mundart geht verloren – oder auch nicht

[…] «Butter» verdrängt «Anke». «Pfütze» verdrängt «Glungge» und andere Wörter. «Summersprosse» verdrängt «Märzeflecke» und Ähnliches. Aus «es Gschänk überchoo» wird «es Gschänk bechoo». […]
thomas widmer enerviert sich in einem artikel des tagesanzeigers über das «teutonisierte» schweizerdeutsch. «mundart» sterbe mehr und mehr aus, werde durch eingebürgerte deutsche begriffe ersetzt. natürlich steht der artikel im zusammenhang mit der abstimmung im kanton zürich, wo sich das stimmvolk zur rückkehr zum schweizerdeutschen im kindergarten entschieden hat. über den einsatz von hochdeutsch bei den kleinsten kann man bestimmt geteilter meinung sein. an der diskussion stören mich aber zwei andere punkte, die in diesem zusammenhang meist ignoriert werden:
– sprache befindet sich im wandel. immer. man kann ihn nicht aufhalten, weil er sich alleine durch die anwendung von sprache fortführt. sicher hat die mobilität der menschen den wandel nicht gebremst.
– das schweizerdeutsche ist eine gesprochene sprache. ausserdem gibt es, wie wir spätestens seit dem chochichästli-orakel wissen, in fast jedem dorf eigene kleine worte, redensarten, sprechweisen, die es vom nächsten ort unterscheiden. damit gibt es keine allgmein gültigen sprachregeln. unsere sprache wird immer teutonisiert sein, weil sie es immer war. schliesslich ist sie nicht mehr als ein (bzw. sehr viele) dialekt davon.

closed pineapple – falsch verstandene gastfreundlichkeit

als ich mit sarah (aus dem auch nicht hässlichen winterthur) in luzern einen kleinen stadtrundgang machte, wollte ich ihr natürlich auch die museggmauer aus der nähe zeigen. nachdem wir einen blick ins atrium des regierungsgebäudes gewagt und uns die jesuitenkirche von innen angeschaut hatten, gingen wir also über die spreuerbrücke, um die mauer zu besteigen. gerade als es langsam steil bergauf zu gehen begann, standen uns drei orange farbene männchen im weg. der eine winkte wild mit den arme und erinnerte mich so an die stewards, die jeweils gestenreich flugzeuge auf deren parkplatz einweisen. als wir näher heran treten meint der vorhin noch winkende mit nun etwas kleineren bewegungen: /closed,/ /closed!/ – /aha,/esist /zu?/ fragte ich in (natürlich) astreinem lozärner dialekt. sichtlich überrascht aber auch erleichtert meinte der landschaftspfleger, ja, man müsse aussen rum gehen. sarah hatte danach nur noch einen verdutzten blick und wenig später ein schallendes lachen für mich übrig. nie wäre es ihr in den sinn gekommen, dass ich in luzern auf englisch angesprochen werden würde.

weil corinne ein experiment für ein dessert gründlich misslang, machte ich mich auf dem weg zu einem bäcker. dort wollte ich «stückli» kaufen. bei den süssen dingern würde sicher jeder unserer gäste etwas ihm schmeckendes finden. in der konditorei angekommen sah ich mich der qual der wahl ausgesetzt. ich wählte schon mal einen politisch inkorrekten mohrenkopf und ein diplomat. ich wollte noch mehr kaufen, war mir aber nicht sicher, was in den anderen verlockungen so drin war. also fragte ich die verkäuferin. auf ein küchlein angesprochen entpuppte sich die dame als lehrtochter, die mir nur sagen konnte, dass es sich dabei um ein stück «royale» handle. mir als nicht-konditor-experte sagte das nichts, weshalb ich bezüglich der ingredienzen nachhakte. nun wusste sie definitiv nicht mehr weiter und fragte die chefin um rat. diese beäugte mich kurz und meinte nur: /pineapple,/ /pineapple!/ – ach so, ananas ist drin, mag ich sehr gerne, zwei bitte! schockiert blickte mich die chefin an. sofort stolperte sie sich entschuldigend zu mir herüber.

