15 Rappen mehr Mineralölsteuer

Alle Newsportale brachten die Nachricht: Der Bundesrat plant eine um 15 Rappen erhöhte Mineralölsteuer. Doris Leuthard «durfte» die Hiobsbotschaft überbringen. Nur Minuten später waren die Kommentarspalten der hiesigen Onlineportale voll mit Unverständnis, Ablehnung und Entsetzen. Meine ersten Gedanken: Höhere Steuern? Benzin wird noch teurer? Doch wer die Artikel liest, findet überall den gleichen Hinweis, dass die Mineralölsteuer in der Schweiz noch nie der Teuerung angepasst wurde. Seit 1974.

Aktuell beträgt die Mineralölsteuer 30 Rappen pro Liter. Dies ist wie gesagt seit 1974 so. Und wie hat sich die Teuerung in dieser Zeit verhalten? Der Bund stellt dafür einen LIK-Teuerungsrechner zur Verfügung. Der Landesindex der Konsumentenpreise hat sich von 1974 bis 2012 um 119 Prozent verändert. Würde man also die Teuerung dieser Zeit 1:1 auf die Mineralölsteuer übertragen, müsste diese inzwischen 66 Rappen betragen. Sie soll aber maximal auf 45 Rappen erhöht werden. Faktisch ist sie also auch nach der Erhöhung noch deutlich günstiger, als sie es bei der Einführung war.

Wer die geplante Erhöhung der Mineralölsteuer in Diskussionen verwenden möchte, um zu zeigen, dass alles immer teurer wird, liegt also ziemlich falsch.

42 Antworten auf „15 Rappen mehr Mineralölsteuer“

  1. Wenn ich Dich richtig verstanden habe, dann findest Du zwar, dass das Benzin schon teuer genug ist, würdest aber der Mineralölsteuererhöhung zustimmen, weil sie seit anno domini nicht mehr der Teuerung angepasst wurde?

  2. Ob ich zustimmen werde, kann ich Dir noch nicht sagen. Ich sage vor allem, dass das Argument mit der Teuerung noch eine grössere Erhöhung zuliesse. Faktisch wurde die Mineralölsteuer immer niedriger. Nur werden das die Wiewildkommentierer kaum verstehen. 😉

  3. Auch wenn diese Initiative (dämlicher Name, übrigens) aus Autokreisen kommt, kann ich damit nur wenig anfangen. Es macht in meinen Augen durchaus Sinn, dass der Individualverkehr auch andere Dinge mitfinanziert, schliesslich verursacht er einerseits enorme Kosten, trägt massgeblich zur Klimaerwärmung bei und ist teilweise purer Luxus.

  4. Für mich macht es keinen Sinn, dass 50 % der Mineralölsteuer in den allgemeinen Bundeshaushalt fliessen. Statt die Steuer zu erhöhen, um Strassen zu finanzieren, sind diese zusätzlich benötigten Mittel dort zu holen, wo sie schon sind. Das bedeutet, dass ein kleinerer oder gar kein Anteil der Mineralölsteuer im allgemeinen Finanzhaushalt des Bundes zu versickern hat.

  5. Wenn alles Geld der Strasse zufliessen würde, würdest Du also einer Anpassung der Mineralölsteuer an die Teuerung zustimmen? Auch wenn diese nur 15, statt korrekt 45 Rappen betragen würde?

  6. Mich interessierte nur das erste Wort Deines Kommentars. 😉

    Schon interessant, wie man einfach gegen jegliche Steuer sein kann. Gerade wenn man unser Land so grossartig findet, muss man doch verstehen, dass das nicht von nichts kommt. Deine Schweiz wär wohl steinreich, aber die Infrastruktur wäre verlottert… auch eine Lösung.

  7. Schon interessant, wie man einfach gegen jegliche Steuer sein kann.

    Wie schon mal gesagt: «So viel Steuern wie nötig, so wenig wie möglich.» Aber ich bin ja nicht gegen Steuern, sondern gegen Steuererhöhungen. Solange es Möglichkeiten gibt, eine Steuererhöhung zu vermeiden, ziehe ich die Alternative vor.

