Frauen fahren schlechter

Nun ist es also statistisch erwiesen: Frauen fahren schlechter. Wir Männer haben’s ja immer gewusst.

Tja, so einfach ist das natürlich nicht. Die heutige Meldung in diversen Medien mit den Zahlen der Suva ist nur auf den ersten Blick überraschend. Jahrelang wurde uns ja gesagt, Frauen würden vorsichtiger und damit besser fahren. Weshalb? Sie haben weniger Unfälle gehabt. Absolut gesehen. Und genau das ist der Punkt: In der Suva-Statistik (offizielle Medienmitteilung) geht man eben gerade nicht von absoluten Unfallzahlen aus, sondern von Unfällen pro gefahrene Kilometer. Weil der Mensch bei der Unterscheidung zwischen relativen und absoluten Zahlen so seine liebe Mühe hat, ist drüben beim Blick schon der Kommentarwahn ausgebrochen. So nach dem Motto: «Den Statistiken glaube ich nur, wenn ich sie selbst gefälscht habe».

Inzwischen hat laut einem SDA-Bericht auf der NZZ Website bereits das BfU reagiert. Dort hat man festgestellt, dass Frauen zwar in letzter Zeit mehr in Unfälle verwickelt sind, dies aber eher als Opfer denn als Verursacher. Weiter wirft das BfU ein, Männer seien mehr auf den sichereren Autobahnen unterwegs und Frauen hätten generell weniger Fahrpraxis, was wiederum das Unfallrisiko erhöhe.

Überhaupt ist das natürlich ein weiterer wichtiger Punkt in diesem Zusammenhang: Nur weil Frauen mehr Unfälle pro Kilometer haben, heisst es nicht, dass sie dies aufgrund ihres Geschlechts hätten. Der letzte Einwand des BfU deutet nämlich eher daraufhin, dass die Kausalität so aussehen könnte: Wer wenig fährt, hat wegen mangelnder Routine ein erhöhtes Unfallrisiko.

7 Antworten auf „Frauen fahren schlechter“

  1. Weshalb? Sie haben weniger Unfälle gehabt. Absolut gesehen. Und genau das ist der Punkt: In der Suva-Statistik (offizielle Medienmitteilung) geht man eben gerade nicht von absoluten Unfallzahlen aus, sondern von Unfällen pro gefahrene Kilometer.

    Ich glaube nicht, dass die Implikation hier korrekt ist. Das Unfallrisiko wurde schon früher auf gefahrene Kilometer normalisiert, und Frauen waren trotzdem die sichereren Autofahrer als Männer.

    Und sie sind es vermutlich auch heute noch, einfach weniger stark als früher. Zwar fahren Frauen und Männer heute sicherer als früher, aber die Männer haben sich stärker verbessert als die Frauen.

    Einen oben unerwähnten relevanten Punkt findet man, wenn man die Studie liest:

    Die Risikoberechnungen stützen sich auf die
    Zahl der Verletzten. Selbst wenn man auf die verletzten Selbstlenker einschränkt, stellen diese Zahlen streng genommen nicht Unfallrisiken, sondern Verletzungsrisiken dar.

    Fakt ist, dass Frauen beim selben Unfall häufiger und stärker verletzt werden als Männer. Dazu kommen die anderen Faktoren, die Amadé genannt hat (Frauen sind häufiger Unfallopfer, berufstätige Frauen sind am Morgen tendenziell eher Müde weil sie öfters mehrere Jobs ausüben, sie fahren weniger oft Auto, etc).

    Und: Mädchen schenkt man Barbies und rosa Kleider, Knaben Legos und Videogames. Knaben üben räumliches Orientierungsvermögen und schnelle Reflexe ihr ganzes Leben lang. Dies sollte man im Kopf behalten, wenn man das nächste mal im Laden steht und ein Geschenk für die Nichte kauft. Vielleicht besser einen Blick auf die Spielzeuge für Knaben werfen.

  2. Nein, die vom BfU sagen explizit, dass sie die absoluten Zahlen anschauen.

    Aber insbesondere Dein letzter Abschnitt ist wichtig. Solange Mädchen bei jeder Gelegenheit mit rosafarbenen Püppchenküchen terrorisiert werden, haben sie keine echte Chance, ihre Fähigkeiten diesbezüglich schon früh anzueignen.

  3. Nein, die vom BfU sagen explizit, dass sie die absoluten Zahlen anschauen.

    Das widerspricht dem nicht, was ich geschrieben habe. Ich hatte vor Jahren mit Hardman eine Diskussion zu diesem Thema, und ich habe alle Statistiken zu diesem Thema angeschaut. Nach Kilometern normalisierte Statistiken gab es schon immer. Man muss auch kein Genie sein, um das zu berechnen, das Bundesamt für Statistik erhebt die entsprechenden Zahlen.

  4. Nein, dem widerspricht es nicht. Aber weil BfU von absoluten und SUVA von absoluten Zahlen reden, haben die Leute nun das Gefühl, es hätte sich etwas geändert. Wobei sich tatsächlich etwas geändert hätte, wenn früher Männer mehr Unfälle pro gefahrene Kilometer gehabt hätten.

  5. Wobei sich tatsächlich etwas geändert hätte, wenn früher Männer mehr Unfälle pro gefahrene Kilometer gehabt hätten.

    Ja, ich glaube, das ist der Fall. Die Frauen standen früher im Vergleich zu den Männern besser da als heute. Nicht, weil sie schlechter geworden sind, sondern weil sie weniger schnell besser wurden als die Männer:

    Das Risiko der arbeitnehmenden Männer zwischen 18 bis 64 Jahren, beim Autofahren zu verunfallen, ist in den vergangenen zehn Jahren um 26 Prozent zurückgegangen. Ihr Risiko für schwere Verletzungen sank gar um 34 Prozent.

    Anders die Entwicklung bei den berufstätigen Frauen zwischen 18 und 64 Jahren: Zwar hat sich auch ihr Unfallrisiko reduziert. Aber lediglich um 15 Prozent.

  6. Hm, es soll ja auch rosafarbene Barbie-Rangerovers geben. Bild

    Grundsätzlich habe ich Mühe damit, dass man allgemein den Link macht, «Unfall haben» = «Schlecht fahren». Es wird nichts darüber gesagt, welche Risiken eingegangen werden und welche Ursachen zum Unfall führten. Sogar juristisch erhärtete Schuld hat nichts mit der Realität zu tun, wenn das Wild im Wald verschwunden ist und man seinen Wagen vom Baum schälen kann. Das ist dann einfach Pech.

  7. Richtig, die Verbindung von «Unfall haben» und «Schlecht fahren» ist nicht befriedigend. Und bei den von Dir angesprochenen Wildunfällen kommt es drauf an. Ich würde schätzen, dass man den Auweis abgibt, wenn man auf der Autobahn einem Wildschwein ausweicht und dabei einen Selbstunfall verursacht.

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