Meiden: Onlineticketexpress.com

Wie man hier auch schon hat lesen können, mag ich den FC Barcelona ganz gerne. Weil ich nicht jedes Jahr nach Spanien reisen kann, schaue ich mir jeweils jene Spiele an, die in erträglicher Distanz stattfinden. Das wären dann neben theoretisch möglichen Begegnungen in der Schweiz vor allem jene in München und Mailand. Dieses Jahr war also mal wieder Milano dran, wo Barça auf die AC Milan treffen sollte. Da meine übliche «Ticketquelle» (Freunde einer Verwandten eines Freundes…) versiegt war und ich nicht im weit oben gelegenen Gästesektor landen wollte, machte ich mich auf die Suche nach Onlineticketanbietern.

Der erste Eindruck

Man muss sagen, Onlineticketexpress.com schaut sehr seriös aus. Nicht nur, weil da steht, dass man das seit 1994 mache und grossartige Preise für die besten Tickets garantiere. Nein, die Site bietet neben verschiedensprachigen Telefonhotlines auch einen Onlinechat, der tatsächlich auch funktioniert.

Die Bestellung – Mehr als zwei Wochen vor dem Spiel

Am 4. Februar, also über zwei Wochen vor dem Spiel entschied ich mich für ziemlich gute Tickets von Onlineticketexpress.com. Logisch, dass die auch ziemlich viel kosten. Sitzplatzgenau konnte man die Tickets zwar nicht wählen, aber die Kategorie «VIP Gold» wurde mit den Worten «Very Good Alongside Tickets» beworben. Ok, das war ja genau das, was ich suchte. Also schreckten mich auch die 260 Euro pro Platz nicht ab. Oder sagen wir: nicht genug. Ich bezahlte mit Kreditkarte und erhielt wenig später ein Email. Da war ein Formular dran, womit man die Belastung der Kreditkarte nochmals bestätigen musste. Das Formular musste unterschrieben zurückgefaxt bzw. -mailt werden. So weit, so seriös. Damit ich die Tickets keinesfalls verpassen sollte, bestellte ich sie an meine Geschäftsadresse.

18. Februar – 2 Tage vor dem Spiel

Ich bin ja nun nicht eben der supernervöse Typ. Als zwei Tage vor dem Spiel noch kein Zeichen von den Tickets zu sehen oder lesen war, schrieb ich den Support per Mail an. Ausserdem versuchte ich die deutsche und die englische Telefonnummer, wobei ich jeweils «Traffic» wählte. Das Telefon wurde kein einziges Mal abgenommen. Am Ende erklang jeweils ein Voicemailtext, der dann aber von der Information einer bereits vollen Mailbox gefolgt wurde.

19. Februar – 1 Tag vor dem Spiel

In der Post immer noch keine Tickets. Also ging’s wieder ans Telefon. Dieses Mal entschied ich mich für «Customer Service», worauf tatsächlich jemand am anderen Ende ertönte. Normalerweise würden die Tickets mit einem privaten Logistikunternehmer transportiert, was dieses Mal aber zu knapp würde. Der Herr wollte mich direkt mit der italienischen Abteilung der Firma verbinden, was leider misslang. Als musste ich erneut anrufen und gelangte an einen anderen Mitarbeiter. Übrigens sagt keiner von denen einen Namen. Wieder die Mitteilung, dass die Tickets nicht mehr versendet werden konnten. Ich würde deshalb bis morgen Mittag über die «Pick Up Location» in Milano informiert. Aha.

20. Februar – der Tag des Spiels – zuhause

Natürlich erwartete ich nun sehnlichst den Anruf von Onlineticketexpress.com. Und natürlich blieb der aus. Also rief ich zum gefühlt 100. Mal selber an. Das mit dem «Traffic Department» versuchte ich schon gar nicht mehr, aber auch beim «Customer Service» wollte zunächst niemand meinen Anruf entgegennehmen. Als es dann doch jemand tat, wurde ich auf ein Mail verwiesen, das ich bereits vorgestern erhalten haben soll. Es sei bei mir vielleicht im Spamordner gelandet. Tatsächlich, dem war so. Wenig verwunderlich, wenn man einen Betreff wie diesen verwendet: Shipping Address in Milano needed ASAP!!!!!!!!!!! Order ID: 1475. Allerdings stand dort auch noch nix von dem Ort drin, wo ich meine Tickets würde holen können. Also erneut anrufen. Ich müsse die Tickets in der «Bar Vanilla» abholen. So weit, so unseriös.

