rezept: wie ziehe ich den volkszorn auf mich?

in der schweiz ist das relativ simpel. man muss kein sp-bundesrat sein, aber es hilft ungemein. als nächstes gilt es, das liebste kind des bürgers zu finden. in der schweiz und auch anderswo muss man nicht lange suchen: es ist das auto im engen zusammenspiel mit der persönlichen freiheit. seltsamerweise wird letztere oft so interpretiert, dass man freier ist, je schneller man fahren darf. um den geschmack des menüs nicht zu verderben, sprich: um nicht gleich alle autofahrer protestierend auf dem bundesplatz zu sehen, muss man vorsichtig vorgehen. am besten wählt man nicht ein verbot, sondern eine prise einschränkung. noch eleganter: man schraubt die toleranz bei etwas, das bisher schon bestraft wird um ein paar lausige zähler herunter. genau das hat moritz leuenberger nun vor. die sogenannte sicherheitsmarge as known as toleranzwert bei geschwindigkeitskontrollen, soll einheitlich von 5 auf 3 km/h gesenkt werden. dies wegen der schon seit längerem genauer gewordenen messinstrumente. das ist allerdings noch nicht definitiv, da noch die motion von unser aller liebling christoph mörgeli hängig ist. sie möchte die toleranz bei 5 km/h für alle messmethoden einfrieren. auf nzz online laufen die superliberalen bereits sturm.

ich kopiere mal auszüge aus den unterhaltsamen ergüssen in den kommentaren zum nzz-artikel hier rein:

Die Einhaltung einer solch engen Toleranz über eine längere Zeit (es soll ja Menschen geben, die weiter fahren als nur ins Büro) ist schlicht unmöglich. Dazu kommt in der Schweiz noch verschärfend dazu, dass die Limiten absurd niedrig sind. [Stephan Weber]

Eine weitere Reduktion der Limiten führt nur dazu, dass noch mehr Leute sich noch mehr auf den Tacho statt auf den Verkehr konzentrieren was der Sicherheit keineswegs zuträglich ist. [Mark La Rocca]

Heute ist es so, dass bei der Festsetzung der Tempolimiten davon ausgegangen wird, dass die meisten bis 10 km/h schneller fahren. Wenn man möchte, dass max. 70 km/h gefahren wird, stellt man eine Tafel mit 60 auf, bei 100 km/h eine mit 90 usw. Bei Kontrollen solten die Raser erwischt werden, soche die mehr als10 km/h zu schnell fahren. Man könnte 0 Toleranz einführen, wenn dafür alle Beschränkungen um 10 km/ erhöht werden. Sonst ist es Abockerei ! [Roger Schönbächler]

In keinem anderen Bereich der Rechtssprechung würden wir eine solche Kriminalisierung weiter Bevölkerungsschichten hinnehmen. Ich selber habe längst resigniert. Motorrrad verkauft, Auto brauche ich nur noch wenn es wirklich nicht anders geht – big brother lässt grüssen – das ist es doch, was unsere Chefideologen wollen, oder? [Matthias Kalt]

Bei uns im Quartier fällt eine Zugangsstrasse mit Tempo 30 steil ab. Man muss auch im 1. Gang wahnsinnig aufpassen, dass man ohne Gas zu geben, das Auto nicht schneller den Hang herunterfahren lässt als mit 30 km/h. Denn etwas weiter unten wartet praktisch im Wochenrhythmus die Polizei mit einer Radarkontrolle. Schon versehentliche 4-5 km/h zuviel führen zu einer Busse von 120.- . Das hat doch nichts mehr mit Sicherheit im Verkehr zu tun, sondern ist reine Abzocke. [Hans-Markus Wild]

ähnliche diskussionen hatten wir schon hier und hier.

angekündigte radarfallen führen zu mehr raser-unfällen

wir wussten es ja immer: hardman hat nicht recht. in seinem beitrag zu radar und tempoempfehlungen setzte er sich für die ankündigung von radarfallen ein. nun gibt es news aus der praxis: in der auto bild vom 9-3-2007 steht in einer kleinen randspalte, dass berlin ab sofort wieder geheim blitze.

Berlin blitzt geheim

In Berlin will die Polizei nicht mehr angekündigt blitzen. Die Bekanntgabe einiger Messstellen vorab im Internet und im Rdio, führte nicht zu mehr Verkehrsdisziplin. Im Gegenteil: Die Zahl der Raser-Unfälle stieg in der Hauptstadt um sechs Prozent.

ich persönlich glaube nicht, dass die ankündigung der radarfallen einendirekten einfluss auf die «raser-unfälle» hat. doch es scheint mir schon logisch, dass die ankündigung nichts zur verkehrssicherheit beiträgt.