Ängste vs. Realtät

Ja, die Karte basiert auf 2014er-Zahlen. Nein, das ist nicht wesentlich. Denn sie zeigt, was man im Prinzip schon lange weiss: Dort wo die relative Menge der Flüchtlinge zu der örtlichen Bevölkerung am kleinsten ist, ist die «Angst» am grössten. Ob Bürger «besorgt» oder wie man es heute nennt «kritisch» sind, hat absolut rein gar überhaupt nichts damit zu tun, wie viele Flüchtlinge sich in ihrer Nähe befinden. In der Tendenz ist die Korrelation wohl sogar negativ.

RefugeeMapGermany2015

11 Antworten auf „Ängste vs. Realtät“

  1. Du kannst das noch sooft wiederholen, wie du willst. Es wird dir niemand widersprechen. Es trägt aber auch rein überhaupt nichts zur aktuellen Debatte und noch weniger zur Problemlösung bei.

  2. Weisst Du, ich glaube, die Politik sollte sich jeweils mit echten Problemen beschäftigen. Die Medien sollten sich mit echten Problemen beschäftigen. Und dann wird vielleicht auch die Gesellschaft checken, welches echte Probleme sind. Vielleicht.

    Ich sage ja gar nicht, dass ich mit dem Post irgendwas zur Problemlösung beitrage. Aber: Man sollte nicht den Fehler machen, aus Protesten (und weit schlimmeren Aktionen) von rechten Vollidioten den Schluss zu ziehen, dies seien halt Reaktionen auf eine «Überschwemmung» durch Fremde. Denn diese findet dort gar nicht statt.

    Und wenn im Windschatten der «diffusen» Ängste braunes Gedankengut wieder salonfähig wird, und danach schaut es momentan stark aus, dann sehe ich das als viel grösseres Problem für unsere moderne Gesellschaft als alle Flüchtlinge dieser Welt.

  3. Und wenn im Windschatten der “diffusen” Ängste braunes Gedankengut wieder salonfähig wird, und danach schaut es momentan stark aus, dann sehe ich das als viel grösseres Problem für unsere moderne Gesellschaft als alle Flüchtlinge dieser Welt.

    Genau das wollen wir nicht. Wenn die Medien aber nur auf denjenigen herumhacken, welche die Sache etwas anders sieht, sie als dumm, menschenfeindlich und als Nazis aburteilt, dann wirkt das kontraproduktiv. Und das ist gefährlich. Brandgefährlich sogar. Denn dann wird genau das befeuert, was wir nicht wollen. Wenn Hetzer gegen Hetzer hetzen, lösen wir genau kein Problem.

    Wir sollten jetzt damit aufhören, uns darauf zu konzentrieren, die Argumente der anderen mit immer schärferen Kontern zu widerlegen. Auf beiden Seiten. Denn damit ist keinem einzigen Flüchtling geholfen.

    Niemand diskutiert darüber, was man tun sollte, damit diese Menschen erst gar nicht zu Flüchtlingen werden müssen. Niemand kümmert sich um die Ursache. Niemand schert sich darum, wie die Ursache bekämpft werden soll, muss oder kann. Alle reden nur über die Wirkung.

    -> http://blog.limi.ch/2015/08/24/in-der-asylproblematik-stellt-niemand-die-richtige-frage/

    Und trotzdem darf man die Wirkung nicht vernachlässigen. Es braucht jetzt Lösungen. Eine kann sein, dass wir vor Ort Flüchtlingsunterkünfte organisieren, im ganz grossen Stil.
    -> http://blog.limi.ch/2015/08/15/fluechtlingslager-vor-ort-errichten/
    Es ist mir klar, dass ich damit von dir kaum Zustimmung erhalten werde. Aber hei, es kann eine Idee sein, die man verfolgen und verbessern kann. Und ja, vielleicht müssen wir sogar kurzzeitig das Botschaftsasyl wieder einführen, um den Schleppern den Rang abzulaufen. Oder es zumindest zu versuchen.

