Pseudosatire / Don’t shoot the messenger

Nach dem Spiel zwischen St.Gallen und dem FC Luzern hatte ich für einmal überhaupt keine Lust, meine Bilder zu bearbeiten und danach online zu stellen. Das hatte rein gar nichts mit der Performance auf dem Rasen zu tun. Was war geschehen?

Wie ich von einem mir bekannten Luzerner Fan-Fotografen erfuhr, hatte sich vor dem Spiel beim Marsch der Luzerner Fans etwas abgespielt, das mit fasnächtlicher Blödheit nichts mehr zu tun hat. Der blauweissen Fanmasse lief nämlich ein als orthodoxer Jude verkleideter Mann voraus, der einen St.Galler Fanschal trug. Es war offensichtlich, hier wurde auf das vom Luzerner Anhang in St.Gallen gelegentlich gesungene Lied Bezug genommen, das die Einheimischen als Juden bezeichnet.

Das ohnehin schon indiskutabel dämliche Lied wurde nun also um eine optische Komponente ergänzt. Und so sehr sich nun Fankreise und Club davon distanzieren, es ist halt trotzdem passiert. Ich nehme den Fans sogar ab, dass sie selbst gar keine Antisemiten sind. Doch mit dem Singen dieses abscheulichen Liedes und nun auch durch den Auftritt des verkleideten Mannes wird eine ganz andere Message transportiert. Wer sich dessen nicht bewusst ist, ist mindestens sehr naiv. Es ist zwar nicht mehr als logisch, aber vielleicht muss es trotzdem nochmals in gesagt werden: Wer jemanden mit negativer Absicht die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppierung unterstellt, diskriminiert und beleidigt damit auch die entsprechende Gruppierung. Da kann man noch lange „Satire“ und „nicht ernst gemeint“ schreien, es ändert nichts.

Bleibt anzumerken, dass rassistische und diskriminierende Äusserungen aus dem Luzerner Fanblock in den letzten zwanzig Jahren massiv abgenommen haben. Inzwischen sind sie, abgesehen vom erwähnten Lied, praktisch inexistent. Man kann es dem Aufkommen der Ultrà-Bewegung zuschreiben, die sich generell nicht für Politik interessiert und diese im Stadion nicht sehen will. Die Dachorganisation der blauweissen Anhänger, United Supporters Luzern USL hat einen grossen Anteil an dieser positiven Entwicklung. Umso trauriger, dümmer und unverständlicher erscheint der medienwirksame Auftritt vom letzten Sonntag in St.Gallen.

Jedenfalls nahm das Unheil seinen Lauf. Das Foto vom erwähnten Marsch wurde veröffentlicht und fand rasch seinen Weg in diverse Medienkanäle. Es folgten Stellungnahmen verschiedenster betroffener Akteure. Der FC Luzern reagierte mit einem Video, in welchem Captain Claudio Lustenberger sich nachdrücklich für Toleranz und gegen Rassismus stark macht. Der Hashtag dazu: #luzernistbunt. So weit, so gut.

Doch der FC Luzern tätigte noch eine weitere Massnahme: Er entzog dem Fotografen, der das Bild der erwähnten Szene geschossen hatte, temporär die Akkreditierung für die Spiele im Luzerner Stadion und machte ihn gleichzeitig darauf aufmerksam, dass auch die anderen Clubs der obersten Schweizer Liga informiert würden. Mit anderen Worten: Er kann bis auf weiteres keine Fotos mehr schiessen, wird unter Umständen gar nicht mehr ins Innere der Spielstätte gelassen. Die Begründung dafür ist einigermassen abenteuerlich: Er hätte das Bild nicht schiessen oder aber dann nicht veröffentlichen sollen.