  8. Das hast Du tatsächlich schon mehrmals gesagt, es wird dadurch aber auch nicht besser. Die Alternative ist bei Dir wahrscheinlich einfach, das Geld zu scheffeln. Deswegen war meine Vision Deiner Schweiz im vorigen Kommentar halt schon richtig.

    Und wie gesagt: Es wäre eine Anpassung an die Teuerung und keine Steuererhöhung.

    Aber vielleicht schreibst Du mal einen Blogpost über das Thema und zwar konkret. Wie viel % Steuern wären für Dich «nötig»? Und was würdest Du konkret einsparen? Ein paar Schulpsychologen weniger werden für Deine Vision nicht ausreichen. 😉

  9. Das hast Du tatsächlich schon mehrmals gesagt, es wird dadurch aber auch nicht besser.

    Du könntest mir einfach glauben, und das wars … 😉

    Es wäre eine Anpassung an die Teuerung und keine Steuererhöhung.

    Reine Begriffskosmetik …

    Wie viel % Steuern wären für Dich “nötig”?

    Wenn die Beantwortung dieser Frage so einfach wäre … Mit den Steuern werden Dinge für die Allgemeinheit finanziert. Das Problem ist, dass die Allgemeinheit eben aus lauter Individualisten besteht, welche unterschiedliche Ansprüche haben. Hier die Balance zu finden und zu halten ist die Herausforderung. Was für den einen wichtig erscheint, ist für die andere nutzloser Firlefanz.

    Wenn ich sage, man könne die Bildungskosten senken, indem man ein paar Schulpsychologen entfernt, dann ist das nur ein Beispiel für eine Einsparung mit etwas, was aus meiner Sicht nutzloser Firlefanz ist. Ich bin zwar nach wie vor von dieser Massnahme überzeugt, aber … am Schluss ist es immer ein Mehrheitsentscheid.

  10. Kein Problem, darf auch ein längerer Blogpost werden. 😉

    Und nein, das hat mit Begriffskosmetik nun wirklich gar nichts zu tun. Wenn die Teuerung über diese Zeit 119% beträgt, die Mineralölsteuer betragsmässig aber bei 30 Rappen verbleibt, ist das eine Steuersenkung.

  11. Kein Problem, darf auch ein längerer Blogpost werden. 😉

    Das würde wohl eher eine Dissertation als ein Blogpost werden …

    Und nein, das hat mit Begriffskosmetik nun wirklich gar nichts zu tun.

    Aber unbedingt. Niemand sagt, dass wir alle Gebühren der Teuerung anpassen müssen. Schliesslich geschieht das bei den Löhnen ja auch nicht so einfach und immer per Mausklick.

    Aber egal wie man es nennt, es ändert nichts. Der Treibstoff soll verteuert werden, es geht auf Kosten des Automobilisten. Schon wieder. Und das lehne ich ab.

    Im Gegenzug würde ich vorschlagen, dass die Velofahrer künftig die Kosten für Radwege selber berappen müssen.

  12. Nein, es geht nicht «schon wieder» auf Kosten der Automobilisten. Denn es wurde noch nie angepasst.

    Ohne das kontrolliert zu haben, würde ich wetten, dass viele Löhne in dieser Zeit mehrfach der Teuerung angepasst wurden.

    Aber einfach mal gegen alles sein, was irgendwie kostet, ist natürlich auch ein Programm. Einfach kein konstruktives.

  13. Nein, es geht nicht “schon wieder” auf Kosten der Automobilisten. Denn es wurde noch nie angepasst.

    Mit «schon wieder» meine ich, dass es schon wieder teurer wird, Auto zu fahren. Es geht nicht nur um die Erhöhung der Mineralölsteuer. Es geht darum, dass dem Automobilisten in der Vergangenheit immer mehr Gebühren und Preiserhöhungen abverlangt wurden. Und die Anstehende Erhöhung der Mineralöl-Steuer ist ein weiterer Teil der «Autofahrer-Abzocke».

  14. Abzocke? Nicht alles, was etwas kostet ist Abzocke. Autofahren ist noch immer viel zu günstig, wenn man das Verursacherprinzip zugrunde legen möchte. Und wenn Du die Spritpreise in Europa anschaust, sind auch die in der Schweiz (momentan zumindest) zu tief.

