mag ich die Hoffnung nicht aufgeben.

Come on Alex, Du kannst es besser! 👍🏾

Corona und kein Ende

Einerseits ist die Zeit seit März wie im Fluge vergangen, andererseits habe ich das Gefühl, wir seien schon ewig in dieser Pandemie. So oder so haben sich in meinem Kopf einige Themen angestaut, zu denen ich gerne etwas loswerden möchte. Wenig erstaunlich haben sie alle irgendwie mit «Corona» zu tun.

Versagen in der zweiten Welle

Es war für mich unglaublich, wie unterschiedlich man in der Schweiz auf die zweite Welle verglichen mit der ersten reagiert hat. War in der ersten noch wenig über das Virus bekannt, so waren die Massnahmen doch klar und griffig. Der Lockdown war nicht lustig, hatte aber dazu geführt, dass wir relativ «schlank» durch die erste Welle kamen. Mir schien es, das Risiko wurde nicht nur von der Bevölkerung, sondern vor allem von Bundesrat und Parlament katastrophal unterschätzt. Dementsprechend kamen wir unter die Räder. 100 Tote pro Tag hatten wir über einen langen Zeitraum zu beklagen. Einhundert. Ein Wahnsinn. Zumal ein Wahnsinn, der zumindest in diesem Ausmass zu verhindern gewesen wäre. Aber nein, der Bundesrat übergab das Zepter an die Kantone:

Föderalismus in der Krise

Ein doppeldeutiger Titel, bemerkt? Zum einen hat sich gezeigt, dass in der Krise die falsche Zeit ist, um auf Föderalismus zu setzen. Zum anderen würde ich sagen, dass auch die Abstimmung unter den Kantonen mangelhaft war und sich diesbezüglich auch für die Zukunft gewisse Fragen stellen.

Es war ein spezieller Zufall, dass genau in jener Phase auch noch eine Abstimmung aufgrund des Ständemehrs entschieden wurde. Ich glaube weiter an den Minderheitenschutz und stehe hinter der Idee dieses Instruments. Trotzdem muss man die Entwicklung im Auge behalten.

Im Restaurant essen?

Im Lockdown war alles klar. Die Restaurants waren zu. In der zweiten Welle blieben sie offen, gleichzeitig galt aber die Empfehlung des Bundesrates, besser zuhause zu bleiben. Warum dieser Widerspruch nicht mehr Entsetzen ausgelöst hat, ist mir nicht ganz klar. Ich bin der Meinung, dass man die Restaurants unterstützen muss, solange es keine verordnete Schliessung und damit Ausgleichszahlungen gibt.

Warum sehe ich nur noch Verschwörungstheoretiker*innen?

Ging es Euch in diesem Jahr auch so? Gefühlt die Hälfte der online vertretenen Kontakte verbreitete irgendwelche kruden Ansichten. Lange habe ich mich gefragt, wie es zu dieser Häufung kommen konnte. Irgendwann kam ich zur überraschend einfachen Antwort.

Der ernüchternde Part: Diese Leute haben schon immer geglaubt, 9/11 sei ein Inside Job gewesen oder Bill Gates wolle uns alle chippen. Vielleicht haben wir das nicht bemerkt, weil bis dato keine Themen zur Sprache kamen, wo sich solche Theorien offenbart hätten. Nun gibt es dieses Jahr halt eben nur ein Thema und das ist nunmal Corona. Darum überschneiden sich nun deren abstruse Gedankengänge mit «unseren» Interessen. As simple as that.

Brauchen wir eine Impfpflicht?

Hätte man mir diese Frage vor einem Jahr gestellt, hätte ich sie mit einem deutlichen Nein beantwortet. Wie kann man nur auf eine solche Idee kommen? Inzwischen sehe ich, wie die Bereitschaft, sich zu impfen seit März um etwa 10 Prozentpunkte abgenommen hat. Und ich höre von vielen Leuten, dass sie sich sicher nicht impfen lassen würden. Klar, das ist nur meine Bubble, aber trotzdem. Ohne einen grossen Anteil von Geimpften in der Bevölkerung, werden wir kaum ein baldiges Ende der Corona-Massnahhmen erleben. Demnach würde es also eine Impfpflicht brauchen.

