#StopPraying

Twitter ist voll mit Opferzahlen und Hashtags, die für irgendwen beten oder irgendwessen Tod betrauern. Ich vertrete ja die Ansicht, dass Religion nicht wirklich der Grund für Konflikte ist, oder nur sehr selten. Aber im aktuellen Gazakrieg hilft das ganze Gebete wohl noch etwas weniger. Denn so wie ich das interpretiere, wird momentan vor allem für den eigenen Sieg und für die Zerstörung des Gegners gebetet. Beten führt also momentan vor allem zu einem, zu mehr toten Menschen auf beiden Seiten nämlich.

screen-capture-1680Nein, eben nicht, geschätzter Pajtim. Hört auf zu beten, beginnt zu sprechen. Und zwar nicht darüber, wie man den «Feind» am besten unter die Erde bringt. Sondern mit dem «Feind». Vernunft und Vergebung müssen im Zentrum stehen. Die aktuelle Situation hilft nur den extremrechten Gruppierungen auf israelischer Seite und natürlich der Hamas.  Und sogar hier in der Schweiz haben dank des Konflikts die Judenhasser wieder Aufwind. Den spüren Islamfeinde natürlich schon längst.

screen-capture-1681Aus einem Facebookpost, der von einer mit mir befreundeten Person geliked wurde.

Wahrscheinlich ohne die Geschichte wirklich zu kennen werden alte Vorurteile ausgegraben. Antisemitismus wird wieder salonfähig. Sacha Wigdorovits hat in seinem Artikel in der Schweiz am Sonntag, der für meinen Geschmack Israel deutlich zu positiv darstellt, völlig zurecht auf diese beängstigende Tendenz hingewiesen. Er zitiert auch den irischen Philosphen Edmund Burke mit dessen berühmten Ausspruch:

Evil prevails when good men fail to act.

Tatsächlich ist es an der Zeit zu handeln. Und «handeln» meint nicht beten und auch nicht schiessen. Sondern verhandeln, diskutieren, Lösungen suchen. Hierzulande wäre es zudem Zeit, sich von oberster Stelle ganz deutlich von jeglichen Hassattacken (auch im virtuellen Raum) zu distanzieren.

Und nochmals: Please, #StopPraying!

7 Antworten auf „#StopPraying“

  1. Denn Israel tut im Gaza-Konflikt nichts anderes, als seine Bevölkerung vor Raketenangriffen zu schützen. So, wie dies jedes andere Land tun würde – auch die Schweiz. (…) Diese Leute wollen keine multikulturelle Gesellschaft. Diese Leute säen Hass gegen alle und alles, das nicht so ist wie sie selbst. Heute sind dies die Juden, morgen die Christen. (…) Und in ein oder zwei Monaten werden irgendwelche radikalisierte Jugendliche in der Zürcher Weststrasse einen alten, bärtigen Juden im Kaftan angreifen und brutal zusammenschlagen. Nicht, weil er ihnen etwas angetan hätte, sondern weil er Jude ist.

    Solche Artikel sind beinahe gleich kontraproduktiv und nutzlos wie die rassistischen, antisemitischen Facebook-Kommentare, die darin angeprangert werden.

  2. Du hast absolut recht. Ich habe auch überlegt, ob ich den Sacha Wigdorovits überhaupt bringen sollte. Nur habe ich auf die Schnelle keinen besseren Artikel über den momentan aufkeimenden Judenhass in der Schweiz gefunden. Der Herr scheint seine Wurzeln leider nicht wirklich ausblenden zu können.

  3. Hoi Amade habe deinen Beitrag gelesen. Finde ich nicht schlecht. Allerdings hast du als Bild eine Moschee ausgewählt, warum? Warum nicht auch eine Synagoge?
    [Zarinas Kommentar auf Facebook]

  4. Da muss ich widersprechen: ich denke es gibt auf beiden Seiten ganz viele «vernünftige» Gläubige, Menschen, welche den Krieg verachten, die sinnlose Gewalt verurteilen und sich nichts sehnlicher wünschen, als ein Ende des Krieges. Deine Idee (zu verhandeln, den Dialog zu suchen und objektiver zu berichten) ist ja nicht neu und angesichts des mäßigen Erfolg jeglicher Maßnahmen kann beten wirklich nicht schaden.
    [Danieles Kommentar auf Facebook]

  5. Hallo Zarina , das Bild gefällt mir und man kann hier nur eines wählen. Ausserdem ist es ja nicht irgendeine Moschee.

    Ciao Daniele , Du darfst natürlich widersprechen. Allerdings sehe ich bei all den Aufrufen zum Gebet immer nur eine von beiden Parteien. Man wünscht sich nicht primär Frieden, sondern den eigenen Sieg. Wenn man wenigstens für den jeweils Anderen beten würde… Aber ich glaube, so wie es jetzt aktuell passiert, ist beten tatsächlich eher kontraproduktiv.

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