    Was ist denn überhaupt teurer geworden? Klar, das sogenannte «Rasen» wurde teurer, aber da warst Du ja bestimmt auch dafür. Und sonst?

  15. Sicherheit (da gehören auch Radwege dazu), Kampf gegen Geräuschemissionen (Schallschutzfenster, Schallschutzverbauungen, etc.), Verschmutzung von Gebäuden durch Russ und Reifenabrieb, um nur ein paar zu nennen. Wenn Du jetzt noch die Opportunitätskosten von Staustehern oder den Einfluss des CO2-Ausstosses auf das Klima miteinbeziehen möchtest, wird es dann noch ein bisschen teurer.

  16. Sicherheit (da gehören auch Radwege dazu)

    Also nicht Verursacherprinzip.

    Schallschutzfenster, Schallschutzverbauungen, etc.

    In der Strassenrechnung sind Ausgaben für den Unterhalt sowie für den Betreib enthalten. Ausgaben für Lärmschutz gehört in diese Sparte.

  17. Limi meint:

    So viel Steuern wie nötig, so wenig wie möglich.

    und

    Verursacherprinzip

    Wenn du das ehrlich so meinst, dann bist du dafür, dass die Benzinpreise noch einiges höher werden. Autofahrer sind Mitverursacher der teuersten Katastrophe, die die Menschheit je gesehen hat. Wenn Benzinpreise tatsächlich nach dem Verursacherprinzip erhoben würden, wäre Autofahren unbezahlbar.

    Die ganze Diskussion um die Benzinpreise ist eh ein kompletter Witz. Es ist völlig egal, wie teuer das Benzin ist, Autofahrer regen sich dauernd über die zu hohen Benzinpreise auf. Benzin könnte 50 Rappen oder 5 Franken kosten, wir hätten die genau gleichen Diskussionen.

    Kauft euch doch einfach Autos, die nicht 1.5 Tonnen schwer sind und 300 PS haben, und schon bezahlt ihr nur noch halb so viel für’s Benzin.

    Sicherheit (da gehören auch Radwege dazu)

    Also nicht Verursacherprinzip.

    Autofahrer sind Verursacher vieler Unfälle, welche Velofahrer involvieren. Also doch Verursacherprinzip.

  18. Deinen letzten Satz hatte ich schon getippt, dann wieder gelöscht, weil es eigentlich so offensichtlich ist.

    Und natürlich ist Auto fahren weiterhin viel zu billig. Aber ähm… 300 PS sollten’s dann schon sein, gell. 😉 Grundsätzlich erinnert die Benzinpreisdiskussion an die Zigarettenpreisdiskussion. Dort gibt es auch Leute, die jedes Mal sagen, sie würden aufhören, wenn es noch teurer wird. Tatsache ist, es hören die allerwenigsten Raucher wegen des Geldes auf. Und es wird auch nicht weniger gefahren, bloss weil das Benzin ein bisschen teurer ist. (Und ja, 15 Rappen sind ein bisschen)

  19. 20’000km jährlich. Verbrauch 8l/100km Benzin. Gibt 1’600 Liter Treibstoff. 15 Rappen mehr. gibt 240 Franken. Pro Jahr. Und 20 Franken pro Monat. Im (wohl) reichsten Land der Welt. Zynisch, da drüber zu streiten.

    Es täte unseren Strassen extrem gut, wenn das Benzin 3 Franken und mehr kosten würde. Netter Nebeneffekt: Man überlegt sich zweimal, ob man den dicken Schlitten für 700.- least oder den Kompakten für 300.-. Ok, die damit zurückgelegte Strecke ist nicht weniger, da haperts noch. Also noch etwas Roadpricing obendrauf, oder?

  20. Autofahrer sind Verursacher vieler Unfälle, welche Velofahrer involvieren. Also doch Verursacherprinzip.

    Und bei all diesen Unfällen ist natürlich nur der Automobilist schuld und nicht etwa der Velofahrer, der sich rücksichtslos verhält …

    gibt 240 Franken. Pro Jahr.

