Parkplatznachfrage in Luzern

Wer in den letzten Jahren in Luzern mit dem Auto unterwegs war, spürt es förmlich: Das Auto ist in der Stadt immer weniger willkommen. Fahrspuren werden weniger oder extra mühsamer geführt, Parkplätze wegrationalisiert und verteuert. Die noch immer erwünschten Shopper, Tagesausflügler und Touristen sollen doch bitte mit den ÖV anreisen. Schliesslich führt auch der Suchverkehr (also jener Verkehr, der ensteht, wenn man nach einem freien Parkplatz sucht) zu Immissionen. Zu viel Lärm, Abgase und schlimmstenfalls auch Unfälle sind das Resultat. Durchaus nachvollziehbar, dass man den motorisierten Individualverkehr in einer Stadt reduzieren will. Das heisst aber nicht, dass er deswegen einfach verschwindet. Und es heisst auch nicht, dass die Nachfrage nach Parkplätzen kleiner wird, wenn man sie nach und nach einfach wegradiert. Und nicht zuletzt gibt es auch Stadtluzerner, die mit dem Auto zur Arbeit fahren und am Abend einen Parkplatz für die Nacht brauchen.

Das hat sich offenbar auch die Helvetia gedacht, die Eigentümerin der Sentihof-Überbauung ist. Im Rahmen einer Renovation soll im Innenhof zusätzlich eine Tiefgarage für 80 Fahrzeuge entstehen. Um die Relationen aufzuzeigen: Im Sentihof gibt es an die 300 Wohnungen und 10 Ladenlokale. Bislang gibt es nicht ganz 80 Parkplätze. Nun hat das Vorhaben natürlich den VCS auf den Plan gerufen, und auch die SP sieht sich im Zugzwang.

Laut dem Artikel auf zentralplus.ch kann sich Monique Frey vom VCS nicht vorstellen, dass es weitere Parkplätze brauche. Mario Stübi, Grossstadtrat der SP will gar verhindern, dass die «ganze Stadt unterhölt» werde. Zum Glück wird der Tiefbahnhof dereinst ja oberirdisch gebaut, oder so. Aber zurück zum Thema: Ich glaube nicht, dass die Helvetia ein Parkhaus bauen würde, gäbe es für die 80 Plätze keine Nachfrage. Es könnte ja im Gegenteil so sein, dass die Verknappung der Plätze andernorts halt zu einer Nachfrage in so einer Halle führen könnte.

Der VCS und die linken Parteien sollten langsam lernen, dass es auf der Strasse und auch was die Raumplanung angeht ein Miteinander anzustreben ist. Mit ihren extremen Forderungen, die inzwischen definitiv ins Populistische abdriften erweisen sie ihrem eigentlichen Zweck einen Bärendienst. Gerade im Falle der geplanten Tiefgarage Sentihof, aber auch des Parkhauses Musegg ist es doch so, dass der Verkehr vom Stadtkern ferngehalten wird. Und wer glaubt, Luzern habe zu viele Parkplätze, der sollte vielleicht nicht (wie zentralplus) am Montagnachmittag ins Altstadtparkhaus gehen, sondern sich den Verkehr und die Parkhäuser an einem Samstagvormittag anschauen. Die Nachfrage ist definitiv da. Nicht nur von Auswärtigen, sondern auch von Stadtluzernern.

6 Antworten auf „Parkplatznachfrage in Luzern“

  1. Das Auto ist in der Stadt immer weniger willkommen

    Immer noch zu willkommen; die eigentlich schöne Stadt Luzern wird nach wie vor von hässlichen fetten Autoschneisen vernarbt. Fussgänger sind in grossen Bereichen nicht wirklich willkommen.

    Schliesslich führt auch der Suchverkehr (also jener Verkehr, der ensteht, wenn man nach einem freien Parkplatz sucht) zu Immissionen

    Weshalb ein paar Trottel lieber eine halbe Stunde lang kreuz und quer durch die Stadt fahren statt das Auto einfach in einem der Parkhäuser nahe der Autobahnausfahrten parkieren (oder gleich mit dem Zug kommen) wissen wohl auch nur sie.

    Zu viel Lärm, Abgase und schlimmstenfalls auch Unfälle sind das Resultat

    Immer noch weniger als wenn man überall in der Stadt noch mehr Parkplätze zur Verfügung stellen würde, und so noch mehr Leute dazu motivieren würde, mit dem Auto in die Stadt zu fahren.