    Was aber auf jeden Fall überhaupt rein gar nichts bringt – niemandem – wenn wir uns gegenseitig als menschenfeindliche Nazsis und realitätsfremde Gutmenschen beschimpfen.

  4. Es trägt aber auch rein überhaupt nichts zur aktuellen Debatte und noch weniger zur Problemlösung bei.

    Doch. Problemlösung bedingt nämlich, dass man zuerst das echte Problem diagnostiziert. Dieser Blog-Post zeigt auf, wer hier das echte Problem ist. Und es sind nicht die Flüchtlinge.

    Besonders witzig finde ich in diesem Kontext ja die Online-Videos, in denen «mutige» Schweizer endlich sagen, was sie schon immer gedacht haben, nämlich dass es unglaublich gemein ist, dass sie für die eigene Familie keine Sozialhilfe bekommen (die sie nötig haben, um die 2000-Franken-Wohnung zu bezahlen, in der sie mit ihrer Freundin leben, und die sie vielleicht sogar bekommen hätten, wenn sie nicht dauernd für rechte Politiker stimmen würden, die dann umgehend beim Sozialabbau mithelfen), dass sie viel zu viele Steuern bezahlen müssen (die noch höher wären, wenn Familien wie die eigene Sozialhilfe bekommen haben), dass die Steuern nur so hoch sind, weil all das Geld für Flüchtlinge ausgegeben wird (obwohl es für die Ausgaben unseres Sozialsystems statistisch gesehen kaum einen Unterschied machen würde, wenn wir heute alle Flüchtlinge aus der Schweiz werfen würden), und dass es fies ist, dass alle Ausländer ihnen die Stellen wegnehmen (obwohl Ausländer am Ende mehr Stellen produzieren als benötigen, und obwohl sie für die Stellen, für die wir Ausländer einstellen, entweder nicht qualifiziert wären, oder diese gar nicht annehmen würden, weil wer will denn schon Putze in einem Spital sein).

  5. Problemlösung bedingt nämlich, dass man zuerst das echte Problem diagnostiziert.

    Richtig. Darauf will ich hinaus. Ich orte das Problem aber woanders als du. Das steht in einem Kommentar, der sich noch in der Moderation befindet zuerst von Amadé freigegeben werden muss.

  6. Genau das wollen wir nicht. Wenn die Medien aber nur auf denjenigen herumhacken, welche die Sache etwas anders sieht, sie als dumm, menschenfeindlich und als Nazis aburteilt, dann wirkt das kontraproduktiv. Und das ist gefährlich. Brandgefährlich sogar. Denn dann wird genau das befeuert, was wir nicht wollen. Wenn Hetzer gegen Hetzer hetzen, lösen wir genau kein Problem.

    Die menschliche Psychologie funktioniert nicht wirklich so. Unsere Gesellschaft basiert auf sozialer Regulierung. Rassistische Aussagen als solche zu bezeichnen ist ein nützliches Verhalten, weil es antisoziales Verhalten einschränkt.

    An dieser Stelle möchte ich auch wieder mal erwähnen, dass ich der Meinung bin, dass das Antirassismusgesetz in der Schweiz in dieser Form nicht existieren dürfte. Die Alternative zu Gesetzen sind aber genau solche sozialen Regulierungssysteme. Dumme Aussagen sollte man nicht verbieten, sondern bekämpfen, indem man nicht einfach still zuhört, sondern dagegen spricht.

    Niemand diskutiert darüber, was man tun sollte, damit diese Menschen erst gar nicht zu Flüchtlingen werden müssen. Niemand kümmert sich um die Ursache. Niemand schert sich darum, wie die Ursache bekämpft werden soll, muss oder kann. Alle reden nur über die Wirkung.

    Da bin ich absolut deiner Meinung. Hier haben sich Linke und Rechte in einer unheiligen Allianz gefunden; beide möchten die eigentlichen Ursachen für Flüchtlinge gerne ignorieren.

