ist facebook genauer als die experten?

natürlich gab es dieses mal keine weit vor den abstimmungen verbreiteten hochrechnungen bzw. schätzungen. daran will sich wohl keiner mehr die finger verbrennen, obwohl die themen bei weitem nicht mehr so umstritten sind wie letztes mal. ich glaube, facebook könnte zumindest für einmal eine recht zuverlässige quelle sein. nicht für das genaue ergebnis natürlich, aber für die tendenz ja oder nein.

die vorlage «forschung am menschen» würde demnach klar angenommen. knapp wird’s für den tieranwalt, ein ja wird sich aber am ende abzeichnen. die änderung des mindestumwandlungssatzes wird abgelehnt. mal schauen, wie’s rauskommt.

minarettinitiative: die vox-analyse

vox-analysen haben ja schon öfters überraschende aufschlüsse gebracht. dieses mal (übrigens das 100. mal) wurde die abstimmung über die minarettverbotsinitiative ausgewertet und das fazit klingt doch recht seltsam:

Die Befürworter der Minarettverbots-Initiative haben ein symbolisches Zeichen gegen die Verbreitung des Islams in der Schweiz setzen wollen. Dies zeigt die am Montag veröffentlichte Vox-Analyse. Grundsätzlich bedeute aber die Zustimmung keine generelle Ablehnung der Muslime in der Schweiz, schreiben die Autoren der Studie.

aha. sehr clever. nicht gegen die muslime, nur gegen den islam hat man was. und wie heissen die angehörigen dieser glaubensrichtung? und wie soll man diese auf den ersten blick klar widersprüchliche aussage nun interpretieren? könnte man es vielleicht so sagen: wir schweizer haben nichts gegen leute mit muslimischem glauben. nur finden wir das, woran sie glauben, irgendwie scheisse. sollen die doch an jesus oder nichts glauben, wir können das ja auch. jawohl.

man spürt vielleicht heraus: ich versteh’s nicht.

auch wenn, nicht zuletzt auf diesem blog hier, immer mal wieder gesagt wird, das links-rechts-spektrum tauge nicht mehr für verlässliche aussagen, hat es in dieser abstimmung eine entscheidende rolle gespielt:

Laut der Vox-Analyse war das Stimmverhalten sehr stark vom Links-Rechts-Gegensatz geprägt. Das heisst, dass die Linke die Initiative mit über 80 Prozent Nein-Stimmen deutlich ablehnte, während die Rechte ihr fast ebenso klar zustimmte. Den Ausschlag gab die politische Mitte. Diese nahm das Minarettverbot im Verhältnis zwei zu eins an und verhielt sich damit laut Vox-Analyse grundsätzlich anders als bei früheren ausländerpolitischen Abstimmungen.

dann hat mein eindruck also nicht getäuscht: fdp und cvp rutschen in krisenzeiten deutlich nach rechts. das könnte mit ein grund dafür gewesen sein, dass man trotz klarer parteiparole keine plakate gegen die vorlage aus dem mittelager sah.

wenig spannendes ergab die analyse betreffend bildungsniveau der abstimmenden:

Die Vox-Analyse zeigt deutlich dieses Muster: Je höher die Bildung, desto geringer die Zustimmung zur Minarettinitiative. In der Gruppe mit Lehrabschluss stimmten 76 Prozent für das Minarettverbot, in der Gruppe mit höherem Berufsschulabschluss 48 Prozent, in der Gruppe mit Hochschulabschluss 34 Prozent.

ich gehe einmal grob gesagt davon aus, dass sich besser gebildete menschen tendenziell auch besser informieren. bitter ist das natürlich für hardman, der sich ja stets eine aristokratie wünscht. hätte nur die elite abstimmen dürfen, wäre die vorlage abgelehnt worden.

sehr spannend finde ich folgendes:

Im Weiteren stimmten religiöse Menschen sowohl reformierter als auch katholischer Konfession zu rund 60 Prozent für die Initiative, religionslose Personen jedoch lehnten sie ab.

tendenziell ist es also so, dass religiöse menschen in der schweiz die religionsfreiheit nur so lange gut finden, wie sie ihre eigene religion betrifft. dabei heisst es doch, konkurrenz belebe das geschäft… und konkurrenz für die christen scheinen ja seit kurzem auch die religionslosen zu sein, wenn man sich an die unsägliche plakatdiskussion erinnert. trotzdem interessant, dass die religionslosen offenbar keine probleme mit den religionen (bzw. mit den menschen, die einer angehören) haben.

auf jeden fall lässt diese abstimmung bei mir das ungute gefühl zurück, dass es nicht gelingt, die bevölkerung ausreichend zu informieren. in diesem bereich muss für die zukunft vor allem auf der linken seite und wohl auch bei den mitte-parteien viel gearbeitet werden.

