Neuland

Das Internet ist für uns alle Neuland.

T-Shirts mit diesem Spruch sind bestimmt gerade im Druck. Angela Merkel hat sich mit dem Satz wohl unfreiwillig ein virales Internetdenkmal erbaut. Doch ist er wirklich so dämlich, wie einen die unglaubliche Menge an Häme-Tweets mit dem Hashtag #Neuland glauben machen könnte?

Ich würde sagen: Nein. Ich kann mich tatsächlich noch an die Analogmodemzeit zurückerinnern. Altavista war damals die Suchmaschine, Netscape der Browser und Pegasus mein Mailprogramm. Wenn wir schnell nach vorne spulen, kam 2007 das iPhone, das erstmals einer breiten Masse mobiles Surfen ermöglichte. Schliesslich folgte der Siegeszug der sozialen Medien, insbesondere Facebook und Twitter. Wobei es im Internet keine definitiven Siege gibt, höchstens definitive Niederlagen.

Wenn man also sieht, wie schnell sich «das Internet» in dieser gar nicht so langen Zeit verändert hat, könnte man schon darauf kommen, dass es für uns eben doch noch Neuland ist. Und zwar dauerhaft. Denn was heute State-of-the-Art ist, kann morgen schon ein alter Hut sein. Wer’s nicht glaubt, kann sich ja mal die Website von Netscape anschauen…

merkel als klimaschutzverhindererin

wie reuters meldet, wehrt sich angela merkel gegen den beschluss der eu, den durchschnittlichen co2-ausstoss von autos auf 120g/km zum limitiere. das sei «industriepolitik» und nicht «umweltpolitik». und das gefährde wiederum die deutsche automobilindustrie. das glaube ich nicht. aber: die deutschen haben es in den vergangenen 15 jahren verschlafen, schlaue klein- und kleinstwagen zu entwickeln. die kleinwagenkompetenz haben unsere nördlichen nachbarn völlig verloren, dabei haben sie einst den volkswagen erfunden. mittlerweile haben sowohl die italiener (panda!) und die franzosen (c1, 107, twingo) überholt. der einzige vernünftige hersteller von deutschen kleinwagen ist opel, und das auch nur, weil er von einem ehemaligen zusammenschluss von general motors mit fiat profitiert. traurig, traurig, angela. noch drastischer formulierte übrigens markus ferber (sprecher der csu-gruppe) die ganze sache:

Die Entscheidung der EU-Kommission zur Verminderung des CO2-Ausstoßes von Autos ist eine Kriegserklärung an Deutschland

Markus Ferber in Welt Online

statt rumzujammern würde angela merkel besser mal die autoindustrie kritisieren. aber die heilige kuh der deutschen baut lieber weiter möglichst schnelle, schwere, schlicht tumbe autos. alles wird immer grösser und gleichzeitig soll der ausstoss schrumpfen? richtig, das ist praktisch ein ding der unmöglichkeit.

natürlich mag ich schnelle autos, aber die wahre kunst liegt (wie murat günak trefflich formulierte) im bau leichter und einfach zu bedienender automobile.

swissinfo
welt online