ivan ergic einmal mehr top

ivan ergic ist ein hervorragenden fussballer, vor allem aber ist er ein intelligenter mensch mit eigenen kopf. mit schonungsloser ehrlichkeit wird er in der presse zitiert: eine «demütigung» sei das spiel gegen die katalanen gewesen. «frustration» sei spürbar. nicht die ewig gleichen phrasen von wegen man habe «ansätze» gesehen, die gut waren. denn so war es ja eben nicht. am schluss fügte ivan ergic sogar noch an, dass er sich beim rückspiel ja dann vielleicht «mit einer verletzung abmelde». sogar humor hat der mann.

den rest des zutreffenden artikels aus dem tagesanzeiger vom freitag 24. oktober gibt es hier:

Basel, der nette Komplize für ein Spektakel

Was der FC Barcelona beim 5:0 gegen den FCB zeigte, war Fussball, wie man ihn in der Schweiz noch nie sah. Die Basler blieben frustriert, gedemütigt und desillusioniert zurück.

Von David Wiederkehr, Basel Ungeduldig hämmerte er seine Faust an die Heckscheibe des Cars. Es sei spät, und man wolle doch aufbrechen, machte er deutlich, indem er mit dem Zeigefinger aufs Handgelenk tippte. Doch fand Carles Puyol kein Gehör, konnte er besonders von den Jungen keinen zur überstürzten Abreise aus dem St.-Jakob-Park überre­den. Warum auch? Zu euphorisiert schie­nen Lionel Messi, Bojan Krkic oder Sergi Busquets nach einem lockeren Abend aus ihrer Sicht, einem Spiel, in dem sie tun konnten, was sie wollten, und alles gelang. Neben dem Teambus stehend, redeten sie freimütig, wie man dies von ihnen nicht gewohnt ist. «Das hat Spass gemacht», sagte Mittelfeldspieler Alexander Hleb.

Die Stadt Basel steht als wichtiges Sym­bol für den FC Barcelona, dort gewann er 1979 den Cup der Cupsieger – den ersten internationalen Titel nach der Franco-Dik­tatur, welche für niemanden in Spanien unerträglicher gewesen war als für die Katalanen. «Basel kann gar nicht schlecht zu Barcelona sein», schrieb daher «El País» und fügte nach dem dritten Champi­ons- League-Gruppenspiel vom Mittwoch an: «Basel war immer mehr ein Komplize als ein Rivale für Barça.» Zu richtiger Gegenwehr nicht fähig

Das war der FCB in der Tat an diesem Abend der Offenbarung. Er leistete seinen Beitrag zum Spektakel fürs Auge, indem er nett Spalier stand. Dementsprechend gegensätzlich war die Gemütslage nach Spielschluss. Hier Krkic, der strahlend von seinen zwei Toren erzählte, da Basels Ivan Ergic, der einen Augenblick überlegen musste, ehe er das Geschehene in Worte fassen konnte. Er entschied sich für «Frus­tration » und «Demütigung» – während sich Trainer Christian Gross noch da­gegen wehrte, sich gedemütigt zu fühlen. Nach vier Minuten war der FCB 0:1 hin­ten gelegen, nach 22 Minuten und zur Pause hatte es 0:3 gestanden, und wer von den nimmermüde singenden Fans ein Auf­bäumen nach der Pause erwartet hatte, sah sich mit dem 0:5 in der 48. Minute endgül­tig desillusioniert. Messi, Busquets, Xavi Hernandez und zweimal Krkic schossen die Tore. Neben der Ersatzbank liess sich Samuel Eto’o mit einem Fan fotografieren. War der Schnellzug Barcelona einmal in Fahrt, hatte der FCB nicht den Hauch einer Chance, diesen zu bremsen. Stattdessen wurde er regelrecht überfahren. Basler Einzelkritik war unnötig, denn zu richtiger Gegenwehr war der FCB gar nicht fähig. Denn: wie präzis die Gegner aus Katalo­nien jeden Pass spielten, wie mühelos sie auf dem durchnässten Rasen die schnells­ten Zuspiele kontrollierten, wie hartnäckig sie den Ball selbst gegen vier Kontrahen­ten behaupteten und wie giftig rasch sie jeweils den Raum zwischen den Straf­räumen überbrückten – feinerer Fussball war in einem Schweizer Stadion noch nie zu bestaunen gewesen.

Strellers Leiden, Federers Trost

Er habe mit dem Nationalteam schon gegen Brasilien und Argentinien gespielt, sagte Marco Streller, «aber was Barcelona zeigte, war eine andere Welt, eine andere Liga». Er habe alle fünf Minuten auf die Uhr geschaut, hoffend, das Leiden möge bald zu Ende sein. «Aber wenn du derart grauenhaft Fussball spielst und so unter­legen bist, dauert das Spiel eine Ewigkeit.» Stargast Roger Federer versuchte nach dem Spiel in der Kabine Trost zu spenden. Trist sei die Atmosphäre, erzählte Streller. Von einer «night to remember» hatte Gross im Vorfeld geträumt. Die Nacht wurde zur schmerzhaften Erinnerung.

Das Glück des FCB war es, dass Barce­lona sich mit dem 5:0 begnügte und nicht noch das 6:0 suchte, das den höchsten Sieg seiner Champions-League-Vergangenheit dargestellt hätte – die Möglichkeiten zu einem 10:0 hatte «Blaugrana» ge­habt. Und das Gute für den FCB war auch, dass Donezk zu Hause gegen Sporting Lissabon verlor. So lebt wenigstens weiterhin die Hoffnung auf Gruppenrang 3 und das Überwintern im Uefa-Cup. Basel spielt am 26. November in der Ukraine.

Zuerst allerdings, in zwei Wo­chen, darf oder muss der FCB ins Camp Nou zum Rückspiel gegen Barcelona. Angst habe er nicht, beteuert Ergic, und Streller for­dert die Jetzt-erst-recht-Menta­­lität: «Das 0:5 hat unseren Stolz verletzt.» Während Ergic tak­tisch an die Aufgabe herangeht. «Wir müssen defensiv eine Lösung finden» – offensiv sei unerheblich, wie sie in Barce­lona spielten. «Wir wollen we­nigstens im Rückspiel gut aus­sehen. » Und scherzhaft fügt Ergic an: «Vielleicht melde ich mich mit einer Verletzung ab.»

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