Aber: Ich glaube nicht, dass diese in der Schweiz eine Chance hat. Nur schon die stete Betonung der «Eigenverantwortung» in den vergangenen Monaten hat gezeigt, dass man möglichst nicht auf die Karte Zwang setzt, was ja im Prinzip erfreulich ist. Ein indirekter Zwang wird mit hoher Wahrscheinlichkeit durch die Fluggesellschaften kommen. Sehr gut möglich, dass man nur mit bestätigter Impfung ins Flugzeug steigen darf. Ähnliches wäre theoretisch auch für Konzerte oder Sportveranstaltungen möglich. Der dadurch erzeugte soziale Druck mag nicht angenehm sein, anders werden wir aber die benötigte Impfquote kaum erreichen.

Und ja, ich persönlich werde mir den Shot sobald wie möglich holen.

Ueli Maurer

Der Zürcher Oberländer hat sich hier einen eigenen Abschnitt verdient. Kein anderer Bundesrat hat sich in diesem Jahr dermassen unkollegial und asozial verhalten. Er wollte die SwissCovid App nicht benutzen, weil er keine Ahnung von solchem Zeug habe. Er hat Covid-19 wiederholt als Grippe bezeichnet, obwohl längst klar ist, dass es sich eben nicht um eine konventionelle Grippe handelt. Er hat gesagt, man habe in der zweiten Welle eine Güterabwägung gemacht. Klingt harmlos. Die Aussage dahinter: Die über 100 Toten pro Tag seien in Kauf zu nehmen, damiit die Wirtschaft normal weiterlaufen könne. Solches Verhalten ist einem Bundesrat nicht würdig, weshalb ich finde, Ueli Maurer sollte zurücktreten. Dass an seinem 70. Geburtstag dann noch ein stehendes Geburtstagslied im Parlamant angestimmt wurde, wobei viele keine Maske trugen, passt leider nur zu gut zu ihm.

Angela Merkel

Sie ist so etwas wie der Gegenentwurf zu Ueli Maurer. Führungsstark, intelligent, empathisch. Sie zeigt dieser Tage, warum man sie in den kommenden Jahren wohl noch sehr vermissen wird. Mit ihrem Background weiss sie, wie man Statistiken interpretiert. Etwas, das man von unserem Bundesrat leider nicht behaupten kann. Sie knickt zudem nicht vor den Lobbies ein, die in Deutschland bestimmt nicht schwächer sind als in der Schweiz. Und sie ist sich nicht zu schade, auch einmal einen etwas emotionaleren Ton zu wählen. Letzendlich vertraut sie der Wissenschaft, was sie gerade heute gegenüber dem intellektuell am stärksten benachteiligten Teil der deutschen Politik einmal mehr deutlich mitgeteilt hat.

Ähnliches lässt sich auch über Neuseelands Jacinda Adern oder Finnlands Sanna Marin sagen. Frage mich gerade, welche andere Gemeinsamkeit diese drei Personen teilen… 😉

Sonderbehandlung der Kirchen

Dass Kirchen 2020 immer noch eine Spezialbehandlung geniessen, ist eine Beleidigung für alle, die im Kultur- oder Gastrobereich mit grossen Einschränkungen umgehen müssen. Konkret hiess es gestern:

Öffentliche Veranstaltungen werden mit Ausnahme von religiösen Feiern sowie Versammlungen von Legislativen verboten.

BZ

Gerade die Sportclubs haben aufwändige Schutzkonzepte erarbeitet (und für eine sehr kurze Zeit auch umgesetzt). Sie dürfen anders als Kirchen weiterhin keine Zuschauer in ihre Stadien lassen.

Das Bild

Daniel Probst alias @skepteis auf Twitter hat nicht nur die tolle Informationsseite corona-data.ch zu verantworten, er hat auch diese imposante Grafik erstellt:

Es handelt sich um rote Quader. 5593 rote Quader. 60 x 60 x 200 cm pro Stück.

Bleibt gesund!

Antworten auf Peter Achtens Text

Das ganze Rassismusthema lässt mich nicht mehr los. Einerseits freue ich mich, dass wir darüber sprechen. Andererseits stelle ich schon fest, auf wie wenig Verständnis man teilweise trifft. Und vor allem auch: Auf wie wenig Willen, gewisse Dinge zu ändern. Ziemlich erschreckt hat mich der Artikel von Peter Achten auf journal21. Ich kann ihn einfach nicht unkommentiert lassen. Blau hinterlegt jeweils der Teil aus Achtens Artikel, darunter meine zugehörige Antwort.

