closed pineapple – falsch verstandene gastfreundlichkeit

als ich mit sarah (aus dem auch nicht hässlichen winterthur) in luzern einen kleinen stadtrundgang machte, wollte ich ihr natürlich auch die museggmauer aus der nähe zeigen. nachdem wir einen blick ins atrium des regierungsgebäudes gewagt und uns die jesuitenkirche von innen angeschaut hatten, gingen wir also über die spreuerbrücke, um die mauer zu besteigen. gerade als es langsam steil bergauf zu gehen begann, standen uns drei orange farbene männchen im weg. der eine winkte wild mit den arme und erinnerte mich so an die stewards, die jeweils gestenreich flugzeuge auf deren parkplatz einweisen. als wir näher heran treten meint der vorhin noch winkende mit nun etwas kleineren bewegungen: /closed,/ /closed!/ – /aha,/esist /zu?/ fragte ich in (natürlich) astreinem lozärner dialekt. sichtlich überrascht aber auch erleichtert meinte der landschaftspfleger, ja, man müsse aussen rum gehen. sarah hatte danach nur noch einen verdutzten blick und wenig später ein schallendes lachen für mich übrig. nie wäre es ihr in den sinn gekommen, dass ich in luzern auf englisch angesprochen werden würde.

weil corinne ein experiment für ein dessert gründlich misslang, machte ich mich auf dem weg zu einem bäcker. dort wollte ich «stückli» kaufen. bei den süssen dingern würde sicher jeder unserer gäste etwas ihm schmeckendes finden. in der konditorei angekommen sah ich mich der qual der wahl ausgesetzt. ich wählte schon mal einen politisch inkorrekten mohrenkopf und ein diplomat. ich wollte noch mehr kaufen, war mir aber nicht sicher, was in den anderen verlockungen so drin war. also fragte ich die verkäuferin. auf ein küchlein angesprochen entpuppte sich die dame als lehrtochter, die mir nur sagen konnte, dass es sich dabei um ein stück «royale» handle. mir als nicht-konditor-experte sagte das nichts, weshalb ich bezüglich der ingredienzen nachhakte. nun wusste sie definitiv nicht mehr weiter und fragte die chefin um rat. diese beäugte mich kurz und meinte nur: /pineapple,/ /pineapple!/ – ach so, ananas ist drin, mag ich sehr gerne, zwei bitte! schockiert blickte mich die chefin an. sofort stolperte sie sich entschuldigend zu mir herüber.

dies sind zwei fälle wie sie mir nicht nur in luzern häufig passieren. alleine von der hautfarbe wird auf meine unfähigkeit deutsch zu sprechen geschlossen. das hat meist nicht einmal unfreundlichen charakter. im gegenteil: die leute möchten mit ihren antworten in englisch (oder häufig auch hochdeutsch) nur helfen. nur leider tun sie das nicht. in der schweiz haben wir vier landessprachen. wenn ich mich hier aufhalte, erwarte ich in der sprache des entsprechenden landesteils angesprochen zu werden. abgesehen von der schweiz war es bisher in jedem land, das ich besucht habe so, dass ich in der jeweiligen landessprache angesprochen wurde. das ist doch irgendwie seltsam. ich habe das gefühl, in der schweiz liegt das an einem falsch verstandenen gastfreundlichkeitsbegriff. dabei gibt es doch nichts gastfreundlicheres, als mit einem schweizerischen grüezi, grüessech, ciao (sagt man auch im rätoromanischen, oder?), bonjour begrüsst zu werden.