entschuldigen sie, wir mussten ihren laptop erschiessen

naja, der wortlaut ist etwas anders:

I’m sorry but we had to blow up your laptop.

aber erschiessen wäre eigentlich richtiger, wenn man sich das bild anschaut:

autsch. lily berichtet in einem ihrer blogs über ihr einreise-erlebnis [(via lkm)|http://lkm.tumblr.com/post/284992680/chartier-im-sorry-but-we-blew-up-your-laptop] in israel. in ihrem bloggerprofil schreibt sie über sich:

A student of traveling, writing and observing, intent to understand the Middle East by living in Cairo for a span. An optimist who believes hostilities fade when people connect, communicate and learn about each other. An adventurer, happy in the midst of events with a pen, pad, camera, and always, background information.

ich glaube, man musss kein besonderer optimist sein, um das zu glauben. gerade die allseits geliebte minarettabstimmung hat ja gezeigt, dass die angst (oder auch: der hass) vor fremdem dort am grössten ist, wo es praktisch nichts fremdes gibt. umgekehrt scheint es zu mehr akzeptanz zu führen, wenn man sich mit dem fremden auseinandersetzt und damit auch öfters in berührung kommt.

aber zurück zu israel. wenn ich an unsere kurze reise 2004 denke, haben wir eigentlich ziemlich glück gehabt. bei mir fing’s schon bei der einreise an. der schweizerpass schien der dame bei der kontrolle wohl nicht wirklich suspekt, trotzdem wurde zueerst mal telefoniert, geschaut, wieder telefoniert und schliesslich gefragt. was bei den leuten vor und nach mir ein paar sekunden dauerte, artete bei mir zu gefühlten 30 minuten aus. vielleicht waren es fünf, auf jeden fall waren marc und ich danach am gepäckband irgendwie spät dran. jedenfalls waren wir die einzigen, die da noch auf ihre gepäckstücke warteten, was uns schon die nächste bekannschaft mit israelischer sicherheit einbrachte. zwei uniformierte schritten forschen ganges auf uns zu und fragten mit ernsten gesichtern, was wir denn hier machten. in solchen situationen empfiehlt es sich, nicht sarkastisch oder sonstwie lustig zu antworten. also sagten wir freundlich, dass wir eben auf unsere gepäck warten würden. es folgten noch ein paar fragen zu unsren reiseplänen, dann liessen die beiden von uns ab.

noch am gleichen tag wurden wir in tel aviv auf offener strasse von zwei militärangehörigen angehalten. wir sollten unsere reisepässe zeigen. ich glaube, das dürften die gar nicht, trotzdem ist auch hier das mitspielen der einfachste weg.

tage später wurden wir in jerusalem ein wenig schikaniert. als wir die al aqsa moschee anschauen wollten, hiess es, wir sollten um 13 uhr wieder kommen und zwar zu eingang x (die genaue bezeichnung weiss ich nicht mehr). natürlich waren wir schweizerisch pünktlich, als man uns sagte, dieser eingang bleibe heute geschlossen, wir sollen doch zu eingang z gehen. wir waren bei weitem nicht die einzigen, mit denen hier katz und maus gespielt wurde. immerhin war eingang z dann wirklich offen und nach erfolgtem sicherheitscheck durften wir rauf zu der moschee.