dies sind zwei fälle wie sie mir nicht nur in luzern häufig passieren. alleine von der hautfarbe wird auf meine unfähigkeit deutsch zu sprechen geschlossen. das hat meist nicht einmal unfreundlichen charakter. im gegenteil: die leute möchten mit ihren antworten in englisch (oder häufig auch hochdeutsch) nur helfen. nur leider tun sie das nicht. in der schweiz haben wir vier landessprachen. wenn ich mich hier aufhalte, erwarte ich in der sprache des entsprechenden landesteils angesprochen zu werden. abgesehen von der schweiz war es bisher in jedem land, das ich besucht habe so, dass ich in der jeweiligen landessprache angesprochen wurde. das ist doch irgendwie seltsam. ich habe das gefühl, in der schweiz liegt das an einem falsch verstandenen gastfreundlichkeitsbegriff. dabei gibt es doch nichts gastfreundlicheres, als mit einem schweizerischen grüezi, grüessech, ciao (sagt man auch im rätoromanischen, oder?), bonjour begrüsst zu werden.

speed racer – kitag sucks

speed racer ist der neue film der wachowski-brüder, die uns matrix brachten. natürlich wollten wir uns dieses schmankerl gleich am premieretag ‹reinziehen. umso erstaunter war ich dann, als mich jackbrown kurz bevor er die tickets kaufen wollte anrief. «der film läuft auf deutsch» meinte er etwas geknickt. häh? tatsächlich: in luzern läuftspeedracer im capitol 6 und im maxx 6. in beiden kinos in synchronisierter version. also verzichteten wir auf den kinobesuch und gönnten uns stattdessen ein paar openairdrinks. anmerken müsste man noch, dass in den sechs capitol-kinosäälen zur primetime normalerweise die orignalsprache zu hören und deutsch/französisch zu lesen ist. in zürich dagegen kann man ihn im abaton 1 – ebenfalls ein kitag-kino – in originalfassung mit untertiteln sehen. warum also in luzern nur auf deutsch? wenn ich film in synchronisierter fassung sehen möchte, kann ich das zeugs auch am tv gucken. hält die kitag ganz luzern für analphabeten oder was soll der quatsch?

wenn das zur gewohnheit wird, habe ich bald gar keinen grund mehr ins kino zu gehen. auf dvd hat man dann ja die wahl, welchen ton man hören will…

wer sich – wie ich – bei kitag über diesen zustand beschweren will, kann hier via kontaktformular seinem ärger luft machen, eine e-mailadresse haben die nicht auf der homepage. wohl aus gutem grund.

stellungswechsel

fünf ziemlich deprimierte und vom leben enttäuschte männer tun sich zusammen, um etwas an ihrer situation zu ändern. schnell ist die idee geboren, durch einen escort-service für frauen reich zu werden. schliesslich seien so locker 1000 euro pro nacht zu verdienen. bis sie sich wirklich durchringen können, den service zu starten vergeht einige zeit. und scheinbar noch länger dauert es, bis endlich jemand anruft und einen teil der «deutschen feinkost zum anfassen» verlangt. natürlich ereignen sich allerhand missverständnisse und auch die liebe kommt nicht zu kurz…

obwohl die jokes nahezu alle allgemeinplätze abgrasen, die einem bei so einem thema einfallen, iststellungswechsel ein zum brüllen komischer film. warum? die schauspieler sind perfekt gecastet, groben peinlichkeiten wird ausgewichen und nicht zuletzt sind die charaktere einfach allerliebst. wer lust hat, einfach mal wieder zu lachen, für den bietet der film von maggie peren beste unterhaltung.

apple: deutsch für du?

nicht nur das [zdf kann kein deutsch,| http://amade.watashi.ch/history/forum/3561 auch bei apple hat man scheinbar mühe mit unserer schönen sprache. irgendwie liest sich das so, als hätte ein holländer oder belgier den text verfasst. und siehe da: das paket kam aus holland. 😉