Mehr Stimmen für die Jungen?

Gerade hat in England das Alter der Jugend die Zukunft verbaut. So sehen das viele Kommentierende aus ganz Europa. Denn es war die ältere und ländlichere Bevölkerung, die den Brexit durchsetzte. Doch wer wird mit den Folgen leben müssen? Es werden die heute noch jüngeren Menschen sein. Deshalb gibt es nun auch in der Schweiz, wo die Alten jeweils auch tendenziell konservatier stimmen, Stimmen, die eine Gewichtung beispielsweise nach Alter fordern oder zumindest diskutieren wollen. Allen voran regte Jacqueline Fehr eine solche Diskussion an. Sie betont aber, ein System in dem 18 bis 40-jährige doppelt so viel Stimmgewichtung hätten wie jene Menschen, die bereits über 65 sind nicht ihr Lieblingssystem wäre. Trotzdem ist die Aufruhr im Netz gross. Das sei total undemokratisch.

Naja… wenn man an die Griechen zurückdenkt, wo nur Besitzende und nur männliche Bürger abstimmen durften, war es auch damals schon sehr unfair. Demokratie bedeutet, dass das Volk herrscht, doch ist je nach Definition das Volk anders festgelegt. Würde man eine Stimmgewichtung einführen, wäre deswegen die Demokratie nicht weg, aber das Prinzip «one man one vote» wäre verletzt. Heute fehlen in der Schweiz die Stimmen jener, die zwar hier leben, arbeiten und Steuern zahlen aber keinen Schweizerpass haben. Weiter fehlen natürlich auch die Stimmen jener, die noch nicht 18 Jahre alt sind. Zudem fehlen die Stimmen der Nichtabstimmer bzw. -wähler. Insofern sind ganz viele verschiedene Systeme denkbar, von denen keines jeder Kritik standhält.

Ich glaube, dass es falsch wäre, das Gewicht der Stimmen der jüngeren Menschen zu erhöhen. Auch wenn man in England jetzt diesen Blödsinn den älteren Generationen anlasten mag, gibt es bestimmt auch wieder Abstimmungen, in denen sich mehr junge Menschen für die falsche Option entscheiden. Es hat eher mit unzureichender Information denn mit Alter und Erfahrung zu tun, wie jemand abstimmt. Insofern müssten wir da den Hebel ansetzen (die Briten sowieso). Dazu muss man sehen, dass Demokratie nicht dazu dient (und es auch nicht schafft), die richtigen Entscheidungen zu treffen. Sie dient vielmehr dazu, die gefällten Entscheidungen zu legitimieren. Vor diesem Hintergrund wäre eine Gewichtung gemäss Fehrs Vorschlag eine Verschlechterung, weil die Legitimation des Resultates nicht mehr in gleichem Masse gegeben wäre.

Eine Antwort auf „Mehr Stimmen für die Jungen?“

  1. Ich finde die Idee, dass man die Stimm gemäss dem erwarteten Leben gewichtet, eigentlich sinnvoll und fair. Wer noch 10 Jahre Lebenserwartung hat, für den sind diese Entscheidungen schlicht weniger wichtig als für Leute, die noch 50 Jahre Lebenserwartung haben. Ich sehe ehrlich gesagt kein objektives Argument gegen dieses System.

    Da könnte man auch gleich Dinge wir Geschlecht oder Rauchen miteinbeziehen. Männer und Raucher sterben früher; das wäre dann auch gleich eine kleine Incentive, um mit dem Rauchen aufzuhören.

    Ich find’s auch sinnvoll, dass Leute stimmen können, die keine Staatsbürgerschaft haben, und in Sachen Nicht-Wähler: ich wäre absolut dafür, dass Teilnahme an Wahlen und Abstimmungen obligatorisch wird. Das würde hoffentlich mit dazu beitragen, dass die Leute sich wenigstens oberflächlich ein bisschen mit Politik beschäftigen.

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