    Hier 240 Franken, dort 310 Franken, drüben noch 158 Franken … dem «reichen Schweizer» können wir ja überall und immer mehr Geld abknöpfen, es ist ja scheiss egal – er hat’s ja. Coole Argumentation. Stellt Euch vor, es gibt Menschen in diesem Land, die müssen jeden verdammten Rappen umdrehen, bevor sie ihn ausgeben können. Die fahren auch Auto. Und hat schon mal jemand an die Logistiker gedacht, die wegen höherer Abgaben evtl. ihre Preise anpassen müssen und was dann am Schluss in einer Erhöhung der Konsumgüter gipfelt?!

    Bevor an eine Erhöhung der Mineralölsteuern gedacht wird, müssen zuerst die 50 % Abgaben an die allgemeine Bundeskasse wieder zweckgebunden in die Strasse umgeleitet werden, so wie es die Milchkuh-Initiative vorsieht.

  21. Limi setzt sich also eigentlich nur für die Armen ein? Sorry, aber da kann ich mir ein sarkastisches Grinsen nun echt nicht verkneifen, Limi. Übrigens könnten die meisten Fahrer/innen wahrscheinlich noch 10% ihres Spritverbrauchs einsparen, wenn sie vorausschauender fahren würden. Aber Du magst ja keine Kurse, die dann wieder Zwang wären, richtig? 😉

    Tatsache ist doch, dass Auto fahren in vielen Fällen Luxus ist. Der öffentliche Verkehr ist hier so dicht und pünktlich wie kaum anderswo. Wer weit pendeln «muss», sollte sich die Option ÖV gut anschauen und auch einen Umzug in die Überlegungen einbeziehen. Das gibt Platz auf den Strassen und verbilligt im Endeffekt eventuell die Kosten für den Betroffenen.

    Es wäre zudem gut, wenn der Transport auf der Strasse endlich teurer würde. LKW-Fahrten sind noch immer viel zu billig. Du bist sicher auch nicht daran interessiert, dass diverse Produkte quer durch Europa chauffiert werden, nur weil in Portugal oder sonstwo irgendein Handwerk noch ein paar Franken billiger ist. Wird der Transport teurer, gibt es Anreize, die Wege zu verkürzen.

  22. Limi setzt sich also eigentlich nur für die Armen ein?

    Ich bin der Meinung, dass Autofahren zum «allgemeinen Gut» gehört und deshalb allen Schichten zur Verfügung stehen soll. Und deshalb soll es auch nicht ständig verteuert werden.

    […] wahrscheinlich noch 10% ihres Spritverbrauchs einsparen, wenn sie vorausschauender fahren würden
    Ja, das wäre wohl möglich. Wieso bringt man das den Fahrschülern nicht bei den Fahrstunden bei, dann braucht’s auch keine Kurse.

    Tatsache ist doch, dass Auto fahren in vielen Fällen Luxus ist.

    Sicher, aber es liegt weder an Dir noch an mir, irgendwem vorzuschreiben, wann er sein Auto wie einzusetzen hat.

    Wer weit pendeln “muss”, sollte sich die Option ÖV gut anschauen

    Das tun, denke ich, schon die meisten. Mit ein Grund, weshalb der ÖV zu Stosszeiten so hoffnungslos überlastet ist und mich zwingt, von Sursee nach Bern die ganze Strecke zusammengepfercht zwischen Toilettentür und Durchgang zu stehen.

    auch einen Umzug in die Überlegungen einbeziehen

    Wer kann und will, der wird auch das tun.

    Du bist sicher auch nicht daran interessiert, dass diverse Produkte quer durch Europa chauffiert werden

    Nein. Aber hier sehe ich den Zusammenhang mit den Treibstoffpreisen der Schweiz nicht. Hör bitte auch damit, mit irgendwelchen Massnahmen in der Schweiz die Welt verbessern zu wollen. Das funktioniert so einfach nicht und geht nur auf Kosten von uns.

  23. Einmal sagst Du, es sei ein allgemeines Gut und dann stimmst Du mir zu, dass es oftmals Luxus ist?

    Du kannst also nicht in die Nähe von Bern umziehen? Versteh› mich nicht falsch: Ich sage nicht, dass Du das sollst. Aber es könnte, wenn man Deine Pendelzeit etc. in die Berechungen miteinbezieht die finanziell günstigere Lösung sein.

