Social Media gone bad

Natürlich will ich die Bombenleger vom Boston Marathon in keiner Weise verteidigen. Was mir aber letzte Woche gar nicht gefallen hat, ist die Art, wie da teilweise berichtet wurde. Das beginnt damit, dass in den USA schnell der Hashtag #manhunt auf Twitter auftauchte. Ein Hashtag, wie er auch von etablierten Medien genutzt wurde. Der Social Media Watchblog hat einen Beitrag zu dem Thema. Und es endete damit, wie man auf den sozialen Medien (aber sicher auch im RL) das Ende der Jagd feierte.

Während der «Jagd» auf die Täter kursierten (mindestens) vier falsche Namen auf Facebook, Twitter oder Reddit. The Week hat das in einem Artikel schön zusammengefasst. Offenbar ist es in den USA mittlerweile zum Volkssport geworden, den Polizeifunk abzuhören. Dort wurden diverse Namen genannt, die später als mögliche Täter die Runde machten. Man kann sich kaum vorstellen, wie furchtbar es für die zu Unrecht verdächtigten Personen gewesen sein muss. Kommt hinzu, dass ihre Namen wohl für immer im Internet im Zusammenhang mit den Bombenlegern zu finden sein werden.

Maurice Thiriet vom Tagesanzeiger fordert von den Medien eine neue Maxime. An die Stelle von Be First müsse Be the first to be right treten. Das ist natürlich eine gute Idee. Nur: Auflage bringt das keine. Und Klicks auch nicht. Hintergründe und Nebensächlichkeiten wie die Wahrheit interessieren in einer Manhunt eben niemanden. Möglichst schnell soll jemand gefunden und zur Strecke gebracht werden. Ob er der Verursacher ist spielt da lediglich eine Nebenrolle. Da die Mittel des Social-Media-Spektrums das Potenzial der Be-First-Medien multiplizieren stellen sie in dieser Kombination eine durchaus realistische Gefahr dar. Nicht auszudenken, jemand hätte sich einen der vier fälschlicherweise verdächtigen Personen in einem Anfall von Selbstjustiz zur Brust genommen…

 

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