Ist Empörung das Rezept? Ein paar Gedanken

Dieser Tweet hat mich an einige Gedanken erinnert, die ich seit einigen Tagen mit mir herumtrage.

Es geht auf die Ecopop-Abstimmung zu und die Lage im gemässigten Lager der Schweizer Politlandschaft ist angespannt. Wird man das Volk wieder so falsch einschätzen? Wird man wieder «überrascht»? Kassiert man das nächste dämliche Ja, das die Zukunft eines erfolgreichen Staates infrage stellt? Natürlich gibt es da die Umfragen, an denen man gewisse Tendenzen ablesen kann. In den letzten Jahren gab es aber nicht wenige folgenschwere Fehleinschätzungen. Vereinfacht gesagt war es wahrscheinlich so, dass die Befragten eine erwünschte Antwort einer ehrlichen vorzogen.

Ich bin überzeugt, dass die «ehrliche» Antwort vor allem aus einer hausgemachten Angst resultiert, die man systematisch über Jahrzehnte gefördert hat. Argumente mögen die Verängstigten nicht. Sie kontern mit Anekdoten, die sie bestenfalls selbst erlebt haben, normalerweise aber vom blossen Hörensagen kennen.

Wenn man statt Argumenten nun mit Empörung auffahren will, wird das noch weniger bringen. Von den Verängstigten wird man dafür belächelt und mit Aussagen nach dem Muster «Ihr werdet dann sehen» eingedeckt. Damit ist nicht gemeint, dass man das Abstimmungsergebnis sehen wird, sondern die nach ihrer Wahrnehmung nahende Apokalypse. So lange wurde ihnen eingeimpft, man sei in Gefahr, dass sie es nun wirklich glauben. Leidenschaftlich.

Doch womit tritt man dieser auf Unwissen und Verblendung basierenden Leidenschaft entgegen? Gar nicht so einfach, zumal das sachliche Aufklären vor den Abstimmungssonntagen nicht nur das Ziel verfehlt, sondern auch die weit grösser angelegte Angstpropaganda nicht in deren Gänze zu kontern mag.

Wie wäre es, wenn es eine Gruppe von Leuten gäbe, deren Ziel es wäre, das hervorragende Funktionieren unserer Schweiz immer wieder zu erklären. Ein Art Think Tank. Aber halt einer, der auch verstanden wird und nicht einer, der abgehoben aus dem Elfenbeinturm kommuniziert. Vielleicht wäre das dann eher ein Talk Tank. Seine Sprache müsste nicht populistisch wie die Propaganda von rechts aussen ein, auch nicht hetzend, wie gewisse Kampagnen aus ebenjener Ecke. Sie müsste freundlich, ehrlich, echt sein – so wie die Schweiz halt. Auch die Optik müsste ins Gesamtbild passen. Gerne mit frischen Farben, aber auch ganz ohne Scheu vor traditionellen Symbolen wie dem Schweizerkreuz.

Im Zentrum der Themen, die ein solcher Talk Tank behandeln würde, stünde natürlich momentan die Ausländerthematik. Es würde anhand von Beispielen aufgezeigt, dass die Schweiz in Sachen Integration Vorbildcharakter aufweist. Man würde darlegen, dass das verteufelte «Multikulti» nicht nur funktioniert, sondern unser Land weitergebracht hat und noch weiterbringen wird. Es würden auch kritische Fragen beleuchtet, wie etwa Kriminalitätsstatistiken. Allerdings würde man dann auch genau erläutern, wie die Resultate derselben zustande kommen. Denkbar ist, dass man das Themenspektrum nach und nach erweitern würde. Anliegen könnten zum Beispiel auch die individuelle Freiheit oder Umweltthemen sein. Das Ziel einer solchen Gruppierung wäre, verständliche Politikempfehlungen zu einem erfolgreichen Weiterbestehen der Schweiz abzugeben.

Anstatt sich empört und frustriert zu zeigen, könnte man so mit positiven Impulsen helfen, für weniger Angst und mehr Schweiz einzustehen.

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