Parteiische Autojournalisten

Vor ein paar Tagen schrieb Thomas Benkö im Blick am Abend über die Oris Depth Gauge. Eine Uhr, die dank Loch gleichzeitig eine Art Tiefenmessgerät ist. Auf den Artikel wurde ich durch einen Tweet aufmerksam, den Blick am Abend lese ich in aller Regel nicht. Ich fand dann, dass dies kein redaktioneller Beitrag, sondern eher eine kaum getarnte Publireportage sei. Für meinen Geschmack viel zu unkritisch warb Benkö mit dem Text implizit für die Uhr, die mit ihrem Preis von 3000 Franken wohl eher ausserhalb der Reichweite der üblichen Zielgruppe der Gratiszeitung liegen dürfte. Im Artikel selbst wurden die Kosten nicht einmal erwähnt.

Benkö mit Oris Depth Gauge
Szenenwechsel: In einer Diskussion beim #twwf, einem Reallifetwittertreffen zur Feier des 10’000 Followers von WWF Schweiz, kamen wir auf die Neutralität von Journalisten zu sprechen. Als gesagt wurde, dass Autojournalisten sowieso die schlimmsten seien, konnte ich dann natürlich nicht mehr einfach nur still da sitzen. Ich meinte, dass ich das früher auch gedacht hätte, meine Meinung aber inzwischen geändert habe. Schliesslich sagte ich, dass ich auch selbst Autos teste. Sofort folgte die Frage, wie oft ich denn für die Testwagen schon bezahlt hätte. Natürlich noch nie. Na also, ein wirklich neutraler Test sei doch nur möglich, wenn man das Auto selbst gekauft habe.

Mein Punkt, dass man nur weil man etwas gratis testen dürfe, nicht automatisch unkritisch ans Werk gehen müse, wurde ignoriert. Ich denke, man kann unmöglich verlangen, dass alle Testobjekte jeweils käuflich erworben werden. Freischaffenden Journalisten würde man die Arbeit mit dieser Auflage wohl ganz verunmöglichen. Aber auch grosse Redaktionen hätten wahrscheinlich Mühe, wenn für einen Sportwagenvergleich je ein Porsche 911 Turbo, ein Audi R8 und ein Lamborghini Gallardo gekauft werden müssten.

Wichtig ist doch vielmehr, dass Transparenz herrscht. Der Begriff ist zwar etwas strapaziert, aber hier halte ich ihn für passend. Wenn klar ist, dass man halt nach Berlin eingeladen wurde, um den neuen VW Polo zu testen, kann man trotzdem ein kritisches Urteil über den Kleinwagen abgeben und der Leser ist über die Umstände informiert. Und nur weil ich gratis einen Abarth 595 teste, finde ich ihn noch lange nicht besser, als wenn ich ihn für mich gekauft hätte. Und: Wenn man alle Testwagen gratis zur Verfügung hat, sehe ich nicht, welchen Vorteil das für ein einzelnes Modell noch haben könnte.

Mit dem Testwagen am Meer

Selbst wenn ich hier auf dem Blog mit einem Beitrag für eine App von Swisscom werbe, bedeutet das noch lange nicht, dass ich der Quasi-Monopolistin nicht kritisch gegenübertreten würde. Im meinem Fall war es ja sogar so, dass ich nur Tage vor dem Beitrag über iO noch fragte, warum überhaupt noch jemand mit der Swisscom telefoniere.

Kritischer Artikel trotz Werbung
Kritik trotz Werbung

Ich gebe zu, die schweizerische und auch die deutsche Presse sind in der Regel etwas zu nett in solchen Dingen. Gerade bei Printpublikationen ist es halt so, dass der Inseratemarkt noch immer recht wichtig ist und man möglicherweise auf die Inserenten Rücksicht nimmt. Dadurch getraut man sich eventuell nicht, Kritik im angebrachten Mass zu üben. Trotzdem ist das Pauschalurteil gegenüber den Autojournalisten verfehlt. In den Zeitschriften, die ich lese, stelle ich allenfalls leichte Bevorteilungen der jeweils einheimischen Marken fest. Bei zündung.ch orientieren wir uns an den englischen Magazinen wie Top Gear und vor allem Car Magazine, wo in Sachen Kritik praktisch Narrenfreiheit herrscht. Nur so kann die Leserin die für sie notwendigen Schlüsse aus unseren Fahrberichten ziehen.

