blocher der populist

mit seinem aktuellen engagement im zusammenhang mit minders gegenvorschlag zu seiner eigenen initiative verliert christoph blocher in meinen augen das letzte bisschen seiner glaubwürdigkeit. nichts scheint ihn davon abzuhalten, genau das zu propagieren, was «das volk» hören will. blocher hat keine ideale ausser seinen eigenen erfolg. er ist nichts mehr denn ein opportunistischer populist.
aus der heutigen nzz am sonntag von felix e. müller:

[…] Die jüngste Albisgütli-Tagung war eine «Tea party»-Versammlung mit Hackbraten. In einer einstündigen Brandrede wetterte Blocher gegen die Eliten, den Bundesrat, die Chefbeamten, die Medien, die Banken, die Boni. Mit spezieller Leidenschaft knöpfte er sich die UBS vor, deren Zerschlagung er seit längerem fordert – notfalls auch im Rahmen eines gemeinsamen Medienauftritts mit dem SP-Präsidenten Christian Levrat. Denn das Volk ist weder links noch rechts, sondern gegen oben.

Und jetzt stellt er sich an die Spitze der Abzocker-Initiative. Zusammen mit Thomas Minder will Blocher nun eine Reihe von Vorschriften durchsetzen, um die Wirtschaft, um die Manager und ihre Löhne in ein engeres staatliches Korsett zu zwängen. Der Schock in der Wirtschaftselite sitzt tief. Bis vor kurzem sahen sie im SVP-Strategen ihren besten Verbündeten, weil dieser stets staatliche Eingriffe in die Wirtschaft kritisiert und möglichst grosse Freiheit für die Unternehmen gefordert hatte. Die Minder-Initiative ist das exakte Gegenprogramm – ein Positionswechsel, der ähnlich kühn ist wie sein heutiger Kampf gegen die UBS angesichts der Tatsache, dass er gerade erst noch als Ehrengast an Marcel Ospels Hochzeit geladen war.

Weshalb nur macht er das?, fragen sich nun manche seiner bisherigen Supporter in der Wirtschaft. Die Antwort ist einfach: Er will politisch Erfolg haben. Als instinktiver Politiker nutzt er alles gnadenlos aus, was ihm dabei hilft: Minder, Levrat, antideutsche Reflexe, Wut auf die UBS. Nun hat er die Anliegen der Abzocker-Initiative der SP ausgespannt und der SVP einverleibt; er überlässt es plötzlich wieder der FDP, die Interessen der Wirtschaft zu verfechten und damit in die Nähe der ungeliebten Manager zu geraten. […]

[quelle: nzz am sonntag, 14-2-2010]