warum man die waffeninitiative ablehnen muss

weil dürrenmatt das auch getan hätte. oder so. jedenfalls meint das realschullehrer alain pichard aus biel, der den grünliberalen angehört. aus dem artikel, der im tagesanzeiger erschien:

Ein typisches Beispiel ist die anstehende Volksinitiative für den Schutz vor Waffengewalt. Vor einigen Jahren hätte ich ihr ohne Zögern zugestimmt. Heute aber steht für mich mehr auf dem Spiel. Und selbst auf die Gefahr hin, als unverantwortlicher Waffennarr zu gelten (ich bin das Gegenteil davon), stimme ich mit Nein.

Eigentlich sind Gefängnisse für Gesetzesübertreter da. Aber wenn ein Staat um seine Bürger ein immer dichteres Netz von Gesetzen, Regelungen, Vorschriften und Verboten zieht, sind die Folgen fatal: Einschränkung der persönlichen Freiheit, geistige Stagnation und eine Lähmung des gesellschaftlichen Austausches. Davon profitiert ein wachsendes Heer von Beamten, Präventionsforschern, Beratern, Case-Managern, Bildungsbürokraten und Sozialarbeitern. «Jeder Gefangene beweist, indem er sein eigener Wärter ist, seine Freiheit.»

Gefangene tragen keine Verantwortung. Wenn immer mehr Aufgaben und Pflichten an den Staat delegiert werden, wenn immer mehr Regeln den gesunden Menschenverstand ersetzen, dann interessieren uns diese Aufgaben und Pflichten gar nicht mehr.

weil «wir» die ausschaffungsinitiative abgelehnt haben. sagt jedenfalls ray auf seinem blog haze.ch:

Wie auch immer, es geht um den Ruf nach Sicherheit. Ganz klar also, dass jeder, der vor einigen Wochen für die Ausschaffungsinitiative gestimmt hat – denn die war auch ein Ruf nach Sicherheit im Lande – nun auch «Ja» stimmen sollte, ansonsten er sich wohl politisch und von der Gesinnung her ziemlich unglaubwürdig machen würde. Genau so unglaubwürdig natürlich, wie alle diejenigen, die bei der Ausschaffungsinitiative ein «Nein» eingelegt haben und jetzt, wo es um die Waffen geht dann «Ja» stimmen.

weil das gegnerkomitte «entwaffnungsinitiative nein» einfach die besten argumente hat:

Wer die Schweizer entwaffnet, schafft ein Waffenmonopol für Verbrecher und für Ausländer. Verbrecher haben immer Waffen. Verbrecher und Ausländer, die ihre Waffen illegal besitzen, werden durch die Entwaffnungs-Initiative nie und nimmer dazu veranlasst, ihre Waffen registrieren zu lassen oder diese gar abzugeben.

spätestens jetzt müssen die befürworter der initiative begreifen, dass sie auf dem holzweg sind. oder? 😉

waffen für die unabhängigkeit

Bei uns geht es um kollektive Sicherheit. Im Notfall setzen wir die Waffen für Land und Unabhängigkeit ein. […] Das muss man in einem grösseren Zusammenhang sehen. In weiten Teilen der Bevölkerung wird die Armeewaffe als eine Art Versicherung für Notlagen wahrgenommen. In vielen Familien geniesst die Armeewaffe nach wie vor einen grossen Respekt.
bundesrat ueli maurer im interview mit der nzz
mindestens schmunzeln muss ich bei dieser argumentation schon. auch wenn es eigentlich nicht gerade zum lachen ist. das eigentlich highlight des interviews versteckt sich aber in maurers antwort auf eine frage zum «obligatorischen».

NZZ: Warum macht man die Schiessübung nicht einfach im Wiederholungskurs?

Maurar: Damit verlieren wir einen Tag Ausbildungszeit.

die argumente der gegner der waffeninitiative

noch lustig: heute bekam ich mal wieder antworten auf einen tweet. das passiert mir relativ selten.

knapp die Hälfte der Schusswaffensuizide in der Schweiz mit Armeewaffen verübt <- sda [http://bit.ly/fMGy6z|http://www.nzz.ch/nachrichten/politik/schweiz/selbstmorde_schusswaffen_schweiz_armeewaffen_1.8998436.html] was spricht gegen die initiative?

doch wie meistens, wenn ich in eine diskussion zu diesem thema gelange, kamen keine echten argumente. @kopfchaos, der mir antwortete, brachte folgendes ein:

….. bei wie vielen suiziden ist keine waffe mit im spiel, @amadedotch, und was macht man da…..?

….. und, @amadedotch, entziehen wir doch allen autofahrern den führerschein, denn es sterben ja auch so viele durch verkehrsunfälle…..

….. wie willst du die anderen suizide verhindern, @amadedotch, brücken demontieren, seile verbieten…..?

….. wenn die initianten ehrlich wären, @amadedotch, müssten sie zugeben, dass die armeeabschaffung das eigentliche ziel ist…..

vielleicht lese ich nicht genau genug, aber ich finde kein einziges argument gegen die initiative. interessant ist dabei auch ein blick auf die argumente der svp.

Schützen, Jäger, Waffensammler oder Personen, die eine Waffe geerbt hätten, müssten ihre Waffen plötzlich aus dem Haus geben. Eine solche Massnahme sei in einem der sichersten Länder der Welt unnötig.

adrian amstutz (in der az), ist sonst doch einer, der gerne betont, wie gefährlich es in der schweiz mittlerweile ist. geht es um das gewehr im kleiderschrank leben wir dann auf einmal wieder im sichersten land der welt.

Wenn Sie beginnen, Waffen einzusammeln, dann heisst das, Sie haben Angst vor dem Volk

meint yvette estermann. schön, wenn man die welt so einfach erklären kann. die dame übersieht dabei, dass es nicht der staat ist, der die waffen einsammeln will, sondern eine volksinitiative. wenn überhaupt, dann hat hier das volk vorm volk angst.

aber ich denke, man müsste gar nicht mit angst argumentieren. schon rein organisatorisch macht das gewehr zuhause überhaupt keinen sinn. ursprünglich war sie ja dort, damit man im ernstfall direkt hätte einrücken sollen. soweit ich weiss, müsste man heute bei jedem einzug sowieso zuerst ins zeughaus, um die nötigen dinge zu beschaffen. objektiv betrachtet ist die armeewaffe im privathaushalt ein relikt aus einer zeit, die eine andere bedrohungslage mit sich brachte. heute ist dieses relikt nur noch gefährlich.

und dann noch kurz zu dem in diesem zusammenhang oft gehörte und aus meiner sicht nur zynischen argument «wer sich umbringen will, tut es dann halt einfach anders». ich denke, es kann im entscheidenden augenblick schon eine rolle spielen, ob eine waffe direkt verfügbar ist oder eben nicht. natürlich kann man schlussendlich niemanden von seinem freitod abhalten. heute kommt bei annähernd der hälfte aller schusswaffensuizide die armeewaffe zum einsatz.

zum schluss möchte ich noch fragen, wie viele feinde des landes in den letzten, sagen wir, 40 jahren mit schweizer armeewaffen getötet wurden.