Ich weiss, der FC Luzern sorgt jeweils für seine (und auch meine) Akkreditierung, wofür wir sehr dankbar sind. Trotzdem ist es eine eigenwillige Interpretation der Pressefreiheit, wenn man sich wünscht, dass Fotografen gewisse Bilder einfach nicht machen oder dann nicht veröffentlichen. Es ist ja nicht so, dass die Aktion ohne Bildmaterial dann einfach nicht stattgefunden hätte. Es ist auch nicht so, dass ein Fotograf mit dem Abbilden und Veröffentlichen einer Aktion damit automatisch die entsprechende Aktion gutheisst oder gar unterstützt. Ich weiss nicht, was im Hintergrund noch alles abläuft, ob man allenfalls die Verantwortlichen der betreffenden Szene schon hat ausfindig machen können. Aber mit meinem aktuellen Wissensstand sieht der (wenn auch nur temporäre) Entzug der Fotografiererlaubnis doch sehr nach Bauernopfer aus. Und ich wage jetzt einfach mal die Behauptung, dass jeder «normale» Pressefotograf dieses Bild bei Gelegenheit ebenfalls gemacht hätte und es ganz sicher auch veröffentlicht hätte. Wäre der FC Luzern mit einem Agenturfotografen gleich umgegangen?

Ich hoffe sehr, dass jene Personen, die diese extreme Dummheit zu verantworten haben nun auch den Mut aufbringen, sich zu stellen. Sie haben den ohnehin mehr als zweifelhaften Ruf der Fussballfans in der Schweiz weiter verschlechtert. Vor allem aber haben sie jenem Club geschadet, den sie doch eigentlich unterstützen möchten. In einer Zeit, in der es den Abstieg zu vermeiden gilt, sollte man die Kräfte auf jene Aktivitäten lenken, die auch der Mannschaft helfen können. Schliesslich muss das am Ende das Ziel sein.

In diesem Sinne: Hopp Lozärn.

watson.ch Yonni Meyer
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Zlatans beste 11

Eigentlich könnte man ja jeden Tag ein Zlatan-Video reinstellen. Es ist unklar, ob er einfach nur ein arrogantes Arschloch oder aber ein mit tonnenweise Selbstironie gesegnter Querkopf ist. Wahrscheinlich ziemlich viel von beidem. Hier stellt er seine beste Fussballmannschaft ever vor.

Nicht immer ein Zauberer: Yassine Chikhaoui

Noch vor einem Jahr meinte man beim Tagi, es sei gut, wenn sich der FCZ von Yassine Chikhaoui trenne. Inzwischen ist er unter Urs Meier zum Captain geworden. In einem Interview verrät er immer noch nicht sehr viel über sich. Über die Erwartungen an seine Qualität meint er:

Von mir werden stets Wunderdinge erwartet, das ist so, seit ich 14 bin. Aber ich bin nicht immer ein Zauberer, ich bin auch einmal müde.

Wenn er der Zauberer ist, ist er locker der beste Spieler der Nationalliga A. Wenn nicht, ist er immer noch sehr gut.

 

Haifischbecken FCL

Ich wusste, dass der FC Luzern ein Haifischbecken ist. Aber mir war nicht bewusst, dass so viele Haie darin schwimmen.

Alex Frei im Interview der NZZ am Sonntag auf die Frage, ob er etwas falsch eingeschätzt habe, als er nach Luzern kam.

Peter M. Birrer zur NLZ

Nein, das ist keine Tatsache. Es ist ein blosser Wunsch. Ein frommer, zugegeben. Denn was Peter M. Birrer für den Tagesanzeiger über David Zibung geschrieben hat, ist besser als alles was Daniel Wyrsch je für die NLZ geschrieben hat. Kumuliert. Die Qualität der Berichterstattung über den FC Luzern hat mit Wyrsch das Niveau des Boulevards erreicht und teilweise unterschritten. Dass die «Mutter» aus Zürich, die hochwohlgeborene NZZ, dem Treiben in Luzern schon so lange zuschaut, hat wohl auch mit einer anständigen Portion zürcherischer Ignoranz zu tun. Wer auch nur ein Spiel live (und einigermassen objektiv) verfolgt und danach den entsprechenden Bericht in der Monopolzeitung gelesen hat, weiss ganz genau, was ich meine.

Ziemlich traurig, dass man objektive Berichte über den wichtigsten Luzerner Sportverein nur einer Zürcher Zeitung entnehmen kann. Trotzdem besten Dank an Peter M. Birrer für die gelungenen Zeilen.