Achselzucken & Hyperventilieren

In Syrien werden seit Monaten tausende Menschen massakriert oder verrecken zu Hunderten auf der Flucht – und medienmässig herrscht selbst angesichts der Tragödie von Aleppo Achselzucken. Obwohl der Westen dort seinen Part spielt. Kaum fährt ein Laster in Berlin in einen Weihnachtsmarkt ist Hyperventilieren, Sondersendung und Best of Terror in Europe-Rückblick angesagt. Nicht ohne die permanente Mahnung loszuwerden, dass es noch zu früh für Spekulationen sei. Versteht mich nicht falsch. Die neun toten Berliner tun mir herzlich Leid. Aber so eine Gleichgültigkeit einerseits und dann diese Überbetroffenheit andererseits ist kaum zu ertragen. Krieg ist offenbar nur dann berichtenswert, wenn er nationale Emotionen bedient. Goodbye Newsberichterstattung bis auf weiteres. Ich werd mich einem Nachrichten fernen Zeitvertreib zuwenden, bis die Heimatfront sich wieder beruhigt hat.

Hansi Voigt, Medienprofi gestern Abend via Facebook.

Man könnte spotten und sagen, dass gerade er als Medienmensch die Sache mit dem Nachrichtenwert bestens kennen sollte. Und das tut er ganz bestimmt. Aber er hat trotzdem recht.

Natürlich berühren traurige Nachrichten noch stärker, wenn sie das nähere oder sogar nächste Umfeld betreffen. Und doch: Wir sollten die Relationen wahren. Wir sollten begreifen, was da in Syrien wirklich abgeht. Während bei uns ein schrecklicher Anschlag den Alltag unterbricht und zum Nachdenken anregt, ist der Terror, ist der Krieg dort Alltag.

Und ja, man sollte wohl vor Ort helfen, wie das die rechten Kräfte jeweils feststellen, wenn die Flüchtlinge an der Grenze stehen. Vorher tut man lieber gar nichts. Aber es bleibt die Frage, wie man das tun könnte. Darauf habe ich keine Antwort. Denn von den Grossmächten ist nur Russland wirklich aktiv und das in einer höchst zweifelhaften Art.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.