die vernünftigen armeeangehörigen

es gibt sie, die armeeangehörigen, die unser militär nicht als heilige kuh behandeln. die auch kritik äussern und wichtige fragen stellen. ich bin sicher, sie repräsentieren nicht die mehrheit, aber es gibt sie. so meint der ehemalige kompagniekommandant honegger in einem nzz online artikel:

«Ich stehe ein für die Landesverteidigung und für unsere Armee.» […] Doch bisher habe er von den Gegnern «keine objektive und nachvollziehbare Begründung» für die Waffe im Schrank gehört. Er ging gar einen Schritt weiter und kritisierte die obligatorische Schiessübung und den Diebstahl von Munition.

ich bin überzeugt, das einzige argument für die waffe im haushalt des «wehrmannes» ist, dass es halt schon immer so war.

16 Antworten auf „die vernünftigen armeeangehörigen“

  1. Dumm nur,
    dass jene, welche effektiv eine Armeeknarre im Schrank haben, gar nicht behaupten können, dass es schon «immer» so war, weil sie schlicht zu jung dazu sind.

    Eigentlich müsste man nur die Wehrpflichtigen fragen, ob sie ihre Waffe nicht doch lieber im WK lassen wollten. Das Ding ist nur nerviger Ballast. Wieso sollte ich die Ausrüstung nach Hause nehmen? Die Fräsmaschine in der Firma lasse ich stehen. Das Handballtor im Sportclub bleibt wo es ist. Die Motorspritze der freiwilligen Feuerwehr – im Ernstfall lieber nicht nach Hause nehmen. Wieso also Gamelle, Gewehr, Wollpulli und Kampfrucksack im Keller horten?

    Und die olle Schiessübung? Hää, was soll ich denn repetieren? Die Scheiben schauen seit jeher gleich aus. Das Prinzip habe ich wohl begriffen. Ich sehe genügend, sonst würde ich einen Autounfall bauen oder dauernd irgendwo reinknallen. Manipulieren? Ok, wenn’s sein muss, das kann ich auch zuhause, trocken. Rückstoss fühlen? Uauu als ob es nichts Spannenderes für einen Kick gäbe auf dem Planeten. Also wieso muss ich denn überhaupt schiessen gehen?

    Heute ist das Abstimmungsmaterial gekommen. Ich wünsche der Initiative einen mindestens 75%-igen Erfolg. Falls dies eintrifft, werde ich mir ausnehmen, einen Freudenschuss abzugeben 😀

  2. Grundsätzlich
    Naja, von einem praktischen Standpunkt kann man schon sagen, dass das Gewehr nach Hause nehmen lästig ist und die Schiessübung ein Witz. Deshalb könnte man das Obligatorische ruhig abschaffen und den AdA zumindest die Wahl lassen, die Flinte im Zeughaus zu lassen.

    Das Argument für die Waffe im Schrank ist ein grundsätzlicheres: Das Erfolgsmodell Schweiz fusst zu einem wesentlichen Teil auf der Idee, Macht dezentral zu verteilen. Das ist die beste Versicherung gegen einen massiven Machtmissbrauch durch irgendwelche Grüppchen. Und weil Waffen definitiv ein Machtmittel sind, sollten auch sie auf möglichst viele Köpfe verteilt bleiben.

    Das spricht nicht nur für die Ablehnung der Waffen-Initiative, sondern gleich auch noch für die Beibehaltung der Wehrpflicht.

  3. wehrpflicht?
    also weshalb das nun auch für die beibehaltung der wehrpflicht spricht, die in meinen augen sowieso keine mehr ist, müsstest Du nun noch erklären.

    populistisch könnte man natürlich argumentieren, dass nun halt anstelle des staates vereinzelte individuen ihre macht missbrauchen, was zu toten ehefrauen und kindern führt. aber das finde ich etwas billig.

    aus meiner warte ist ein wenig augenwischerei, wenn man sagt, die waffen seien in den händen des volkes. denn die schweren geschütze, die flugzeuge, die panzer… die habe ich noch in keinem kleiderschrank gesehen. ich gebe Dir recht, psychologisch mag das ein vorteil sein. die frage die sich aber stellt ist, ob uns dieser klitzekleine vorteil die zahlreichen nachteile wert ist. ich nehme jedenfalls nicht an, dass Du ernsthaft angst vor einem putsch hättest, oder?

  4. Putsch
    >die frage die sich aber stellt ist, ob uns dieser klitzekleine vorteil die zahlreichen nachteile wert ist.

    Das ist tatsächlich die zentrale Frage. Als klitzekleinen Vorteil würd ich die Absenz eines Unterdrückerstaats allerdings nicht bezeichnen. Es wäre vielmehr eine riesen Katastrophe, deren Eintretenswahrscheinlichkeit jedoch sehr klein ist. Die Nachteile der geltenden Regelung (in Form von Schusswaffentoten) sind zwar sehr zahlreich, aber halt auch vergleichsweise unbedeutend. Ob man den Schutz vor der unwahrscheinlichen Katastrophe stärker gewichtet oder die vielen kleinen Tragödien, ist Ansichtssache.

