pro geisterspiele in zürich

seien wir einmal ehrlich: der fcz füllt das weite rund des letzigrund stadion eh nie, von gc wollen wir mal gar nicht sprechen. dafür sind die zürcher im allgemeinen zu modefanig. man kommt nur, wenn der fcz gut spielt, in der tabelle gut dasteht und auch der gegner von grossem kaliber ist. davon ausgenommen ist natürlich die südkurve, mit den wahren fans des fcz. doch genau die, oder zumindest einzelne von ihnen, sind letztendlich für das geisterspiel überhaupt verantwortlich. gestern waren viele südkurvenstammbesucher draussen vor dem stadion, um zum einen ihre mannschaft zu unterstützen. und zum anderen? zum anderen brannten sie ein mittelgrosses 1.-august-feuerwerk ab, wogegen niemand etwas unternehmen konnte, da sich die meute ja ausserhalb des stadions befand. mit tv-geräten ausgerüstet, bekamen die fans auch etwas vom spiel mit. nicht wenige von ihnen ergatterten sich einen platz am zaun, von wo aus man das spiel ebenso sehen konnte. ganz so unzufrieden waren die fans also bestimmt nicht. drinnen konzentrierte man sich weitestgehend auf fussball und die schöne architektur des stadions. nach dem spiel konnten sich die gewaltbereiten fans auch nicht mit den gegnerischen fans prügeln, diese waren nämlich gleich in luzern geblieben. die offizielle zuschauerzahl lautete übrigens 300, wobei ich das gefühl hatte, dass es weit weniger sein mussten. draussen vor dem stadion dagegen sollen sich nach schätzungen fast 1000 fans aufgehalten haben.

folgendes video, das ich in sehr wackliger manier vom spielfeldrand aus aufgenommen habe, soll ein wenig die atmosphäre dieses geisterspiels vermitteln. irgendwie war das schon eine ziemlich eindrückliche sache. man hört die fans nämlich ziemlich gut, das feuerwerk sowieso, aber sehen tut man sie praktisch gar nicht.

fc zürich – fc luzern 1:0

als anhänger des fussballclub luzern ist man sich ja einiges gewohnt. da kann einen auch eine startniederlage gegen die vermeintlich schwachen ländlekicker des fc vaduz nicht abschrecken, schliesslich haben die luzerner die letzten saisonstarts meistens versiebt. trotzdem wollte man in zürich anders auftreten, zumal der gegner nicht auf die unterstützung der laustarken südkurve zählen konnte. nur waren wollen und können an diesem abend meilen- ja wenn nicht lichtjahre voneinander entfernt. die luzerner begannen schlecht, das muss man so sagen. nur: die zürcher waren nicht viel besser. mühsam trugen sie ihre angriffe vor, und meist scheiterten sie im abschluss kläglich. rochat nutzte abstaubermässig seine erste echte chance. der fcl hatte der zürcher führung rein gar nichts entgegenzusetzen. wie schon gegen vaduz blieb man in der offensive mehr als nur stumpf. lediglich die letzten minuten vor der pause könnte man mit viel optimismus als knapp genügend bezeichnen.


trotz grossem einsatz ohne chance: jacopo ravasi

nach der pause – das meinte auch david zibung im interview – wollte man anders antreten. und wieder das problem mit wollen und können? nein, denn die zürcher liessen massiv nach. abgeklärt gewährten sie den gästen freies spiel bis an den sechzehner, dann schlug die abwehr gnadenlos zu. und tatsächlich: diese variante funktionierte für die geisterspieler aus dem letzi. vereinzelt kamen die zentralschweizer doch noch zu ihren möglichkeiten, welche aber allesamt vom gut aufgelegten fcz-goalie leoni abgewehrt wurden.

tragisch an der sache ist vor allem, dass dem fcz in der zweiten hälfte eine leistung auf sparflamme reichte, um den vorsprung über die runden zu bringen. so muss sich der fcl vor jeder mannschaft auf jedem platz fürchten. seltsam: diarra, der schon gegen vaduz wegen einer verletzung aus dem spiel ging, stand wieder in der anfangsformation um früh durch wiss ersetzt zu werden. seltsam zum zeiten: renggli wurde nach erneut schwacher leistung nicht ausgewechselt.

daten

Zürich – Luzern 1:0 (1:0)

Letzigrund. — keine Zuschauer. — SR Studer. — Tor: 18. Rochat 1:0.

Zürich: Leoni; Lampi, Stahel, Barmettler, Rochat; Tico (65. Büchel), Aegerter; Nikci (73. Ladner), Abdi, Djuric (91. Stucki); Hassli.

Luzern: Zibung; Zverotic (89. Karanovic), Roland Schwegler, Diarra (20. Wiss), Claudio Lustenberger; Renggli, Seoane; Ferreira (86. Schirinzi), Chiumiento, Mesbah; Ravasi.

Bemerkungen: Zürich ohne Tihinen, Chikhaoui, Schönbächler, Vasquez und Staubli (alle verletzt) sowie Alphonse (rekonvaleszent), Luzern ohne Kukeli, Pacar, Tchouga und Veskovac (alle verletzt) sowie Gajic (nicht spielberechtigt). Erstes von zwei FCZ-Geisterspielen nach den Ausschreitungen vom 2. Mai anlässlich der Partie Basel – Zürich im St.-Jakob-Park. Verwarnungen: 28. Hassli (Foul). 29. Ravasi (Unsportlichkeit). 58. Abdi (Unsportlichkeit). 64. Claudio Lustenberger (Foul). 85. Ferreira (Foul).

[quelle: tagesanzeiger]

der einzige fan im stadion

170 Medienschaffende und je 50 Funktionäre der beiden Klubs. Dazu die 22 Spieler auf dem Feld, der Staff und je 7 Ersatzsspieler auf der Bank, das Schiedsrichtertrio und der 4. Offizielle.
quelle: fcz watchblog

dazu kommen ein paar balljungs, eine delegation der liga und so weiter. schlussendlich dürften doch etwa 300 leute drin sein. in anbetracht dessen, dass dieses stadion 26’000 menschen fasst eine verschwindend kleine zahl. und wenn alles klappt, dann bin ich der einzige fan im stadion. wird sicher schräg, aber irgendwie freue ich mich doch darauf.

zum thema geisterspiele: nzz online

support trotz geisterspiel

übermorgen spielt der fcz gegen den fc luzern. es ist eines von zwei sogenannten geisterspielen. sie dienen als strafe für das verhalten einzelner fans im spiel gegen basel. natürlich handelt es sich dabei um eine art kollektivstrafe, schliesslich können auch mehrere tausend friedliche fans nicht ins stadion. andererseits weiss ich auch nicht, wie man verfehlungen dieser art sonst bestrafen sollte.

die fcz-fans lassen sich vom leeren stadion aber nicht weiter beirren. wie der fcz watchblog meldet wird der support aus der südkurve einfach vor das stadion verlegt.

Für einmal können wir aus der Architektur des neuen Letzigrund Vorteile ziehen. So wie von aussen der Wind durch das Stadion fegt, sollen am kommenden Mittwoch unsere Gesänge ebenfalls den Rasen erreichen.

ich bin gespannt, wie gut man die normalerweise sehr lautstarken gesänge der südkurvenfans im weiten rund des neuen letzigrund stadions hörbar sein werden. auf den tribünen dürfen sich keine «regulären» zuschauer einfinden, nur funktioniäre und journalisten dürfen rein. in luzern gibt es die möglichkeit, das spiel auf der leinwand im boccia-stübli im stadion allmend anzuschauen.