13 Antworten auf „Parteiische Autojournalisten“

  1. Vor ein paar Tagen schrieb Thomas Benkö im Blick am Abend über die Oris Depth Gauge. Eine Uhr, die dank Loch gleichzeitig eine Art Tiefenmessgerät ist.

    Ah, wie die Casio ARW-320, die man bereits in den 80ern für gerade mal 170 Franken kaufen konnte. Nur kostet diese Uhr hier 20 mal so viel, und ist vermutlich halb so genau 🙂

    Wichtig ist doch vielmehr, dass Transparenz herrscht. Der Begriff ist zwar etwas strapaziert, aber hier halte ich ihn für passend. Wenn klar ist, dass man halt nach Berlin eingeladen wurde, um den neuen VW Polo zu testen, kann man trotzdem ein kritisches Urteil über den Kleinwagen abgeben und der Leser ist über die Umstände informiert.

    Ich würde dem folgende zwei Punkte entgegenstellen:

    1. Es ist unmöglich, ein Objekt objektiv zu beurteilen, wenn man vom Hersteller des Objekts abhängig ist. Du bist als Journalist darauf angewiesen, dass du Autos zum Testen bekommst. Das beeinflusst deine Meinung. Dass dir das selber nicht bewusst ist, glaube ich dir gerne, aber der Effekt ist trotzdem vorhanden.

    2. Das sieht man auch, wenn man Testberichte vergleicht. In Bereichen, in denen diese Abhängigkeit besteht (Autos, Videogames), sind Testberichte sehr viel positiver und subjektiver als in Bereichen, in denen die Magazine die getesteten Produkte selber kaufen (beliebiger Vergleich im K-Tipp). Das sieht man schon an der Aufmachung der Tests. Tests sind dominiert von coolen Autofotos in den Auto-Magazinen, von Text und Tabellen in den anderen Publikationen.

  2. 1. Natürlich ist man als Autojournalist insofern vom Hersteller abhängig, dass man die zur Verfügung gestellten Autos braucht. Da dies aber bei allen getesteten Fahrzeugen der Fall ist, gleicht sich das im Prinzip ja wieder aus.

    2. Wenn Tabellen gleichbedeutend mit objektiver und negativer sind, dann wären die deutschen Autotestest viel objektiver als die englischen.

    Ich glaube, Objektivität ist gar nicht die wichtigste Eigenschaft eines Tests, sondern die Ehrlichkeit. Darum sind mir die englischen wohl lieber, weil die auch sagen, wenn etwas wirklich Mist ist. Ausserdem werden wohl nicht alle Dinge sinnvollerweise mit Tabellen und Co. getestet. Bei Autos spielen andere Dinge als Zahlen eine Rolle, sonst müsste man sie, abgesehen vielleicht von Beschleunigungs- und Verbrauchszahlen, eigentlich gar nicht testen. Wenn ich Tests lese, will ich wissen, wie sich das Fahren der getesteten Autos anfühlt. Ich will wissen, wie was funktioniert und was vielleicht gerade nicht funktioniert. Fahrgefühl, Dynamik, Komfort und Design interessieren mich ebenso wie neue Technikfeatures. Du bist mit dem 595 Turimsmo mitgefahren… findest Du, er kommt zu gut weg?

  3. Natürlich ist man als Autojournalist insofern vom Hersteller abhängig, dass man die zur Verfügung gestellten Autos braucht. Da dies aber bei allen getesteten Fahrzeugen der Fall ist, gleicht sich das im Prinzip ja wieder aus.

    Weshalb gleicht sich das wieder aus? Das Problem ist ja, dass alle Autos zu positiv bewertet werden, wenn der Reviewer vom Autohersteller abhängig ist.

    Wenn Tabellen gleichbedeutend mit objektiver und negativer sind, dann wären die deutschen Autotestest viel objektiver als die englischen.

