Europa in Reichweite

Eigentlich ist es ja ein wenig peinlich für die höchste Liga der Schweiz, aber der FC Luzern kann nach einer nicht gerade berauschenden Saison tatsächlich noch einen Platz für die Europa League-Qualifikation erreichen. Seit gestern Abend ist man punktgleich mit dem Viertplatzierten, allerdings mit dem schlechteren Torverhältnis. Es liegt auch deswegen noch viel drin, weil genau der aktuell 4. (nämlich der FC Sion) beim letzten Spiel der Saison noch auf der Luzerner Allmend gastiert. Mal schauen, was noch geht.

Auf jeden Fall gab es gestern wieder einmal Grund, die Mannschaft nach dem Spiel zu feiern. Voilà:

Merci, Alain

MIV_9349exrawxxAlain Wiss verlässt den FC Luzern. Durch den Sieg gegen den FC Sion konnte man noch den 5. Rang erreichen, der bei einer Cupniederlage von Sion zur Europa-League-Quali-Teilnahme berechtigt. Dass er nach einem solchen Spiel abtreten kann, gönne ich ihm sehr. Alles Gute, Alain.

Son of a Bridge

Es ist das Kleidungsstück der Stunde: Ein Shirt mit der Aufschrift «Son of a Bridge». Als Hintergrund für den Schriftzug wurde ein Bild der Kapellbrücke gewählt. Wer also nur ein kleines bisschen über seinen eigenen Nasenspitz hinausdenkt, könnte durchaus darauf kommen, was mit dem Spruch gemeint ist. Die Spieler des FC Luzern haben nach dem Sieg gegen die Grasshoppers eine blauweisse Sonderedition des Shirts getragen, um damit zusammen mit den Fans zu feiern.

Wie nun auch zentral+ und der Blick schreiben, begreifen halt doch nicht alle, was gemeint ist. Auf der FCL-Facebookpage gibt es denn auch einige Kommentare, die nicht gerade positiv ausfallen.

screen-capture-1856Ein User fragt, ob es etwas mit der «Kappelenbrücke» zu tun haben könnte. Wie er wohl darauf kommt? 😉

Jedenfalls gibt das Ding zu reden, was nicht zuletzt dem Büro Troxler gefallen dürfte. Bei der Luzerner Werbeagentur wurde nicht nur der Spruch ersonnen, es gibt auch ein eigenes Label dafür. Und ja, wie Jakob Jantscher im obigen Bild, so habe auch ich ein solches Shirt. Es stiftet jeweils ein wenig Verwirrung, was durchaus amüsant ist. Als Luzerner sollte man aber keine Schwierigkeiten haben, die Nicht-Luzerner aufzuklären.

Hier noch die Erklärung von Trainer Markus Babbel, weshalb man nach dem Sieg das Shirt überzog:

 

Pseudosatire / Don’t shoot the messenger

Nach dem Spiel zwischen St.Gallen und dem FC Luzern hatte ich für einmal überhaupt keine Lust, meine Bilder zu bearbeiten und danach online zu stellen. Das hatte rein gar nichts mit der Performance auf dem Rasen zu tun. Was war geschehen?

Wie ich von einem mir bekannten Luzerner Fan-Fotografen erfuhr, hatte sich vor dem Spiel beim Marsch der Luzerner Fans etwas abgespielt, das mit fasnächtlicher Blödheit nichts mehr zu tun hat. Der blauweissen Fanmasse lief nämlich ein als orthodoxer Jude verkleideter Mann voraus, der einen St.Galler Fanschal trug. Es war offensichtlich, hier wurde auf das vom Luzerner Anhang in St.Gallen gelegentlich gesungene Lied Bezug genommen, das die Einheimischen als Juden bezeichnet.

Das ohnehin schon indiskutabel dämliche Lied wurde nun also um eine optische Komponente ergänzt. Und so sehr sich nun Fankreise und Club davon distanzieren, es ist halt trotzdem passiert. Ich nehme den Fans sogar ab, dass sie selbst gar keine Antisemiten sind. Doch mit dem Singen dieses abscheulichen Liedes und nun auch durch den Auftritt des verkleideten Mannes wird eine ganz andere Message transportiert. Wer sich dessen nicht bewusst ist, ist mindestens sehr naiv. Es ist zwar nicht mehr als logisch, aber vielleicht muss es trotzdem nochmals in gesagt werden: Wer jemanden mit negativer Absicht die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppierung unterstellt, diskriminiert und beleidigt damit auch die entsprechende Gruppierung. Da kann man noch lange „Satire“ und „nicht ernst gemeint“ schreien, es ändert nichts.

