wieso gibt’s eigentlich kaum mehr stöppler?

freitagnacht, irgendwann nach 1:30, altstadt sursee: ich sehe auf der fahrt nach hause drei personen mit der typischen «daumen-nach-oben»-geste. natürlich halte ich kurz an, um zu fragen wohin sie denn möchten. die frau sagt, sie wären nur zu zweit und sie müssten nicht weit, gleich da vorne rechts. da ich aber eigentlich links müsste, wollte ich schon ablehnen. da erklärte sie mir, dass ihr freund nicht mehr gehen könne. ich ging davon aus, dass die auf übermässigen alkoholkonsum zurückzuführen sei, liess sie aber trotzdem einsteigen. auf der nur etwa zwei minuten langen fahrt erklärte mir der junge mann, dass er schmerzen im knie habe. kreuzbandriss und so. bis jetzt sei es einigermassen gegangen, aber nachhause hätte er nicht mehr laufen können. die dame meinte, dass ich jetzt eine gute tat vollbracht hätte und dass ich bestimmt in den himmel kommen werde deswegen. beim aussteigen sagte sie zu ihrem freund, er solle mir was geben. dieser meinte nur, das habe er bereits getan. ich hatte nichts bemerkt und glaube zunächst an einen scherz. am nächsten morgen fand ich eine zehn-franken-note auf dem armaturenbrett. tatsächlich. danke vielmals euch zwei unbekannten. aber das wäre echt nicht nötig gewesen.

in der zwischenzeit frage ich mich aber, weshalb es kaum mehr autostopper oder wie wir sagen «stöppler» gibt. ist doch gerade in der nacht ein praktisches mittel, um doch noch irgendwie nachhause zu kommen. ich sehe nur noch äusserst selten anhalter an der strasse. und wenn doch, halte ich tatsächlich meistens an. nicht selten ergeben sich witzige gespräche. ausserdem haben die meisten fahrzeuge noch freie plätze. warum also nicht noch jemanden mitnehmen.

während der schulzeit habe ich mich selbst ab und zu im anhalten versucht. das hat zwar nur selten geklappt, aber wenn war immer eine grosse zeitersparnis gegenüber dem warten auf den nächsten bus drin. ich glaube: gerade weil so wenig leute an der strasse stehen wird auch selten angehalten. wäre das stöpplen häufiger zu beobachten, würden viele falsche vorurteile und ängste abgebaut.

6 Antworten auf „wieso gibt’s eigentlich kaum mehr stöppler?“

  1. merci, sam
    ein spannender beitrag. im wesentlichen ist es scheinbar also unbegründete angst, und zwar von beiden seiten, die das stöpplen fast ausgerottet hat. hinsichtlich einer effizienteren bewirtschaftung der strassen, wird es vielleicht irgendwann mal wieder häufiger zu beobachten sein.

    ich hoffe Du schreibst auch mal wieder was, ohne dass ich zuerst eine noble tat vollbringen muss. 😉

  2. Stöpplen
    Autostop war für mich auch längere Zeit die einzige Möglichkeit nach dem Ausgang noch nach Hause zu kommen. Unterdessen kommt da wo ich wohne eh die ganze Nacht eine U-Bahn, aber auch auf dem Land hat sich glaubs einiges getan was das Angebot an Nachtbussen betrifft. Zumindest in der Region wo ich vor 5-10 Jahren regelmässig gestöppelt habe.

  3. nachtbus
    tatsächlich hat sich da einiges getan. zwischen den nachbussen sind die abstände aber locker gross genug, dass man mit autostopp früher zuhause sein kann. und wenn Du mal wieder hier bist und an der strasse stehst, nehm› ich Dich natürlich gerne mit.

  4. erinnerungen
    ich bin zeitweise morgens um halb 4 mit autostopp zur arbeit gelangt. das hat immer wunderbar geklappt 🙂

    als ich letzthin wiedermal ohne Auto unterwegs war und den Bus verpasste, wurde ich innerhalb von 10 Fahrzeugen aufgeladen. Es scheint weiterhin gut zu klappen, aber die jugendlichen fahren lieber schwarz bus. 😉

  5. stopper jackbrown
    ich denke, Du hast es da wahrscheinlich etwas leichter als ich. dennoch erfreulich, dass es so schnell geklappt hat bei Dir. wenn man sich die smog-probleme in allen metropolen der welt anschaut, ist autostop vielleicht ein modell für die zukunft.

  6. Modell für die Zukunft?
    nur in Verbindung mir ele-Autos …

    Im Ernst, heute kann sich fast jeder fast alles leisten, und in den Ausgang getraut sich ja doch keiner mehr allein, und einer in der Gruppe hat imme ein Gefährt.

    Es gab eine Zeit, in der viel über Gewaltakte an Fahrern und Stöpplern geschrieben wurde.

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