    Das ist nicht, was ich damit sagen wollte. Tabellen sind aber ein Indikator für die Art des Reviews.

    Beispiel: ein Autovergleich in einem Automagazin ist effektiv eine Werbung für alle Autos, die verglichen werden. Hübsche Bilder, kombiniert mit vorwiegend positiven Impressionen.

    Ein Vergleich im K-Tipp dagegen kommt am Ende zum Schluss, dass ein paar wenige Produkte gut oder sehr gut sind, viele knapp okay bis schlecht, und ein paar komplett scheisse (wie man das ja auch erwarten würde, gemäss Sturgeon’s law).

    Ich glaube, Objektivität ist gar nicht die wichtigste Eigenschaft eines Tests, sondern die Ehrlichkeit.

    Ehrlichkeit ist komplett irrelevant wenn der Journalist vom Hersteller des getesteten Produkts abhängig ist. Die menschliche Psyche ist zu einfach beeinflussbar, als dass «Ehrlichkeit» hinreichend für ein nützliches Review wäre.

  4. Es kommt halt drauf an, was Du von einem Review erwartest. Ich möchte beim Lesen erfahren, für wen welches Auto passt. Das sind auch die Informationen, die ich jeweils brauche, wenn mich jemand beim Autokauf um Rat fragt.

    Im Gegensatz zu sagen wir… Velohelmtests im K-Tipp, wo schon mal Teile abbrechen, gibt es bei den Autos heute keine mehr, die ich als mangelhaft bezeichnen würde. Ok, ich habe noch nie einen Lada getestet, vielleicht sind die immer noch richtig schlecht. Aber jene, die ich teste, erfüllen ihren primären Zweck, jemanden von A nach B zu befördern sehr gut. Darum gibt es dann halt andere Dinge, die man kritisieren kann und muss. Wie zum Beispiel die Schaltung im Abarth 595 Turismo.

    Und eine Frage: Wie würdest Du das Problem, das nach Dir entsteht, weil die Journis die Autos zur Verfügung gestellt bekommen kösen?

  5. Im Gegensatz zu sagen wir… Velohelmtests im K-Tipp, wo schon mal Teile abbrechen, gibt es bei den Autos heute keine mehr, die ich als mangelhaft bezeichnen würde.

    Normalerweise steigen mit der Qualität der Produkte auch unsere Ansprüche. Was vor 20 Jahren beispielsweise ein toller Velohelm war, ist heute nicht mehr akzeptabel. Weil alle Velohelme besser geworden sind, müssen Velohelme heute generell besser sein, um akzeptabel zu sein. Der Qualitätsmasstab sollte sich dem Stand der Technik anpassen.

    Wenn ein Reviewer einer Produktekategorie nun sagt, dass kein Produkt in seiner Kategorie mangelhaft ist, dann weiss ich nicht, weshalb mich seine Meinung überhaupt interessieren soll. Seine Reviews sind nutzlos, weil sie immer zum Schluss kommen, dass das getestete Produkt okay ist. Ob es mir dann auch noch subjektiv gefällt, muss ich ja sowieso selber testen.

    Zurück zur ursprünglichen Frage: würden Autoreviewer auch denken, dass alle Autos okay sind, wenn sie Autos nicht gratis von den Autoherstellern bekommen würden? Ich persönlich bin nämlich überhaupt nicht der Meinung, dass alle Autos okay sind, und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich die wenigsten Autos positiv bewerten würde, wenn ich sie testen müsste. Die Qualität der heute erhältlichen Autos ist meiner Meinung nämlich ziemlich erbärmlich, was vermutlich primär ein Resultat vom aktuellen Angebotsoligopol ist.

    Und eine Frage: Wie würdest Du das Problem, das nach Dir entsteht, weil die Journis die Autos zur Verfügung gestellt bekommen kösen?

    Weshalb stellst du mir diese Frage? Das tönt sehr nach argumentum ad consequentiam: was ich sage kann nicht wahr sein, weil dir die logischen Folgen nicht passen 😛

  6. Nein, das klingt nicht so. Ich frage nur, wie Du das Problem lösen würdest. Müssten die Journis die Autos tatsächlich kaufen, um sie beurteilen zu können.

