hussein tot: ende oder beginn eines blutigen kapitels irakischer geschichte?

die nzz schreibt online, die heute morgen erfolte hinrichtung husseins beende ein langes kapitel blutiger geschichte. ich frage mich, ob nicht gerade der gewaltsame tod des früheren irakischen präsidenten der beginn einer neuen blutigen zeit im irak war. die chance ist gross, dass hussein nun als märtyrer wahrgenommen wird. während die idiotischen australier geradezu begeistert von der umgesetzten todesstrafe zu sein scheinen, lehnt nur gerade der vatikan die todestrafe als falsches mittel ab. ich verstehe nicht, weshalb die westlichen staaten in dieser sache nicht deutlicher stellung beziehen.

was ich ebenfalls nicht verstehe: immer wieder wird hussein in unseren zeitungen nur als «saddam» bezeichnet. auch im untenstehenden artikel ist das zum teil der fall. aber noch nie konnte ich in der nzz lesen, dass sich tony und angela bei george in texas getroffen haben. seltsam, hm.

nzz-online:

Saddam Hussein hingerichtet

Tod durch Strang am frühen Morgen

Der frühere irakische Machthaber Saddam Hussein ist in der Nacht zum Samstag um sechs Uhr Ortszeit in Bagdad hingerichtet worden. Damit ist im Irak ein langes Kapitel blutiger Geschichte zu Ende gegangen. Die Hinrichtung des ehemaligen irakischen Diktators verlief nach Aussagen von Augenzeugen schnell und ruhig. Hussein war am 5. November wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zum Tod durch den Strang verurteilt worden.

Der irakische Ex-Präsident Saddam Hussein ist entgegen ersten Medienberichten offenbar allein hingerichtet worden. Berufungsrichter Munir Haddad sagte der Nachrichtenagentur AFP, nur Saddam Hussein sei gehängt worden. Die Hinrichtung der beiden Mitverurteilten Barzan al-Tikriti und Awad al-Bandar sei im letzten Moment verschoben worden, bestätigte der nationale Sicherheitsberater Mowaffak al-Rubaie dem staatlichen Sender Irakija.

Ein weiterer Vertreter der irakischen Regierung sagte, die beiden würden im späteren Verlauf des Samstag hingerichtet. Mehrere Fernsehsender hatten zuvor berichtet, die Todesstrafe sei an allen dreien vollstreckt worden.

Hinrichtung «ruhig» verlaufen

Die Hinrichtung des ehemaligen irakischen Diktators Saddam Hussein verlief nach Aussagen von Augenzeugen schnell und ruhig. «Er machte einen ruhigen Eindruck und starb sofort», sagte ein irakischer Regierungsvertreter. Der 69-Jährige sei gefesselt gewesen, aber mit unbedecktem Gesicht, sagte der Augenzeuge weiter, der bei der Vollstreckung des Todesurteils am Samstagmorgen dabei war. Der Nationale Sicherheitsberater des Iraks, Mowaffak al-Rubaie, sagte dem staatlichen Fernsehen, Saddam habe den Eindruck eines gebrochenen Mannes hinterlassen, aber keine Reue gezeigt. Er habe es abgelehnt, mit verhülltem Kopf zu sterben. Saddam sei mit einem Koran in gefesselten Händen in den Hinrichtungsraum geführt worden, sagte Al-Rubaie. Kurz vor seinem Tod sei ihm nochmals das Urteil und dessen Bestätigung durch ein Berufungsgericht verlesen worden.

Die Verurteilten waren am 5. November wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zum Tod durch den Strang verurteilt worden. Ein Berufungsgericht hatte das Urteil am Dienstag bestätigt. Aus Furcht vor einem Ausbruch der Gewalt nach der Hinrichtung Saddams hat die irakische Regierung die Sicherheitskräfte in Alarmbereitschaft versetzt. Bereits beider Verkündung der Todesstrafe war es in manchen Landesteilen zu Gewalt gekommen.

Bestattung noch ungewiss

Nach der Hinrichtung von Saddam Hussein ist noch keine Entscheidung über den Umgang mit seiner Leiche gefallen. Der irakische Nationale Sicherheitsberater al-Rubaie erklärte am Samstag, die sterblichen Überreste würden möglicherweise der Familie übergeben. Dies sei jedoch noch nicht entschieden. Zurzeit befinde sich die Leiche in Gewahrsam der Regierung.

