andré marty ins deza

andré marty äussert sich in einem tagi-interview zu seinem wechsel ins deza. unter anderem wird dabei auch das bloggen thematisiert.

Als ich mit Bloggen aus dem Nahen Osten begonnen habe, reagierten gestandene Journalisten teils irritiert, weil sie Social Media nicht als seriösen Journalismus ansahen. Das Bloggen war jedoch eine ideale Ergänzung, um die Ereignisse besser einzuordnen. Im Blog hatten mehr Alltagsgeschichten Platz, als das im Medium Fernsehen möglich ist. Mein Wechsel zur Deza ist also eine logische Konsequenz, um mich vertiefter mit gewissen Themen beschäftigen zu können.

schade nur, dass er seinen eigenen blog längst eingestellt (oder hoffen wir: pausiert) hat. vielleicht ermöglicht es ihm seine neue funktion als kommunikationsbeauftragter der direktion für entwicklung und zusammenarbeit, die tätigkeit als blogger wieder aufzunehmen.

auf die frisur kommt’s an

das fachblatt für perfektestens recherchierte ausgewogene artikel hat in seiner online-ausgabe ein neues problem beim schweizer fernsehen entdeckt: die frisur von andré marty.

echt, andré, das geht gar nicht. als neo-tagesschausprecher magst Du ja noch ein bisschen anfängerbonus haben… aber schlussendlich muss doch einem profi wie Dir klar sein, dass es in einer sendung wie der tagesschau einzig und alleine auf die frisur ankommt. es könnte ja sonst einer der annahme erliegen, der inhalt sei der tatsächliche hauptdarsteller. gut, dass der blick da ein auge drauf geworfen hat.

blick.ch

demokratie? arbeit!

[…] Demokratie mag für uns Westler im Vordergrund stehen – kaum hingegen für die Leute auf den ägyptischen Strassen. Hier geht es nicht um den Wunsch nach freien Wahlen, sondern – aus unserer westlichen Sicht – sehr viel banalerer Dinge wie Arbeit, Rechtsgleichheit und Perspektiven. […]
andré marty in einem schriftlichen interview, das er auch auf seinem blog veröffentlicht hat. übrigens andré: wir vermissen Deinen blog. musste mal gesagt sein.

bezahlen für nytimes.com?

um auf die inhalte von nytimes.com zuzugreifen wird man möglicherweise schon bald 5 usd pro monat zahlen müssen. wie die nzz online berichtet, kämen abonnenten mit der hälfte davon. natürlich hat man als user generell die sicht, dass alles gratis sein muss. auf der anderen seite regt man sich auch auf, wenn eigentliche informationsseiten unter riesigen haufen von werbelayern zugedeckt gar nicht mehr als solche zu erkennen sind. also lieber bezahlen und dafür recherchierte berichte, die nur mit wenig werbung «garniert» sind, in vollem umfang online geniessen? eigentlich keine schlechte idee. aber 5 dollar sind dann wieder etwas viel, wenn man neben der ny times auch noch andere zeitungen konsultieren möchte und jedes dieses blätter einen solchen betrag kassiert. wenn man dann aber wieder ein jahresabo der nzz anschaut, das satte 465 chf verschlingt… das macht pro monat 36 usd. ok, das ist die gedruckte aufgabe, aber seien wir ehrlich, auch die landet in der papiersammlung. dann sind die 5 dollar für die ny times auf einmal doch nicht mehr so viel. und wenn man weiter in betracht zieht, dass momentan alle grossen medienhäuser tendenziell ihre berichterstattung aus finanziellen gründen einschränken, ist es wohl doch schlauer rechtzeitig auch für online-inhalte geld zu verlangen. sonst werden vielleicht auch dort wie beim tagesanzeiger ganze redaktionen einfach so wegrationalisiert und deren beiträge durch meldungen anderer zeitungen oder agenturen ersetzt.

