Warum die SVP nicht sachlich diskutiert

[war ursprünglich ein Kommentar zum letzten Post]

Ich habe noch nie einen Politiker gehört, der von sich sagen würde, dass er unsachlich argumentieren würde. Trotzdem tun es viele von ihnen. Interessant ist das Verhalten der jeweiligen Partei. Während man in den meisten Parteien die Extremen immer mal wieder auf den Boden zurückholt, gibt’s innerhalb der sehr homogenen SVP Applaus für jeden Quatsch. Das ist schade, weil Exponenten wie Limi zeigen, dass es auch die anderen SVPler gibt, die durchaus auch mal Fehler ihrer Parteigenossen einsehen. Auch wenn sie das stets anderen vorwirft: Die SVP ist vor allem gegen innen die undemokratischste Partei der Schweiz, weil sie auch in solchen Dinge keinen sichtbaren Diskurs zulässt. Für denkende Menschen bleibt sie unwählbar, weil man der Parteilinie alles andere unterordnet, selbst wenn diese Linie vor Widersprüchen nur so trieft.

Eine Diskussion mit solchen Menschen ist schwer, weil sie nicht daran interessiert sind auf Andere einzugehen. Null Empathie. Sie hämmern immer die gleichen Parolen auf völlig unterschiedliche Fragestellungen raus. Es sind keine Antworten, sondern Stereotype, die niedere Vorurteile ansprechen und wohl direkt Wählerstimmen generieren. Gerade heute, wo sich die Menschen verunsichert fühlen und um ihren Wohlstand fürchten, fruchtet dieses Vorgehen.

Lange Rede, kurzer Sinn: Die SVP und ihre schönsten Exponenten haben überhaupt kein Interesse an einer “geilen Diskussionskultur”, obwohl genau das in einer konsensorientierten Demokratie das Ziel sein müsste.

7 Antworten auf „Warum die SVP nicht sachlich diskutiert“

  1. Danke für die Blumen 😉

    Die SVP ist vor allem gegen innen die undemokratischste Partei der Schweiz

    Das ist so nicht richtig. Intern gibt es sehr viele Diskussionen. Die Stärke der Partei ist dann aber, dass man sich am Schluss auf eine Aussage einigt und diese auch mehr oder weniger konsequent vertritt. Je grösser eine Partei wird, umso schwieriger wird es jedoch, diese unterschiedlichen Meinungen zu einen.

    Sie hämmern immer die gleichen Parolen auf völlig unterschiedliche Fragestellungen raus.

    Das hingegen ist leider nicht ganz von der Hand zu weisen. Zu bemerken ist aber auch, dass viele SVPler ihre Position nicht richtig darlegen können, weil sie ihren Satz mit einer allgemein bekannten Floskel beginnen und dann abgewürgt werden. Hier anders zu handeln, wäre lernbar.

    (…) die niedere Vorurteile ansprechen und wohl direkt Wählerstimmen generieren.

    Die SVP spricht Themen an, die für andere entweder kein Thema sind oder tabuisiert werden. Die SVP wählt häufig die Stammtischsprache. Das führt dazu, dass sie von einfachen Menschen verstanden wird, bei höher gebildeten jedoch auf Widerstand stösst. Das ist ein Dilemma, welches die SVP noch nicht gelöst hat.

  2. Wenn ich sehe, dass sich kein einziges Mitglied auch nur einen Hauch von Glarner distanziert bzw. ihn zurechtweist, dann habe ich schon Zweifel an der Existenz dieser Diskussionen. Es kommt bei mir auch die Vermutung auf, dass keiner was dazu sagen darf, bis die Chefs was gesagt haben. Und was die sagen, gilt dann wiederum für alle.

    Sie wird verstanden, weil man lediglich sagt, was man ohne viel nachzudenken auch annehmen könnte. Komplexe Gedankengänge werden vermieden; entweder weil man dazu nicht fähig ist, oder weil man weiss, dass die Angesprochenen damit nicht umgehen könnten. Meist ist der Vereinfachungsgrad aber so hoch, dass die Aussagen in einer echten Debatte wertlos sind, weil es sich schlicht um nutzlose (und häufig falsche) Platitüden handelt.

  3. dass sich kein einziges Mitglied auch nur einen Hauch von Glarner distanziert bzw. ihn zurechtweist

    Mitglieder zurechtzuweisen ist Aufgabe der Parteileitung.

    Es kommt bei mir auch die Vermutung auf, dass keiner was dazu sagen darf, bis die Chefs was gesagt haben.

    Das glaube ich zwar nicht, aber es wäre das eigentlich richtige Vorgehen. Politiker, die zu jeder Sachlage in jedes ihnen zugestreckte Mik blöken, werden mir mehr und mehr suspekt.

    Komplexe Gedankengänge werden vermieden

    Es ist die Aufgabe der Politiker, komplexe Gedankengänge so zu transformieren, dass sie der Stimmbürger auch versteht. Man muss aber in der Lage sein, zu differenzieren, ob man jetzt mit einem «einfachen Bürger» spricht oder mit einem Politiker von der Gegenseite debattiert.

  4. Dann wäre also die Frage, weshalb die Parteileitung absolut gar nichts (Sichtbares) unternimmt und gleichzeitig Glarner in jedes zugestreckte Mic blökt… und was er dann noch sagt… «Falschinformationen sind doch nicht so tragisch…. warum sollte ich denn das richtigstellen» (sinngemäss zitiert). Wenn man weiss, wie wichtig Information für eine funktionierende Demokratie ist, finde ich seine Aussagen einigermassen tragisch (obwohl ich von ihm ganz ehrlich genau das erwartet habe).

  5. Die SVP wählt häufig die Stammtischsprache. Das führt dazu, dass sie von einfachen Menschen verstanden wird, bei höher gebildeten jedoch auf Widerstand stösst

    Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass die Sprache der Grund ist, weshalb die SVP bei «höher gebildeten» auf Widerspruch stösst. Könnte auch etwas damit zu tun haben, dass die Ideen der SVP meist jeglicher Realität widersprechen, und oft kontraproduktiv sind (z.B. «mehr Jobs durch weniger Einwanderung»).

    Mitglieder zurechtzuweisen ist Aufgabe der Parteileitung.

    Und das ist dann wohl der andere Grund, weshalb «höher gebildete» nicht so auf die SVP fahren. Die denken nämlich oft selber 🙂

  6. Dann wäre also die Frage, weshalb die Parteileitung absolut gar nichts (Sichtbares) unternimmt (…)

    Das weiss ich nicht. Ferien vielleicht.

    (…) und gleichzeitig Glarner in jedes zugestreckte Mic blökt

    Das wäre jetzt eben der Punkt, wo man (Glarner) still sein sollte.

    Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass die Sprache der Grund ist, weshalb die SVP bei “höher gebildeten” auf Widerspruch stösst.

    Auch die SVP hat Akademiker in ihren Reihen.

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