krieg zwischen blog und print?

vor einer woche griff david bauer in der sonntagszeitung die blogger an. die reaktionen in der blogosphäre liess nicht lange auf sich warten. heute folgt in der sonntagszeitung sozusagen die reaktion auf die reaktion. es scheint fast so, als wolle david bauer einen kleinkrieg gegen die blogger starten. im artikel vor einer woche waren zum beispiel folgende dinge zu lesen:

In ihrer Gesamtheit bieten die mehreren Tausend Schweizer Blogs langweiliges Mittelmass. Ein Mittelmass, das sich inhalt­lich am Mainstream orientiert, zu dem man als Alternative angetre­ten ist.

Über­raschende Themen, die sonst nicht zum Zug kommen, sucht man im ganzen Jahr vergeblich.

ich habe mir vor einer woche überlegt, einen antwort-beitrag auf das blogger-bashing von bauer zu verfassen. ich habe es dann aber gelassen. vor allem weil ich glaube, dass bauer mit einem völlig falschen bild an die blogger herangeht. er geht davon aus, dass jeder blogger denkt, er sei ein kleiner revolutionär und er werde seine plattform im internet nutzen, um seine gedankengut zu verbreiten. die realität sieht natürlich ganz anders aus. viele blogs leben nur vom posten von youtube-filmchen und lustigen bildchen. das ist durchaus legitim, denn diese blogs wollen nicht mehr sein als ein reservoir für unterhaltsame webfundstücke. politik taucht nur dann auf, wenn angela merkel ein riesen-dekolleté zur schau trägt oder blocher irgendwo auf die schnauze fällt.

doch die blogosphäre an diesen mainstream-bloggern zu messen greift schlicht zu kurz. schliesslich entscheidet jeder einzelne blogger, was er veröffentlicht und was nicht. jeder ist sein eigener mister gates. und genau das ist im endeffekt doch auch die grosse stärke eines blogs. müssen in grossen print-redaktionen artikel zuerst auf konzernverträglichkeit überprüft und dann abgesegnet werden, liegt beim blog die entscheidung beim betreibenden individuum.

wahrscheinlich weil sich viele blogger nicht imstande fühlen, selbst längere texte zu verfassen, gibt es für meinen geschmack tatsächlich zu wenig an selbst generiertem content. oft wird lieber das ctr-c-ctrl-v-system bemüht, als selbst über einen issue nachzudenken und dann einen beitrag zu verfassen. ich möchte mich selbst da gar nicht ausnehmen, auch wenn ich schon versuche, nur zu posten was ich für wirklich interessant halte. ausserdem bemühe ich mich, möglichst viel von meinen persönlichen ansichten in mein geschreibsel einfliessen zu lassen.

ich frage mich aber schon, ob man den bloggern vorwerfen kann, dass sie sich vornehmlich in mainstream-gefilden aufhalten. bauer meint:

Ein Mittelmass, das sich inhalt­lich am Mainstream orientiert, zu dem man als Alternative angetre­ten ist.

auch hier denke ich, ist es doch die frage, ob man tatsächlich als alternative zum mainstream angetreten ist. schliesslich habe ich eine tageszeitung ebenso im abo, wie die hier zitierte sonntagszeitung. und ich sehe meinen blog nicht als alternative zu einer zeitung, das wäre dann doch auch mehr als vermessen. vielmehr geht es darum, persönliche meinung zu äussern und diese via blog auch der internetallgmeinheit zugänglich zu machen. sollte man eine abweichende meinung vertreten, nur damit ein beitrag eben «nicht mainstream» ist? ich denke nicht.

weiter ist die ganze geschichte auch eine frage der quellen. während zeitungsredationen auf einen berg von informationen aus den agenturen zurückgreifen können, bleibt dem einzelnen blogger nur suchmaschine und tageszeitung. ausser natürlich, man ist journalist und hat die nötigen connections ebenso zur hand wie das entsprechende schreibtalent. doch die meisten blogger betreiben ihre internetpräsenz als hobby, was professionelles recherchieren sowieso verunmöglicht. möchte man etwas am hobbydasein des blogs ändern, ist man schnell damit konfrontiert, wie das nötige geld hereinkommt. meist führt dann kein weg an einer finanzierung über werbung vorbei, viele blogger sind sogar zum posten reiner werbung im content-bereich übergegangen. das kann in meinen augen keine lösung sein, weil so die unabhängigkeit der blogger nach und nach aufgegeben würde.

tja, das war jetzt etwas wirr. aber was soll’s. ich bin halt auch nur ein blogger. 😉

14 Antworten auf „krieg zwischen blog und print?“

  1. amade vs. tagi
    > ich sehe meinen blog nicht als alternative zu einer zeitung, das wäre dann doch auch mehr als vermessen
    crap. jetzt habe ich den tagi schon abbestellt! he, ich zähle hier auf dich!

