Hört auf zu beten – Paris is about life

Schon vor eineinhalb Jahren habe ich hier geschrieben, dass beten jetzt das falsche Mittel sei. Damals ging es um die Krise in Israel. Heute liegt der Herd des Terrors viel näher. Manche mögen die Anschläge von gestern Nacht als eine Art Fortsetzung des Angriffs auf Charlie Hebdo verstehen. Doch anders als damals richteten sich die Aktionen nicht gegen spezielle Akteuere, sondern gegen Zivilisten und im Endeffekt gegen unseren Lebensstil.

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Doch genau jener Lebensstil hat mit Beten nun so gar nichts zu tun. Er beruht auf den Werten der Aufklärung. Immer wieder wurden die religiös begründeten Regeln zugunsten von mehr persönlicher Freiheit beschnitten. Darum wäre es nun auch völlig falsch, mit mehr Einschränkungen zu reagieren. Wir brauchen noch mehr Demokratie, Empathie, Freiheit. Und zwar für alle in gleichem Masse. Unabhängig von Religion oder Herkunft.

Begehen wir nicht den Fehler, die Ereignisse als Angriff der einen Religion auf die andere zu verstehen. Ebenfalls sollte man nicht dem Irrtum unterliegen, die Flüchtlinge für solches Tun verantwortlich zu machen. Denn, guess what: Genau vor so einer Scheisse flüchten die ja hierher.

Was die Menschen in Paris erleben mussten, geht uns alle an, denn: This was an attack on all of humanity and the universal values we share. Ich sehe das genau gleich, wie Präsident Obama.

In diesem Zusammenhang muss ich einmal mehr Jens Stoltenberg zitieren:

The Norwegian response to violence is more democracy, more openness and greater political participation.

Dieser und nur dieser Weg muss eingeschlagen werden, wenn wir «gewinnen» möchten.

Sogar Lazio ist Charlie

Während in Paris eine gewaltige Menge Menschen zusammen mit den Staatsoberhäuptern aus ganz Europa einen Marsch im Zeichen der Freiheit begeht, wird in Italien Fussball gespielt. Beim Römer Derby läuft ausgerechnet die Mannschaft von Lazio Rom mit Shirts mit der Aufschrift Je suis Charlie auf.

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Je suis Charlie

So extrem tragisch das Attentat, so ermutigend sind viele Reaktionen.

screen-capture-1797Marseille | gesehen bei @monsieurfischer

screen-capture-1798Berlin | gesehen bei @annelaumen

screen-capture-1799Titelseite des morgigen Tagesspiel | gesehen ebendort.

screen-capture-1800Rennes (oder doch Paris?) | gesehen in diversen Tweets

screen-capture-1801Bern | gesehen bei @jereblanc

screen-capture-1802Paris | gesehen bei @cntrentf24

screen-capture-1803gesehen bei und gezeichnet von @jeanjullien

screen-capture-1804gesehen bei und gezeichnet von @davpope

screen-capture-1805gesehen bei Le Monde, wo auch das zu lesen ist:

En s’en prenant à notre confrère, c’est à la liberté de pensée et d’expression que s’en sont pris les auteurs de cet attentat, et donc à des valeurs fondatrices de notre société. Ces valeurs, Le Monde n’a cessé, depuis sa création, en 1944, de les défendre.
Sammlung bei The Independent.

 

Ich hoffe, dass Europa im Sinne von Jens Stoltenberg nach den Anschlägen in Norwegen 2011 reagieren wird:

The Norwegian response to violence is more democracy, more openness and greater political participation.