    Wenn Du glaubst, dass Du die Situation sowieso nicht verbessern kannst, wieso machst Du dann Politik? Und warum geht es auf unsere Kosten, wenn beispielsweise Calida nicht mehr nach Portugal fährt, sondern vielleicht nur noch nach Frankreich? Warum muss ich in meinen Überlegungen grössere Zusammenhänge einfach ausblenden?

  24. […] dann stimmst Du mir zu, dass es oftmals Luxus ist?

    Aus meiner irrelevanten Sicht betrachtet …

    Aber es könnte, wenn man Deine Pendelzeit etc. in die Berechungen miteinbezieht die finanziell günstigere Lösung sein.

    Natürlich. Und ich gehe davon aus, dass sich diese Rechnung wohl fast jeder macht, der einen längeren Arbeitsweg hat. Ich finde lediglich das Argument unzulässig, eine Erhöhung des Benzins damit rechtfertigen zu wollen, dass man dann halt näher an den Arbeitsort ziehen soll, um nicht zu viel bezahlen zu müssen.

    Wenn Du glaubst, dass Du die Situation sowieso nicht verbessern kannst, wieso machst Du dann Politik?

    Ich kann Situationen in der Schweiz verbessern. Aber ich kann nur schwer oder gar nicht Situationen im Ausland beeinflussen.

    Und warum geht es auf unsere Kosten, wenn beispielsweise Calida nicht mehr nach Portugal fährt, sondern vielleicht nur noch nach Frankreich?

    Auf unsere Kosten geht der höhere Benzinpreis. Auf unsere Kosten geht dann vielleicht auch, wenn Calida den Standort Schweiz verlassen würde. Der in der Schweiz höhere Benzinpreis hat dann aber wohl keinen Einfluss darauf, dass Calida ihre Unterhosen kreuz und quer durch Europa karrt.

    Warum muss ich in meinen Überlegungen grössere Zusammenhänge einfach ausblenden?

    Nicht ausblenden. Aber es ist nicht immer legitim, eine regionale oder nationale Massnahme mit einem «grösseren Zusammenhang» zu rechtfertigen, wenn die nationale Massnahme alleine keinen spürbaren Einfluss auf den grösseren Zusammenhang hat. Ist etwas kompliziert. Aber wenn wir in der Schweiz den CO2-Ausstoss auf 0 bringen, alle Länder um uns herum aber nicht, nützt das dann halt nicht wirklich etwas.

  25. Ich finde lediglich das Argument unzulässig, eine Erhöhung des Benzins damit rechtfertigen zu wollen, dass man dann halt näher an den Arbeitsort ziehen soll, um nicht zu viel bezahlen zu müssen.

    Das wäre tatsächlich nicht so nett (aber deswegen nicht unzulässig). Das bezog sich darauf, dass Du sagtest, es sei ja schon teuer. Ich finde, viele Leute müssten gar nicht pendeln, sondern sie entscheiden sich aktiv dafür. Wer in einer Alphütte in der Surselva leben und in Zürich arbeiten will, der hat dann halt einen weiten Arbeitsweg. Er verursacht auf seinem Weg aber auch Emissionen und Kosten, die er verringern könnte, würde er näher beim Arbeitsplatz wohnen.

    Wenn wir beim Beispiel Calida bleiben wollen: Momentan ist der Sprit in der EU günstiger als bei uns. Also tankt Calida wohl in der Schweiz. Das wird dann eventuell teurer, weshalb man sich (noch eventueller) die Logistikkosten genau anschauen wird. Vielleicht würde es dann eben rentieren, für die gleiche Arbeit etwas mehr zu bezahlen, dafür weniger weit zu fahren.

    Doch, es nützt etwas, wenn wir in der Schweiz etwas zur Senkung des CO2-Ausstosses tun. Wir sind ein reiches Land und können in dieser Beziehung eine Vorreiter- und Vorbildrolle einnehmen. Wir profitieren imagemässig und können technologisch bessere Lösungen anbieten, die auf dem Markt gefragt sein werden. Auf den gesamten Ausstoss hat das natürlich nur marginalen Einfluss. Aber es geht, wie gesagt, um den grösseren Zusammenhang.