bei der ausreise befolgten wir michis rat, möglichst früh am flughafen zu sein. denn es gilt mehrere sicherheitschecks zu durchlaufen. für den ersten mussten wir lange anstehen und wurden von drei offiziellen in grösseren abständen zu den immer gleichen dingen befragt. wir versuchten immer ehrlich und damit immer gleich zu antworten. trotzdem erhielten wir einen violetten sticker auf das gepäck, was später noch ein problem sein würde. beim sicherheitscheck musste ich meine tasche öffnen und ein paar dinge auspacken. der israelische sicherheitsbeamte entdeckte schliesslich mein blauweiss-gestreiftes fussballshirt der argentinischen nationalmannschaft. «ah, you have an argentinian shirt! now, i love you!» es folgte ein witziges gespräch über den israelischen fussball und natürlich auch über gewisse schweizer spieler. das auspackprozedere war sofort beendet und wir konnten weiter zur passkontrolle. das war kein problem, doch beim zweiten sicherheitscheck hielt man uns lange auf. einige leute wurden an uns vorbeigeschleust, bis wir wieder zuvorderst in der schlange standen. «ah, the swiss flight, no sorry, you have to wait.» kein grund, keine erklärung. mit der zeit fanden wir heraus, dass alle, die ebenfalls warten mussten, den gleichen sticker an ihren handgepäckstücken hatten. einige von den wartenden wurden wütend, was dazu führte, dass man sie noch genauer unter die lupe nahm. obwohl wir relativ locker eingestellt waren, beunruhigte uns die tatsache, dass unser flugzeug nach plan inzwischen bereits gestartet sein sollte. glücklicherweise hatte der swiss-flug 20 minuten verspätung. unmittelbar vor ablauf dieser 20 minuten liess man uns durch und wir sprinteten durch den zollfrei bereich ins flugzeug.

naja, immerhin wurde mein laptop nicht erschossen. 😉

12 Antworten auf „entschuldigen sie, wir mussten ihren laptop erschiessen“

  1. und
    wieder ein grund die Region nicht zu bereisen. Ich versteh, dass die Israelis nervös sind. Sie haben auch allen grund dazu, aber Tourismus könnt wohl auch ein bischen Geld einbringen. Zum andern verhalten sich in diesem Konflikt allesamt seltendämlich. Ich weiss, das ich die Kultur und die Hintergründe nicht wirklich kenne, aber ich will weder die einten noch die andern unterstützen.

  2. tourismusboykott
    ich verstehe, dass man sich diesen mist nicht antun will. das prozedere kann (wie oben beschrieben) extrem mühsam sein. ich würde es allerdings jederzeit wieder auf mich nehmen, schon nur deshalb, weil dieses land so wunderschön ist. ich war zwar lange nicht mehr in den usa, kann mir aber vorstellen, dass es da in sachen sicherheitschecks inzwischen etwa gleich abläuft. das soll keine entschuldigung sein, eher ein hinweis darauf, wie wir in der schweiz in sachen freiheit geradezu verwöhnt sind.

    über den konflikt hab› ich mal absichtlich nichts geschrieben. geht ja auch nur indirekt darum. israel hat nun einmal ausnahmslos nachbarn, die nicht gerade als beste freunde zu bezeichnen sind. schon eine spezielle situation.

  3. Israel vs. USA
    > ich war zwar lange nicht mehr in den usa, kann mir aber vorstellen, dass es da in sachen sicherheitschecks inzwischen etwa gleich abläuft
    Ich werde weder die USA noch Israel bereisen wenn ich’s vermeiden kann, deshalb weiss ich nicht wie ähnlich die zwei Systeme sind. Dass die USA aber unterdessen ebenfalls ein völlig verblödetes Einreisetheater veranstaltet macht die Schikanen von Israel nicht besser.

    >ein hinweis darauf, wie wir in der schweiz in sachen freiheit geradezu verwöhnt sind.
    Das zeigt lediglich dass wir unsere Freiheiten nicht als gegeben ansehen dürfen. Mit dem Argument Terrorismus kann man sogar in einem freien Land wie der USA innert acht Jahren eigentlich selbstverständliche Dinge wie Habeas Corpus verlieren, Folter einführen und Rendition zu einem Normalfall machen.

    Die Schweiz «verwöhnt» uns nicht wenn sie uns die Rechte zugesteht die wir sowieso haben sollten; das sollte der Normalfall sein.

  4. sollte
    Die Schweiz «verwöhnt» uns nicht wenn sie uns die Rechte zugesteht die wir sowieso haben sollten; das sollte der Normalfall sein.
    Du hast absolut recht. doch es ist eben weltweit gesehen kein normalfall. im gegenteil. allerdings haben auch nicht alle länder so wenig zu befürchten wie die schweiz.

    verwöhnt ist vielleicht einfach der falsche ausdruck.