also: besser jetzt für gute online-inhalte bezahlen als bald nur noch 20min-schrott vorgesetzt zu kriegen.

closed zone

der kurzfilm closed zone stammt von yoni goodman. er war für die animation des filmes waltz with bashir verwantwortlich.

via andremarty.com

free philip rizk

auf andré martys blog kann man einmal mehr tragisches lesen. mit philip rizk hat es jemanden erwischt, den der korrespondent persönlich kennt. doch philip rizk ist kein soldat, kein widerstandskämpfer, er ist ein simpler blogger.

philips blog trägt den namen tabula gaza und beschäftigt sich mit dem gazastreifen. er wurde in ägypten verhaftet, obwohl sein blog nicht etwa das dortige regime kritisierte. der deutsch-ägypter, der in kairo an der american university studiert, schreibt vielmehr über den alltag im gazastreifen und betätigt sich auch als dokumentarfilmer. die art wie er festgenommen wurde und dass man nichts über seinen aufenthaltsort erfahren kann, legt den schluss nahe, dass er (diplomatisch formuliert) sehr schlecht behandelt wird.

hier kann man eine petition unterschreiben, die seine freilassung fordert. danke für Deine unterschrift.

facetten eines schuhwurfs

als ich zum ersten mal vom schuhwerfenden journalisten al-zaidi hörte, reagierte ich wie die meisten in meinem kulturkreis: amüsiert. nein, wir mögen bush nicht und wir mögen es, wenn sich jemand auf (relativ) gewaltlose art gegen ihn auflehnt. ein geworfener schuh hat etwas lustiges und erinnert irgendwie an die ansprache nikita chruschtschows 1960 vor der uno, bei der laut legende zwar kein fliegender aber immerhin ein klopfender schuh im spiel war.


[bild: ap]

auf den zweiten blick, der mir durch einen beitrag von andré marty aufgezeigt wurde, ist die sache gar nicht mehr so lustig. der irakische journalist muntadar al-zaidi ist ein unbeherrschter mann, der seinem ärger auf unakzeptable weise luft gemacht hat. zusammen mit dem wurf schrie er «hier ein abschiedskuss, du hund». sowohl hunde als auch schuhe gelten in der arabischen kultur als unrein. die aktion des 29-jährigen ist als grobe beleidigung zu sehen, auch wenn wir nur einen schuh und einen spruch mit einem tier wahrnehmen mögen. ein journalist ist eben journalist und sollte sich nicht mit einem widerstandskämpfer verwechseln. ich denke, gerade in einer krisengeschüttelten region ist das eine schwierige angelegenheit. doch wenn ein schreiberling seine beherrschung derart verliert, verlieren auch seine worte jegliche relevanz.

unglücklicherweise ist die geschichte hier noch nicht zuende. während man im internet und vielerorts auch auf der strasse den mut von al-zaidi feiert, wurde dieser von der irakischen polizei verhaftet. danach wurde festgestellt, dass ihm ein zahn fehlt. ausserdem sei sein linkes auge blutunterlaufen und er habe mehrere blutergüsse. es ist offensichtlich: al-zaidi wurde während der haft misshandelt. die ist – unabhängig von kultur und herkunft – zu verurteilen. und doch braucht es nur wenig fantasie, sich vorzustellen, was mit al-zaidi passiert wäre, wenn er seinen schuh bei einer konferenz auf diktator saddam hussein geschmissen hätte.

somit kann mal bestimmt sagen, dass der simple wurf eines schuhs mehr facetten hat, als man auf den ersten blick meinen würde. inzwischen hat die sache auch politische konsequenzen: der parlamentspräsident, der al-zaidi verteidigte ist zurückgetreten nachdem er unter anderem das irakische parlament das mieseste überhaupt genannt hatte. wie ernsthaft die beleidigung tatsächlich war, kann man teilweise bestimmt auch am zu erwartenden strafmass ablesen. 5 – 15 jahre haft sollen dem journalisten drohen. am 31. dezember beginnt sein prozess.