  26. Ich finde, viele Leute müssten gar nicht pendeln, sondern sie entscheiden sich aktiv dafür.

    Es gab mal eine Zeit, da wurde Pendeln vom Bundesrat quasi vorgeschrieben. Damals argumentierte, dass der Arbeitnehmer halt einen längeren Arbeitsweg auf sich nehmen muss, um Arbeit zu finden. Arbeitet einer in Zürich, wohnt in Kaltbach, kann er unter Umständen gar nicht nach Zürich ziehen, weil er die Mieten dort nicht bezahlen kann.

    Momentan ist der Sprit in der EU günstiger als bei uns. Also tankt Calida wohl in der Schweiz.

    Du meinst wohl, in der EU ist’s teurer, also tankt Calida ausserhalb der Schweiz?

    Das wird dann eventuell teurer, weshalb man sich (noch eventueller) die Logistikkosten genau anschauen wird.

    Yup. Tanken wird man dort, wo’s am günstigsten ist. Weiss gar nicht, ob Calida eine eigene LKW-Flotte hat, aber wenn’s so wäre, könnte man sich bzw. dafür entscheiden, diese Sparte aufzulösen, die Chauffeure zu entlassen und statt dessen mit einem Spediteur zu arbeiten, der günstiger ist. Die Wirtschaft wird immer den Weg beschreiten, der am wenigsten Kosten verursacht.

    Wir sind ein reiches Land und können in dieser Beziehung eine Vorreiter- und Vorbildrolle einnehmen.

    Gegen Forschung und Innovation hab ich überhaupt nichts. Nur will ich nicht mehr dafür bezahlen müssen.

    Wir profitieren imagemässig

    Das bringt uns was? Lassen uns dann die Amis wegen dem Steuertheater in Frieden? Hört die EU dann auf, uns zu gängeln?

    können technologisch bessere Lösungen anbieten, die auf dem Markt gefragt sein werden

    Da ziehe ich es aber wirklich vor, ein paar Steuerfranken mehr in «Forschung und Entwicklung» zu stecken und dafür nur 10 statt 20 Gripen zu kaufen.

  27. Oops, da hab› ich natürlich was verwechselt. Stand jetzt: Benzin ist in der Schweiz billiger, also wird hier getankt.

    Zum Pendeln: Weil man in Zürich arbeitet, muss man nicht in Zürich wohnen. Aber vielleicht in der Nähe, wo auch die Mieten bezahlbar sind und man mit der S-Bahn ins Zentrum kommt.

    Genau, die Wirtschaft will Kosten sparen. Wir wollen nicht mehr Verkehr. Also führen erhöhte Kosten zum Ziel.

    Die EU gängelt uns? Hab› ich noch nicht bemerkt.

    Meine Meinung zur Armee kennst Du ja schon.

  28. Autofahrer sind Verursacher vieler Unfälle, welche Velofahrer involvieren. Also doch Verursacherprinzip.

    Und bei all diesen Unfällen ist natürlich nur der Automobilist schuld und nicht etwa der Velofahrer, der sich rücksichtslos verhält …

    Ja, natürlich ist der Autofahrer schuld. Lies doch mal die Schweizer Gesetze, und halte Ausschau nach dem Begriff «Gefährdungshaftung». Wenn ein Velofahrer in einen Autofahrer fährt und stirbt, dann ist der Autofahrer mitschuldig, weil der Velofahrer ohne Autofahrer nicht gestorben wäre. Du musst nicht Auto fahren, aber du gefährdest dadurch andere. Deshalb bist du immer schuldig, wenn etwas passiert.

    Das ist aber eigentlich eh irrelevant, weil wir über’s Verursacherprinzip sprechen, und nicht über Schuld.

    Ich bin der Meinung, dass Autofahren zum «allgemeinen Gut» gehört und deshalb allen Schichten zur Verfügung stehen soll.

    Mein Gott, du wirst ja noch zum Sozi. Forderst du jetzt staatlich finanzierte BMWs für Obdachlose?

    Sicher, aber es liegt weder an Dir noch an mir, irgendwem vorzuschreiben, wann er sein Auto wie einzusetzen hat.

    Ja, deshalb fahren wir auch alle mit 300 auf der Autobahn, und natürlich auf der falschen Strassenseite.

    Ich dachte immer, Lenkungsmassnahmen seien euch lieber als Vorschriften? Aber das ist wohl nur ein theoretisches Argument gegen Vorschriften, und keine ehrliche Grundhaltung.