  5. Sicherheit
    >allerdings haben auch nicht alle länder so wenig zu befürchten wie die schweiz.
    Damit stellt sich die Frage ob die USA ihre innere Sicherheit verbessern indem sie Einreisende schikanieren, während gleichzeitig die Grenze zu Mexiko völlig unbewacht ist. Das ganze Theater hat – zumindest in den USA – nichts mit Sicherheit zu tun, es sei denn, du sprichst üb die Sicherheit der Politiker später sagen zu können dass sie nicht nichts getan haben.

    Vieles aus deiner Israel-Story hat ebenfalls offensichtlich wenig bis gar nichts mit tatsächlicher Sicherheit zu tun.

  6. tatsächliche sicherheit
    Vieles aus deiner Israel-Story hat ebenfalls offensichtlich wenig bis gar nichts mit tatsächlicher Sicherheit zu tun.
    da hast Du natürlich recht. ich war mir auch nicht sicher, was diese offensichtliche schikane sollte.

    in den usa geht es meiner meinung nach eher um die art der sicherheit, wie man sie hier mit verstärkter videoüberwachung erreichen will. die leute sollen sich sicherer fühlen weil sie ja überwacht werden.

  7. Gefühle
    >in den usa geht es meiner meinung nach eher um die art der sicherheit, wie man sie hier mit verstärkter videoüberwachung erreichen will. die leute sollen sich sicherer fühlen weil sie ja überwacht werden.
    Hast du dich sicherer gefühlt weil du in Israel vom Staat belästigt wurdest?

    Vielleicht fühlen sich viele Leute durch konstante Videoüberwachung und ähnlichen Blödsinn sicherer, aber tatsächlich ist das ein problematischer Trade-off, weil man damit keine Probleme verhindert und dafür neue Probleme kreiert. Der Rechtsstaat ist zum Schutze der Bürger da. Hebt man ihn auf damit Kriminelle nicht mehr von diesem Schutz profitieren, dann erreicht man damit primär dass Unschuldige nicht mehr davon profitieren können. Und das macht uns nicht sicherer, es macht uns weniger sicher.

  8. sicherheitsgefühl in israel
    Hast du dich sicherer gefühlt weil du in Israel vom Staat belästigt wurdest?
    nein. tatsächlich waren das die einzigen momente, in denen ich mich nicht sonderlich sicher fühlte. ansonsten hatte ich subjektiv vor allem in tel aviv das gefühl, so sicher zu sein wie in der schweiz.

    Vielleicht fühlen sich viele Leute durch konstante Videoüberwachung und ähnlichen Blödsinn sicherer, aber tatsächlich ist das ein problematischer Trade-off, weil man damit keine Probleme verhindert und dafür neue Probleme kreiert. Der Rechtsstaat ist zum Schutze der Bürger da. Hebt man ihn auf damit Kriminelle nicht mehr von diesem Schutz profitieren, dann erreicht man damit primär dass Unschuldige nicht mehr davon profitieren können. Und das macht uns nicht sicherer, es macht uns weniger sicher.

    damit bin ich absolut einverstanden. nur leider schaffen es bestimmte kreise immer wieder, der bevölkerung (hier in der schweiz) das gefühl zu geben, dass sie gar nicht so sicher ist.

  9. dann doch lieber gleich…
    nach Mekka.
    versuchts mal dort.
    Und ihr werdet merken, dass die Schweiz gar nicht so intolerant ist, wie einige Musles meinen.

  10. Neue Regeln
    1) Wenn man ein demokratisches, liberales Land mit einer islamistischen Diktatur vergleicht um zu zeigen wie offen das demokratische Land ist, dann hat man die Diskussion im Vornherein verloren.
    2) Wenn man ständig davon unabhängige Diskussionen hijackt um darin sein Lieblingsthema mit fadenscheinigen Argumenten aufzubringen, dann hat man die Diskussion im Vornherein verloren.

  11. hase …
    @amade
    es geht wohl doch nicht um Angst.
    Es geht darum, dass wir die schweizerische Idendität nicht verlieren und uns nicht auf der Nase rumtrampeln lassen.
    Du gibts wohl gern dein Geld für die Sozialhilfe aus?

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