Rat an die Fussballfans: Ständig alles filmen

Warum sollen denn Fussballfans alles filmen? Ich komme zu diesem Tipp, nachdem ich einen Artikel des St.Galler Tagblatt online gelesen habe. Es geht, einigermassen kurz gesagt, um Folgendes: Nach einem Spiel zwischen dem FC St. Gallen und dem FC Basel im August 2012 wurde ein Basler Fan festgenommen und inklusive Montag nach dem Spiel festgehalten. Zwei Mitarbeiter von Securitas hatten angegeben, der Mann habe sie getreten. Obwohl von der Anwältin des Fans allenfalls entlastende Videobilder angefordert worden waren, wurden diese nicht an sie geliefert. Erst als sie mithilfe von Aufnahmen, die durch andere Basler Fans gemacht wurden beweisen konnte, dass das Vergehen gar nie stattgefunden hatte, wurden die offiziellen Videoaufnahmen herausgegeben. Der Mann wurde also zu Unrecht festgenommen. Und auch das Rayonverbot, gegen das er anscheinend immer noch zu kämpfen hat, basiert auf einem erfundenen Übergriff.

Es ist ziemlich offensichtlich, was da passiert ist. Gerade in St. Gallen, wo Hardlinerin Karin Keller-Sutter mit aller Macht gegen Fussballfans wütete, ist es mit der Gerechtigkeit nicht mehr so genau zu nehmen. Die Polizei tut da auch nur, was die erfolgreiche Politikerin gerne vertritt. Denn beim «Volk» kommt gut an, wer Fussballfans nicht als Menschen, sondern nur als störende Faktoren beim Event Fussball versteht und sie mit dem belieben Begriff «Chaoten» versieht. Nur wer von sich aus Videos aufzeichnet, kann als Fan einer drohenden Strafe entgehen. Denn es scheint, als seien die offiziellen Kameras nur dazu da, die Schuld der Fans nicht aber deren Unschuld beweisen zu können. «Im Zweifel für den Angeklagten»? Das war einmal. Heute gilt «im Zweifel für jenen, der die Herrschaft über die Videoaufnahmen hat». Und das sind in der Regel nicht die Fans.

Also dran denken: Immer schön filmen.