    >ich nehme jedenfalls nicht an, dass Du ernsthaft angst vor einem putsch hättest, oder?

    Ich schlafe noch gut, danke. Auch wenn ein Putsch oder so in weiter Ferne liegt, ist diese Entwicklung auch in der Schweiz nicht völlig auszuschliessen. Und die Annahme der Initiative würde sie ein bisschen wahrscheinlicher machen.

  5. die drei offiziere sind keine aktiven ada mehr, deshalb sind deren aussagen mit vorsicht zu geniessen – obwohl sie grundsätzlich den punkt genau treffen. weder eine heimabgabe des sturmgewehrs noch das obligatorische machen in der heutigen zeit noch irgend einen sinn. interessant wäre in diesem zusammenhang die unbeeinflusste meinung diverser höherer militärs, welche sich noch im aktivem dienst befinden.

    Das Erfolgsmodell Schweiz fusst zu einem wesentlichen Teil auf der Idee, Macht dezentral zu verteilen. Das ist die beste Versicherung gegen einen massiven Machtmissbrauch durch irgendwelche Grüppchen. Und weil Waffen definitiv ein Machtmittel sind, sollten auch sie auf möglichst viele Köpfe verteilt bleiben.

    das ist im grundsatz richtig. nur vertrete ich die meinung, dass unser system inzwischen stabil und fair genug ist, dass nicht mit revoluzionen zu rechnen ist und der normale bünzli seine knarre aus der versenkung heben muss um gegen bern sturm zu laufen. abgesehen davon würde sich, falls tatsächlich so etwas passieren sollte, das ganze über eine längere zeit abzeichnen. das bringt genügend zeit, sich zu bewaffnen und zu organisieren – auch ohne ordonanzwaffe unterm kopfkissen.

    wie schon mal gesagt: die initiative ist grundsätzlich unnötig, weil sie wohl faktisch nicht viel verändern wird, was zur inneren sicherheit beiträgt. doch der schaden, welche eine annahme mit sich bringt, hält sich in grenzen und zahlreiche leutz fühlen sich danach besser. deshalb darf man getrost ein ja einlegen.

  6. Da ist doch tatsächlich…
    denn die schweren geschütze, die flugzeuge, die panzer… die habe ich noch in keinem kleiderschrank gesehen.
    Habe gerade nachgesehen. Unter meinem Stürmgewehr [sic! weil eine Diskussion um unnützes Zeug ein Gstürm ist] lag doch tatsächlich noch eine Hornet versteckt. Nun ja, sie fliegt nicht mehr, wurde plattgemacht. Aber wäre sie noch operationell, hätte ich sie zur Feindesbekämpfung durchaus einsetzen können!

    Das Erfolgsmodell Schweiz fusst zu einem wesentlichen Teil auf der Idee, Macht dezentral zu verteilen.

    Welcher Erfolg? Der militärische? Ach das gibts? Vielmehr ist dieser Satz doch Äpfel mit Birnen vermischt (und setzt erst noch Waffenbesitz = Macht). Weil die Leute zuhause eine Schusswaffe haben, ist die Schweiz erfolgreich (in was-auch-immer, Skifahren vielleicht)? Da habe ich echt etwas verpasst.

    Das ist die beste Versicherung gegen einen massiven Machtmissbrauch durch irgendwelche Grüppchen.

    Was sind das für Grüppchen? Das Grüppchen «Ausländer» am Bahnhof? Das Grüppchen SVP-Parteigänger auf der Wiese in Lausanne? Oder das Grüppchen Schurkenstäätchen in Nordafrika? Beste Versicherung: Was ist denn, wenn ich mich dagegen gar nicht versichern will? Schliesslich kommt die «Versicherung» Schusswaffe idR nur dem Besitzer (weibliche Form bewusst weggelassen) zugute. Als Armeeangehöriger wird mir diese Versicherung aufgezwungen. Wo bleibt da das Menschenrecht Versicherungsfreiheit? Ökonomisch wird übrigens eine Versicherung dann abgeschlossen, wenn die Prämienzahlung kleiner ist als der entstehende Schaden im risikogewichteten Eintretensfall. Welchen Schaden habe ich, wenn das «Grüppchen» irgendeine Macht massiv missbraucht.

    Und weil Waffen definitiv ein Machtmittel sind, sollten auch sie auf möglichst viele Köpfe verteilt bleiben.

    Weil ich mir das jetzt zu Herzen genommen habe, kommt meine Familie auch in den Genuss von mehr Macht. Meine Waffe habe ich jetzt auch auf möglichst viele Köpfe verteilt. Das Grosi hat den Lauf, die Tante darf mit meinem Visier Macht ausüben und die Schwester ist jetzt mit dem Abzuggehäuse «versichert».

    Apropos Macht: Macht doch mal das Denkstübchen an, liebe Initiativgegner. Vor dem Posten. Und vor dem Abstimmen.

  7. Erinnerung
    wie war das in Tunesien? Recht schnell ist das gegangen, und manch einer wäre froh um die Waffe gewesen. Wann hat die Schweizer Armee zuletzt scharf geschossen? weiss nicht. Und auf wen? Auf die Schweizer Bevölkerung!