Schon der Einstieg ist natürlich falsch. Niemand behauptet, Schweizer, Europäer und Amerikaner seien ausnahmslos Rassisten. Aber: Es gibt Rassismus. Überall. Schon der Einstieg zeigt mir aber, dass sich Achten offensichtlich getroffen fühlt. Ein Faktor, der nicht seine besten Fähigkeiten zum Vorschein bringt.

Der Begriff der «Mainstream-Medien» wird meistens von Leuten benutzt, die eine Verschwörung hinter den Medienanstalten vermuten. Das möchte ich Achten zwar nicht unterstellen, trotzdem verwundert mich der Ausdruck bei einem Experten wie ihm. Und ja, ich habe die Medien in den letzten Wochen mit Fokus auf dieses Thema beobachtet. Ich habe nicht den Eindruck gewonnen, dass irgendwer geäussert hätte, die Schweiz sei voller Rassismus.

Meine Schulzeit ist deutlich weniger lange her. Vielleicht hat Peter Achten ein speziell gutes Gedächtnis. Mir ist aus dem Geschichtsunterricht nicht geblieben, dass die Abgründe der Sklaverei ausführlich beleuchtet worden wären.

Der erste Teil dieses Abschnitts klingt für mich nach «ich habe nicht und er hat im Fall auch!». Es ist klar, dass Sklaverei keine rein europäische Idee war.

Zu sagen, die BLM-Bewegung habe in Afrika nichts ausgelöst, ist sicher falsch. Denn es gab auch in Südafrika Demonstrationen unter diesem Motto. Der Grundfehler passiert aber schon dann, wenn man «Afrika» als quasi ein einziges Land betrachtet, was ich Achten generell nicht unterstellen würde. Hier tut er es aber für seinen (falschen) Punkt dennoch.

Dann das Ruanda-Argument. Es ist der Hauptgrund für meine Auseinandersetzung mit dem Artikel. Achten verwendet es, um zu beweisen, dass es auch unter Schwarzer Rassismus gibt. Schon ein kurzer Blick auf den entsprechenden Eintrag bei Wikipedia zeigt, dass dies deutlich zu kurz greift. Wenn man es überspitzt ausdrücken möchte, waren es die Kolonialmächte, die gesellschaftliche Strukturen für sich zu nutzen wussten, indem sie die eine Gruppe extrem bevorteilten. Ich bin sicher, Achten weiss das, darum enttäuscht es umso mehr, dass er dies so unkommentiert einfliessen lässt.

Dann nochmals ein Blick in unsere Schulzeit. Ich bin mir ziemlich sicher, in keiner einzigen Geschichtsstunde je über die Verstrickungen der Schweiz mit dem Thema Sklaverei gehört zu haben.

Und es gibt ihn doch, den Punkt, bei dem ich Achten beipflichten muss. Ich halte wenig davon, sämtliche Statuen von den Sockeln zu reissen. Ein aktiver Diskurs soll aber stattfinden. Und statt purer Verherrlichung ist eine kritische Auseinandersetzung mit den (praktisch ausnahmslos) männlichen Statuen sicher angebracht.

Der erste Teil des Abschnittes geht in Ordnung. Dass die Frage auf Schwarz und Weiss reduziert wird, stimmt selbstverständlich nicht. Und die Arena Nummer 2 («Jetzt sitzen wir an einen runden Tisch») zum Thema war natürlich nicht rassistisch zusammengesetzt. Erstens waren mehrere Menschen mit asiatischem Background mit dabei (darunter mit Ganga Jey Aratnam ein Mann, der mit seinen Voten jeweils viel Expertise beisteuerte) und zweitens war die Sendung eine Antwort auf die erste, wo Dunkelhäutige entgegen dem Titel unterrepräsentiert waren. (Link zur ersten Arena «Jetzt reden wir Schwarzen») Weiter kam das Thema ja wegen der BlackLivesMatter-Proteste in den USA überhaupt erst auf die Agenda. Zu keinem Zeitpunkt wurde der Eindruck erweckt, die dunkelhäutige Community hätte irgendeinen Exklusivheitsanspruch, was das Thema betrifft. Dass Achten hier derart undifferenziert argumentiert, ist sehr enttäuschend.

