Humor

Unser Verständnis davon, was Humor darf und was nicht, wurde in den letzten zwanzig Jahren immer rigider. Die Schweiz verkrampft. Man darf immer weniger sagen, weil Journalisten und Politiker sich als Moralapostel aufspielen. Und die SVP hat mich im Jahre 2002 mit ihrer Schäfchenkampagne dazu angeregt, mich mit dem Thema Rassismus auseinanderzusetzen. In diesem Zusammenhang habe ich dann auch die Stammtischwitze als gezielte Provokation eingesetzt. Und wenn es sein muss, werde ich das auch künftig tun.

Marco Rima in einem Interview mit dem Tagesanzeiger.

Mir persönlich war ja nicht klar, dass er sich selbst fast schon als politischen Komiker sieht. Meistens hat er mich eher ein wenig genervt mit seinen Grimassen und dem künstlichen Gelächter.

8 Antworten auf „Humor“

  1. Wha.

    Unser Verständnis davon, was Humor darf und was nicht, wurde in den letzten zwanzig Jahren immer rigider. Die Schweiz verkrampft. Man darf immer weniger sagen, weil Journalisten und Politiker sich als Moralapostel aufspielen. (…) In diesem Zusammenhang habe ich dann auch die Stammtischwitze als gezielte Provokation eingesetzt.

    Ich hab ja noch nie eine Show von Marco Rima gesehen, aber das tönt verdächtig nach Hipster-Rassismus. Ich sage zwar was unglaublich rassistisches, aber wir wissen ja alle, dass ich das nicht wirklich meine, haha, so lustig, gell?

    «Oh ich armer weisser Mann, ich darf keine rassistischen Witze machen ohne dass sich die Leute beschweren, mein Leben ist so schwer…»

    Cry me a fucking river, Marco. Wenn du dich nur über die SVP lustig machen kannst, indem du rassistische Dinge sagst, dann mach dich lieber nicht über die SVP lustig. Es gibt genügend Komiker, die edgy und bissig sein können, ohne dabei unterdrückte und benachteiligte Minderheiten zu beleidigen.

  2. Naja, wenn man den Leuten den Spiegel vorhalten will, funktioniert es wohl nur so. Aber die Frage ist natürlich schon, ob es das legitimiert. Wobei er sich eher darüber aufregt, dass es überhaupt erst wegen den Dummbeuteln von rechts aussen legitimiert sein muss. Früher sei man lockerer damit umgegangen, meint er. Kann auch sein, dass Rassismus einfach eher toleriert wurde. Und wenn es so ist, ist die stattfindende Entwicklung sicher gut.

    Rima ist, soweit ich weiss, selbst Kind von Einwanderern. Aber auch das bringt selbstverständlich wenig, wenn er auf der Bühne rassistische Sprüche reisst. Gibt sicher viele Zuschauer, die lachen und denken «ha, genau so ist es doch!».

    Wenn es ihm aber nach den Stammtischwitzen tatsächlich gelänge, das Publikum mit der Botschaft «Oops, über sowas haben wir gerade noch gelacht» zu schocken, wäre das natürlich toll. Nur hast Du ziemlich sicher recht, wenn Du 1. sagst, dass das nicht funktioniert und 2., dass es wohl bessere Wege für diese Information geben muss.

  3. Ungefähr im Jahre 2037 ist es dann vorüber.

    Witze bezeichneten bis zu ihrem Verbot durch das europäische Parlament im September 2027 (autonomer Nachvollzug durch die Schweiz im Januar 2028) schriftliche oder mündliche Kürzesterzählungen, in denen zur Belustigung des Publikums Vorurteile und Stereotypen über Personen, Geschlechter, Nationen, Minoritäten oder andere Gruppen verwendet und damit trotz vorgeblich entgegengesetzter Intention weiter zementiert wurden.

  4. Rima ist, soweit ich weiss, selbst Kind von Einwanderern.

    Das bedeutet lediglich, dass er es eigentlich besser wissen sollte.

    Wenn es ihm aber nach den Stammtischwitzen tatsächlich gelänge, das Publikum mit der Botschaft “Oops, über sowas haben wir gerade noch gelacht” zu schocken, wäre das natürlich toll. Nur hast Du ziemlich sicher recht, wenn Du 1. sagst, dass das nicht funktioniert und 2., dass es wohl bessere Wege für diese Information geben muss.

    Wenn Vorbilder rassistische Dinge sagen, führt das lediglich dazu, dass es akzeptabel wird, rassistische Dinge zu sagen.

    Witze bezeichneten bis zu ihrem Verbot durch das europäische Parlament im September 2027 (autonomer Nachvollzug durch die Schweiz im Januar 2028) schriftliche oder mündliche Kürzesterzählungen, in denen zur Belustigung des Publikums Vorurteile und Stereotypen über Personen, Geschlechter, Nationen, Minoritäten oder andere Gruppen verwendet und damit trotz vorgeblich entgegengesetzter Intention weiter zementiert wurden.

    Siehe oben. Cry me a fucking river.

    Komödie ist lustig und mutig, wenn sie sich über Starke und Mächtige lustig macht. Sie ist dumm und hinterhältig, wenn sie sich über Schwache und Verfolgte lustig macht — sogar wenn das Rima-mässig als Meta-Kommentar über Rassisten gemeint ist. Das ist nicht schwierig zu verstehen, und wenn du’s nicht versteht, liegt das Problem alleine bei dir.

  5. …weil auch 2037 die Definition immer noch gleich ist: Mit Witzen werden «Vorurteile und Stereotypen […] trotz vorgeblich entgegengesetzter Intention weiter zementiert» – und wir nur noch 14 Jahre warten müssen, bis das leidige Thema «Witze» dann endlich aus der Welt (ähm Europa) – weil verboten – ist. Hält man dies dem Interviewten vor, dann wird klar, dass er eigentlich Trends zwar erkennt («Die Schweiz verkrampft»), aber verschläft, da er an Witzen festhält, die sowieso verboten werden. Gegen die Verkrampfung würde hochstehendes Kabarett viel besser helfen – aber da hatte Marco Rima noch nie ein Händchen dafür.

  6. Na ja, dass Witze verboten werden scheint mir etwas weit hergeholt, und ob ein bisschen mehr Sensibilität gegenüber von Minderheiten nun bedeutet dass die Schweiz «verkrampft» ist für mich auch nicht ganz klar, aber abgesehen davon sind wir uns wohl einig 🙂

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