Bleibt anzumerken, dass rassistische und diskriminierende Äusserungen aus dem Luzerner Fanblock in den letzten zwanzig Jahren massiv abgenommen haben. Inzwischen sind sie, abgesehen vom erwähnten Lied, praktisch inexistent. Man kann es dem Aufkommen der Ultrà-Bewegung zuschreiben, die sich generell nicht für Politik interessiert und diese im Stadion nicht sehen will. Die Dachorganisation der blauweissen Anhänger, United Supporters Luzern USL hat einen grossen Anteil an dieser positiven Entwicklung. Umso trauriger, dümmer und unverständlicher erscheint der medienwirksame Auftritt vom letzten Sonntag in St.Gallen.

Jedenfalls nahm das Unheil seinen Lauf. Das Foto vom erwähnten Marsch wurde veröffentlicht und fand rasch seinen Weg in diverse Medienkanäle. Es folgten Stellungnahmen verschiedenster betroffener Akteure. Der FC Luzern reagierte mit einem Video, in welchem Captain Claudio Lustenberger sich nachdrücklich für Toleranz und gegen Rassismus stark macht. Der Hashtag dazu: #luzernistbunt. So weit, so gut.

Doch der FC Luzern tätigte noch eine weitere Massnahme: Er entzog dem Fotografen, der das Bild der erwähnten Szene geschossen hatte, temporär die Akkreditierung für die Spiele im Luzerner Stadion und machte ihn gleichzeitig darauf aufmerksam, dass auch die anderen Clubs der obersten Schweizer Liga informiert würden. Mit anderen Worten: Er kann bis auf weiteres keine Fotos mehr schiessen, wird unter Umständen gar nicht mehr ins Innere der Spielstätte gelassen. Die Begründung dafür ist einigermassen abenteuerlich: Er hätte das Bild nicht schiessen oder aber dann nicht veröffentlichen sollen.

Ich weiss, der FC Luzern sorgt jeweils für seine (und auch meine) Akkreditierung, wofür wir sehr dankbar sind. Trotzdem ist es eine eigenwillige Interpretation der Pressefreiheit, wenn man sich wünscht, dass Fotografen gewisse Bilder einfach nicht machen oder dann nicht veröffentlichen. Es ist ja nicht so, dass die Aktion ohne Bildmaterial dann einfach nicht stattgefunden hätte. Es ist auch nicht so, dass ein Fotograf mit dem Abbilden und Veröffentlichen einer Aktion damit automatisch die entsprechende Aktion gutheisst oder gar unterstützt. Ich weiss nicht, was im Hintergrund noch alles abläuft, ob man allenfalls die Verantwortlichen der betreffenden Szene schon hat ausfindig machen können. Aber mit meinem aktuellen Wissensstand sieht der (wenn auch nur temporäre) Entzug der Fotografiererlaubnis doch sehr nach Bauernopfer aus. Und ich wage jetzt einfach mal die Behauptung, dass jeder «normale» Pressefotograf dieses Bild bei Gelegenheit ebenfalls gemacht hätte und es ganz sicher auch veröffentlicht hätte. Wäre der FC Luzern mit einem Agenturfotografen gleich umgegangen?

Ich hoffe sehr, dass jene Personen, die diese extreme Dummheit zu verantworten haben nun auch den Mut aufbringen, sich zu stellen. Sie haben den ohnehin mehr als zweifelhaften Ruf der Fussballfans in der Schweiz weiter verschlechtert. Vor allem aber haben sie jenem Club geschadet, den sie doch eigentlich unterstützen möchten. In einer Zeit, in der es den Abstieg zu vermeiden gilt, sollte man die Kräfte auf jene Aktivitäten lenken, die auch der Mannschaft helfen können. Schliesslich muss das am Ende das Ziel sein.

In diesem Sinne: Hopp Lozärn.

watson.ch Yonni Meyer
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FC Luzern
United Supporters Luzern

Thorsten Fink zum FC Luzern?