    Was ist denn an heutigen Autos so sehr «nicht okay» oder sogar «erbärmlich», dass Du vom Kauf abraten müsstest und als Urteil ein «mangelhaft» rausschauen würde?

    Dein Argument, dass nur ein Test, bei dem es auch Produkte mit mangelhafter Bewertung gibt interessant ist, finde ich seltsam. Es besteht doch theoretisch absolut die Möglichkeit, dass alle Produkte ähnlich gut sind. Müsste dann nach Dir das schlechteste der in der Qualität sehr ähnlichen Produkte als mangelhaft bezeichnet werden?

    Wenn ich beispielsweise das Segment der Kompaktwagen anschaue, sehe ich da kein Auto, das ich als mangelhaft bezeichnen würde: VW Golf, Opel Astra, Ford Focus, Mazda 3, Toyota Auris, Renault Megane, Audi A3, BWM 1er, Hyundai i30, Kia C’eed, Mercedes A-Klasse, Peugeot 308, Citroën C4, Alfa Romeo Giulietta… das sind mal die, die mir spontan einfallen.

  7. Nein, das klingt nicht so.

    Dann müssen wir uns wohl darauf einigen dass es meiner subjektiven Bewertung nach halt doch so klingt 😛

    Ich frage nur, wie Du das Problem lösen würdest.

    Keine Ahnung, und ich hab mir auch keine Gedanken dazu gemacht.

    Was ist denn an heutigen Autos so sehr “nicht okay” oder sogar “erbärmlich”, dass Du vom Kauf abraten müsstest und als Urteil ein “mangelhaft” rausschauen würde?

    Beispiel: wie viele Leute wechseln bei ihrem Auto den Radiosender durch wiederholtes Drücken auf den Such-Knopf, weil sie nicht herausgefunden haben, wie man Radiosender programmiert?

    Beispiel: Wie viele Leute platzieren Handtaschen, ausgesteckte Navigationssysteme und anderen Kram auf dem Boden beim Beifahrersitz (oder noch schlimmer: auf dem Rücksitz), weil die Autohersteller keine Ahnung davon zu haben scheinen, wie normale Leute Autos verwenden?

    Beispiel: Bei wie vielen Autos ist das Runterlassen der Rücksitze ein fünf Minuten langer Kampf gegen die verschiedensten Mechanismen und versteckten Knöpfe, den man alle zwei Wochen durchmachen muss, wenn man mal wieder Karton, Glas, Pet und Blech entsorgen will?

    Beispiel: wie viele Leute haben keine Ahnung, wann sie an ihren Autos welche Wartungsarbeiten durchführen sollten, weil ihnen der Autoverkäufer das ein mal erklärt hat, und sie es sofort wieder vergessen haben? Weshalb muss man überhaupt selber daran denken, regelmässig den Reifendruck zu kontrollieren?

    Beispiel: Wie viele Leute haben Abfall unter den Sitzen, weil da dauernd Zeugs runterfällt und es fast unmöglich ist, diese Bereiche zu reinigen?

    Beispiel: in wie vielen Autos hat es nirgends einen sinnvollen Ort, an dem man eine Sonnenbrille aufbewahren kann, so dass sie zwar gut befestigt, aber trotzdem ohne zu schauen einfach erreichbar ist?

    Beispiel: Wie viele Leute bekommen Panik, wenn die Warnlampe beim Benzin aufleuchtet, weil sie keine Ahnung haben (und das Auto ihnen nicht sagt), wie weit sie noch fahren können?

    Als Mitfahrer bei anderen Leuten bekomme ich den Eindruck, dass Auto fahren für viele nichts anderes als eine konstante Aneinanderreihung von unnötigen Frustrationen ist.

    Aber über solche Dinge sprechen Autoreviews nicht. Dafür sprechen sie über belanglosen Unsinn, den 99% aller Autofahrer in keiner Weise interessiert, und an den sich nach der ersten Woche mit dem neuen Auto auch niemand mehr erinnert. Die unnötigen Frustrationen, die bleiben aber.