abschliessend noch etwas zu den nein-sagern:

Bei den Gegnern war die Einschränkung der in der Verfassung garantierten Grundrechte der Religionsfreiheit und der Nichtdiskriminierung für ein Nein zur Minarettinitiative ausschlaggebend.

nzz online
lkm

90% für das hooligangesetz

tja, das war nun nicht deutlich, und auch nicht mehr überdeutlich, das war eigentlich fast schon einstimmig. der definitive «beitritt des kantons luzern zum konkordat über massnahmen gegen gewalt anlässlich von sportveranstaltungen» ist beschlossene sache. der vorläufigen auszählung zufolge haben über 90% der abstimmenden ja gesagt. warum? artikel wie jener im tagi gab es in luzern keine. viel zu einfach ist es, fussballfans pauschal als gewalttätige trunkenbolde darzustellen, die es möglichst schnell hinter gitter zu bringen gilt. dass dieses konkordat wohl mehr probleme bringen denn lösen wird, hat die stimmbevölkerung nicht im ansatz begriffen.

zisch.ch

tagi zum hooligangesetz

endlich erscheint einmal ein ausgewogener text zu diesem thema. und wenn ich das so lese, bin ich froh, so abgestimmt zu haben. allerdings bin ich mir ziemlich sicher, dass eine überwältigende mehrheit dem «beitritt des kantons luzern zum
konkordat über massnahmen gegen gewalt anlässlich von sportveranstaltungen» zustimmen wird. auch wenn der titel der vorlage gut klingt, sollte man sich nicht täuschen lassen. denn seien wir ehrlich, auch «bussengelder für steuerrabbat» klingt irgendwie gut, ist aber unter dem strich einfach nur behämmert.

Das Hooligangesetz hat die Fans radikalisiert

Von Dario Venutti

Luzern stimmt am Sonntag darüber ab, ob das Hooligangesetz weitergeführt wird. Trifft der Kampf gegen Gewalt die Richtigen? Und welche Folgen hat die Repression?

Am 12. April 2008 kesselte die Bieler Polizei 33 Fans des FC Luzern in einem Park ein. Die Anhänger, die zum Spiel einer Nachwuchsmannschaft angereist waren, wurden allesamt verhaftet, mit Rayonund Stadionverboten belegt und landeten in der Hooligandatenbank. Ein Jahr später stellten die Behörden das Verfahren ein. Man konnte den Fans, die immer ihre Unschuld beteuert hatten, keine Gewalttaten nachweisen. Unschuldsvermutung gilt nicht

«Der Fall Biel ist ein krasses Beispiel für die willkürlichen Ergebnisse, die das Hooligangesetz liefert», sagt René Schwarzentruber. Zusammen mit anderen aktiven Anhängern des Luzerner Fan-Dachverbands United Supporters hat er nach dem Vorfall das Referendum gegen das kantonale Konkordat ergriffen, welches das bis Ende Jahr befristete Hooligangesetz fortführen soll und dem bisher acht Kantone zugestimmt haben. Allein in Luzern sei bisher jedes zweite Rayonverbot zu Unrecht ausgesprochen worden, sagt Schwarzentruber: Die Bestraften mussten ihre Unschuld in langen und teuren Verfahren nachweisen, erst dann wurden die Massnahmen aufgehoben.

Trifft der Kampf gegen die Gewalt damit die Falschen? «Das Hooligangesetz ist ein gutes Instrument. Wir können auf die Daten von Fans zurückgreifen, die ausserhalb der Stadien randalieren», sagt Ulrich Pfister, Präsident der Sicherheitskommission des Schweizerischen Fussballverbands. Und für Christoph Vögeli, Leiter der Zentralstelle Hooliganismus in Zürich, wirkt das Gesetz abschreckend.

Thomas Gander, Ko-Leiter des Fanprojekts in Basel, sieht das anders. «Die Befürchtung, dass auch andere als notorische Gewalttäter in der Hooligandatenbank landen, ist eingetreten», sagt er. Die Hürde, einen Eintrag zu erhalten, sei zu tief angesetzt. Kürzlich wurde ein FCBFan wegen Landfriedensbruch registriert, weil er eine Pet-Flasche geworfen hatte. «Das ist unverhältnismässig. Und eine Möglichkeit zur Bewährung gibt es nicht», sagt Gander.

Gemäss Bundesamt für Polizei (Fedpol) sind derzeit 554 Personen in der Hooligandatenbank erfasst. Ende 2007 waren es 260. Die Zunahme lässt aber nur bedingt den Schluss zu, die Gewaltbereitschaft steige: Wer einmal in der Datenbank landet, bleibt zwischen drei und zehn Jahren drin, auch wenn er seine Strafe in Form eines Stadionoder Rayonverbots abgesessen hat. Bei 276 Personen ist das heute der Fall.