    Mit ein Grund, weshalb der ÖV zu Stosszeiten so hoffnungslos überlastet ist und mich zwingt, von Sursee nach Bern die ganze Strecke zusammengepfercht zwischen Toilettentür und Durchgang zu stehen.

    Hm, ich frage mich, woran das bloss liegt. Ich erinnere mich vage an irgend eine Partei, die immer gegen den öffentlichen Verkehr arbeitet und alles Geld in die Strassen statt ihn die Bahn stecken will. Mann, was war das bloss für eine Partei… kommt mir gerade nicht in den Sinn.

    Gegen Forschung und Innovation hab ich überhaupt nichts. Nur will ich nicht mehr dafür bezahlen müssen.

    Dann bezahlst du am Ende zehnfach.

    Wer in einer Alphütte in der Surselva leben und in Zürich arbeiten will, der hat dann halt einen weiten Arbeitsweg.

    Aber dafür einen schönen! 🙂

  29. Weil man in Zürich arbeitet, muss man nicht in Zürich wohnen. Aber vielleicht in der Nähe, wo auch die Mieten bezahlbar sind und man mit der S-Bahn ins Zentrum kommt.

    Gibt’s im Grossraum Zürich noch solche Orte? Aber mal abgesehen von den Mieten gibt’s noch andere Gründe, um nicht umzuziehen. Man hat sich vielleicht grad eben ein Haus oder eine Wohnung gekauft, man will sein soziales Umfeld nicht verlassen, etc.

    Wenn ein Velofahrer in einen Autofahrer fährt und stirbt, dann ist der Autofahrer mitschuldig, weil der Velofahrer ohne Autofahrer nicht gestorben wäre.

    Auch wenn die Aussage ziemlich simplifiziert ist, kann das womöglich so zutreffen. Um SVG Art. 58 steht in Absatz 1:

    «Wird durch den Betrieb eines Motorfahrzeuges ein Mensch getötet oder verletzt oder Sachschaden verursacht, so haftet der Halter für den Schaden.»

    Deshalb gibt’s die obligatorische Haftpflichtversicherung. Dem gegenüber steht aber der Art. 59, wo es um die Ermässigung der Haftung geht:

    «1 Der Halter wird von der Haftpflicht befreit, wenn er beweist, dass der Unfall durch höhere Gewalt oder grobes Verschulden des Geschädigten oder eines Dritten verursacht wurde ohne dass ihn selbst oder Personen, für die er verantwortlich ist, ein Verschulden trifft und ohne dass fehlerhafte Beschaffenheit des Fahrzeuges zum Unfall beigetragen hat.»

    Die Beweisschuld liegt zwar beim Autofahrer, was aber beim Prinzip der Gefährdungshaftung wohl statthaft ist.

    http://www.admin.ch/opc/de/classified-compilation/19580266/index.html

    Ich erinnere mich vage an irgend eine Partei, die immer gegen den öffentlichen Verkehr arbeitet und alles Geld in die Strassen statt ihn die Bahn stecken will.

    Ich möchte noch in Erinnerung rufen, dass in der letzten Session beschlossen wurde, viel Geld in den Ausbau der Bahn zu stecken.

    Die sagenumwobene Partei, die du da ansprichst, ist nicht dagegen, die Bahn auszubauen. Aber sie ist dagegen, dass nur bei der Bahn investiert wird und bei den Strassen nichts passiert. Man kann die Strasse nicht gegen die Schiene ausspielen und umgekehrt. Beide Verkehrsträger sind wichtig.

  30. Naja, das S-Bahn-Netz reicht bis tief in den Aargau. Denke schon, dass es noch solche Orte gibt. Ich staune, dass gerade Du nicht verlangst, dass die Arbeitnehmer umzugswillig sind. Wenn man sein soziales Umfeld nicht verlassen will, damit man nicht oder weniger weit pendeln muss, darf man sich auf der anderen Seite dann halt nicht über den Verkehr aufregen… 😉

  31. Naja, das S-Bahn-Netz reicht bis tief in den Aargau.

    Naja, dann kann er ja auch gleich von Sursee nach Zürich pendeln, das macht dann nicht mehr viel aus.