    Dein Argument, dass nur ein Test, bei dem es auch Produkte mit mangelhafter Bewertung gibt interessant ist, finde ich seltsam. Es besteht doch theoretisch absolut die Möglichkeit, dass alle Produkte ähnlich gut sind.

    Natürlich. Bloss ein sehr seltsamer Zufall, dass das immer bei Auto-Reviews der Fall zu sein scheint.

    Müsste dann nach Dir das schlechteste der in der Qualität sehr ähnlichen Produkte als mangelhaft bezeichnet werden?

    Nein, wenn sie sich tatsächlich sehr ähnlich sind. Aber wenn das bei Autos so ist, dann ist es nicht so, weil alle ähnlich gut sind, sondern weil alle ähnlich schlecht sind.

  8. Beispiel: wie viele Leute wechseln bei ihrem Auto den Radiosender durch wiederholtes Drücken auf den Such-Knopf, weil sie nicht herausgefunden haben, wie man Radiosender programmiert?

    Das ist in den meisten Autos gleich: Wenn Du auf der Frequenz bist, die Du speichern möchtest, einfach den Knopf, den Du belegen möchtest lange drücken. Ich finde das relativ gut gelöst. Denkst Du, das ist zu kompliziert?

    Beispiel: Wie viele Leute platzieren Handtaschen, ausgesteckte Navigationssysteme und anderen Kram auf dem Boden beim Beifahrersitz (oder noch schlimmer: auf dem Rücksitz), weil die Autohersteller keine Ahnung davon zu haben scheinen, wie normale Leute Autos verwenden?

    Ablagen sind tatsächlich zu knapp. Das gilt für praktisch alle Autos. Ich frage mich auch, wieso das so ist. Da wäre mehr Praxisnähe angebracht. Wir haben das auf zündung.ch schon mehrmals kritisiert.

    Beispiel: Bei wie vielen Autos ist das Runterlassen der Rücksitze ein fünf Minuten langer Kampf gegen die verschiedensten Mechanismen und versteckten Knöpfe, den man alle zwei Wochen durchmachen muss, wenn man mal wieder Karton, Glas, Pet und Blech entsorgen will?

    Das war lange so. Inzwischen haben moderne Autos im Kofferraum Griffe zur Entriegelung der Sitze.

    Beispiel: wie viele Leute haben keine Ahnung, wann sie an ihren Autos welche Wartungsarbeiten durchführen sollten, weil ihnen der Autoverkäufer das ein mal erklärt hat, und sie es sofort wieder vergessen haben? Weshalb muss man überhaupt selber daran denken, regelmässig den Reifendruck zu kontrollieren?

    Das ist eigentlich auch vorbei. Moderne Autos sagen Dir, wann Du Lampen wechseln oder Öl nachfüllen musst. Bei BMW z.B. wird Dir angegeben, wie viele Kilometer Du bis zum nächsten Service noch zurücklegen kannst. Der Reifendruck wird bei modernen Autos indirekt über die ABS-Sensoren kontrolliert. Grundsätzlich ist das manuelle Überprüfen deshalb nicht mehr nötig.

    Beispiel: Wie viele Leute haben Abfall unter den Sitzen, weil da dauernd Zeugs runterfällt und es fast unmöglich ist, diese Bereiche zu reinigen?

    Lexus hat das elegant gelöst, indem man zwischen Sitz und Mitteltunnel ein Stoffteil eingebaut hat, das als Auffangtasche fungiert. Das Problem bleibt aber vielerorts bestehen.

    Beispiel: in wie vielen Autos hat es nirgends einen sinnvollen Ort, an dem man eine Sonnenbrille aufbewahren kann, so dass sie zwar gut befestigt, aber trotzdem ohne zu schauen einfach erreichbar ist?

    In US-Amerikanischen Autos gibt es immer einen Sonnenbrillenhalter direkt hinter dem Innenspiegel. In Europa scheint die Sonne weniger zu scheinen…

    Beispiel: Wie viele Leute bekommen Panik, wenn die Warnlampe beim Benzin aufleuchtet, weil sie keine Ahnung haben (und das Auto ihnen nicht sagt), wie weit sie noch fahren können?

    Ich tanke selten vor dem Aufleuchten der Reservelampe, weil man immer noch über 50 km fahren kann. Aber Du hast recht, die Angabe der Restreichweite müsste präziser sein.

