srg-angebot

Entscheidend ist das, was ich mit «Qualité populaire» umschreibe. In unserer komplexer werdenden Welt muss Service public dem breiten Publikum komplexe Zusammenhänge vermitteln. Wir greifen nicht nur das Interessante auf, sondern versuchen auch, das Relevante interessant aufzubereiten. Im Land der vier Kulturen trägt die SRG zu einem gemeinsamen öffentlichen Raum bei – eine Daueraufgabe, hier werden wir zulegen. Dank Sportübertragungen und grossen Unterhaltungssendungen sorgt die SRG für gemeinsame Erlebnisse der Eidgenossen. Auch bietet sie Gewähr, dass Romands und Italienischschweizer ein Radio und TV haben, das mit demjenigen der Deutschschweiz mithält. Und dass es für die Rätoromanen überhaupt ein Angebot gibt.
roger de weck im interview mit der nzz

roger de weck und das ende der blocher-zeit

ein grosser teil der heutigen sonntagszeitung ist der blocher-abwahl und der wahl von eveline widmer-schlumpf gewidme(r)t. kolumnist bringt es auf den punkt, wenn er das ende der blocher-zeit proklamiert. er glaubt, die blocher-rede unmittelbar nach der abwahl interpretierend, dass sich alt-bundesrat c.b. überschätzt. scharfmacher wie er hätten es schwer in zukunft ein regierungsamt zu bekleiden. ob de weck mit seiner einschätzung richtig liegt, werden wir sehen. ich hoffe es sehr.

Und die Medien, die Blocher gross machten? Sie lieben die Dramaturgie des Aufstiegs, noch mehr aber die Dramatur­gie des Falls. Nun beginnt das lange Ende der Blocher-Zeit.

roger de weck in seiner kolumne in der sonntagszeitung

neue atomkraftwerke

die aktuelle debatte zum bau von neuen atomkraftwerken ist in aller munde. ich selbst kann mir nicht wirklich erklären, wie es die lobby geschafft hat, dass scheinbar immer mehr schweizer ein neues atomkraftwerk befürworten. roger de weck macht sich offensichtlich ähnliche (wenn auch intellektuell logischerweise ungleich elaboriertere) gedanken. in der heutigen sonntagszeitung stellt er fünfkernfragen zum thema. ich bin der überzeugung, dass wir kein neues akw brauchen, und dass es aufgrund der ungelösten lagerung der abfälle auch schlicht nicht verantwortbar ist, weiterhin in diese richtung zu gehen.

Der Publizist Roger de Weck ­über die Atom-Kampagne:

Bis 1986 gingen jedes Jahr weltweit zwanzig Atomkraftwerke ans Netz. Dann explodierte Tschernobyl. Deswegen und wegen fallender ­Ölpreise wurden danach bloss vier AKW pro Jahr errichtet. Die Pause ist vorbei, rund um den Globus sind 22 Reaktoren im Bau, allein China plant 40. Mit dem Energy Policy Act leitete George W. Bush die Rückkehr der USA zum Atom ein. In der Schweiz wie in ganz Europa sind neue AKW angekündigt.

Die Erde erwärmt sich, Ö­l wird teurer, wir verbrauchen immer mehr Energie. Dringlich seien also Atomkraftwerke, die kein CO2 ausstossen: ­Seit zwei Jahren bereiten wir die Kampagne vor, sagt der CEO eines Schweizer Stromkonzerns. Das Parlament ist gefügig; seine Priorität ist nicht das vom Bundesrat angesagte Energiesparen, sondern ein AKW. Dazu ein paar Kernfragen.

Erstens: Selbst wenn im Jahr 2030 weltweit hundert neue AKW am Netz sind, sinkt der CO2-Ausstoss bloss von 38 auf 33,6 Mrd. Tonnen. Warum wird Kernkraft als entscheidender Beitrag zum Klimaschutz beworben?

Zweitens: Der Unfall auf Three Mile Island hat die US-Atomwirtschaft whrend 30 Jahren lahm gelegt; der letzte AKW-Bau begann 1978. Tschernobyl hatte in weiten Teilen der Welt eine ä­hnliche Nachwirkung. Warum kreist die Energiepolitik um eine unberechenbare Branche, die solche Aussetzer haben kann?

Drittens: Unsere Verwundbarkeit gegenüber dem Terror ist ein Hauptthema der Politik. Und ­selbst bei einem Anschlag auf ein AKW, der nicht zur Freisetzung von Radioaktivität führen würde, wären die Auswirkungen in der Bevölkerung riesig, schreibt das Bundesamt fr Bevölkerungsschutz. Warum wird pltzlich die Terrorfrage ausgeblendet?

Viertens: Seit 1972 – als die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) gegründet wurde – gilt das Versprechen einer sicheren Entsorgung. Branche und Staat konnten es ein Vierteljahrhundert lang nicht einlösen. Warum soll 2007 das Volk leere Worte von 1972 ernst nehmen?

Fünftens: Die Atomwirtschaft fordert faktisch eine Staatsgarantie für die Maximalrisiken, die sie nicht versichern kann. Warum sehen bürgerliche Politiker hier davon ab, viel mehr Eigenverantwortung statt Etatismus zu verlangen?

Die Kampagne der Atomwirtschaft ist so grobschlächtig, dass sie mehr Sorgen weckt als zerstreut.

[quelle: sonntagszeitung vom 11-3-2007]