    Die Rechten sind gegen Entwicklungshilfe und Interventionismus (und vergessen dabei, dass die Schweiz nur dank ausländischem Interventionismus zur föderalistischen Demokratie geworden ist — wenn uns die Franzosen nicht die föderalistische Demokratie aufgezwungen hätten, wären wir vielleicht noch heute ein feudalistisches Land).

    Die Linken sind oft Opfer eines menschenfeindlichen postmodernen Relativismus, der Intervention mit Rassismus gleichsetzt, weil er anderen Staaten unsere westlichen Werte aufzwingt – und vergessen dabei, dass westliche Werte in vielen Fällen objektiv besser sind als die mittelalterlichen Weltbilder, die in vielen Entwicklungsländern noch gang und gäbe sind (Sichworte: Frauenbeschneidung, Hexenverfolgung, etc.).

    Beide Standpunkte sind kompletter Bullshit.

    Die beiden Lösungen, die du ansprichst (Flüchtlingsunterkünfte vor Ort, Botschaftsasyl) sind sinnvoll.

    Fakt bleibt aber nach wie vor, dass das eigentliche Problem nicht die Asylsuchenden sind, sondern die Schweizer, die aus irgendwelchen wirren Überlegungen Asylsuchenden die Schuld an ihren eigenen Problemen geben

  7. Hier haben sich Linke und Rechte in einer unheiligen Allianz gefunden; beide möchten die eigentlichen Ursachen für Flüchtlinge gerne ignorieren.

    Nicht nur Links und Rechts. Bei denen könnte ich es ja noch verstehen, dass man sich jetzt auf den Wahlkampf konzentriert und deshalb entsprechende Positionen bezieht. Es sind viel mehr die Medien, welche mit ihrer zum Teil wirklich dummen Berichterstattung genau dieses Rechts-Links-Schema bedienen. Und die Regierungen, die allesamt konzept- und kopflos reagieren, statt zu agieren.

    dass das eigentliche Problem nicht die Asylsuchenden sind, sondern die Schweizer

    Richtig. Die Flüchtlinge an sich sind nicht das Problem. Aber auch nicht die Schweizer. Das Problem sind die Gründe, weshalb diese Menschen überhaupt zu Flüchtlingen werden.

  8. Die Linken sind oft Opfer eines menschenfeindlichen postmodernen Relativismus, der Intervention mit Rassismus gleichsetzt, weil er anderen Staaten unsere westlichen Werte aufzwingt

    Hm… bin offenbar kein Linker. 🙂 Genau jenem Relativismus versuche ich nicht zu unterliegen. Aber zugegeben, es ist nicht einfach. Ohne hier diese Diskussion führen zu wollen, ist für mich der Kopftuchstreit ein typisches Beispiel. Ein bisschen Stoff, das für viele Leute für die Unterdrückung der Frau steht, wobei das im Einzelfall ja gar nicht stimmen muss. Dazu kommt ja, dass es in anderen Religionen die gleichen Regeln gibt, wobei sie nicht überall gleich umgesetzt werden.

  9. Das Problem sind die Gründe, weshalb diese Menschen überhaupt zu Flüchtlingen werden.

    Cheers!

    Ein bisschen Stoff, das für viele Leute für die Unterdrückung der Frau steht, wobei das im Einzelfall ja gar nicht stimmen muss.

    Da folge ich dem einfachen Gesetz, im Zweifelsfalle immer für mehr Liberalismus zu sein, wenn’s keinen zwingenden Grund dagegen gibt. Frauen (und Männer) sollen anziehen, oder nicht anziehen, oder generell mit ihrem eigenen Körper tun, was immer sie wollen.

    Wenn sie Opfer einer systemischen Unterdrückung sind, die ihnen gegen ihren Willen aufzwingt, ein Kopftuch zu tragen, dann ist das System das Problem, welches wir bekämpfen müssen, nicht das Kopftuch.

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