«und am bahnhof kaufte ich mir dann die abendausgabe der zeitung.» solche sätze kennen wir heute zumeist nur noch von unseren grosseltern. die medienkonzentration hat sich nicht nur auf die anzahl der zeitungen und verlagshäuser ausgewirkt. am anfang stand die konzentration von mehreren ausgaben pro tag auf eine einzige. inzwischen lesen wir die Nachrichten ja fast schon realtime. dank twitter, livetickern und vor allem den websites fortschrittlicher zeitungen hat man die möglichkeit, in sachen news up to date zu sein. doch seien wir ehrlich: der selbst oder von einem automatischen newsreader zusammengestellte nachrichtencocktail ist nur selten so bekömmlich und ausgewogen, wie es eine klassische neitung eben täglich ist.
klassisch muss ja heutzutage nicht mehr unbedingt auch gedruckt heissen. mit dem ipad hat apple ein für das zeitunglesen wunderbar geeignetes gerät auf dem markt. wenig erstaunlich also, dass sich schon einige verlagshäuser darin versucht haben. die meisten wäheln dabei den ansatz, die bestehende digitale zeitung, die im wesentlichen der gedruckten entspricht, für das ipad anzupassen. das ist schade, weil auf diesem gerät so viel mehr möglich wäre. bilder können viel grösser gezeigt werden, es besteht die möglichkeit videos einzubinden und überhaupt muss die einteilung gar nicht 1:1 mit der printausgabe korrespondieren. der tagesanzeiger geht mit seiner neuen app sogar noch einen schritt weiter: er erweckt die abendausgabe zu neuem leben. auf dem ipad liest man den tagi also zwei mal pro tag. reizt die app also die möglichkeiten des ipad so richtig aus? nicht von ungefähr erinnert die einstiegsseite der tagi-app an die beliebte flipboard-app. wie diese verlangt der umgang mit jener vom tagi ein wenig eingewöhnung. schnell schätzt man aber nicht nur die sehr übersichtliche einteilung, sondern auch das switchen zwischen den bereichen und die zusätzlichen möglichkeiten. so kann beispielsweise jedes wort im lauftext durch markieren direkt bei wikipedia oder google nachgeschlagen werden. gleich oben am artikel finden sich die sharing-möglichkeiten. über mail, facebook oder twitter kann man die texte teilen. weiter kann man sich aktuellste neuigkeiten auf das ipad pushen lassen. als nettes extra hat man sogar noch zattoo in die app integriert. andere videos habe ich bis jetzt erst bei den anzeigen gefunden. auch die regionalausgaben finden sich übrigens auf der ipad-version des tagi. die bisherigen ausgaben lassen sich im archiv anschauen, wo auch eine suche über alle ausgaben möglich ist. lesezeichen ermöglichen das schnelle markieren von artikeln, die man später noch offline lesen möchte. besonders clever gelöst scheint mir die sogenannte seitenmatrix: hier sieht man in einer sehr reduzierten darstellung, wie viele seiten ein bereich hat und welche davon man schon angeschaut hat. bereits gelesene artikel erkennt man an der leicht blasseren darstellung. auch das durchaus elegant gelöst. die tagi-app ist auf jeden fall ein gewinn für die schweizer ipad-community, weil sie aufzeigt, in welche richtung der künftige zeitungskonsum gehen könnte. gerade in sachen videos wird sich das sicher noch einiges tun. der tagesanzeiger auf facebook und twitter.