    Durchaus nachvollziehbar, dass man den motorisierten Individualverkehr in einer Stadt reduzieren will. Das heisst aber nicht, dass er deswegen einfach verschwindet

    Ja, aber er wird reduziert. Ich bin aber auch der Meinung, dass «verschwinden» das eigentliche Ziel sein sollte, nicht bloss eine Reduktion.

    Und es heisst auch nicht, dass die Nachfrage nach Parkplätzen kleiner wird, wenn man sie nach und nach einfach wegradiert

    Doch, natürlich heisst es das. Das ist eine Grundregel der Verkehrsplanung. Angebot schafft Nachfrage, und umgekehrt. Je mehr Strassen und Parkplätze es gibt, desto mehr Leute gibt es, die diese Strassen und Parkplätze nutzen wollen. Deshalb kann eine sinnvolle Politik nicht sein, dass man die Nachfrage zu erfüllen versucht, weil man dadurch lediglich bewirkt, dass die Nachfrage noch grösser wird.

    Das ist schlicht ein Fakt. Wer diese Grundregel ignoriert, macht ganz einfach kein ernstzunehmendes Argument.

    Der VCS und die linken Parteien sollten langsam lernen, dass es auf der Strasse und auch was die Raumplanung angeht ein Miteinander anzustreben ist.

    Ein «Miteinander» heisst, dass wir immer noch zu viele Parkplätze, zu viele breite Autostrassen, und zu wenig Fussgängerwege und Fahrradwege haben. Unsere Strassen sind nach wie vor für Autos gebaut und von Autos dominiert. Das ist kein Miteinander. Dass du noch mehr Parkplätze willst, zeigt lediglich, wie verzerrt deine Wahrnehmung ist.

    Mit ihren extremen Forderungen

    Aus meiner Perspektive bist du hier der Extremist.

  2. Das ist dann wohl die VCS-Perspektive. Vielen Dank für den Einblick. Da Du ja jeweils selbst mit dem Auto in die Stadt fährst, könntest Du einen Einblick in die Seele eines solchen Trottels bieten, oder?

    Gemessen an der Grösse der Stadt und verglichen mit anderen Städten würde ich sagen, dass Luzern eine grosse Fussgängerzone hat, wobei das tatsächlich nur gefühlt ist. Dort, wo sich die allermeisten Menschen aufhalten gibt es sehr breite Trottoirbereiche.

    Vorschlag: Man macht eine Umfrage bei den Menschen, die sich vor allem zu Fuss in Luzern bewegen, den Touristen. Nicht bloss bei Asiaten, sondern auch bei Tagesausflüglern aus der Schweiz und fragt sie, wie willkommen sie sich als Fussgänger fühlen.

    Und ja, wenn man für eine Überbauung von an die 300 Wohnungen keine 160 Parkplätze anbieten darf, ist das durchaus eine extreme Forderung.

    Und nein, der Verkehr in der Schweiz wird nicht abnehmen, indem wir ihm einfach die Strassen wegnehmen. Er wird so oder so stetig zunehmen.

  3. Da Du ja jeweils selbst mit dem Auto in die Stadt fährst, könntest Du einen Einblick in die Seele eines solchen Trottels bieten, oder?

    Genau. Und damit hast du den Unterschied zwischen mir und dir diagnostiziert: ich denke über meine unmittelbaren eigenen Bedürfnisse hinaus.

    Dort, wo sich die allermeisten Menschen aufhalten gibt es sehr breite Trottoirbereiche.

    Dir ist schon bewusst, dass du hier die Kausalität rückwärts verstanden hast, oder? Die Leute gehen da hin, wo’s keine Autos hat, weil Autos scheisse sind. Wenn’s an anderen Orten in Luzern weniger Autos hätte, würden die Leute sich dort auch lieber aufhalten.

    Jedes mal, wenn ich die Pilatusstrasse sehe, wird mir wieder bewusst, wie unglaublich beschissen der Verkehr in Luzern ist. Da geht effektiv eine doppelspurige Autobahn mitten durch die Stadt. Durch einen Teil der Stadt, der echt schön wäre, und toll genutzt werden könnte – wenn er durch die Autos nicht komplett zerstört würde.

    Und du willst mehr Verkehr in Luzern.

    Für wen ist die Stadt denn da, für die Autos, oder für die Menschen?

    Wir könnten das haben. Stattdessen haben wir das.

