Robbie Williams live im Letzigrund

Das letzte Mal war ich in Bern an einem Konzert von Robbie. Er war damals so zugedröhnt und traf die Töne derart schlecht, dass ich entschied, mir vorläufig keinen Liveauftritt mehr anzutun. 2017 war es dann also doch wieder so weit. Und… es sollte sich lohnen.

Robbie betrat die Bühne um 20:17, also erstaunlich früh. Dass er auch früh wieder gehen sollte, wusste man da noch nicht. Ab der ersten Sekunde hatte er das Publikum im Griff. So ist er halt. Doch im Unterschied zu meinem letzten Konzertbesuch traf er dieses Mal auch die Töne. Er huldigte seinem Idol George Michael mit dessen Freedom und seinem Vater mit Sweet Caroline, dass er zusammen mit ihm vortrug.

Ein wenig entsetzt war er, als die Dame, die er für das Duett Something stupid ausgewählt hatte, keine einzige Zeile irgendeines Robbie-Songs konnte. Doch ein grosser Teil des Publikums half ebenso, wie die Maske, die man der verwirrten Bühnenbesucherin aufsetzte.

Für mich ist Robbie irgendwie ein moderner Elvis. Einer, der immer auf der Rasierklinge zwischen Wahnsinn und Genie tänzelt und auch bewusst mit diesem Zustand kokettiert. Die Grossleindwand ist gnadenlos, zeigt das aufgedunsene Gesicht des Superstars in Übergrösse. Auch die feuchten und stets etwas traurigen Augen konnten mehr denn nur erahnt werden. Der Show tut das keinen Abbruch, die ist so durchgeplant, dass es mich unter normalen Umständen nerven würde. Doch weil eben noch die unplanbare Komponente namens Robbie Williams mitspielt, dürfte trotzdem jeder Auftritt ein wenig anders verlaufen. Neben zahlreichen Textmonitoren hat er zur Unterstützung drei starke Backgroundsängerinnen, die ihn mehr als einmal aus leicht missratenen Passagen heraus retten.

I love my Life heisst sein grosser aktueller Hit. Ob er das wirklich tut? Das weiss man nie so recht, auch wenn er von seinem Nachwuchs schwärmt. Man mag es hoffen, nur schon deshalb, weil uns dann noch viele grossartige Konzerte wie jenes vom Samstag 2. September in Zürich bevorstehen dürften. Dass es nach einer Stunde und 40 Minuten dann schon wieder zuende war, konnte man ob dieser genialen Show verschmerzen. Herrlich auch, wie nach Robbies Abgang der Dirty-Dancing-Klassiker Time of my Life die Massen zum Weitersingen animierte.

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