traurig aber wahr: der pranger funktioniert

legitimiert der zweck die mittel? diese frage musste man sich anhand der nlz vom letzten samstag ernsthaft fragen. auf vier doch sehr verschwommenen bildern wurden die gesichter von hooligans oder nennen wir sie unruhestifter (sonst kommt sicher jemand mit einer besseren hooligen-definition…) abgebildet. der primäre zweck der veröffentlichung sollte wohl das finden der bis dahin unbekannten personen sein. gleichzeitig wirkte das zeigen der bilder in einer grossen tageszeitung natürlich wie der historische pranger. jeder konnte sich die jungen männer anschauen und sich seine sache denken. mütter und grossmütter, sicher auch freunde und bekannte dürften die gesichter sofort erkannt haben. diese gesichter gehören zu leuten, die mutmasslich an den randalen nach dem spiel gegen des fc luzern gegen den fc basel dabei gewesen sein sollen. konkret sollen sie randaliert und polizisten mit gefährlichen gegenständen beworfen haben. die bilder stammen aus videoaufnahmen von eben diesen randalen. dieselben bilder fand man ab freitag auf der hompage der luzerner kantonspolizei.

herkömmliche methoden führten bisher offensichtlich nicht zum ziel. ein hauptgrund für das versagen dürfte die verschwiegenheit aller beteiligten sein. keiner will seine kollegen oder freunde verpetzen. was ehrenvoll klingt ist für den fussball fatal. statt der wenigen chaoten, die es offensichtlich gibt, wird die ganze fankurve kriminalisiert. dass diese kriminialisierung dem ganzen professionellen fussball in der schweiz schadet, ist die logische folge. es soll wirklich leute geben, die sich nicht mehr an die spiele trauen. natürlich kann man sich in luzern problemlos und gefahrlos in den nicht-fansektoren aufhalten. das ist mir aus eigener erfahrung bekannt. nur reicht das eltern mit ihren kindern möglicherweise nicht aus. wer das gigantische polizeiaufgebot, das sich bei sogenannten hoch-risiko-spielen vor der allmend formiert, sieht, fühlt sich nicht unbedingt wohler. die berichterstattung der medien, die natürlich nur dann berichten, wenn blut fliesst, tut ihr übriges zum momentan ziemlich miesen image der fussballfans.

zurück zum eigentlichen thema dieses beitrages: der pranger funktioniert offenbar. von fünf unbekannten personen konnten bereits am samstag vier identifiziert werden. zwei hätten sich selbst gestellt. zwei andere seien aufgrund von hinweisen der bevölkerung gefasst worden. datenschutzmässig und vor allem ehtisch halte ich das vorgehen für sehr fragwürdig. zu ersterem könnte sicher unsere juristin noch ein paar worte sagen. nicht wegzudiskutieren ist allerdings der erfolg der massnahme. angesichts der sonst doch recht aussichtslosen lage der polizei und weil ich glaube, dass es dem fussball wirklich helfen könnte, ist die methode hier wohl angebracht. der zweck heiligt hier also tatsächlich die mittel.

übrigens schaut man wieder mal eifersüchtig von zürich nach luzern (vom kkl her sind wir uns das ja gewohnt 😉 ): im tagi erschien am montag ein artikel über den erfolg der luzerner kapo.

allerdings gibt die zürcher kapo auch handfeste gründe an, weshalb bisher auf die internet hooligan-suche verzichtet wurde: Die Delikte wiegen meist doch zu wenig schwer, und der Persönlichekeitsschutz muss gewahrt sein meint karl steiner von der informationszentrale der kantonspolizei zürich. nach dem luzerner erfolg wird aber eine künftige praxisänderung nicht ausgeschlossen.