Missionierung 2013

Das letzte Mal, dass die Welt einen derartigen Kulturmord beobachten konnte, war, als die Katholiken die amerikanischen Ureinwohner missionierten. Natürlich verbreiten die Freikirchen heute ihren Glauben nicht mit Schwert und Pocken. Sie benutzen dazu Hunger und Armut. Weniger blutig, aber genauso tödlich effizient: Glaub oder stirb. Sie kaufen Seelen mit unseren Spendengeldern und löschen damit nach und nach die jahrtausendealte Kultur der Khmer aus.

Réda el Arbi in seinem Beitrag «Christliche Seelenfresser in Kambodscha» auf Vice. Natürlich ist das wie man es vom vielgehypten Internetmagazins kennt mit der stilistischen Motorsäge geschrieben. Trotzdem sollten wir uns gut überlegen, wem wir wofür unser Geld geben.

must have been tokyo – vice

das ist es, das neue minialbumvice von der berner indieband must have been tokyo. am samstag kann man die jungs in ihrer alten heimat sursee erleben. natürlich werde ich mir das konzert im kulturwerk 118 live ansehen. aber auch in zürich, neuchâtel, paris und brüssel kommt man in den genuss des sounds, der aktuell von komplimenten nur so überhäuft wird. beispiele gefällig?

andreas bättig von laut.de:

Etwas Besseres hat die Schweizer Indie-Szene derzeit nicht zu bieten. Wären die Jungs aus Bern Engländer, hätte der NME sie schon lange euphorisch abgefeiert. Statt dessen schrauben Must Have Been Tokyo bescheiden fernab jeglichen Hypes an ihrem ganz persönlichen Sound. Und der ist, um es mit den Worten eines Verliebten zu sagen, einfach atemberaubend schön.

mathias menzel von 78s.ch

Der Mini-Eroberungs-Feldzug mit «Insects», der sie unter anderem nach Mailand und Paris geführt hat, wo ihnen die mitgebrachten CDs aus den Händen gerissen wurden, wird mit «Vice» sicher nicht abbrechen.

kaufen kann man das gute stück übrigens bei cede.ch.

miami vice

ist schon etwas länger her, dass ich diesen film gesehen habe. hätte ich gleich am tag nach dem kinobesuch was geschrieben, es wäre wohl ziemlich übel für miami vice geworden. jetzt werde ich mich bemühen sachlich zu bleiben.

das gute vorneweg: ich fand die farben genial, farrell und foxx kommen extrem stylish daher, die kameraeinstellungen sind gewagt und der sound der motoren (boote und autos) ist perfekt. das ist es dann aber auch schon.

bei der drogenstory kommt wohl niemand so recht draus, die liebesszenen machen den film zu lang und humor glänzt durch totale abwesenheit. vor allem der letzte punkt wiegt schwer. die einst so coolen undercover cops verkommen zu stieren, zielorientierten und langweiligen marionetten der gerechtigkeit. lachen war bei den dreharbeiten wohl total verboten. dann muss ich noch einen sehr oberflächlichen kritikpunkt meinerseits anbringen: warum ist die schön dargestellte gangsterbraut so hässlich? oder gibt es wirklich jemanden, der gong li sehr hübsch, ja sogar anziehend findet? so werden crockets eskapaden noch weniger nachvollziehbar.

hm, so langsam fältl mir auf, dass ich noch gar nichts zur eigentlichen geschichte gesagt habe. das ist aber auch schwer, weil sie bei manns filmstil zur nebensache verkommt. vor allem bei kampfszenen hat man das gefühl, inmitten des geschehens zu sein. also, die geschichte: tubbs und crocket sollen undercover gehen und sich als drogentransportexperten ausgeben. so wollen sie einen international tätigen drogenhändler aufspüren und einbuchten. im film ist das ganze natürlich viel komplizierter und man weiss nicht, wer wen verarscht, vielleicht ist es auch nur michael mann, der alle zuschauer verarscht?