    Mir fällt aber auf, dass Du primär die «Benutzeroberfläche» kritisierst. Da gibt es ganz bestimmt noch einiges zu verbessern. Absolut einverstanden. Was Fahrsicherheit, Komfort und Qualität im Sinne von Dauerhaftigkeit der Materialien angeht, liegen die heutigen Autos allesamt auf sehr hohem Niveau.

  9. Beispiel: wie viele Leute wechseln bei ihrem Auto den Radiosender durch wiederholtes Drücken auf den Such-Knopf, weil sie nicht herausgefunden haben, wie man Radiosender programmiert?

    Das ist in den meisten Autos gleich: Wenn Du auf der Frequenz bist, die Du speichern möchtest, einfach den Knopf, den Du belegen möchtest lange drücken.

    Ah ja? 😛

    Ich finde das relativ gut gelöst. Denkst Du, das ist zu kompliziert?

    Die meisten Leute haben trotzdem keine Sender auf ihren Tasten, sogar wenn sie solche Radios haben, wie du beschreibst.

    Das Problem geht aber eh noch weiter: wenn man die Sender mal konfiguriert hat, fährt man 100 km weit, und plötzlich funktioniert keine der Tasten mehr. Es gibt keinen Grund, weshalb Autos dieses Problem nicht automatisch lösen können.

    Beispiel: Wie viele Leute platzieren Handtaschen, ausgesteckte Navigationssysteme und anderen Kram auf dem Boden beim Beifahrersitz (oder noch schlimmer: auf dem Rücksitz), weil die Autohersteller keine Ahnung davon zu haben scheinen, wie normale Leute Autos verwenden?

    Ablagen sind tatsächlich zu knapp. Das gilt für praktisch alle Autos. Ich frage mich auch, wieso das so ist. Da wäre mehr Praxisnähe angebracht. Wir haben das auf zündung.ch schon mehrmals kritisiert.

    Thumbs up.

    Beispiel: Bei wie vielen Autos ist das Runterlassen der Rücksitze ein fünf Minuten langer Kampf gegen die verschiedensten Mechanismen und versteckten Knöpfe, den man alle zwei Wochen durchmachen muss, wenn man mal wieder Karton, Glas, Pet und Blech entsorgen will?

    Das war lange so. Inzwischen haben moderne Autos im Kofferraum Griffe zur Entriegelung der Sitze.

    Das ist nicht meine Erfahrung (e.g. 2013er Hyundai, 2010er Seat).

    Beispiel: wie viele Leute haben keine Ahnung, wann sie an ihren Autos welche Wartungsarbeiten durchführen sollten, weil ihnen der Autoverkäufer das ein mal erklärt hat, und sie es sofort wieder vergessen haben? Weshalb muss man überhaupt selber daran denken, regelmässig den Reifendruck zu kontrollieren?

    Das ist eigentlich auch vorbei. Moderne Autos sagen Dir, wann Du Lampen wechseln oder Öl nachfüllen musst. Bei BMW z.B. wird Dir angegeben, wie viele Kilometer Du bis zum nächsten Service noch zurücklegen kannst. Der Reifendruck wird bei modernen Autos indirekt über die ABS-Sensoren kontrolliert. Grundsätzlich ist das manuelle Überprüfen deshalb nicht mehr nötig.

    Super, dass BMW dieses Problem gelöst hat. Sobald alle Leute BMW fahren, beschwere ich mich nicht mehr darüber 🙂

    Mir fällt aber auf, dass Du primär die “Benutzeroberfläche” kritisierst.

    Ein Auto ist seine Benutzeroberfläche. Anzahl PS und Hubraum und Flux-Kondensator interessieren mich nicht, solange es adäquat viel von allem in meinem Auto drin hat. Ich gehe nicht jeden Morgen die Zylinder zählen, um sicherzustellen, dass noch alle da sind.

    Aber wenn ich jedes mal zurücksetzen muss, um in der Tiefgarage einzuparken, weil der Steuerradius von meinem Auto so riesig ist, das nervt. Wenn ich die Lautstärke vom AUX-Eingang nicht separat regeln kann und dann plötzlich das Radio superlaut losplärt, weil eine Verkehrsnachricht kommt, das nervt.

