Aus für Better Place

Vor bald 5 Jahren war ich ganz begeistert vom Project Better Place. Die Idee, dass man ein Auto gratis kriegt, wenn man ein Abo bei Better Place macht, war revolutionär. Wahrscheinlich zu revolutionär. Die Elektroautos haben sich zwar in diesen 5 Jahren nicht gross entwickelt. Trotzdem meint man bei der NZZ, der Fortschritt bei den Fahrzeugen sei Schuld am Scheitern von Better Place. Die Reichweite habe sich so verbessert, dass es nicht mehr nötig sei, die Akkus wechseln zu können. Das war nämlich eine weitere Idee dieses Projekts.

Bedeutet das Scheitern von Better Place auch einen Rückschlag für die Elektromobilität insgesamt? Nein. Better Place ist gescheitert, weil Fortschritte bei der Technik und bei der Vermarktung von Elektroautos das Geschäftsmodell der Firma obsolet gemacht haben. Viele wichtige Anbieter von E-Autos erlauben es, die Batterie zu leasen, zudem ist die Reichweite heute typischerweise so gross, dass sich ein schnelles Auftanken zwischendurch erübrigt.

Wenn man sich auf dem Markt umschaut und nicht einfach irgendwelche Platitüden schreiben möchte, wird schnell klar, dass die Reichweite noch immer bei etwa 150 km liegt. Das ist deutlich zu wenig, um für Brutto-Normalbürger (wie Stef sagen würde) als Erstfahrzeug in Frage zu kommen. Echte Schnelllademöglichkeiten, bei denen eine Batterie innert Minuten wieder voll wäre, sind derzeit noch immer im Prototypenstadium. Die Hauptnachteile eine Elektroautos sind also noch immer da: Kurze Reichweite, lange Ladezeit und Klumpenrisiko Batterie. Für den letzten Punkt hat man eine Lösung gefunden: Renault «vermietet» die Batterie an den Kunden, womit der keine Angst vor deren Defekt haben muss.

 

Hier nochmals der Hinweis auf den TED Talk, den Shai Agassi im Februar 2009 hielt. Die Idee wird von ihm gut auf den Punkt gebracht. Leider war die Welt nicht bereit für die Revolution.

project better place kommt in fahrt

vor einiger zeigt habe ich hier etwas zum project better place geschrieben. kurz gesagt handelt es sich um folgendes: man kauft ein auto mit austauschbarem akkupack. so löst shai agassi, der initiant der projektes, das problem der kurzen reichweite. denn in relativ kurzen abständen soll es «tankstationen» zum laden oder wechseln der akkus geben. das auto muss im übrigen nur dann wirklich gekauft werden, wenn es sich um eine luxuriöse variante handelt. die günstigen werden analog zu handys mit verträgen gratis abgegeben. so zumindest agassis idee. inzwischen hat auch das tagimagi von dieser idee wind bekommen und einen längeren artikel über mr. electric gebracht. das konzept wurde in den kommentaren zünftig zerpflückt, wie wir schweizer das gerne tun.

hier meine reaktion auf die praktisch ausnahmslos negativen rückmeldungen:

es ist schon immer wieder erstaunlich, wie wir schweizer jede einzelne gute idee zu zereden wissen. «oh, da ist aber viel graue energie drin!» «hat der agassi denn auch an die stromerzeugung gedacht» «wie werden denn kunststoffe ohne öl hergetellt, herr agassi?» «dann bräuchte es aber genormte akku-packs für alle hersteller!»

lassen wir dem israeli doch seine vision. der gross angelegte test in israel und dänemark wird schon zeigen, wie gut die idee wirklich ist. eines ist schon jetzt klar, und das gilt selbstverständlich für alle rein elektrisch betriebenen fahrzeuge: durch das fahren entstehen (direkt) keine emissionen. das ist doch schon mal ein fortschritt gegenüber dem verbrennungsmotor. wenn wir jetzt auch noch eine saubere stromproduktion hinkriegen ist das natürlich nur umso besser. falls das project better place ein erfolg wird, dürften andere hersteller auf den zug aufspringen und dieselbe infrastruktur nutzen wollen. dann sollten auch die genormten akku-pakete kein problem darstellen. und spätestens dann sollte shai agassi dann auch mal zeit für seine kinder finden. ich wünsche es ihm und danke ihm für seine grossen ideen.

dies ist der nissan rogue von project better place. er soll in hawaii einesetzt werden. hawaii? ja, denn nach israel und dänemark interessiert sich nicht nur das san francisco bay area für die zukunftsweisende technologie. 2012 soll das system in hawaii eingeführt werden. in der pressekonferenz betont shai agassi, dass mit dem project better place vollkommen öl-unabhängiger verkehr in hawaii möglich wird. mal sehen, wie lange die anderen grossen hersteller neben renault/nissan mit ceo carlos goshn begreifen, wie revolutionär agassis idee ist. denn es ist klar: mit jedem neuen gebiet, das mit project better place «ausgestattet» wird, werden die kosten pro stück tiefer und das angebot attraktiver. dem wird sich die autoindustrie nicht mer lange verschliessen können.

übrigens: better place will nicht nur das mobilitätsproblem lösen. sind die autos an der steckdose angeschlossen, dienen sie zudem als energiespeicher für das stromsystem.

fortune magazine

project better place

shai agassi ist ein ehrgeiziger mann mit einem grossen traum, er will die welt verändern. seine vision ist eine welt, die nicht mehr so enorm vom erdöl abhängig ist. den passenden namen hat er auch schon gefunden: project better place. dahinter verbirgt sich eine simple und doch revolutionäre idee. ein elektroauto. oder besser: viele, viele elektroautos.

elektroautos haben momentan ein hauptproblem, nämlich die geringe reichweite. die lösung: alle 40 kilometer findet sich eine ladestation. dort wird entweder die leere batterie geladen oder vollautomatisch durch eine bereits geladene ersetzt. der wechselprozess soll weniger als eine minute in anspruch nehmen. vorerst wird dieses system in dänemark und israel getestet. alternativ kann das auto auch zuhause an der steckdose aufgeladen werden, was dann aber eine nacht in anspruch nimmt.

besonders spannend ist natürlich wie immer die kostenfrage. agassi kann bereits erstaunlich präzise angaben liefern: die laufenden kosten sollen nämlich genau jenen entsprechen, die heute für das benzin entstehen. in deutschland wären das also ca. 1.50 euro pro liter. und wie viel kostet das auto? *nichts!* analog zu handyverträgen möchte agassi die nutzer des elekroautos vier jahre lang binden. natürlich gibt’s bei der aboerneuerung wieder ein neues fahrzeug. das «gratisauto» könnte ein renault laguna sein, während man für einen bmw x5 (er macht dieses beispiel) draufzahlen müsste. momentan kooperiert man aber primäer mit renault und nissan.

also in meinen ohren klingt die idee brilliant. die reichweite ist mit ca. 200 km nicht riesig, aber für sehr viele menschen locker ausreichend. trotzdem dürfte die infrastruktur der «tankstellen» wohl das element sein, welches über das funktionieren dieses ambitiösen projekts entscheiden wird.

übrigens: für autofreaks wie…. ähm, mich, gibt es sogenannte drivetones. man kann frei wählen, wie das auto klingen soll…

[angelehnt an den artikel in auto motor und sport 17/2008 s. 140]