Wenn der Blick die Wortwahl kritisiert

Natürlich kritisiert der Blick nicht seine eigene Wortwahl. Auch nicht die eines ebenso stilvollen Konkurrenzblattes. Nein, Cédric Wermuth hat sich mit seinem Vergleich eines Sturmgewehren mit einem Phallussymbol offensichtlich tief in die ringierschen Nesseln gesetzt. Er beleidige Soldaten heisst es denn auch in der Überschrift des Artikels. Der Wortlaut entsprechend dem Beitrag auf der Website von Wermuth:

[…] Mit der Zwangsmilitarisierung der jungen Männer fördern wir nicht nur ein antidemokratisches Menschen- und Gesellschaftsbild, wir festigen darüber hinaus auch noch antiquierte Rollenbilder. Der Kollege Freud würde hier vielleicht die 21- oder 18-wöchige RS als eine Art abrupte Trennung der Männer von ihren Müttern und allem Weiblichen interpretieren, und er läge damit gar nicht so falsch. Sagt man doch gerne in diesem Land: Erst die Armee macht uns zu richtigen Männern; ich war selbstverständlich nicht dort. Auf die Jagd gehen nach dem Feind, durch den Dreck robben, mit diesen Phallusersätzen, genannt Sturmgewehren, rumballern, in weitgehend sinnentleerten Solidargemeinschaften herumgrölen – die das tun, sind anscheinend die echten Männer. Wer immer von Ihnen schon einmal das Vergnügen hatte, eine Gruppe RS-Soldaten im Ausgang oder im Zug zu treffen, weiss, wovon ich spreche. Das kann definitiv nicht das Männerbild der Zukunft sein. […]

Nicht nur die Boulevardpresse echauffierte sich ob er Wortwahl. Auch zartbesaitete Politiker à la Hans Fehr von der SVP fühlten sich dadurch offenbar in der Ehre verletzt. Wer so viel Blödsinn erzähle, meinte Fehr, hätte einen Nobelpreis verdient. Und auch SVP-Literat Freysinger liess sich zu einer Antwort hinreissen. In der RS habe er literarisch profitiert, indem er die gesammelten Werke Steinbecks lesen haben könne. Wermuth reagierte geschickt:

Danke Herr Freysinger für das Aufdecken der offensichtlichen Bedeutung der Rekrutenschule in diesem Land – Sie hätten es nicht besser beschreiben können.

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