die armeewaffe bleibt (vorerst) im schlafzimmer

wie leider nicht anders zu erwarten, bleibt alles wie es ist. die armeewaffe wird noch immer nachhause genommen und nicht im zeughaus gelagert. dadurch erleichtert man menschen, denen kurzfristig die sicherungen durchbrennen, das umsetzen von spontan gefassten mord- oder selbstmordplänen.

verena vonarburg schreibt im tagesanzeiger einen kommentar aus der bericht der frau. sie hat gute argumente. doch wie wir wissen kommt es in dieser debatte leider nicht auf argumente an.

Zählen tote Frauen nicht?

Von Verena Vonarburg, Bern

Die Waffenfetischisten beherrschen das Parla­ment: Nach dem Ständerat hat auch der Nationalrat beschlossen, dass die Schweizer ihre Armeewaffen weiterhin zu Hause aufbewahren dürfen – im Schlafzim­mer, im Estrich oder im Keller. Der Entscheid war nicht anders zu erwar­ten in einem Land, das mit privat aufbewahrten Sturmgewehren und Armeepistolen noch immer den Mythos seiner Wehrhaftigkeit zelebriert. Dabei muss jedem vernünftigen Menschen klar sein: Zu Hause macht die Armeewaffe überhaupt kei­nen Sinn. Es ist kein Feind in Sicht, der die Schweiz angreifen könnte, schon gar nicht über Nacht. Und um nach Naturkatastrophen beim Auf­räumen zu helfen, braucht der Wehrmann kein Gewehr. Wozu sollte es ausserdem dienen, wenn Terro­risten beispielsweise an der nächsten Fussball-Europameisterschaft eine Bombe explodieren liessen? An­schläge werden nicht angekündigt.

Doch all diese Argumente reichen nicht aus; das Gewehr bleibt aus ideologischen Gründen zu Hause.

Auch die Frauen zählen nicht, die von ihren Partnern mit Armeewaffen erschossen worden sind. Selbst die Todesschüsse vorgestern in Chur mit einer 21-Jährigen als Opfer ver­mochten die bürgerliche Ratsmehr­heit nicht umzustimmen. Es zählen auch jene Frauen und Kinder nicht, die mit Armeewaffen bedroht werden und in ständiger Angst leben, dass ein Unberechenbarer seine Drohung wahr macht und die Waffe auch benutzt.

Würden Ordonnanzwaffen zentral gelagert, wären Frauen und Kinder nicht auf einen Schlag sicherer. Wer an eine Waffe gelangen will, kann sie auch bekommen. Aber die Mass­nahme könnte immerhin Kurz­schlusshandlungen verhindern. Der gestrige Entscheid darf nicht das letzte Wort gewesen sein. Linke und Grüne haben bereits eine Volksini­tiative angekündigt, die Schusswaf­fen der Armee zu Hause verbieten will. Damit wird sich an der Urne ent­scheiden, ob die Stimmbürger ver­nünftiger sind als die Politiker. Letz­teren bietet sich noch ein Ausweg aus dem kategorischen Nein. Der Ständerat kann auf einen Kompro­miss hinwirken, dass wenigstens die Munition ins Zeughaus kommt.

[quelle: tagesanzeiger]