wie frech müssen blogger sein?

schon seit ein paar tagen befasse ich mich mit dem gedanken, einen kommentar zur weltwoche-kolumne von kurt w. zimmermann zu schreiben. eine kleine kostprobe:

Die Schweizer Online-Welt ist ähnlich fromm geworden, wie es die Welt der Presse schon von jeher war. Das Netz ist mittlerweile so politisch korrekt wie die Leserbriefe im Lokalblatt. Sogar die Blogs, die früheren ungezogenen Kinder des Netzes, übertreffen sich inzwischen an gebremster Zivilisiertheit und unverbindlicher Banalität.

in seinem pseudolustig verfassten artikel kritisiert zimmermann die bünzligen kommentare schweizer blogger. es gehe zu gesittet und eben furchtbar political correct zu auf den blogs. nur frage ich mich, was daran falsch sein soll. im gegensatz zu anderen ländern herrscht in der schweiz eine auf konsens ausgerichtete diskussionskultur vor. das könnte man auch daran illustrieren, dass unsere exekutive aus sieben bundesräten statt einem staatspräsidenten besteht. der denkfehler, den zimmermann begeht, ist offensichtlich. aufmerksamkeit erregen hat noch gar nichts mit qualität zu tun. ich bin der überzeugung, dass gerade die allzu frechen, aggressiven blogkampagnen gegen bestimmte politiker auch kontraproduktiv wirken können. da fände ich es besser, wenn sachlich argumentiert würde, warum person x nicht für den posten y qualifiziert ist.

ich würde die entwicklung der deutschsprachigen blogs zum seriösen, sachlichen schreibstil eher als fort- denn als rückschritt sehen. der aussage, dass es fast keine medienkritische blogs mehr gäbe, widerspricht der medienspiegel natürlich nur allzu gerne. doch der kurt w. fährt fort:

Es gibt in der Eidgenossenschaft keinen frechen Polit-Blog, keinen gutgemachten Wirtschafts-Blog und keinen flotten Unterhaltungs-Blog.

zumindest bei den zwei letztgenannten muss ich zimmi wohl ein wenig recht geben. die hiesige bloggemeinde tümmelt sich auch für meinen geschmack zu stark im webweiten alltagsteich. aber mit andré marty habe ich ja gerade erst einen durchaus frechen polit-blogger vorgestellt. und ich denke mal, er ist nicht der einzige.

aber es stellt sich generell schon die frage, warum blogger überhaupt agressiver texten müssen als es «gewöhnliche» medien tun. ein sachlich verfasstes argument kommt bei mir jedenfalls besser an als das populistische geschreie à la winkelried. denn diese frechheit ist meist mit der nennung von unwahrheiten und beleidigungen verknüpft. die schweizer blogosphäre tut meiner ansicht nach gut daran, auf diese art des bloggens zu verzichten.

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