    > während zeitungsredationen auf einen berg von informationen aus den agenturen zurückgreifen können, bleibt dem einzelnen blogger nur suchmaschine und tageszeitung
    oder anders betrachtet: der journalist ist nur ein journalist; der blogger hingegen ist nicht nur blogger, sondern hat nebenbei auch noch einen richtigen job, über den er kompetent berichten kann. vielleicht braucht er da gar nicht so viele quellen wie ein journalist, da er über dinge schreibt, die er tatsächlich versteht?

    > doch die meisten blogger betreiben ihre internetpräsenz als hobby
    nicht alle. daringfireball beispielsweise wird von john gruber als hauptberuf geschrieben, inklusive recherche und resourcen und allem, was ein «richtiger» journalist so macht. gleiches gilt für blogs wie kotaku oder destructoid. und die werbung ist trotzdem klar als solche markiert; weil man blogs viel einfacher ignorieren kann als zeitungen haben unglaubwürdige blogs – die inhalt und werbung vermischen – keine chance.

    aber du hast recht, die meisten blogger sehen sich nicht als konkurrenz zu den zeitungen. daher ist es etwas ironisch, dass das ende der printmedien ein ganz ungewollter nebeneffekt der blogs ist.

    (in anlehnung an linus torvalds: [/»Really, I’m not out to destroy Microsoft. That will just be a completely unintentional side effect.»/])

  2. Global
    Dann kommt noch der Aspekt dazu, dass richtig gute Blogs eine ganz andere Reichweite haben als der Tagi. Und sie sind wesentlich multimedialer als der Tagi.

    Die grossen Redaktionen oder meinetwegen auch die sda täten gut daran, die Themen der (grösseren) Blogger zu verfolgen…

    da er über dinge schreibt, die er tatsächlich versteht?

    Das ist ein sehr interessanter – und in vielen Fällen wohl auch zutreffender – Gedanke!

    professionelles recherchieren sowieso verunmöglicht.

    Du (amade) bist ja jeweils mittendrin im Sportgeschehen, über das Du nachher schreibst – ich sehe da keine verunmöglichte Recherche!
    Und die Autos, über die Du schreibst, über die Curries, alles hast Du selber ausprobiert. Ok, vielleicht kriegst Du das Auto nicht eine Woche mit nach Hause, aber das macht Dich eher glaubwürdiger…

    Naja, als Bilderposter sehe ich mich von dieser allerdings notwendigen Diskussion nicht betroffen. 😉

  3. nett
    wirklich nett, was ihr da so schreibt.

    die idee, dass ein blogger eben irgendwie mehr ist, als ein journalist, finde ich durchaus spannend. leider macht mich das an-der-seitenlinie-sitzen noch nicht zum fussballexperten, aber ich bin schon mal nahe am geschehen dran. bei den autos bin ich mittlerweile bald so nahe dran, wie ein echter autojourni, wobei das nicht immer nur vorteile zu haben scheint. doch davon vielleicht später mehr.

    übrigens muss man ja nicht den tagi im abo haben, gibt ja auch noch die nzz. 😉

    die us-blogs, die das tatsächlich fulltime machen, sind schon sehr cool. das ist hier wohl mangels genügend grossem publikum und auch mangels akzeptanz bei den werbetreibenden noch nicht in dem ausmass möglich. möglicherweise ist auch der deutschsprachige markt schlicht zu klein? oder gibt es einen deutschsprachigen blogger, der vollkommen unabhängig einen «fulltime-blog» betreibt? in deutscher sprache?

  4. nzz?
    nie von gehört, ist das so ein zürcher lokalblatt?

    >oder gibt es einen deutschsprachigen blogger, der vollkommen unabhängig einen «fulltime-blog» betreibt? in deutscher sprache?
    weiss nicht, lese keine deutschen blogs, ausser dich. vielleicht der schockwellenreiter?

  5. Puh…
    da muss ich mir aber einen Ghostwriter suchen… 😀
    Naja, ich bin ja eigentlich schon bemüht, mehr zu bloggen, aber mein Mitteilungsbedürfnis ist irgendwie nicht gross genug. 😀

  6. gründe, nicht zu bloggen
    gibt es scheinbar viele… hm, ich werde mal einen beitrag darüber schreiben. 🙂

    aber ich freue mich schon mal über die drei beiträge pro tag von der watashi.crew…

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