weihnachtsstress

ein wort ist in diesen tagen in aller munde: weihnachtsstress. für viele scheint die an sich besinnliche zeit einen hektischeren tagesablauf sowie einen gewissen druck mit sich zu bringen. ganz ohne not ging ich gestern ins jelmoli-warenhaus an der bahnhofstrasse, um mir von diesem phänomen ein bild zu machen. und tatsächlich: was ich da sah, war weihnachtsstress in reinkultur. es fing schon beim parken an. das parkleitsystem zeigte an, dass es im stadtzürcher zentrum keine freien plätze in den parkhäusern gab. also begann die kolonne schon vor dem parkhaus. für mich als autofan ist dieses warten jeweils nicht so schlimm, weil ich mir einfach die mich umgebenden karossen ansehe und meine music höre. schliesslich war ich irgendwann an der reihe und gelangte ins innere des selbsternannten house of brands.

zuerst sah ich mich in der männerabteilung von zara um. doch wenn dort auch die frauen rumwühlen, wirds chaotisch. kaum ein kleidungsstück war noch in seinem zusammengefalteten zustand, alles lag irgendwie quer in der einkaufslandschaft. eigentlich spielte ich mit dem gedanken, einen pullover zu kaufen, doch das vorhaben wurde auf einen unbestimmten zeitpunkt vertagt. ich rolltreppte mich bis in den sportstore hinauf, wo ich von lautem kindergeschrei und -geheul empfangen wurde. zwei tage vor dem geschenkliauspacktag heiligabend mit den kleinen durch ein kaufhaus zu schlendern grenzt in meinen augen an folter. an den kindern und an sich selbst. kein wunder schreien und plären die was das zeug hält.

ausserdem: wieso geht man überhaupt zwei tage vor heiligabend noch einkaufen? um geschenke zu besorgen? oder damit man sagen kann, man sei jetzt aber im fall schon voll im weihnachtsstress. ich versteh’s nicht. auf den rampen hinunter zu den wintersportmarken übten sich zwei ganz kleine im kurzstreckensprint mit vorherigem lautstarkem countdown. klar das auf 1 erst mal einer auf die nase fiel. mein lachen hielt ich dennoch zurück, man kann nie wissen, zu was mütter in dieser zeit fähig sind…

schliesslich tankte ich mich an suv-grossen kinderwagen vorbei hinunter und hinaus. denn ich wollte unbedingt noch einen blick auf die in meinen augen sehr coole weihnachtsbeleuchtung werfen. wenn ich mich nicht irre, hängen die animierten leuchtstäbe (alias the worlds largest timepiece) dieses jahr zum letzten mal in der zürcher bahnhofstrasse. die meisten weihnachstgestressten scheinen die einzigartigkeit des konzepts nicht zu würdigen. nächstes jahr kommt der kitsch zurück. und der weihnachtsstress natürlich auch.