Gefühlte und tatsächliche Gewalt

«Die Aufmerksamkeit der Medien führt dazu, dass man das Gefühl hat, die Gewalt steige. Tatsächlich nimmt sie nicht zu», sagt Christoph Vögeli. Trotzdem hat sich mit dem Hooligangesetz einiges verändert: Vögeli beobachtet einen Krawalltourismus und eine Verlagerung der Gewalt in untere Ligen. YB-Fans würden sich an Randalen bei Eishockeyspielen in Biel beteiligen, und gewaltbereite Fans des FC Luzern tauchten bei Matches in der 2. Liga im Eishockey auf.

Fan-Sozialarbeiter Gander sagt, das Hooligangesetz habe das Gegenteil dessen bewirkt, was es beabsichtige: Durch die Zunahme der Repression fühlten sich die Fans vom Staat übermässig kontrolliert und bedroht. «Das führt zu einer Radikalisierung und Solidarisierung unter Anhängern», sagt Gander. Fans würden sich immer häufiger vermummen und gewalttätig gegen Polizisten und private Ordnungshüter vorgehen. «Auf diese Weise kommt eine Gewaltspirale in Gang, die beängstigend ist», sagt Gander.

Vögeli stellt fest, dass Fans «Hetzjagden gegen zivile Polizisten betreiben». Tatsächlich haben FCZ-Fans letztes Jahr beim Cupspiel in Wil zwei zivile Beamte aus der Kurve geprügelt. Dass die Repression zuweilen zu Verfolgungsängsten führt, zeigt das Beispiel aus einem FCZLokal: Ein älterer Gast wurde von jüngeren Fans gefragt, ob er ein ziviler Fahnder sei.

Welche negativen Folgen eine massive Repression haben kann, zeigt sich in Italien, wo die Gewaltbereitschaft ungleich höher ist. Der Soziologe Jonas Gabler weist in einer vergleichenden Studie über Fankulturen nach, dass die Polizei massgeblich an der Gewaltspirale dreht.

Die Fans haben einen schlechten Ruf

Trotzdem glaubt der Luzerner René Schwarzentruber nicht, dass die United Supporters die Abstimmung am Sonntag gewinnen werden. Der Ruf der Fans ist generell schlecht. Zudem haben einige Luzerner, die sich nach dem Cup-HalbfinalSpiel gegen Sion auf dem Platz mit gegnerischen Fans prügelten, dem Referendum einen Bärendienst erwiesen.

[quelle: tagesanzeiger, 14-5-2009, s. 3]

vielen, vielen dank, luzern!!!

aus der pressemitteilung der stadt luzern:

Ja zur Sportarena Luzern

Stadtrat Kurt Bieder, Baudirektor, nahm mit Freude vom Ja der Luzerner Stimmbevölkerung zur Sportarena Luzern Kenntnis. Das Zusammengehen mit Privaten habe zu einer Lösung geführt, die für die Stadt vorteilhaft sei. Der Wettbewerb habe ein städtebaulich, architektonisch und betrieblich ausgezeichnetes Projekt hervorgebracht. «Das Projekt mit den beiden Wohnhochhäusern entwickelte eine Kraft, die mögliche Bedenken der Stimmbevölkerung vor Neuerungen pberwogen hat», sagte Bieder. Zudem ermögliche das Investorenmodell eine Mitfinanzierung der Investitionen, die die Stadt nicht allein tragen wollte. Insbesondere im Zusammenhang mit dem Betrieb des Fussballstadions sei die für die Stadt unabdingbare Risikominimierung erreicht worden.

Für Bieder ist es höchst erfreulich, dass ein sehr ambitiöses und komplexes Vorhaben sämtliche demokratischen Hürden genommen hat. Zur Vertrauensbildung beigetragen habe die jederzeit offene Information. Die Politik und die Öffentlichkeit wurden regelmässig über die wichtigsten Projekt- und Verhandlungsergebnisse informiert.

Baubeginn voraussichtlich im Sommer 2009

Die Realisatoren der Sportarena, die ARG Halter AG Zürich/Eberli Partner, Sarnen, rechnen damit, dass im Sommer 2009 mit dem Bau der Sportarena begonnen werden kann. Dies heisst, dass der FC Luzern bis Sommer 2009 im alten Stadion spielen wird und das Meeting Spitzenleichtathletik Luzern am 15. Juli 2009 im gewohnten Rahmen durchgeführt werden kann. Voraussetzung für den Baubeginn der Sportarena ist eine rechtsgültige Baubewilligung. Das Verfahren dazu kann in den nächsten Wochen abgeschlossen werden. Hängig sind vor Verwaltungsgericht noch Einsprachen gegen den Gestaltungsplan.

pro sportarena allmend

ab heute kann man über das neue stadion «sportarena allmend» abstimmen. es versteht sich von selbst, dass ich mir ein deutlichesja wünsche.