Hier ist Achten etwas auf der Spur. Solange wir uns im «Westen» als allen anderen Erdteilen überlegen betrachten, wird sich auch das entsprechende Verhalten gegenüber den von dort stammenden Menschen nicht gross verändern. COVID19 als «chinesische Krankheit» zu verstehen ist so offensichtlich falsch, wie damals die Bezeichnung «spanische Grippe».

Was Peter Achten mit diesem Abschnitt sagen will, ist mir ein bisschen rätselhaft. Er zeigt deutlich auf, dass es in China strukturellen Rassismus u.a. gegenüber dunkelhäutigen Menschen gibt.

Auch dieser Abschnitt zeigt deutlich, dass es in China strukturellen Rassismus insbesondere gegenüber Menschen vom afrikanischen Kontinent mit dunkler Hautfarbe gibt.

Dass es dort, wo es wenige Fremde gibt, am meisten Fremdenhass gibt ist keineswegs ein exklusives Phänomen. Das kennen wir in der Schweiz sehr gut, das stellt jeder fest, der sich mit entsprechenden Abstimmungen auseinandersetzt. Warum Achten nur von jenen ChinesInnen spricht, die es an die Universität schaffen und dort die «Überflieger» seien, bleibt sein Geheimnis. Ohne es genau zu wissen würde ich mal behaupten, dass längst nicht alle Auswanderer eine universitäre Karriere hinlegen, der Anteil dürfte im Gegenteil eher klein sein.

Wie gesagt, die einseitige Schwarz-Weiss-Polemik gibt es nicht. Sie wird aber vor allem von jenen Kräften immer wieder betont, die ein generelles Problem mit Political Correctness haben.

Dann macht Achten einen Denkfehler, der einem Mann wie ihm definitiv nicht passieren dürfte. Er meint, es brauche persönliche Erlebnisse, um zu begreifen, dass das Fremde nicht zwingend böse ist. Er schreibt es nicht ganz so, aber das ist der Hintergedanke. In einer aufgeklärten Welt ist diese Herangehensweise einigermassen anarchisch. Müssen wir auf dem Mond gewesen sein, um zu wissen, dass wir dort nicht atmen können? Müssen wir LSD konsumieren, um zu wissen, dass diese Droge unsere Sinneswahrnehmung massiv beeinflusst? Der lustigen Beispiele liessen sich noch viele finden, aber ich denke, die Aussage ist klar, oder? Es gibt Dinge, die man durchaus rational herleiten kann, ohne sie zuerst erleben zu müssen.

Fruchtlos? Dummdreist? Oder doch eher: Längst fällig? Ja, genau. Und, lieber Peter Achten, es ist nicht verboten, schlauer zu werden. Nur weil wir jahrzehntelang rassistische Begriffe in der Alltagssprache verwendet haben, heisst das nicht, dass wir diese nicht anpassen können. Im Gegenteil ist es ein schwaches Argument, etwas nur deshalb zu tun, weil man es ja schon immer so getan hat. Zudem sollte man dazu unbedingt das Interview mit Bernhard C. Schär lesen.

Dass alle Leben zählen, ist selbstverständlich. Dass es aber weltweit viele Orte gibt, wo man mit dunkler Hautfarbe schlechter behandelt wird, ist aber leider ebenfalls eine Tatsache. Und genau deshalb braucht es die #BlackLivesMatter-Bewegung.

Bitte geben Sie sich beim nächsten Text etwas mehr Mühe, sonst muss ich wieder so eine mühsame Sammlung von Antworten schreiben. Ok? Merci.

Rassistische Tradition

Ich möchte, dass jeder, der diesen Blogbeitrag liest, sich zuerst meinen folgenden Tweet anschaut und einen Moment darüber nachdenkt.

Tradition alleine ist selten ein stichhaltiges Argument, etwas so zu machen, wie man es macht. Es sind Wandel, Fortschritt und Neugier, die die Menschheit weitergebracht haben.

Wer diesen beiden Sätzen schon widersprechen möchte, liest am besten nicht mehr weiter.

Es befremdet mich, wenn ich lese, wie viele Leute in der Schweiz für einen Begriff wie «Mohrenkopf» auf die Barrikaden gehen. Und zwar nicht, um selbigen abzuschaffen, sondern um ihn als selbstverständlich weiter zu nutzen. Er sei ja nicht rassistisch, habe ich in zahlreichen Kommentaren gelesen. Ich selbst wurde mit genau diesem Begriff schon beschimpft. Und doch, er ist eindeutig rassistisch. Man kann ihn nicht einfach «läutern», indem man eine Süssspeise nach ihm benennt.