    Autos sind unterdessen etwa auf dem Niveau von Windows 3.11 angekommen. Technisch gesehen funktionieren Autos mehr oder weniger. Nur leider nicht so, wie man sich das wünschen würde.

    Was Fahrsicherheit, Komfort und Qualität im Sinne von Dauerhaftigkeit der Materialien angeht, liegen die heutigen Autos allesamt auf sehr hohem Niveau.

    Dann sind das Dinge, mit denen man sich in Auto-Reviews schlicht nicht mehr befassen soll. Das ist so, als ob man in einem Computer-Review das Gerät loben würde, weil man keinen Abakus mehr braucht, um einfache Additionen durchzuführen.

  10. Ok, ich werde mich in Zukunft noch mehr auf die praktischen Dinge beim Autofahren konzentrieren und das in den Berichten zum Ausdruck bringen.

    Das mit dem Reifendruck gilt nicht nur für BMW. Ich weiss es da einfach sicher, weil ich es von Mini und 1er kenne.

    Das Problem mit dem Radio und dem Wechseln der Frequenzen ist mir bekannt. (Wobei es mich erstaunt, dass Du a) überhaupt so weit mit dem Auto fährst und b) überhaupt Radio hörst.) Inzwischen haben Autoradios Multitunertechnik (oder wie auch immer das heisst), womit die je nach Ort wechselnde Frequenz des gleichen Senders gefunden und auch gewählt wird.

    2013er Hyundai? Was denn für einer? Es ist noch nicht bei allen Autos so, wird aber immer mehr kommen. Es ist ja dämlich, dass man in den Kofferraum kriechen muss, um die Sitze umzulegen.

    Ein grundsätzliches Problem liegt aber auch bei den Benutzern. Die meisten versuchen nämlich gar nicht erst, die einfachsten Funktionen auch nur ansatzweise zu verstehen. Beispiele: Viele Leute stellen die Belüftung ganz aus, weil sie meinen, das sei die Klimaanlage. Viele telefonieren mit dem Telefon am Kopf, obwohl sie Bluetooth hätten. Viele stellen den Bordcomputer beim Tanken nicht auf Null, obwohl sie so ihren Verbrauch im Auge behalten könnten. Viele setzen den Tempomat nicht ein, obwohl er zu gleichmässigerem Fahren führen würde.

  11. danke lukas für die ausführungen zur wahrnehmung des automobilen vorankommens. ich werde mich in den nächsten tests mehr für die alltagstauglichkeit interessieren. automobile verfolge ich als technisch begeisterter zwar leidenschaftlich und kann mir durchaus ein abendfüllendes gespräch über anzahl zylinder usw. vorstellen. nur vergessen wir autojournalisten wohl zu sehr, dass solches etwa 99 von 100 autofahrenden nicht weiterbringt. ich frage mich längst, warum man noch von hand gänge wechselt (ausser sportfahrer), ein lenkrad sinnlos viel gedreht werden muss oder ein motor nicht selbst erkennt wann er gebraucht wird usw. objektiv oder nicht, sollten wir uns nicht mit details beschäftigen, sondern quasi als anwalt der nutzenden von den herstellern alltagstaugliche mobilität fordern? andere wahrnehmungen von hinter dem steuer finde ich sehr erhellend (wie wäre es mit einem zündung.ch-fahrbericht von lkm? ;)).

  12. @Amadé

    Das Problem mit dem Radio und dem Wechseln der Frequenzen ist mir bekannt. (Wobei es mich erstaunt, dass Du a) überhaupt so weit mit dem Auto fährst und b) überhaupt Radio hörst.)

    Nicht alle der aufgelisteten Probleme stören mich persönlich. Ich hab beispielsweise meistens auch keine Handtasche dabei 🙂

    Und ich hab mein Auto natürlich mit Bluetooth aufgerüstet und höre nur Podcasts und meine eigene Musik. Im Radio kommt ja eh nichts Gescheites 🙂

    2013er Hyundai? Was denn für einer?

    i20.