    Ich staune, dass gerade Du nicht verlangst, dass die Arbeitnehmer umzugswillig sind.

    Ich kann den Menschen doch nicht vorschreiben, wo sie zu wohnen und wo sie zu arbeiten haben? Ich heisse nicht Leuthard 😉

    Hingegen wäre eine Ausweitung der Blockzeiten in den Firmen hilfreich. Könnte man nämlich z.B. auch erst um neun ins Büro hocken, würde das die Rush-Hour etwas entlasten. Auf Strasse und Schiene, notabene.

    Wenn man sein soziales Umfeld nicht verlassen will, damit man nicht oder weniger weit pendeln muss, darf man sich auf der anderen Seite dann halt nicht über den Verkehr aufregen…

    Ich finde, du verbindest hier zwei Dinge, die nicht zusammengehören.

  32. Dann bist Du also für liberale Öffnungszeiten? Wir depperten Luzerner lehnen da ja jede echte Lockerung ab…

    Klar gehören die Dinge zusammen. Wenn Leute wegen ihres sozialen Umfelds zu Pendlern werden, sind sie doch am Verkehr «mitschuldig». Die Entscheidung, nicht Umzuziehen führt zu mehr Verkehr.

    Wären es Ausländer, die umziehen müssten, könntest Du denen dann plötzlich ziemlich viel vorschreiben ohne Leuthard zu heissen… 😉

  33. Dann bist Du also für liberale Öffnungszeiten?

    Erstens ist es mir persönlich eigentlich egal, ob die Läden bis um halb sieben oder bis Mitternacht geöffnet haben.

    Zweitens hat das Luzerner Volk schon zweimal Nein gesagt dazu. Grundsätzlich erübrigt sich eine weitere Diskussion zu diesem Thema.

    Längere Öffnungszeiten aber führen zu höheren Personalkosten bei gleichbleibendem Umsatz, kleine Läden können da nicht mehr mithalten und werden schliessen müssen. Das war dann der Grund für mich, zweimal Nein zu stimmen.

    Wären es Ausländer, die umziehen müssten, könntest Du denen dann plötzlich ziemlich viel vorschreiben ohne Leuthard zu heissen…

    Au ja, ich hab jetzt so lange drauf gewartet, bis das kommt … 😉

    Aber ernsthaft: wir sind jetzt bald 8 Millionen in unserem kleinen Ländle, das gibt automatisch mehr Verkehr.

  34. Ich fasse zusammen: Öffnungszeiten sind Dir persönlich egal, trotzdem stimmst Du an der Urne zwei mal gegen eine Liberalisierung derselben. Schweizer dürfen weiter gerne pendeln, Ausländer lieber nicht. Verkehrsproblem gelöst. 🙂

  35. Öffnungszeiten sind Dir persönlich egal, trotzdem stimmst Du an der Urne zwei mal gegen eine Liberalisierung derselben.

    Hab ja begründet, weshalb.

    Schweizer dürfen weiter gerne pendeln, Ausländer lieber nicht.

    Hab ich nie gesagt.

    Verkehrsproblem gelöst

    Wir können das Problem nur lösen, wenn wir die Strasse und die Bahn ausbauen.

  36. Entweder ist es Dir egal, dann stimmst Du nicht oder dafür, oder Du bist gegen eine Liberalisierung. So macht es für mich keinen Sinn.

    Wir können das Problem nur lösen, wenn wir die Strasse und die Bahn ausbauen.
    Einverstanden!

  37. Entweder ist es Dir egal, dann stimmst Du nicht oder dafür, oder Du bist gegen eine Liberalisierung. So macht es für mich keinen Sinn.

    Ja, meine persönliche Ansicht, dass ich kein Bedürfnis habe, später als 18:30 oder an Samstagen nach 16:00 Uhr alles einkaufen zu können, ist in diesem Falle tiefer zu werten als die Konsequenz von möglichem «Lädelistärbe» wegen zu grossen Personalkosten.

    In dem Falle kann ich zu Protokoll geben, dass der Satz, es ist mir egal, aus dem Protokoll gestrichen wird.

    Wir können das Problem nur lösen, wenn wir die Strasse und die Bahn ausbauen.
    Einverstanden!

    Na siehste, da sind wir doch mal einer Meinung.

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