Ich versuche mal, etwas Ordnung in meine Gedanken zu bringen. Es soll um die Dubler-Geschichte gehen, aber auch um die BLM-Geschichte. Mal sehen:

Dubler

Ja, ich mag seine Produkte auch. Sie sind wirklich superlecker. Aber wären sie weniger lecker, würden sie Dubler’s finest heissen? Oder einfach nur Dubler? Irgendwie hat der Name relativ wenig Einfluss auf den Geschmack, oder? Café de Paris hat zum Beispiel weder Kaffee drin, noch kommt es aus Paris… gut schmecken tut das Zeug trotzdem. Und hey: Die Bezeichung ist völlig unbeleidigend.

Natürlich geniesst Dubler senior den Hype um sein Produkt. Er wird momentan sicher mehr Schokodinger verkaufen denn je. Und er hat natürlich recht, wenn er sagt, Rassismus habe nichts mit einer Süssspeise zu tun. Mit dem Begriff, den er zur Benennung genau seiner Süssspeise verwendet aber eben halt doch. Und am Ende stellt sich mir dazu eine einzige zentrale Frage:

Warum ist es für den Genuss Deines Dubler Produktes wichtig, dass es einen rassistischen Namen trägt?

Migros

Die Migros hat auf einen (nicht einmal sonderlich tollen, sondern für meinen Geschmack deutlich zu aggressiven) Tweet reagiert und die Dubler-Produkte aus dem Sortiment genommen. Sie stellt einen Zusammenhang mit der Black-Lives-Matter-Bewegung her und zeigt damit auch, dass man bereit für gewisse Veränderungen ist.

Völlig entgleiste Kommentatoren verlangen nun, dass man Produkte wie Weissbrot oder Weisswürste aus dem Sortiment nehmen. Oder auch jene von Schwarzkopf, die notabene einfach den Namen des Firmengründers tragen. Dazu gibt es Boykottaufrufe von (wer hätte das vermuten können?) SVP-Exponenten. Nur schon dadurch zeigt sich, dass der Schritt der Migros richtig und wichtig war.

Sprache

Sprache ist stetem Wandel unterworfen. Wer schon einmal Goethe oder Schiller gelesen hat (oder vielmehr: lesen musste), weiss, da hat sich einiges getan. Es gibt Worte, die haben es aus anderen Sprachen in die unsere geschafft: Pullover oder Jalousie sind da sicher Klassiker. Heute fliessen diverse Begriffe in unsere Alltagssprache ein, die meist aus dem Englischen kommen. Hast Du heute schon gegoogelt? Den neuesten Song von The Killers gestreamt? Eben.

Dass wir etwas schon immer als A bezeichnet haben, ist kein Grund, es weiterhin A zu nennen. Wenn wir es ab heute B nennen, verlieren wir nichts. Aber es besteht die Möglichkeit, dass jemand anders etwas gewinnt. Nämlich die Tatsache, dass er nicht weiter durch den sich in A äussernden Alltagsrassismus diskriminiert zu werden. Gecheckt?

All Lives Matter

Ok, das war jetzt ein ziemlicher Sprung, aber ich muss dazu auch noch was sagen. Und zwar, ja, alle Leben zählen. Das ist klar.

Aber, es sagt viel über unsere Welt aus, wenn auf den Hashtag #BlackLivesMatter (der ja eine bekannte Vorgeschichte hat) sofort die Forderung nach AllLivesMatter kommt. Eigentlich ist es nicht schwer zu verstehen.

Stellen wir uns das Ganze als altmodische Waage vor. Links schwebt Weiss hoch oben, rechts wird Schwarz vom Gewicht heruntergezogen. Was passiert nun, wenn man aus beiden Waagschalen das gleiche Gewicht entnimmt? Eben. Und genau darum braucht es #BlackLivesMatter.

Nope, ich bin nicht schwarz. Aber ich rege gern zur offenbar immer noch notwendigen Disskussion an. Genau darum habe ich mir dieses Shirt gemacht. Und ja, noch heute höre ich, dass ich ja kein richtiger Eidgenosse sein könne, allenfalls Schweizer. Rassismus ist präsent, auch heute noch, auch in der Schweiz. Die Umbenennung einer Süssigkeit ist da sicher nicht der wichtigste Schritt, aber es wäre einer in die richtige Richtung.

