tagi-artikel zum limmatquai

manche brauchen halt etwas länger. 😉 schon im sommer hatte ich auf die verfehlte wirkung des limmatquai-umbaus und vor allem dessen sperrung für autos aufmerksam gemacht. während die pflastersteinwüste von den initianten als «flaniermeile» gefeiert wurde, nervten mich vor allem die zweiminütlich durchtuckernden trams. diese und der verbleibende restverkehr verunmöglichen nämlich faktisch ein angenehmes flanieren auf zürichs neuem prunkstück. am samstag fand sich im tagesanzeiger ein artikel, der zu einem ähnlichen schluss kam. unter dem titel «ein kompromiss in grau» traf jürg rohrer die wunden punkte des 30-millionen-baus sehr genau.

[…] das limmatquai hat zwar keinen durchgangsverkehr mehr, sieht aber immer noch aus wie eine strasse. es ist keine fussgängerzone, sondern eine verkehrsachse mit trams im 2-minuten-takt, mit taxis, lieferwagen und autofahrern – meist auswärtigen – die eine fahrverbotstafel nicht lesen können.

man darf sich als fussgänger oder velofahrer nicht gehen lassen auf dem neuen limmatquai, hans guck-in-die-luft lebt auch dort gefährlich. velos müssen aufpassen wegen der tramgeleise, fussgänger wegen der velos und umgekehrt. das hat man sich vor der sperrung schon etwas lockerer vorgestellt – und übersehen, dass es auch ohne kolonnen nicht viel platz zu verteilen gab. […]

[quelle: tagesanzeiger vom samstag 20-10-2007]
weiter bemängelt er das lahme ladenangebot und das fast gänzliche fehlen von anständigen cafés und restaurants. immerhin, so schliesst rohrer seinen artikel ab, habe das limmatquai seine wahre zeit wohl noch vor sich. ganz im gegensatz zur bahnhofstrasse.

limmatquai autofrei – eine echte flaniermeile?

seit dem 25. september 2004 ist es dem durchangsverkehr verboten, das limmatquai zu befahren. fast 30 millionen chf hat der umbau veschlungen, der im letzten herbst abgeschlossen werden konnte. laut news.ch wurden 700 tonnen naturstein verbaut. 6100 quadratmeter wurden mit pflastersteinen ausgestattet. laut schätzungen befuhren vor der sperrung über 20’000 autos die strecke zwischen bellevue und central – täglich! deshalb war man in zürich stolz, dass man am 2. dezember 2006 die neu gewonnene flaniermeile einweihen konnte.


flaniermeile limmatquai?

ich bin prinzipiell sehr dafür, dass innenstädte vom autochaos befreit werden, wo die fussgänger davon profitieren. am limmatquai ist das auf eindeutig der fall. viele touristen tummeln sich auf der niederdorf-seite der limmat, weil es da geschäfte und ein paar cafés hat. ausserdem scheint die abendsonne auf jene seite.

und trotzdem ist die aktuelle lösung ein riesiger flop über den in zürich niemand spricht. denn: die autos sind zwar weg vom limmatquai, die tramzüge der vbz-linien 4 und 15 verkehren aber nach wie vor über die «flaniermeile». am nachmittag fahren während 15 minuten etwa zwölf trams über das limmatquai. am morgen haben ausserdem die lastwägelchen, welche die läden bedienen, die möglichkeit trotz sperre durchzufahren. und natürlich dürfen taxis und hotelgäste ebenfalls passieren. es ist also in der praxis absolut unmöglich, die fahrspuren des limmatquais als flaniermeile zu nutzen.

hätte man eine echte flaniermeile schaffen wollen, hätte man die tramlinien nicht mehr über das limmatquai führen dürfen. so hat man nun einfach den autoverkehr auf die umliegenden strassen verlagert und viel geld in eine bereits existierende tramstrecke investiert. dass man das ganze als «erfolg» bezeichnet, ist schon ziemlich bedenklich.

regel no. 1 für automobilisten in zürich

das tram ist stärker als Du. immer!

ich weiss nicht, wieviele tram-gegen-auto-crashes ich schon gesehen habe. aber bei keinem einzigen hat das auto «gewonnen». in der regel (so auch hier) sieht man dem tram keinen kratzer an. die dinger sind einfach unglaublich solide. aber auch genau so träge. deswegen ist es nicht ratsam, kurz noch vor dem herannahenden tram durchzufahren. hier versuchte der van-fahrer über den grasstreifen zu wenden. natürlich ist das verboten, wenn sich ein tram im anflug befindet, ist die aktion aber zusätzlich lebensgefährlich. anhand der einbuchtung beim kia würde ich sagen, dass der tramzug wohl nur noch etwa 30 bis 35 km/h schnell war. das reicht aber für eine massive beschädigung des fahrzeuges und wahrscheinlich auch für verletzungen der insassen locker aus. ich hoffe mal, es ist niemand ernsthaft verletzt worden.

ich nehme an, diese regel gilt auch in allen anderen tram-städten.