Der Fernsehsender Al-Arabija zitierte die Tochter von Saddam Hussein, Raghad. Sie habe den jemenitischen Präsidenten Ali Abdullah Saleh gebeten, einer vorübergehenden Bestattung ihres Vaters im Jemen zuzustimmen. Sie hoffe, ihren Vater schliesslich in seiner Heimatstadt Tikrit beisetzen zu können.

Einer der Verteidiger des irakischen Expräsidenten, Issam Ghassawi, erklärte in Jordanien, er befürchte, dass die Leiche in einem nicht gekennzeichneten Grab beigesetzt werde. «Wir wissen nicht, was sie mit Saddams Leiche machen werden», sagte er. «Sie werden ihn an einem unbekannten Ort begraben, damit niemand dem Präsidenten seinen Respekt erweisen kann.»

7 Antworten auf „hussein tot: ende oder beginn eines blutigen kapitels irakischer geschichte?“

  1. wenns mir recht ist
    was ich ebenfalls nicht verstehe: immer wieder wird hussein in unseren zeitungen nur als «saddam» bezeichnet. auch im untenstehenden artikel ist das zum teil der fall.

    wenns mir recht ist, wird hier saddam hussein nur als «saddam» bezeichnet, wo er so zitiert wurde. die nzz hat sonst im ganzen artikel seinen ganzen namen ausgeschrieben.

  2. stimmt
    hast recht, retinho. da hab› ich nicht genau hingeschaut. die reduzierung auf seinen vornamen findet aber praktisch in allen medien verwendung. irgendwie hat man manchmal das gefühl, dass mandiebösen auch böse bzw. schlecht und ungerecht behandeln darf.

  3. nicht ganz
    wird hier saddam hussein nur als «saddam» bezeichnet, wo er so zitiert wurde.
    Nun ja, er wird nicht so zitiert. Aber lediglich mit dem Vornamen erwähnt wird er, wenn jemand über ihn spricht – auch in der indirekten Rede.

    Aus Furcht vor einem Ausbruch der Gewalt nach der Hinrichtung Saddams hat die irakische Regierung die Sicherheitskräfte in Alarmbereitschaft versetzt.

    Hier allerdings hat sich die NZZ verhauen.

    Die nzz schreibt online, die heute morgen erfolte hinrichtung husseins beende ein langes kapitel blutiger geschichte.

    Wenn ein Kapitel zu Ende geht, kommt idR ein nächstes. Das kann genau so blutig werden, wie das letzte – oder besser, und hier ist der positive Aspekt an der Geschichte. Für die USA&Co. müsste es ab nächster Woche heissen, mission accomplished, ab nach Hause. Auch wenn im Land noch keine Ruhe herrscht.

  4. Arabische Namen
    Das Konzept von Vorname und Nachname gibt es im Arabischen Sprachraum gar nicht.

    Wo man dann die «Grenze» zieht, ist somit ziemlich willkürlich.

    Man könnte ihn ja auch immer richtig Saddām Husain ʿAbd al-Madschīd at-Tikrītī nennen.

    Ich kann mir zudem vorstellen, dass auch die Irakis jeweils nicht von Saddam Husain, sondern nur von «Saddam» sprechen.
    Beweisen kann ichs nicht.

  5. möglich, aber
    Ich kann mir zudem vorstellen, dass auch die Irakis jeweils nicht von Saddam Husain, sondern nur von «Saddam» sprechen. Beweisen kann ichs nicht.
    das ist gut möglich. wir nennen blocher manchmal auch nur christoph, oder so. nur wäre das noch lange kein grund dafür, dass auch die nzz so vorgehen müsste/sollte. danke Dir aber für die aufklärung in sachen vornamen/nachnamen in «arabien». wusste ich nicht.

  6. blutiges kapitel?
    rein numerisch betrachtet ist das kapitel nach saddams sturz viel blutiger als das kapitel mit saddam als machthaber (und ich sage jetzt halt saddam weil ich zu dubya auch dubya und zu angela auch angela sage 🙂 – aber ja, ich bin auch nicht die nzz). insofern wäre esch schön, wenn saddams tod ein blutiges kapitel in der irakischen geschichte beenden würde – nicht saddams kapitel, sondern dubyas kapitel.

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