Wir haben viel zu tun, packen wir’s an!

Corona Lockdown – Tag 55

Es wäre schön, wenn es eine Oasis-Reunion gäbe…. noch viel mehr (viel, viel, so viiiiel mehr) würde mich aber eine R.E.M.-Reunion freuen. Nun gibt es immerhin mal einen neuen Song von Michael Stipe.

Und Zucchero hat eine eindrückliche Version davon in Venedig gespielt:

Das war’s für heute – bleibt gesund!

Corona Lockdown – Tag 54

Ich staune ja immer wieder, wenn von toten Künstlern «unveröffentlichtes Material gefunden» wird. Dieses Mal ist es aber die Band selber, die ein altes Demo, das offenbar in Hongkong aufgenommen wurde wiederentdeckt.

Der Song Don’t stop passt auch textlich nicht schlecht in die momentane Zeit:

One, two, three
Two, two, three

Bye, bye, my friend, I’m leaving
I’m gonna feast on the stars in the sky
And while I be gone, don’t stop dreaming
And don’t be sad and don’t cry›

Cause lazy days and sunny rays will guide me
Back home to where I belong
If God gives me grace, then
He will find me a space
And I hope I’ll be singing this song

Don’t stop being happy
Don’t stop your clapping
Don’t stop your laughing
Take a piece of life, it’s alright
To hold back the night

Lazy days and sunny rays will guide me
Back home to where I belong
If God gives me grace, then
He will find me a space
And I hope I’ll be singing this song

Don’t stop being happy
Don’t stop your clapping
Don’t stop your laughing
Take a piece of life, it’s alright
To hold back the night

Das war’s für heute – bleibt gesund!

Corona Lockdown – Tag 53

Der 10. und letzte Tag bringt Wyclef Jean mit seinem Carnival.

Was für ein unglaubliches Kunstwerk. Dieses Album hatte ich damals in der Konzentrationswoche in Neuchâtel auf Minidisc mit dabei. Ein richtiger Hit wurde eigentlich nur Gone ‹til November, doch es hat noch andere grossartige Songs drauf. Hängen geblieben ist bei mir vor allem Gunpowder.

Das war’s für heute – bleibt gesund!

Corona Lockdown – Tag 52

Tag 9 der Challenge bringt mein erstes Album von Oasis: Definitely Maby

Wenn ich ehrlich bin, wollte ich damals eigentlich nur die Single von Whatever. Die gab es aber nicht zu kaufen. So war es dann halt das Album, das auf der zweiten CD genau diesen einen Song drauf hatte. Es war der Anfang der grossen Liebe zu dieser grossen Band. Und ja, so ganz mag ich die Hoffnung nicht aufgeben, dass es irgendwann eine Reunion gibt, auch wenn Noel das immer wieder ausgeschlossen hat.

Das war’s für heute – bleibt gesund!

Corona Lockdown – Tag 51

Tag 8 und das nächste Livealbum ist dran: Stephan Eicher mit non ci badar, guarda e passa.

Stephan Eicher kannte ich von einer CD meiner Eltern. Die gefiel mir nicht schlecht. Aber als ich dieses Doppel-Live-Album kaufte, änderte sich alles. Mir wurde klar, was für ein unglaublicher Künstler Eicher ist. Später durfe ich ihn unter anderem im Kaufleuten selber live erleben. Sein Auftritt vor dem SMA, war das allerletzte Konzert, das ich vor der «Corona-Sperre» noch erleben durfte. Es war einmal mehr wundervoll.

Das war’s für heute – bleibt gesund!

Corona Lockdown – Tag 50

Tag sieben und die unvermeidlichen Guns n› Roses sind dran. Hier mit Use your Illusion II.

Das Bob Dylan-Cover hat mich zu Gn’R gebracht. Doch als ich tiefer in dieses Album reinhörte, wurde mir klar, dass diese übergrosse Band noch sehr viel mehr zu bieten hat. Schade, dass sie nur so wenige Alben veröffentlicht haben. Ich hoffe mal, das für Juni geplante Konzert wird nächstes Jahr nachgeholt…

Das war’s für heute – bleibt gesund!