    Also wenn schon Waffe behalten, dann mit Munition in genügender Anzahl.

  8. Ignoranz
    @hb.mbl: entweder hast du mühe, dich mit anderen Meinungen zu befassen oder du hast einfach einen seltsamen Humor. Jedenfalls scheinst du nicht imstande zu sein, einer Argumentation zu folgen, sondern pickst ein paar Worte raus und fängst an zu phantasieren.

    Da du auch bei deiner wohl einzigen ernst gemeinten Aussage (Ökonomie und Versicherungen) falsch liegst, empfehle ich dir, deine Worte von wegen Denkstübchen anmachen und posten in Zukunft zu beherzigen. Bei dir würde das dann wohl heissen, auf das Posten zu verzcihten.

  9. easy, sam
    ich muss zugeben, hb.mbls worte haben mich sehr amüsiert. aber Du hast recht, sam, das ganze ist in einen eher seltsamen humor verpackt. offensichtlich ist dieses thema derart emotional, dass es uns schwer fällt, kühlen kopf zu bewahren. ich werde es aber weiterhin versuchen und die sache von möglichst vielen blickwinkeln beleuchten. insofern meine bitte an euch zwei: bleibt sachlich und seht von persönlichen angriffen ab.

  10. Missbrauch bekämpfen …
    so sagte Maurer in der Arena von gestern.(Statt die Allgemeinheit zu bestrafen)
    Recht hat er. Aber wann fängt er damit an?

    @limi
    Ary’s Argumente sind nicht schlecht, aber eben auch etwas tenedenziös.
    Wer eine Waffe beschaffen will, hat sicher auch eine Bedürfnis, also einen glaubhaften Grund, also bekommt derjenige auch einen Schein. Wer eine Waffe hat, soll auch damit umgehen können (siehe Hundehalterprüfung …).
    Ausserdem steht die Gesetzgebung noch nicht, also kann sich da noch einiges tun.

    Bei Annahme der Initiative hätte der Ausgeber der Lizenzen und die Schützenvereine wohl ernormen Zulauf. Komischerweise sind die gegen die Annahme. Warum wohl? Weil sie jetzt vom Staat ein gutgefülltes Töpfchen erhalten, das sie dann mit vielen anderen teilen müssten …

  11. Komischer Humor? Ha!
    Ja wenn man das Thema so verbissen ernst nimmt, dann kann man mir natürlich nicht folgen oder die Ironie höchstens als komischen Humor abtun, lieber Sämi.

    Ich kann keinen Menschen ernst nehmen, der – eben – ernsthaft dafür einsteht, dass 10’000 Menschen eine Waffe zuhause stehen haben sollten, weil… [hier jetzt die kruden Argumente der Gegner einsetzen]

    Wir sprechen hier von Armeeangehörigen und ihrer Waffe zuhause. Ich persönlich teile Amadés eingangs geäusserte Überzeugung. Und die angeführten Gegenargumente habe ich, Schande über mich, einfach mit krudem Humor verrissen.

    Mein Argument, wieso die Waffe des Soldaten ins Zeughaus gehört? Das ganze restliche Kriegsgerät ist auch dort. Von der Bestimmung her gibt es keinen Unterschied zwischen einem Sturmgewehr und einer Panzerhaubitze. Das Funkgerät muss ich zum Ende des Dienstes auch abgeben. Den Feldstecher auch. Kleider, Schuhe, Essbesteck und Rucksack, meinetwegen. Aber alles technische Gerät gehört ins Zeughaus. Ich kann mit der Waffe zuhause absolut nichts anfangen (mit Funkgeräten und Feldstechern hingegen schon). Ausser im Affekt irgendwelche Menschen umbringen.

    Das Argument der Obligatorischen Schiessübung lasse ich ebensowenig gelten. Jährlich im WK hätte ich genügend Zeit, mich zu trainieren. Ausserdem verlernt man «Schiessen» nicht, da ist eine Scheibe, da ist mein Visier und mein Abzug. Peng und rein ins Schwarze. Ja hat das vielleicht geändert während den letzten 200 Jahren?

    Für mich gehört das Kriegszeugs weggesperrt und nur ausgegeben, um nach einer Eignungsprüfung auf abgesperrtem Gebiet (Waffenplatz) damit zu üben. Nach der Übung gehört das Teil wieder in Armee-Obhut.

  12. na hör mal
    die Schweiz ist ein Volk von Indianern, und wenn die Kavallerie kommt, dann ist so ein ungeladenes Stück Holz oder Metall schon etwas wert 🙂

    Im Ernst, man weiss jetzt, wieviele sich oder andere mit der Waffe umgebracht haben, aber immer noch nicht, wer wen gerettet hat.

    Tatsache ist nur, dass die Schweizer Armee mehr Schweizer umgebracht als gerettet hat.

    Trotzdem: Die Schweiz ist eine Armee, und diesen Ruf sollten wir uns nicht auch noch kaputtmachen lassen.

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