Als jahrelanger Fan des FC Luzern freue ich mich über die Umfrage der Luzerner Zeitung. Die Befragten scheinen einzusehen, dass die missliche Tabellenlage des Traditionsclubs keine Auswirkungen auf die Abstimmung zum neuen Stadion haben darf. Ich bin überzeugt, dass man im sportlichen Bereich alles unternehmen wird, um den FCL vor einem erneuten Abstieg in die Challenge League zu retten. Das Beispiel FC St. Gallen zeigt aber, dass in einer fussballverrückten Region selbst das Spielen in einer tieferen Liga nicht unbedingt schaden muss. Der phänomenale Support beim Einstand von Rolf Fringer hat einmal mehr gezeigt, wie sehr diese Region an ihrem Fussballclub hängt. Es wäre schade, wenn ein gut durchdachtes Projekt wie die Sportarena Allmend so kurz vor dem Ziel noch gestoppt würde. Im Vergleich mit anderen neuen Stadien in der Schweiz zeichnet sich das Luzerner Projekt durch das Weglassen eines Shopping Centers aus. Im Zentrum steht nicht der Kommerz, sondern tatsächlich der Sport. Die Schwimmer und die Leichtathleten profitieren ebenso wie die Schützen oder die Besucher des Fitnesscenters. Auch die drei Bocciavereine kriegen ein neues Zuhause. Und wer schon einmal live bei einem Spiel des FCL dabei war, der weiss wie nötig eine neue Spielstätte ist. Die Haupttribüne ist ein Schandfleck, von den sanitären Anlagen möchte man lieber gar nicht berichten. Der Medienraum wurde behelfsmässig in einem Container untergebracht und die Gästefans stehen im Regen. Nicht zuletzt hat der zur Abstimmung vorliegende Entwurf auch die Fähigkeit, zu einem neuen architektonischen Wahrzeichen von Luzern zu werden. Wenn man bedenkt, wie viele Leute hierher kommen um das KKL zu sehen ist auch das ein nicht zu vernachlässigender Faktor.

die svp hat überall verloren, überall?

nein, in einem kleinen kanton am vierwaldstättersee hat sie einen seltsamen sieg davon getragen. doch zuerst zu den beiden schmerzlichen niederlagen. statt zweier zusätzlicher svp-leute im ständerat, kam es am vergangenen wahlsonntag zur grossen schlappe: in st.gallen wurde svp-jungstar toni brunner nicht gewählt, in zürich verpasste der ehemalige parteipräsident ueli maurer den ständeratssitz deutlich. in st.gallen wurden die bisherhigen erika forster und eugen david klar gewählt. in zürich konnte die glp ihren triumphzug weiterführen, verena diener schaffte den einzug in den ständerat für die grünliberale partei.

soviel zum positiven. 🙂


die pestizidpartei hat eine wahlschlappe eingezogen

in luzern wurde nicht gewählt, dafür aber abgestimmt. die svp hatte hier zusammen mit der chance 21 ein referendum gegen den kantonsbeitrag von 20 millionen zur fusion von littau mit der stadt luzern lanciert. mit einer flächendeckenden plakatkampagne wurde die luzerner landbevölkerung dazu animiert, diesen kredit abzulehnen. die bekannte svp-rhetorik wurde aus dem schrank geholt. man wolle ja nicht steuersenkungen finanzieren. dazu zwei wichtige informationen: der kanton zahlt bei fusionen auf dem land jeweils um die 5 millionen. im kantonalen finanzausgleich luzerns ist die stadt luzern nettozahlerin, leistet also einen erheblichen beitrag an die ländliche infrastruktur.

doch das tintenfischplakat funktionierte wunderbar. der neid und der latente hass auf «die städter» führte zu einem wuchtigen /nein./ fast 60% der stimmenden lehnte den beitrag ab. noch eindrücklicher die zählung der gemeinden. ausser den von der fusion direkt betroffenen gemeinden luzern und littau, lehnten alle gemeinden den kredit ab.

die fusion wird übrigens trotzdem vollzogen. das von der svp so sehr gefürchtete «grossluzern» ist also weiter am entstehen. nun soll eine vox-analyse untersuchen, wie es zum massivennein kommen konnte. eigentlich könnte man sich den aufwand sparen. der grund war schlicht und einfach ländlicher futterneid.