    Und du willst mehr Verkehr in Luzern.

    Weil wir davon eindeutig nicht genug haben. Genau, das ist das Problem mit Luzern. Zu wenig Autos.

    Und nein, der Verkehr in der Schweiz wird nicht abnehmen, indem wir ihm einfach die Strassen wegnehmen

    Doch, natürlich. Genau so funktioniert das.

    In diesem Kontext dürfen wir uns übrigens auch bereits auf den Stau um Luzern freuen, wenn dann der zweite Gotthard-Strassentunnel irgendwann doch dauernd geöffnet wird. Weil das in der echten Welt halt wirklich so funktioniert: Angebot schafft Nachfrage.

  4. Der Unterschied zwischen Dir und mir ist also, dass Du mit dem Auto in die Innenstadt fährst und ich mit dem Bus? 😉 Ok.

    Tja, ich glaube, Du überschätzt Dich. Ich sehe meine Auto-Perspektive durchaus ein, bin jedoch zu Kompromissen bereit.

    Ich denke, ein gutes Beispiel, dass es in der Realität mit den Fussgängerbereichen eben nicht so einfach ist, ist der Limmatquai. Ich habe 2007 darüber geschrieben, dass es nichts bringen werde, den Autoverkehr vom Limmatquai zu verbannen. Ein paar Monate nach meinem Post hat das dann auch der Tagi gecheckt. Und die Situation ist noch heute so. In Luzern wäre es genau gleich, weil man den Bus ganz sicher weiter durch die Bahnhofstrasse fahren lassen würde (was auch richtig ist).

    Mit dem Verkehr in der Schweiz ist es wie mit Multikulti. Man kann ihn einzudämmen versuchen, aber ist eigentlich schon hier.

  5. Ich sehe meine Auto-Perspektive durchaus ein, bin jedoch zu Kompromissen bereit.

    Was du willst, ist kein Kompromiss, sondern ein Rückschritt zu den 80ern und der Autopartei. Fakt ist aber, dass Autos eine komplette Fehlentwicklung sind. Wenn wir keine Autos hätten, und heute jemand ein Auto erfinden würde, dann wäre die Erfindung spätestens innert eines halben Jahres auf der ganzen Welt illegal.

    Autos töten nach wie vor jedes Jahr über eine Million Menschen (direkt, durch Unfälle – indirekte Todesfälle durch Abgase, Produktion, etc. sind nicht mitgerechnet), sie verbrennen Erdöl und zerstören die Umwelt, und sie haben die Städteplanung komplett unmenschlich gemacht. In Europa haben wir das Glück, dass unsere Städte zu einem grossen Teil vor der Erfindung des Autos gebaut wurden, weshalb uns die komplett pathologische Situation der USA erspart geblieben ist, aber was bei uns passiert ist, ist auch so genug schlimm, und Luzern ist das perfekte Beispiel dafür. Strassen und Autos sind exemplarisch für die Allmendeproblematik.

    Glücklicherweise werden Autos, so wie sie heute existieren, in spätestens 40 Jahren nicht mehr legal sein. Schade ist einzig, dass das nicht schneller passieren wird.

    Mit dem Verkehr in der Schweiz ist es wie mit Multikulti. Man kann ihn einzudämmen versuchen, aber ist eigentlich schon hier.

    Mit dem Verkehr in der Schweiz ist es wie mit Rassismus. Man kann ihn einzudämmen versuchen, aber ist eigentlich schon hier.

    (Glücklicherweise gibt es auch noch den Fortschritt.)

  6. Natürlich ist es ein Kompromiss. Eigentlich möchte ich als Automensch natürlich einen Rennkurs quer durch Luzern mit einer Startampel am Kasernenplatz. Da siehste mal, wie kompromissbereit ich bin. 😉

    Wenn ich die Schweiz betrachte, nimmt die Zahl der Unfalltoten relativ zur Bevölkerung permanent ab. Dies obwohl die Fahrzeugzahl nicht schrumpft. Jeder tote Mensch ist einer zuviel, so viel ist klar. Gerade in der Schweiz bewegen wir uns da aber in die richtige Richtung.

    Da sich Visionen wie Deine komplett autolose zu 99,9% als totaler Humbug herausstellen, verzichte ich auf meine Version. Aber ich glaube auch, dass vor allem das autonome Fahrzeug unseren Begriff von Mobilität nachhaltig ändern wird.

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