20. Februar – der Tag des Spiels – in Mailand

Tatsächlich fand sich dann noch ein Mail, das auch die Adresse der Bar und ein paar Angaben zur Übergabe enthielt. Nach gut drei Stunden Fahrt kamen wir bei der Bar an. Anders als der Name vermuten lassen würde, war es tatsächlich «nur» eine Bar. Eine ziemlich kleine Bar. Hinter der schmalen Holztheke stand der Barkeeper, der offenbar auch für die Tickets verantwortlich war. Mein Name, meine Bestellnummer und – interessanterweise – meine ID-Nummer mussten festgehalten werden, damit ich dann den sagenumwobenen Umschlag mit den Tickets in die Hand gedrückt erhielt. Dazu gab es ein angeheftetes Blatt Papier, auf den ein italienischer Text gedruckt war.

20. Februar – der Tag des Spiels – vor dem Stadion

Nach einer kurzen Autofahrt und einem etwas längeren Fussmarsch standen wir vor dem San Siro Stadion. Endlich. Nach einer kurzen Stärkung ging es zum entsprechenden Eingang. Davor hatte sich – typisch italienisch – eine Traube anstelle einer Schlange von Menschen gebildet. Als ich dann mein Ticket zeigte, wurde ich nach der ID gefragt. Doch mein Name war nicht identisch mit dem auf der Eintrittskarte. Das müsse man am Schalter vor Eingang 8 abändern lassen. Noch waren es mehr als 45 Minuten bis zum Beginn des Spiels, also mehr als genug Zeit. Sollte man meinen. Die Dame am Schalter konnte etwa so gut Englisch, wie ich Italienisch. Doch ich verstand, dass man den Namen auf der Karte nicht mehr ändern könne und vor allem nicht hier. Das sei nur bis 12:00 am Spieltag und nur via Internetseite der AC Milan möglich. Ich erklärte ihr, dass wir extra eine dreieinhalbstündige Fahrt für dieses Spiel auf uns genommen hatten. Das half allerdings ebenso wenig, wie der Hinweis, dass ich das Ticket ja erst vor rund einer Stunde bekommen hatte. So war es mir ja gar nie möglich, den Namen rechtzeitig zu ändern.

Da sich die Dame nicht umstimmen liess, versuchte ich es noch bei einem sympathisch aussehenden Herrn an einem anderen Schalter. Doch es gab nur die gleiche Leier zu hören. Nun kam noch das Blatt Papier vom Umschlag dazu. Darauf stand wie man den Namen auf dem Ticket ändern  könne. Nur ging das ja zum Zeitpunkt der Übergabe längst nicht mehr. Der Mann am Schalter verstand mein Anliegen, sah sich aber nicht imstande mir weiterzuhelfen. Das sei wirklich Pech.

21. Februar – der Tag nach dem Spiel

Unverrichteter Dinge ging es also wieder zurück in die Schweiz. Klar, dass ich den Leuten von Onlineticketexpress.com etwas zu sagen hatte. Zunächst verlief der ganze Prozess sehr mühsam und schliesslich wurde mir der Einlass trotz teurem Ticket verwehrt. Ich verlangte also mein Geld zurück. Doch dem online Kundenservice fiel nichts Schlaueres ein, als mich nach einem Beweis dafür zu fragen, dass ich nicht ins Stadion gelassen wurde. Wie genau soll man das denn beweisen?

We are sorry for any inconvenience caused. We need proof that you were denied entrance  or that the tickets were denied or confiscated before we can proceed. Please email us the letter from the club or any other documents you received.

Das wäre dann noch der genaue Wortlaut aus dem Mail. Natürlich habe ich keinen Brief vom Club erhalten, der bestätigen würde, dass man mich nicht reingelassen hat. Wäre ja auch sehr seltsam. Das Vorgehen des Clubs ist nachvollziehbar: Stimmt der Name auf dem Ticket nicht mit dem auf der ID überein, kommt der Gast nicht ins Stadion. Da braucht es weder Dokument, noch Brief, noch sonst irgendeine schriftliche Bestätigung. Man wird einfach nicht reingelassen. Punkt.

Das Verhalten von Onlineticketexpress.com ist äusserst kundenunfreundlich. Auf meine weiteren Emails hat der Kundenservice dann gar nicht mehr reagiert. Ich hoffe, dass mein Erlebnis anderen Kunden erspart bleibt. Deshalb mein Tipp: Onlineticketexpress.com meiden!

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