Es ist soweit, der FC Luzern ist am Tabellenende angekommen. Abgesehen vom Cup-Spiel gegen Konolfingen (9:0-Sieg für Luzern) war ich bei jedem Match dabei. Ich kann sagen, dass ein Trainerwechsel zum jetzigen Zeitpunkt wenig Sinn ergibt. Denn es ist nicht nur Schöngerede, wenn Spieler und Funktionäre des FCL betonen, man habe fast immer gut gespielt. Es war tatsächlich so.

screen-capture-1735Hier sitzt er noch auf der Tribüne in Vaduz, beim Spiel der Liechtensteiner gegen den FC Luzern. Thorsten Fink, ehemaliger Trainer des FC Basel sei nicht am Job von Luzern-Coach Carlos Bernegger interessiert, hiess es damals. Inzwischen heizt die Boulevard-Zeitung von Luzern die Sache an. Sie schreibt heute, dass es in Deutschland heisse, Fink sei bereit für Bernegger zu übernehmen.

Es ist zu hoffen, dass Sportchef Alex Frei zusammen mit dem Vereinsvorstand die nötige Ruhe bewahrt. Es war klar, dass diese Diskussion spätestens mit dem Erreichen des endgültigen Tabellenendes aufkeimen würde.  Es war ebenfalls klar, dass die NLZ in der Sache prominent berichten würde. Nun wird sich zeigen, wie stabil die Konstellation beim FCL tatsächlich ist. Ich würde mir wünschen, dass Carlos Bernegger und sein Team die Chance erhalten, den Weg ins Mittelfeld aus eigener Kraft zu schaffen.

Update: Der FCL nimmt auf der Website Stellung

Die Geschäftsleitung des FC Luzern mit Präsident Ruedi Stäger und Sportdirektor Alex Frei hält nach Rücksprache mit den Investoren folgende Punkte fest:

  • Der FC Luzern setzt auf Kontinuität in der sportlichen Führung
  • Die Position des Cheftrainers steht nicht zur Diskussion
  • Es haben nie Gespräche mit anderen Trainern stattgefunden
  • Ein erstes sportliches Fazit wird Ende Vorrunde gezogen

Frust am Trainer auslassen

Ich möchte, dass die Zuschauer die Spieler unterstützen. Ihren Frust können sie an mir auslassen.

Carlos Bernegger, Trainer des FC Luzern, nachdem es anscheinend Leute gab, die gewisse Spieler beleidigt hatten.

5 Jahre 5:0 – Das legendäre Barrage-Rückspiel

Nach der Niederlage auswärts in Lugano sprach nicht mehr viel für den Ligaerhalt des FC Luzern. Sollte man die Allmend mit dem Abstieg in die Challenge League feiern müssen? Vor ausverkaufter Kulisse zeigten die Spieler aber eine derart bedingungslos starke Leistung, dass die Tessiner regelrecht überfahren wurden. Auch ein in der Nähe des Linienrichters hoch gehende Knallpetarde konnte das Spiel der Blauweissen nicht stoppen. Davide Chiumiento zeigte eine wahre Gala-Vorstellung seines Könnens. Am Ende stand es 5:0 und der Ligaerhalt war gesichert.

Mein Video von diesem Tag zeigt ein bisschen von der Gänsehautatmosphäre.

Nicht Beton mischen

Jeder Verein braucht eine eigene Identität. Falsch liegt, wer nur versucht, andere zu kopieren. Nach dem Verhindern des Abstiegs vor einem Jahr und dem Vorstoss auf Rang 4 kann man sagen: Der FCL hat seinen eigenen, offensiven Spielstil entwickelt. Der FCL war bestrebt, jedes Spiel zu gewinnen. Wir gehen – und das ist ein Kompliment an den Trainer – nach Basel, um zu gewinnen, nicht um Beton zu mischen.

Alex Frei, Sportdirektor beim FC Luzern über den Spielstil desselben. Das Interview auf watson.ch zeigt abgesehen davon das typische, sehr selbstsichere Gesicht Freis.

Jubelnde Luzerner

«Was ist gefeiert?» fragte Zibung-Ersatz Lorenzo Bucchi auf die Frage von Thomi Erni im Interview nach dem Spiel, wie es denn sei, von den Fans gefeiert zu werden. Auch wenn es sich da mehr um ein sprachliches Problem handelte, hatte man schon den Eindruck, die Luzerner wüssten langsam nicht mehr wie sich das Siegen anfühlt. Entsprechend gelöst war der Jubel nach dem Sieg über den direkten Kontrahenten FC St.Gallen. Ein Platz, der zur Teilnahme an der Europa-League-Qualifikation berechtigt, liegt noch immer in Reichweite.