    Es ist ja dämlich, dass man in den Kofferraum kriechen muss, um die Sitze umzulegen.

    Yep.

    Ein grundsätzliches Problem liegt aber auch bei den Benutzern. Die meisten versuchen nämlich gar nicht erst, die einfachsten Funktionen auch nur ansatzweise zu verstehen.

    Psychologen nennen das learned helplessness. Nachdem man genügend oft frustriert wird, probiert man gar nicht erst, neue Dinge zu lernen, weil man davon ausgeht, dass es eh nicht funktionieren wird.

    Siehe auch: Windows-Anwender, die nie neue Programme installieren, nur Word verwenden, und immer die genau gleichen Arbeitsabläufe anwenden, weil sie davon ausgehen, dass ihre Dokumente plötzlich gelöscht werden, wenn sie irgend einen Fehler machen.

    Beispiele: Viele Leute stellen die Belüftung ganz aus, weil sie meinen, das sei die Klimaanlage.

    Vielleicht würde das nicht passieren, wenn da «Klimaanlage» beim entsprechenden Knopf stehen würde statt das für die meisten Leute wohl ziemlich kryptische «A/C», welches man in vielen Autos antrifft. Der Schluss, dass die Belüftung auch die Klimaanlage aktiviert, liegt nämlich ziemlich nahe, wenn man nirgends einen Knopf für die Klimaanlage findet.

    Viele telefonieren mit dem Telefon am Kopf, obwohl sie Bluetooth hätten.

    Erklär Otto Normalverbraucher mal, wie er sein Telefon mit dem Auto pairen muss, und wie er einstellen kann, dass das danach jedes mal automatisch passiert, wenn er das Auto einschaltet.

    Viele stellen den Bordcomputer beim Tanken nicht auf Null, obwohl sie so ihren Verbrauch im Auge behalten könnten.

    Und weshalb muss man sich daran erinnern? Das Auto merkt ja selber auch, wenn es aufgetankt wird.

    Viele setzen den Tempomat nicht ein, obwohl er zu gleichmässigerem Fahren führen würde.

    Und um den Tempomat zu aktivieren, muss man einen kleinen Knopf drücken, der an einer Stange befestigt ist, die hinter dem Steuerrad versteckt ist, und neben dem kleinen Knopf hats noch drei andere kleine Knöpfe, die irgendwelche anderen Funktionen auslösen, wenn man sie versehentlich drückt, aber niemand weiss, welche Funktionen das sind, oder was man nun tun soll, um diesen Fehler dann zu beheben.

    Natürlich ist der Benutzer am Ende immer ein bisschen mitschuldig, aber für die meisten Leute ist ein Auto ein Werkzeug. Wenn ich ein Loch in die Wand bohren will, will ich auch nicht zuerst eine 100-seitige Anleitung lesen. Und wenn Hans mit dem Auto nach Luzern fahren will, geht’s ihm genau gleich.

    Einem Windows-Anwender sagst du ja auch nicht, dass er halt das Handbuch besser lesen soll. Du sagst ihm, er soll sich einen Mac kaufen. Nur, bei den Autos gibt’s keinen Mac. Da läuft auf allen Geräten Windows.

    @marc:

    ich werde mich in den nächsten tests mehr für die alltagstauglichkeit interessieren.

    Danke schön 🙂

    automobile verfolge ich als technisch begeisterter zwar leidenschaftlich und kann mir durchaus ein abendfüllendes gespräch über anzahl zylinder usw. vorstellen.

    Ich denke, das ist ein bisschen das Problem. Auto-Reviews wären für die meisten Leute wohl nützlicher, wenn sie von Auto-Hassern geschrieben würden 🙂

    ich frage mich längst, warum man noch von hand gänge wechselt (ausser sportfahrer)

    Ja!

    ein lenkrad sinnlos viel gedreht werden muss oder ein motor nicht selbst erkennt wann er gebraucht wird usw.

    Bingo!

    objektiv oder nicht, sollten wir uns nicht mit details beschäftigen, sondern quasi als anwalt der nutzenden von den herstellern alltagstaugliche mobilität fordern?

    Das wäre der Optimalfall 🙂

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